Wien. 18 Sept. Aus Czernowitz wird nach derD. T. geweidet: Die letzten Arnlleriegefechle an der bessarabischen Grenze verliefen für uns be­sonders erfolgreich. Durch unsere Flieger konnte fest­gestellt werden, daß im Laufe der letzten 10 Tage vier russische Batterien durch unsere schwere Artillerie venichtet wurden.

Kopenhagen. 17. Sept, Einem Londoner Tele­gramm aus Petersburg zufolge erließ, wie dem Lok.-Anz." bericht wird, der Zar eine Amnestie für politische Vergehen. Hierdurch erhalten über 100000 politische Gefangene die größtenteils nach Sibirien verschickt worden waren, ihre Freiheit wieder.

Berlin, 18. Sept. DasTageblatt" veröffentlicht eine Besprechung seines Mitarbeiters Emil Ludwig mit dem türkischen Kriegsminifter Enver Pascha. Dieser rühmte die deutsche Hilfe vor den Dardanellen und betonte, daß man. soweit Deutsche dort seien, unter ihrer Leitung und Leistung zu Lande und zu Wasser sehr zufrieden sei. Auf die Frage, ob nicht ein russischer Vorstoß aus Konstantinopel zu erwarten sei, erwiderte Enver Pascha:Wir sind fertig; sie können kommen wo sie wollen. Wir haben Über zwei Millionen Mann unter den Waffen. Im vorigen Monat hatten wir 1940000 Mann. Seitdem - sind neue Kadres gebildet worden, so daß wir auf über zwei Millionen gekommen sind. Die etwa 50000 unarmierten Armenier und Griechen find hierbei nicht mitgezählt. Auch die jüngsten diesjährigen Mann­schaften sind noch nicht dabei.

Berlin. 18 Sept. Aus Konstantinopel meldet das Berliner Tageblatt": Die Alliierten haben bei den Dardanellen in den letzten 10 Tagen 8000 Tote und und 17000 Verwundete gehabt.

Frankfurt, a. M., 19. Sept. DieFrank­furter Zeitung" meldet aks Konstantinoprl: Die Tätigkeit der deutschen Unterseeboote im Mittelmeer steigert die Nervosität der Entente. Vorläufig sind zusammenhängende Ergebnisse dieser mit großer Kühn­heit unternommenen Aktionen die die Furcht und -die Bewunderung unserer Gegner zugleich erregen, noch nicht bekannt. Gestern torpedierte ein deutsches Unterseeboot in der Nähe von Kandia einen eng­lischen Transportdampfer von 15000 Tonnen. Er war voll beladen auf dem Wege von Aegypten nach den Dardanellen und sank in kurzer Zeit.

Berlin, ^9. Sept. In unterrichteten Kreisen er­hält sich das Gerücht, daß in den allernächsten Tagen mit einer entscheidenden Wendung auf dem Balkan zu rechnen sei.

Bern. 19. Sept. (WTB,) Nach einer Meldung desAvanti" ist in Italien die deutsche Mark mit 1.30 Lire sehr gesucht.

Berlin. 18. Sept. (WTB.) Nach der Vossischen Zeitung erweckte die deutsche Meldung, daß Nor­wegen die Erlaubnis erhielt, die deutsche drahtlose Verbindung nach Amerika zu benützen, dort die freudigste Genugtuung.Morgenblad" sagt, es sei kein Geheimnis, daß wichtige Handelstelegramme über England nach Amerika einfach verschwunden seien. Die norwegische Börse habe von der Erlaub­nis starken Gebrauch gemacht.

Paris, 19. Sept. (WTB.)Matin,, meldet: In der Pulver- und Granatenfabrik in Le Pecc, in der am Donnerstag vormittag eine Explosion startgefunden hatte, ereignete sich am Nachmittag eine neue, ebenso heftige Explosion, durch die wieder ein sehr großer Schaden angerichtet wurde. Auch diesmal wurden mehrere Arbeiter verletzt.

Bremen. 18. Sept. Der Norddeutsche Lloyd in Bremen wird seinem auf der Schichau-Werft in Danzig im Bau befindlichen großen Passagierdampfer, einem Schwesterschiff des Columbus. mit Einwilligung des Generalfeldmarschalls von Hindenburg den Namen Hindenburg beilegen.

Konstanz, 19. Sept. Gestern vormittag trafen über 300 öfterreichisch-unqarische Offiziere und Mann­schaften mit etwa 40 Pflegerinnen mit einem Extra­schiff aus Bregenz hier ein. Sie wurden im Kon­ziliumssaal festlich bewirtet, fuhren dann nach der Insel Mainau, wo sie von der Großherzogin Luise empfangen wurden, und kehrten gegen abend nach Bregenz zurück.

Württemberg.

Gerichtsferienschluß und neues Prozeß­verfahren. Die Gerichtsferien gingen mit dem 15. dieses Monats zu Ende. Hierbei sei darauf hin­gewiesen, daß die Bundesratsverordnung zur Ent­lastung der Gerichte, die auf dem Gebiete der bürger­lichen Rechlsflrge eine Reihe von Erleichterungen zwecks Vereinfachung und Beschleunigung, besonders

des Mahnverfahrens vorsieht, erst am 1. Oktober in Kraft tritt; als Neuerung kommt für viele Prozesse namentlich auch ein besonders landgerichtliches Mahn­verfahren in Betracht. Es empfiehlt sich also, Forderungsklagen erst vom 1. Oktober an einzu­reichen. Bezüglich schwebender Prozesse sind folgende Uebergangsbestimmungen vorgesehen: Eine Frist, die zur Zeit des Inkrafttretens der neuen Verordnung läuft und sich auf einen Antrag zur Berichtigung des Tatbestandes bezieht, wird nach den alten (bisherigen) Vorschriften beendet.

Bei der Gewerbebank Freudenstadt wurden bisher für die dritte Kriegsanleihe 650000 Mark ge­zeichnet (gegen 350000 Mark bei der zweiten und 160000 Mark bei der ersten Kriegsanleihe.) Davon hat die Stadt Fceudenstadt und die Gewerbebank je 100000 Mark gezeichnet. Bei der Oberamtsspar­kasse in Freudenstadt wurden bisher 350000 Mark ge­zeichnet, darunter von einer Person allein 50000 Mark. Bei der Handwerkerbank Rottweil e. G. m. H. haben die Zeichnungen auf die drille Kriegsanleihe die Höhe von 470000 Mark erreicht.

Alpirsbach, 18. Sept. Durch letztwillige'Ver- t fügunz des verstorbenen vr. weck. Wilh. Camerer und seiner verstoibenen, von hier gebürtigen Gattin, ist der Gemeinde Alpirsbach für Armenzecke ein Ver­mächtnis von LOOOO Mark ausgesetzl worden.

Ebersbach, a. F. 19. Sept. (10 Pfund Schweinefleisch 288 Mark.) Ein hiesiger Metzger hatte vor zehn Wochen zwei Schweine von Hatten­hofen erhalten und sie aus verschiedenen Umständen nicht aus der Well geschafft Der Verkäufer ließ sich auf die gemachten Vorschläge nicht ein und der Besteller stellte die beiden unschuldigen Borstentiere auf die Straße. Das Auge des Gesetzes erbarmte sich der beiden Obdachlosen und übergab sie einem hiesigen anderen Metzger bis zum Austrag des Pro­zesses in Kost und Pflege. Für den Tag wurden 4 Mark Kostgeld bezahlt. Am verflossenen Donners­tag wurden die beiden Streittiere öffentlich vor dem Rathaus verkauft und das Resultat war, daß. bei einem Futtegeld von 288 Mark, das eine um 4 und das andere um 6 Pfund zugelegt hat.

Oberndorfa.N. 15.Sept. In einem benachbarten Dorf hat sich folgende wahre Begebenheit zugetragen: Einem Farren sollte ein Nasenring durchgezogen werden. Da das Tier aber sehr ungeduldig und störrisch war, zog man ihm den Kopf mit aller Gewalt durch eine enge Ladenöffnung heraus, während der Rumpf noch im Stalle stand. Damit es ja nicht fehlte, wurde das arme Vieh noch tüchtig 'angebunden. Endlich gab es Ruhe, und die wichtige Handlung konnte in aller Gemächlichkeit vor sich gehen. Als die Sache geschehen war, wollte man das Tier aus seiner Zwangs­lage befreien aber o Not. der Farren war tol. Er hätte infolge mangelnder Luftzufuhr das Zeitliche gesegnet.

Kus StaSt» Bezirk unS Umgebung.

In der württ. Verlustliste Nr. 270 vom 17. September 1915 sind u. a. folgende Namen aus dem hiesigen Bezirk enthalten:

Infanterie-Regiment Nc. 121, Ludwigsburg.

9. Kompanie.

Wilhelm Seeger, Loffenau, schw. verw.

Infanterie-Regiment Nr. 125, Stuttgart,

2. Kompanie.

Andreas Schwarz, Schwann, schw. verw.

3. Kompanie.

August Rentschler, Calmbach, schw. verw.

4. Kompanie.

Emil Bub, Engelsbrand, l. verw.

Heinrich Kilgus, Loffenau, schw. verw.

Dennach. Die Silberne Militärverdienst­medaille erhielt Reservist Albert Hörter im Württg. Ersatz-Jnf.-Reg. 51, Sohn des Wilhelm Hörter Wirts dahier.

Neuenbürg, 19. Sept. Als der heutige, aller­dings außergewöhnlich spät am Nachmittag, einge- troffene Tagesbericht der Obersten Heeresleitung die Kunde von der Einnahme der strategisch bedeutenden Stadt Wilna gebracht hatte, da legten alsbald eine Reihe von Häusern den gewohnten Flaggen­schmuck an. Bald auch läuteten die Glocken unserer Stadtkirche, um der allgemeinen Freude über den neuen großen Erfolg der deutschen Waffen feierlichen Ausdruck zu geben.

Neuenbürg, 15. Sep'. 1915.

Auf Veranlassung von Bezirks-Schulinspektor Baumann erbot sich Hauptlehrer Obermeyer- Stuttgart, einer der hervorragendsten Pilzkenner des Landes, der auf Grund jahrelangen Studiums dies Gebiet in seltener Weise beherrscht und in Pilztafeln und Pilzschriften sein reiches Wissen niedergelegt hat. in einem Vortrag mit vorausgehender Pilzexkursion allen Interessenten von Stadt und Umgebung Auf­schluß zu geben über diese Pflanzengattung, deren Ausnützung die Kciegszeit besonders nahe legt. Bei der steten Steigerung der Lebensmittelpreise ist es geradezu vaterländische Pflicht, eine Pflanze auszu- nützen, die ebenso wohlschmeckend wie nahrhaft ist und die in Millionen unaewertet auf dem Wald­boden vermodert. Dem Pilzkenner und National­ökonomen muß es in der Seele weh tun, wie wichtige, durch die heutige Zeit im Wert gesteigerte Nahrungs­mittel ungeachtet zu Grunde gehen und es war der Zweck der Veranstaltung, auszuklären und auf die Verwertung aufmerksam zu machen. Der Grund, warum der größte Teil der Bevölkerung den Pilzen etwas mißtrauisch gegenübersteh;, ist der, daß nur gewisse Arten eßbar, verschiedene aber giftig sind und schon mehrfach den Tod herbeigeführt haben. Schenkt man den Pilzen aber einiges Studium, so ist es nicht schwer, die wertvollen von den schädlichen zu unterscheiden und die elfteren für die Küche nutzbar zu macken. Den so dankenswerten Bemühungen Herrn Obermeyers ist es gelungen, einmal Interesse zu wecken und dann in das Wissenswerteste einzu­führen. Die Waldwanderung, an der sich viele Lehrer, die im Unterricht wieder viel zur Aufklärung und Verbreitung beitragen können, und außerdem noch viele Wißbegierige von Stadt und Land, vor allem auch Frauen sich beteiligten, bedeutete die Be­lehrung und Einführung an Ort und Stelle, denn die Pflanze an ihrem Standort und in ihrer Lebens­gemeinschaft kennen zu lernen, war besonders wichtig und die anschließende Belehrung bei den gefundenen verschiedenen Arten fand aufmerksame Hörer.

Bei dem im Gasthof zumBären" nachmittags abgehaltenen Vortrag fand sich wieder eine große Teilnehmerzahl ein. Tags zuvor waren geschäftige Hände unter der Leitung verschiedener Lehrer bemüht, Pilze herbeizuschaffen, die von Herrn Obermeyer in ihren Arten zusammengestellt und in einer reichhal­tigen, geschmackvoll angeordneten Ausstellung, mit dem Namen. Wert und Urwert bezeichnet, aufgelegt waren. Bezirks Schulinspektor Baumann führte den Vortragenden bei beiden Gelegenheiten mit warmen Worten ein und dieser selbst legte nun sein reiches Wissen in hochinteressanten Ausführungen, denen man die geistige Durchdringung und Beherrschung und vor allem die langjährige Erfahrung, anspürte, nieder. Mit Bewunderung mußte es den Fernstehenden erfüllen, zu sehen, wie der Forscher mit Hingabe und Liebe, ein von den meisten übersehenes Produkt der Schöpfung, bis ins einzelne ergründet und seinem Wesen und seiner Bedeutung nachgeht. Nur kurz sei auf das Wissenschaftliche hingewiesen. Die Pilze gehören mit den Flechten, Moosen und Algen zu den Pflanzen niedrigster Gattung, zu den Kryptogamen oder Berborgenblühenden. Sie stehen in einer wunder­baren Lebensgemeinschaft (Symbiose) mit den höher stehenden Pflanzen, und die Riesen des Waldes, die Bäume, können ohne diese Zwerge nicht existieren, wie diese andererseits ihre Lebensbedingungen ihnen entnehmen. Den Pilzen fehlt das Blattgrün, das die Nahrung aufnehmen und verarbeiten (kochen) muß und sie brauchen deshalb zum Wachsen schon ver­arbeitete Stoffe, die sie höher stehenden Pflanzen verdanken und diesen selbst führen sie in ihre Saug­wurzeln den Saft zu, den sie benötigen. Sichtbar am Pilz ist nur der Fruchtkörper; die eigentliche Pflanze, das Pilzgeflecht, ist im Boden oder unter der Baumrinde. Es breitet sich wie ein Gewebe aus, bildet alle zum Aufbau nötigen Stoffe, so daß der Pilz bei feuchtwarmer Witterung urplötzlich er­scheinen kann, gleichsam aus der Erde schießt. Statt Samen hat er Sporen, die in Blättchen, Röhrchen und Nadeln unterm Hut sich bilden. Die Haupternte ist September bis Oktober, und es ist dringend zu raten, diese Zeit recht auszunützen, besonders in einer Gegend wie der unsrigen, da Gelegenheit in Fülle geboten ist. Frankreich ist das Land, das den Wert dieses Gewächses am meisten würdigt. Dort kommen allein für 30 Millionen Champignons und für 25 Millionen Trüffel in den Handel. Deutsch­land bringt für 15 Millionen Mark auf den Markt, dazu kommt noch der Ertrag privaten Sammelns. Diese Zahlen reden deutlich, wie viel Wert, der noch durch allgemeines Beachten gesteigert werden kann, in dieser gering geachteten Pflanze steckt. Wenn man