Extrablatt des CiiMcrs.
Ausgegeben: Neuenbürg, den 12. August 1915, mittags 12 Uhr.
Ttltgraiunit des Watjfslhkn Karos an den „CnMer".
(WTB.) Den 11. August, nachm. 6.30 Uhr.
Großes Hauptquartier, 11. August, vorm. Amtl.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Nördlich von Souchez wurde ein französischer Handgranaten-Angriff abgeschlagen.
Bei Eourcy, nördlich von Reims, versuchten die Franzosen einen von ihnen vor unserer Front gesprengten Trichter zu besetzen. Sie wurden daran gehindert. Der Trichter wurde von uns in Besitz genommen.
Unsere Infanterie wies am späten Abend einen Angriff am Lingekopf ab.
Oestlicher Kriegsschauplatz:
Heeresgruppen des General-Feldmarschalls Hindenburg: Schwächliche Vorstöße die die Russen in den letzten Tagen längs der Straße Riga— Mitau machten, wurden leicht abgewiesen. Sonst nördlich des Njemen keine Veränderungen. Ein Angriff starker russischer Truppen aus Kowno heraus scheiterte. Die Zahl der dort seit dem 8. August gefangenen Russen erhöhte sich auf 2116, die der Maschinengewehre auf 16. Oestlich von Lomza dringen unsere Truppen gegen die Bobe r-N are w-Linie vor. Der Gegner hält noch den Brückenkopf beiWizna. Südlich von Lomza weicht die ganze russische Front. Die stark ausgebaute Czerwzhy-Bor-Stellung konnte vom Feind nicht gehalten werden. Unsere Verfolgenden Armeen überschritten den Cernyhy-Bor und -ringen östlich desselben vor. Der Bahnknotenpunkt südöstlich von Ostrom wurde genommen.
Oestlich von Nowo Georgiewsk wurde das vom Feind geräumte Fort Benjaminow besetzt. Die Festungen Nowo Georgiewsk und Brest Litowsk wurden von unseren Luftschiffen mit Bomben belegt.
Heeresgruppe des General-Feldmarschalls Prinzen Leopold von Bayern: Die verbündeten Truppen erreichten in scharfer Verfolgung mit dem linken Flügel die Gegend von Kaluzyn. Auf dem rechten Flügel stürmten die Armeen des Generalobersten von Woyrsch heute die feindlichen Nachhutstellungen beiderseits Jedlanka (westlich von Lukow). Es wurden über 1000 Gefangene gemacht.
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls von Mackensen: Die verbündeten Truppen sind im Angriff gegen feindliche Stellungen hinter den Abschnitten -er Bystrzyoa (südwestlich von Rad- zyn), der Tysmieniza (westlich von Parczew), sowie an der Linie Ostrom-Uchrusk.
Am oberen Bug und an der Zlota-Lipa ist die Lage unverändert.
Oberste Heeresleitung.
(WTB.) Den 11. August, nachm. 6.30 Uhr.
Berlin. (Amtlich.) Am 10. August griffen unsere Ostseestreitkräfte, die in der Einfahrt zu dem Alands-Archipel liegende befestigte Schäreninsel Utö an. Sie zwangen durch ihr Feuer die in -er Einfahrt stehenden russischen Streitkräste,
Der Krieg.
unter ihnen einen Panzerkreuzer der Danakaroff- klasse zum Rückzug und brachten die feindliche Küstenbatterie durch eine Anzahl guter Treffer zum Schweigen.
Am gleichen Tage trieben andere deutsche Kreuzer russische Torpedoboote, die sich bei Zerel am Eingang zum Rigaschen Meerbusen gezeigt hatten, in diesen zurück. Auf einem feindlichen Torpedobootszerstörer wurde einBrand beobachtet. Unsere Schiffe wurden wiederholt von feindlichen Unterseebooten angegriffen. Sämtliche, auch die abgeschossenen Torpedos gingen fehl. Unsere Schiffe erlitten weder Beschädigungen noch Verluste.
Der Stellvertretende Chef des Admiralstabs: gez. v. Behncke.
(WTB.) Den 12. August 1915,12.00 Uhr nachts.
Berlin (Amtlich.) Nach kühnem Durchbruch durch feindliche Bewachungsstreitkräfte hat das Hilfsschiff „Meteor" an verschiedenen Stellen der britischen Küste Minen geworfen, sodann Handelskrieg geführt. In der Nacht vom 7. zum 8. August stieß es südöstlich der Orkney-Inseln auf den britischen Hilfskreuzer „The Ramsey", griff ihn an und vernichtete ihn, wobei er 40 Mann der Besatzung, darunter 4 Offiziere, rettete. Am folgenden Tag wurde er von 4 britischen Kreuzern gestellt. Da ein Kampf aussichtslos und ein Entkommen unmöglich, versenkte der Kommandant sein Schiff, nachdem die Besatzung, die englischen Gefangenen und Mannschaften eines als Prise versenkten Seglers geborgen waren. Die gesamte Besatzung des „Meteor" hat wohlbehalten einen deutschen Hafen erreicht.
Der Stellvertretende Chef des Admiralstabs: gez. v. Behncke.
(Die Orkney-Inseln liegen in der Nordsee zwischen der Nordküste von Schottland und den Shetland-Inseln. — „Meteor" war ein als Minenschiff ausgerüsteter Handelsdampfer mittlerer Größe. Die Schriftl.)
Wien, 11. August. (WTB.) Amtlich wird verlautbart vom 11. Aug. 1915 mittags: Die über den Wieprz vorgedrungenen österreichisch-ungarischen Truppen vertrieben den Feind aus der Gegend nordwestlich Kozk und setzten die Verfolgung in nordöstlicher Richtung fort. Zwischen der oberen Tysmienica und dem Bug wo die Russen an der Linie Ostrom- Uchrusk neuerlich festen Fuß gesoßt haben, ist der Angriff der Verbündeten im Gange. — Auf dem italienischen Kriegsschauplatz nahm die Artillerie- und Infanterietätigkert der Italiener an der küstenlündischen Front gestern wieder an Umfang zu. Am Rande des Plateaus von Doberdo griffen stärkere feindliche Kräfte unsere Stellungen östlich Monfalcone an. Diese verblieben nach erbitterten Kämpfen ausnahmslos in unserem Besitz Der abgeschlagene Gegner erlitt namentlich durch flankiertes Geschützfeuer schwere Verluste. Zwei Angriffe gegen den nach Westen varspringenden Plateauteil wurden schon durch unsere z Artillerie erstickt. Gegen den Görzer Brückenkopf ! versuchten sich die Italiener bei Pevna an die Hin- j dernisse heranzuarbeiten. Hier wurden sie mit Hand- ! granaten vertrieben.
' Wien, 11 August. Das Vordringen der Verbündeten dräng» die Russen mit jedem Tag auf engere Gebiete ihrer Front -vrück Der Rückzug ist äußerst beschwerlich. Nach der Eroberung von Lomza sind alle Brücke» köpfe und festen Punkte in unserem Besitz. Das erleichtert d„Z Vorgeben der Armeen Scholtz und Gallwitz. Gleichzeitig gehen die Truppen
des Prinzen Leopold von Bayern östlich der Wüchse! vor, ebenso die Truppen von Woyrsch und Koevics, während die Armee Mackensen schon halbwegsjBrest- Litowsk ist und Jo'ef Ferdinand nordöstlich der Milinia vordlingt. Immer enger wird der den Russen verbleibende Raum, immer verzweifelter ihre Lage. — Die „Zeit" läßt sich von ihrem Kriegsberichterstatter im Kriegspressequartier melden, daß im Bessarabischen Grenzgebiete österreichische Landwehr stark? und wichligte russische Stellungen genommen und dabei viele Gefangene gemacht hat
Köln. 11. August. (GKG.) Der „Kölnischen Volkszritung" zufolge meldet der Londoner Berichterstatter des „ S colo": Die russische Räumung von Wlina und die Besitznahme dieser Stadt durch die Deutschen würde die sofortige Preisgabe Rigas bedeuten. Die Zukunft gestaltet sich immer dunkler.
Berlin. 11. August. Aus Stockholm wird der „National Zeitung" gemeldet: Aus Petersburg wird gemeldet: Der Präsident der Duma hat den Antrag, dem Zaren eine Huldigungsadresse der Duma zu überreichen, zurückgenommen, nachdem die 95 Mann starke Linke der Duma gegen die Abfassung der Huldigungsadresse protestierte und die Obstruktion in der Duma-angedroht hätte. Das Präsidium der Duma begib! sich nunmehr ohne Huldigungsadresse der Duma kommenden Sonntag zur Audienz in das kaiserliche Hoflager.
Berlin, II, August. Aus Petersburg wird vom 10. August indirekt der „Vossischen Zeitung" berichtet: Die Petersburger Zeitung „Denji" schreibt anläßlich des Verlustes von Warschau: Es wäre die höchste Kurzsichtigkeit, wollte man sich mit dem üblichen Ge-, dankengang trösten. Rußland sei zu groß, um den Verlust einer Provinz zu spüren. Rußland würde durch den Verlust nur noch stärker und geeinigter werden. Derartige Gedanken hört man selbst in verantwortlichen und maßgebenden Kreisen. Aber das sei vollends Unsinn oder gar bewußter Betrug: Wir dürfen nicht Polen und die baltischen Provinzen verlieren, wenn wir nicht zu einem halbasialischen Staat Herabfinken wollen.
Frankfurt. 11. August. (GKG.) Aus Paris wird der „Frankfurter Zeitung" gemeldet: In der Pariser Presse macht sich nach der Einnahme von Warschau das Bedürfnis geltend, dem offenbar stark erschütterten Glauben an die Stoßkraft der französischen Armee neu zu beleben. Herve fordert in seiner „Gurrre soziale" auf, nach den Gründen zu forschen, aus denen die Anneeleitung während der langen Offensive der Deutschen in Polen es an der notwendigen Initiative fehlen ließ, um die deutschen Linien in Frankreich mit genügender Macht anzu- greifen, obwohl es dazu weder an Truppen noch an Munition gefehlt habe. — Hervä gibt damit zu verstehen, daß er an der Stelle des Generals Joffre gerne einen weniger zaudernden Generaliff mus sehen würde. Das „Echo des Paris" kündet an, daß der neue Befehlshaber der Armee von Verdun, General Humbert, demnächst einen großen Schlag gegen die Armee des Kronprinzen führen werde.
Wie aus Wien amtlich mitgeteilt wird, fand am 3. und 4 d§. Mts. vor dem Piener Dioisionsge- richtshof die Hauptverhandlung gegen den Gen. d. Inf. Moritz Ritter v. Auffenberg statt. Derselbe war des Verbrechens der Hintansetzung der Dienstvorschriften angekiagt, wurde aber von dieser Anklage rechtskräftig freigesprochrn.
Petersburg. 11. August. Die Ausbreitung der Cholera in Petersburg läßt sich nicht mehr vertuschen. obwohl die Krankheit fast immer nur als akute Darmerkcankung bezeichnet wird. Die stüdt. Sanitätsverwaltung hat in 6 Krankenhäusern Cholerabaraken ausgestellt.
Petersburg, 11. Aug. (GKG) Ein Z-ppelin warf nach russischen Meldungen, die der F-kf. Ztg. übermittelt wurden, über Bielostock 12 Bombin ab, darunter 5 Zündbomben. Eine Frau wurde geiöte». ein Kind verletzt. Der Materialschaden ist unbedeutend Zwei weitere Zepp.-line warfen Bomben auf den Bahnhof von Kowel, die jedoch weder Opfer forderten noch Schaden anrichteten.