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Fernsprecher Nr. 4.
181.
Reuen bürg, Freitag de» 12. November MS.
73. Jahrgang
Hum SrnlLSankistt.
ex. — Ein zweites Erntedankfest feiern wir im Krieg — wir feiern es nicht mit weniger aufrichtiger Dankbarkeit als das erste, und ich meine: unsere Dankbarkeit ist durch die Erfahrung dieses Jahres noch tiefer und fester begründet worden. Wir wissen heule, wie viel wir zu danken haben, wenn wir unser Tischgebet sprechen!
Gott hat uns unser täglich Brot gegeben auch dieses Jahr — ganz allein aus unsrem Boden — freilich bis tief ins Feindesland hinein wogten die deutschen Kornfelder. Ueberlegen wir doch recht nüchtern die Möglichkeiten dieses besonderen Jahres! Es hätte doch ein völliges Mißjahr kommen können — ohne den Ausgleich durch die Zufuhr vom Ausland hätte es unser Untergang sein müssen. Der teufliche Plan der Feinde, uns durch Hunger zu zwingen, hätte gelingen müssen. Gott, der Herr der Natur, der Regen und Sonnenschein gibt, hat es nicht gewollt, daß das des deutschen Reiches Ende sei. Des find wir froh und dankbar!
Es ist aber vielleicht gut. wenn wir eine zweite Erkenntnis hinzufügen: Gott hat uns doch den Brotkorb merklich höher gehängt, und auch das ist ein Segen für unser Volk. Unsre Ernte ist keine Ernte ersten Rangs geworden. Es ist uns nicht soviel gewachsen, daß wir unfern Brotkartenbetrieb hätten wieder aufgeben können, auch nicht soviel, daß wir die Brotportion hätten wesentlich größer machen können, wie wir es wohl gehofft hatten. Es bleibt bis auf weiteres bei der Knappheit und bei der Sparsamkeit.
Und nicht bloß beim Brot und Mehl. Es ist noch manches andre knapp — zumal das Fleisch, das viele fast übers tägliche Brot zu stellen gewohnt waren. Wir haben kürzlich alle miteinander „Fasttage" vorgeschrieben bekommen — das tägliche Fleisch und gar das täglich öfter begehrte Fleisch muß abgeschafft werden. Bei unfern Feinden regt sich immer wieder die Hoffnung: sie werden am Ende doch noch dem Hunger ausgeliefert werden! Wir aber fangen an, den Segen dieser Erziehungen zu spüren. — Nicht bloß, daß es nach den Zeiten der anspruchsvollen Ueppigkeit sehr heilsam ist für unfern inneren Menschen, Bescheidenheit zu üben. Wir merken den Segen auch an unsrem Leibe. Da und dort bekennt eine Hausfrau, ja auch ein Familienvater: wir haben zu üppig gegessen — meine Leute werden gesünder durch die vom Krieg auferlegte Einfachheit. Schon hört man dasselbe Urteil auch da und dort in der Öffentlichkeit aus berufenem Munde: die Not wird zum Segen, der Verzicht führt zur Gesundung! Und wenn es gar so weit kommt, daß da und dort der Entschluß reift: wir machen im Frieden so weiter! — dann ist der Gewinn unschätzbar. Dann können wir uns bei den Feinden am Ende bedanken für den Anstoß zum Fortschritt, den sie uns wider Willen gegeben haben.
Ja, es wird auch zum Großen und Unvergeßlichen dieser Kriegszeit gehören, was wir erlebt haben mit dem täglichen Brot, mit Ernte und Herbst.
„Lobe den Herrn, meine Seele, und vergiß nicht, was er dir Gutes getan hat!"
TklkMuml des WilffHe» Köm an den „EnMn".
(WTB.) Den 11. November, nachm. 4.00 Uhr. Großes Hauptquartier, 11. November. Amtl. Westlicher Kriegsschauplatz:
An verschiedenen Stellen der Front Artilleriekämpfe, sowie lebhafte Minen- und Handgranaten-
Tätigkeit. Ein englisches Flugzeug mutzte nordwestlich von Vapaume landen. Die Insassen find gefangen genommen.
Oestli ch er Kriegs sch anplatz:
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls von Hindenburg:
Bei Kemmern (westlich von Riga) wurden gestern drei Angriffe, die durch Feuer russischer Schiffe unterstützt wurden, abgeschlagen.
In der Nacht sind unsere Truppen planmäßig und ungestört vom Feinde aus dem Waldgelände westlich und südwestlich von Schlok zurückgezogen worden, da es durch den Regen der letzten Tage in Sumpf verwandelt ist.
Bei Bersemünde (südöstlich von Riga) kam ein feindlicher Angriff in unserem Feuer nicht zur Durchführung. Bei einem kurzen Gegenstoß nahmen wir über 100 Russen gefangen.
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls Prinz Leopold von Bayern:
Die Lage ist unverändert.
Heeresgruppe des Generals v. Linsin gen:
Unterstützt von deutscher Artillerie, warfen österr.-ungarische Truppen die Russen aus Kos- cichnowka (nördlich.-er Eisenbahn Kowel-Sarny) und ihren südlich anschließenden Stellungen. 7 Offiziere, über 200 Mann, 8 Maschinengewehre wurden eingebracht.
Südlich der Bahn scheiterten russische Angriffe.
Balkan-Kriegsschauplatz:
Die Verfolgung der Serben im Gebirge, südlich der westlichen Morawa, hat gute Fortschritte gemacht. Ueber 4000 Serben wurden gefangen genommen.
Die Armee des Generals Bojadjeff hat die Morawa an mehreren Stellen überschritten.
Oberste Heeresleitung.
Sofia, 11. Nov. (WTB.) Amtlicher Heeresbericht vom 9. Nov: Unsere Truppen setzten die Verfolgung des geschlagenen serbischen Heeres auf dem linken Ufer der Morawa fort. Täglich entdecken wir in den eroberten Städten neue Beute. Im Morawatale und entlang der Eisenbahn brachten wir heute ein: 4 Schnellfeuerhaubitzen, 8 Schnell- feurrfeldgeschütze mit gefüllten Munitionswagen, mehrere Maschinengewehre mit ihren Bespannungen. 9 große neue Scheinwerfer, darunter 4 feste und 5 bewegliche und 800 Mann. Südlich von Lescovac in der Umgebung des Bahnhofes Grablinitza erbeuteten wir 10 Lokomotiven und 400 Eisenbahnwagen, davon 50 mit Material verschiedener Art beladen.
Berlin, 11. Nov. Von der russischen Grenze meldet die „National - Zeitung": Soweit sich die serbischenBerluste heute übersehen lassen, werden sie von serbischen höheren Militärs vorsichtig auf etwa 72000 bis 75000 Mann geschätzt. Hervorragende Formationen, wie die neue Timok- und die alte Schumadia - Division haben ganz entsetzlich gelitten und bis zu 75°/o ihres Bestandes verloren. Die serbische Nordarmee hat jede Fühlung mit dem Expeditionsheer der Alliierten verloren.
Köln, 11. Nov. (GKG.) Laut der „Kölnischen Zeitung" drahtet Magrini dem „Secolo". der serbische Krirgsrat habe sich in Anwesenheit der Militärattaches des Vierverbandes zum Rückzuge ent
schlossen. um den Rest der serbischen Armee nach Skutari und Durazw zu retten. Mit dem Tode des Finanzministers Patschu verlor Serbien seinen tüchtigsten Finanzmann. Die Kunde von der Einnahme von Nisch habe bei den serbischen Flüchtlingen in Saloniki eine wahre Verzweiflung erzeugt. Magrini sagt, die Tragödie Serbiens gehe nun rasch ihrem Ende entgegen.
Frankfurt, 11. Nov. (GKG.) Die„Frkf.Ztg." meldet aus Lugano: Die bevorstehende Landung der Ententetruppen in Santi Quaranta und ihr Vormarsch über Goritza nach Monastir wird nunmehr durch ein Telegramm Magrinis aus Saloniki im „Secolo" bestätigt. Magrini fügt hinzu, daß wahrscheinlich auch italienische Truppen diesen Weg ziehen werden^ Die ganze Ernte des Moravatals, der fruchtbarsten serbischen Provinz, sei jedoch in deutsche Hände gefallen. sodaß die Ernährung der serbischen Flüchtlinge Sorgen erregt.
Rotterdam, 11. Nov. (GKG.) Die Londoner „News" schreibt: Serbien ist vorläufig nicht zu retten. Unsere Aufgabe muß jetzt sein, die serbische Regierung vor übereilten Schritten zu bewahren.
Bukarest, 10.Nov. (WTB. Nichtamtlich.) Meldung des Wiener K. K. Telegr.-Korresp.-Bur.: Der hiesige serbische Gesandte Marinkowitsch hat vor einigen Tagen die serbischen Flüchtlinge auf rumänischem Boden besucht. Nach halbamtlichen Mitteilungen befinden sich in Turn-Severin gegen 3000 und in der Umgebung und in den Dörfern an der Donau gegenüber dem ehemaligen serbischen Ufer gegen 8000 Flüchtlinge. Die rumänischen Behörden und die Bevölkerung nehmen sich der Flüchtlinge an. Infolge der Bemühungen der österr.-ungarischen Regierung find gegen 1000 Flüchtlinge in ihre Heimat zurückgekehrt.
London, 11. Nov. „Central News" meldet aus Rom: Nach hier eingrlaufenrn Nachrichten fanden blutige Gefechte zwischen einer großen Anzahl aufständischen Albaner und Montenegriner in dem Bezirk von Dschakora statt, im Verlauf deren die Albaner auf albanisches Gebiet zurückgeworfen wurden. 2000 Mann montenegrinischer Truppen haben die Verfolgung der Albaner ausgenommen.
Venizelos enthüllt sich. Venizelos sieht seine im englischen Solde stehenden politischen Bestrebungen scheitern und scheint sich nun entschließen zu wollen, sein wahres Antlitz zu zeigen. Er treibt keine griechische Politik, sondern englische und scheut nicht vor dem Versuch, sie auf antidvnastischer Basis zu verfolgen. Er hat auf Kreta, Heiner Heimat- insel, mit der Agitation gegen die Dynastie begonnen und ebenso auf Korfu und Mytilene. In Korfu zerstörte die Menge einen Teil des Achilleions. Sie beendete die Zerstörung nicht, dank dem Eingreifen einiger Notabeln, welchen es gelang, die Gemüter zu beruhigen. In Larissa und Korinth fanden öffentliche Versammlungen statt, in denen Tagesordnungen angenommen wurden, worin die Absetzung des Herrscherhauses und die Einführung eines wirklich nationalen Regimes gefordert wird. Man wird diese lokalen Vorkommnisse nicht überschätzen dürfen, weiß man doch, daß das ganze Heer und der größte Teil des Volkes hinter dem König steht, im Gegenteil man wird es begrüßen dürfen, daß Venizelos sich mehr und mehr enthüllt und sein wahres Gesicht zeigt. Hat das griechische Volk dieses erst erkannt, wird die Stellung der Englandheloten erschüttert sein.
Stockholm, 11. Nov. (GKG.) Dagens schreibt: Rußlands Drohung, auf dem Balkan 400000 Truppen zu landen, ist ein Bluff. Rußland hat nicht 100000 Mann übrig, sonst wäre seine Lage an der Westfront trotz aller Menschenopferungen nicht so trostlys.
Berlin, 11. Nov. Aus Rotterdam wird dem „Lokalanzeiger" berichtet: Dem russischen Eisenbahn-