Christian!«, 10. August. (WTB.) Der von j einem deutschen Unterseeboote am Eingänge zum Best-Fjord versenkte englische Hilfskreuzer „Jndia" gehörte der Peninsular and Oriental Line und hatte eine Besatzung von etwa 340 Mann. Unter den in Narvik ans Land Gesetzten befinden sich 18 Offiziere. Die übrige Mannschaft ist wahrscheinlich umgekommen. Die „Jndia" sank binnen 2—4 Minuten.
Bodoe, 11. August. (WTB.) Die geretteten englischen Marinesoldaten des Hilfskreuzers „Jndia" werden in Elvegaards (Meen) interniert werden.
Christian!«, 11. August. (GKG) Der norwegische Dampfer „Geyranger" mit Holz von Kanada für England unterwegs wurde lt. „Fransk. Zeitung" 49 Seemeilen östlich der Shetlandinseln von einem Unterseeboot, weil er Bannware an Bord hatte, versenkt.
Chiasso, 11. Auz. (GKG.) Die Livorneser Reederei Oxilla erhielt lt. „Franks. Zig." von der englischen Reederei Glynn die Nachricht, daß der Dampfer „Costello" (2000 Tonnen) auf der Fahrt von England nach Livorno im Atlantischen Ozean torpediert wurde und untergegangrn ist. Die Besatzung sei bis auf ein Matrose gerettet.
Lugano, 11. August. Wie von durchaus zuverlässiger Seite versichert wird, herrscht augenblicklich in verschiedenen italienischen Städten die Cholera. Die dagegen getroffenen Maßnahmen werden als sehr mangelhaft bezeichnet.
London. 10. August. (WTB.) Die „Daily Mail" zieht in einem Vergleich zwischen der vorbildlichen Art. wie in Deutschland und Frankreich für diejenigen Soldaten, die Gliedmaßen verloren hätten, gesorgt werde und dem Zustand in London. Das Blatt schreibt, daß das Oberhaus das Pensionsgesetz vertagt und so die nötigen Gelder nicht flüssig gemacht habe, seien die verstümmelten Soldaten in England auf Almosen angewiesen..
Aus Budapest, 6. d. M, wird der „Frkf. Ztg." geschrieben: Der Holzexport Rumäniens ist seit Ausbruch des Weltkrieges bedeutend zurückgegangen. Während im Jahre 1913 noch 138 805 Tonnen Bauholz aus Rumänien ausgesührt wurden, betrug der Export 1914 nur 70195 Tonnen. Sei« Eintritt der Dardanellenspeere wurden insgesamt nur 1080 Tonnen Holz exportiert.
Heidelberg, 11. August. Bei einer gestern hier stattgehabten Zusammenkunft der Städte Mannheim. Karlsruhe, Pforzheim, Heidelberg und Ludwigshafen wurde die Gründung einer Einkaufs- gesellschaft m. b. H. zwecks gemeinsamer Beschaffung von Lebensmitteln beschlossen. Die Geschäftsanteile dieser Städte wurden vorläufig auf zusammen 100000 Mark festgesetzt. Der Beitritt anderer Städte ist vorgesehen. Nach der Ausarbeitung eines Gesell- schastsvertrags wird die endgiltige Beschlußfassung in kürzester Zeit vorgenommen. Der Sitz der Ge sellschaft und der Geschäftsleitung befindet sich in Mannheim.
Zum Gedenken der am 6. August vorigen Iah res bei der Erstürmung von Lüttich gefallenen Helden haben an den Gräbern derselben in der Umgebung von Lüttich erhebende Gedenkfeiern am 6. und 7. August stattgefunden. Der Gouverneur der Stadt Lüttich. Generalleutnant Graf Schulenbirg, hat an den Eroberer der Stadt Lüttich, den General von Emmich, am Jahrestag des Einzuges des Generals von Emmich mit seinen tapferen Truppen in die Stadt Lüttich am 7. August 1914 ein Begrüßungsielegramm gerichtet. _
äpk. Waffenlieferungen. Die Baldwin- Lokomativen-Fabrik in Philadelphia hat einen Auftrag auf 80 Millionen Dollar sür Kriegsmaterial von den Verbündeten erhallen. Wie der „Deutsche Politische Korrespondenz" erfährt, soll ein Teil dieser Lieserungen in bar bezahlt werden, während der größere Teil in Schatzscheinen der betreffenden Mächte beglichen werden soll. Es handelt sich hauptsächlich um russische Aufträge.
Die Besitzer der Nußbaumwaldungen in Kansas und Missouri machen glänzende Geschäfte. Sie haben ihre Waldungen zu außergewöhnlich hohen Preisen an Gewehrfabriken verkauft, die jetzt die Wälder meilenweit niederlegen lassen und das Holz zu Gewehrschäften verarbeiten.
Falls die Verbündeten recht viele Gewehre mit Schäften aus den frisch geschlagenen Nußbäumen erhalten, können sich die armen Teufel, die diese Waffen in die Hand bekommen, gratulieren. Schaft- Holz sür Gewehre muß nämlich jahrelang austrocknen, bis es die nötigen Eigenschaften, die seiner Verarbeitung vorteilhaft erscheinen lassen, besitzt. Frisches Holz, das sich zieht, beeinflußt in hohem Grade Lebensdauer und Verwendbarkeit der Gewehre. ^
Die Pulverfabriken in Kansascity haben große Lieferungen von Pulver ablehnen müssen, da sie nicht in der Lage sind, in der gewünschten Zeit zu liefein. Frankreich wollte nahezu 1 'ff Millionen Kilo rauchloses Pulver bestellen, und auch die spanische Regierung unterhandelte wegen einer Pulverlirferung von 250 Millionen Jnfanteriepatronen.
Besonders die Chemikalien, die für Explosivstoffe gebraucht werden, sind schwer zu beschaffen. Pikrin- säure, das hauptsächlich von französischen Agenten verlangt wird, ist auf zirka 14000 Mark pro Tonne gestiegen. Boricum Chloryd, das 120 Mark die Tonne kostete, ist jetzt unter 450 Mark nicht zu haben.
In der Schießbaumwollefabrik von Lewis D. Nixon, die große Aufträge von den Verbündeten hat. ist es zum Streit gekommen, so daß die Abfertigung der Bestellungen große Verzögerungen erleiden.
Ehingen. 10. Aug. (Ein tapferer Schwabe) Dem Kriegsfreiwilligen Adolf Schmucker wurde infolge tapferen Verhaltens vor dem Feinde eine her vorragende Ehrung zuteil, indem der Heimatgemeinde Ehingen vom Kommandant des 17. bayr. Jos. Reg. „Orff" das folgende Handschreiben zuging: „Mitte Juni war es von größter Bedeutung, feftzustellen, welche englischen Regimenter dem 17. Inf-Regiment gegenüber liegen. Trotz aufopfernder kühner Patrouillengänge gelang es auch den unerschrockensten Patrouillengängern nicht. Gefangene e nzubringen, da die Engländer ihre Gräben nicht verließen. Am 15. Juni war daher eine gewaffsame Eikundigung befohlen. Es sollte dabei in den englischen Grube» eingedrungen und Engländer aus diesem herausgehvlt und in die eigene Stellung herübergebracht werden. Die Unternehmung gelang dank dem Wagemut und der Kühnheit aller Beteiligten. Es wurden englische Gefangene gemacht und viele Waffen und Ausrustungs- stücke erbeutet, die für die Heeresleitung wichtige Schlüsse gaben. Zu dieser gewaltsamen Erkundigung meldete sich auch der Kriegsfreiwillige Adolf Schmucker, der sich dabei durch Unerschrockenheit, hervorragenden Mut und großen Schneid auszeichnete." (gez) K . . . „Ich freue mich über die wackere Tat und beglückwünsche die Gemeinde zu diesem tapferen Soldaten." (gez.) v. D.. Generalleutnant und Div Kom
mandeur. Anläßlich dieser Zuschrift haben die Gemeindekollegien beschlossen, dem wackeren Soldaten ein Glückwunschschreiben mit einem Geschenk zu übermitteln. Gleichzeitig wurde genehmigt, daß an jeden im Felde dekorierten Angehörigen der Stadt ein Glück wunschschrerben mit 10 Ehrengabe übersandt wird.
„W. T. B."
An diesen drei Buchstaben hängt seit fast einem Jahr Glück und Leid, Hoffnung und Zuversicht von Millionen Deutschen. Drücken doch diese drei Buchstaben den Nachrichten, die wir vom Kriege erhallen, den offiziellen Stempel auf, der allein die Gewähr für die Wahrheit bietet Gewiß waren ja schon lange jedem deutschen Zeitungslrser die Buchstaben, die als Abkürzung der Firma „Wolffs Telegraphisches Bureau" Weltruf erlangt haben, bekannt; aber erst in den jetzigen schweren Zeiten sind sie mit dem Herzen der deutschen Nation in Berührung gekommen. — Der Große Generalstab verfügte am 2. August vorigen Jahres, daß die amtlichen Mitteilungen über die Ereignisse auf den Kriegsschauplätzen durch das Wolff'sche Telegraphen - Bureau bekannt gegeben würden. Da in Deutschland kein amtlicher Apparat zur Verfügung stand und die Organisation eines solchen wohl zu lange Zeit in Anspruch genommen hätte, wurde dem Wolff'schen Telegraphen-Bureau der offizielle Dienst übertragen. Nun kam es darauf an, die von den Kriegsschauplätzen eingehenden Nachrichten so rasch als möglich und gleichzeitig über das ganze deutsche Vaterland zu verbreiten, so daß eine Stunde nach dem Eintreffen einer Nachricht in der Berliner Zentrale selbst die kleinste Stadt im großen deutschen Reich davon unterrichtet ist. Dies wird besonders dadurch erleichtert, daß eine große Zahl deutscher Zeitungen mit dem Wolff'schen Bureau in Beziehung stehen. Einzelne ganz große Blätter leisten sich sogar den Luxus eines direkten Anschlusses an die Berliner Zentrale, eine Anschaffung, deren Kosten in die Hunderttausend« geht. Und das alles nur. um wenige Minuten früher im Besitze der wichtigen Nachrichten zu sein.
Der Betrieb des Wolff'schen Telegraphen Bureau hat heute wohl das Interesse der ganzen gebildeten Welt. Deshalb lohnt es sich, einen Blick hinter die Kulissen des ehrwürdigen Hauses in der Chmlotten- straße in Berlin zu tun. Las W T.B. unterhält in Deutschland 42 Agenturen und natürlich eine stattliche Reihe von Agenturen im Auslande In der Berliner Zentrale arbeiten in zwei Stockwerken über , 200 Beamte an der Bearbeitung des einlaufenden I
Nachrichtenstoffes in den verschiedenen Abteilungen. Die Hauptabieilungen find zurzeit natürlich die politische und kommerzielle Abteilung Seit 10 Jahren hat der „Elektrische Feindrucker", ein Apparat, der einer telegraphischen Schreibmaschine am nächsten kommt, die Uebermittlungsarbeit an die Berliner ! Redaktionen übernommen, f Fast alle Städte über 100 000 Einwohner haben > eine Wolfs Filiale. (In Württemberg z. B. Stutt- l gar>). Diese vermitteln, jede in ihrem Geschäftsgebiet. den Verkehr mit beinahe 2500 Zeitungen, die täglich neben anderem Material mindestens die amtlichen Berichte des Generalftabs und des Reichs- marineamls erhalten müssen. Und ein Beweis für die Leistungsfähigkeit des W. T. B. mag es sein, i wenn wir hören, daß allein die Telephon Abteilung j in ihren dreißig Zellen in der zweiten Etage diese j Arbeit in einer halben Stunde erledigt. Dies ist natürlich nur durch Arbeitseinteilung möglich, die f auf langjähriger Erfahrung beruh'. Von Stuttgart ! aus wird nun die Nachricht rasch an die einzelnen ! Zeilungs Redaktionen in den Städten weilergegeben. ! Dadurch ist es möglich, daß ungefähr zwei Standen i nach dem Eintreffen der Berichte des Großen Haupt- ' q rartiers in der Berliner Zentrale, dieselben in den § Zertungsorten des deutschen Reiches vor liegen, um l innerhalb einer weiteren Stunde in millionenfacher ^ Vervielfältigung ins Publikum zu gelangen. Dies ' Ergebnis ist um so beachtenswerter, als strenge amtliche Vorschriften, die ja auf den gewichtigsten Er- ' wägungen beruhen, jede Kürzung der amtlichen Berichte verbieten. Neben diesen amtlichen deutschen Berichten verbreitet das W. T B. die amtlichen Berichte der östreichisch ungarischen Heeresleitung und des türkischen Hauptquartiers. Ferner natürlich auch die Depeschen der feindlichen Agenturen, die ihrerseits natürlich das W. T. B. der berufsmäßigen, lügnerischen Verdrehung und Entstellung beschuldigen. Der Volkswch freilich urteilt anders. Er sagt, die Abkürzung W. T. B. heitzt Wahrhrits-Telegraphen- Bureau und diejenige R. und H. (Reuter und Havas) — Richtiger Humbug.
Letzte rs»
Den 12. August, mittags.
Berlin. (Pc.-Tel.) Aus dem Haag wird der Deutschen Tageszeitung gemeldet, daß in Calais ein neuer Kriegsrat tagte, an dem auch mehrere russische Generäle teilnahmen.
Berlin. (Pr.-Tel) Aus Kopenhagen meldet die Tägl. Rundschau: Dir Petersburger Staats- eisenbahnen haben in Petersburg durch Aushänge in den Bahnhöfen bekannt, daß der gesamte Betrieb auf der Bahnlinie Reoal-Riga, Riga-Dünaburg. Dünaburg-Wilna. Wilna-Ostrow und alle Strecken westlich Wilna Ostrow ab Sonntag eingestellt ist. Die Räumung Rigas ist weiter fortgeschritten. Die Zahl der Zivilpersonen, die sich noch in der Stadt befinden, ist sehr gering.
Berlin. (Priv. Tel) Die „Vossische Zeitung" meldet: Zum Gouverneur von Warschau wurde der kommandierende General von Scheffer-Boyadel ernannt. der durch den berühmten Durchbruch bei Berzesiny im Dezember bekannt geworden ist. Er ernannte den Fürsten Lubowirski zum Präsidenten der Stadt.
Berlin. (Priv.-Tel.) lieber den Einzug des Prinzen Leopold von Bayern in Warschau berichtet das „Berliner Tagebl.": Der Einzug erfolgte bei schönem Sommerwetter. Der Prinz wurde vom kommandierenden General und dem Gouverneur empfangen. Während des Abschreilens der Ehren- kompanie spielte die Musik „Deutschland. Deutschland über Alles". Der Prinz wurde von der Bevölkerung ehrerbietig begrüßt; er ritt durch die Hauptstraße zum sätsischen Platz und nahm vor der russischen Haupikirche die Parade ab. dann fand die Uebe.v- reichung der Eisernen Kreuze statt. Für die Warschauer Bevölkerung bildete der Einzug eine Gewähr dafür, daß Warschau fest in unserer Hand ist.
Berlin. (Pr. Tel.) Wie dem Lokalanzeiger aus Genf gemeldet wird, erzwang die deutsche Artillerie jetzt auch im östlichen Argonnenwalde. sowie bei Apremont Aenderungen französischer Stellungen.
Berlin (Pr.-Tel.) Aus Genf wird dem Lokal-- arzstger gemeldet: Millerand erfährt auch als oberster Armeeches mehrfach schaffe Angriffe seiner ehemaligen Anhänger, die die Planlosigkeit der französisches Heeresleitung bitter beklagen. Ein diesen Mißstand scharf betonender Artikel der Humanitü entstammt einflußreichen Kammerkreisen.
Druck «ud Berlag der L. Meeh'sche» Buchdruckerei de< Luztälrr». — Berautwortltcher Redakteur L. Meeh t» Neuenbürg.