Erscheint
Montag, Mttvroch, Krritag und Samstag-
vierteljShrr.? I« Neuenbürg »E 1.35° NMch die Post bezogen:
. ßm Grts- und Nachbar« rrLs-Verkehr »K 1.38. km sonstigen inländ. Mrekehr 1.46; hrezL ss M ^ Bestellgeld-
LZKdmrment» nehmen «rLe KrK»nstalten »nd ssosti»r<eis jederzeit entgegen.
Lnztälsr
Knzetgenpreis:
die S gespaltene Zeile oder deren Raum 12 bei Auskunftserteilrmg durch die Lxped. 15 Reklamen die 3gesp. Zeile 25
Anzeiger Kr Sas Lnztal unS Umgebung.
lmtsblatt Kr Sen VberamtsbLAirk Neuenbürg.
Bei öfterer Insertion entsprech. Rabatt.
.4/ 125.
Neuenbürg, Freitag den 6. August 1915.
Fernsprecher Nr. 4«
Telegramm-Adresse: ^Lnztäler, Neuenbürg-
73. Jahrgang
Telegramme des Wolff'schenBüros an den „Enztäler".
(WTB.) Den 3. August, nachm. 2.30 Uhr.
Großes Hauptquartier, 5. August, vorm. Amtl.
Westlicher Kriegsschauplatz:
In den Vogesen ist am Lingekopf und südlich davon der Kampf von neuem entbrannt. Sonst keine Ereignisse von Bedeutung.
Oestlicher Kriegsschauplatz:
In Kurland und Samogitien schlug unsere Kavallerie die russische bei Genaize, Birahi und Onißschky ans dem Felde. Hierbei und bei de» Kämpfen östlich von Poniewiz wurden gestern und vorgestern 2228 Russen, darunter 10 Offiziere, gefangen genommen.
Die Armeen des Generals von Scholtz und »on Gallrvitz -lieben unter heftigen Kämpfe» im weiteren Vordringen gegen die Straße Lomza- Ostrow-Wyszkow. Tapfere und verzweifelte Gegenstöße der Russen beiderseits der Straße Ostrow-Rozan waren wirkungslos. 32 Offiziere, 4840 Mann wurden zu Gefangenen gemacht 17 Maschinengewehre erbeutet.
Südöstlicher Kriegsschauplatz:
Die Armee des Prinzen Leopold von Bayern durchbrach und nahm gestern und heute Nacht die äußere und innere Fortlinie von Warschau, in der russische Nachhuten noch zähen Widerstand leisteten. Die Stadt wurde heute vormittag durch unsere Truppen besetzt.
Bei und nördlich Zwangorod ist die Lage unverändert. Zwischen oberer Weichsel und Bug wird die Verfolgung fortgesetzt. Oestlich des Bug rückte deutsche Kavallerie in Wladimir-Wolynsk ein.
Oberste Heeresleitung.
(WTB.) Den 5. August 1915, 6.30 Uhr nachm.
Wien, 5. Aug. Amtlich wird verlautbart: Jwangorod wurde gestern besetzt. _
Warschau.
Warschau ist neben Lodz die bedeutendste Industrie-Stadt Polens. Es gibt dort ungefähr 420 Fabriken mit 25000 Arbeitern mit einer Produktion von 45 Millionen Rubel. An erster Stelle steht die Bearbeitung von Metallen, die allein 10, Millionen abwirft. Warschau ist der Mittelpunkt des polnischen Binnenhandels und vermittelt dessen Beziehungen zu Rußland nnd dem Auslande. Den Handel unterstützen eine Hauplstelle der russischen Reichsbank, die Warschauer Handelsbank und eine Reihe anderer Anstalten. Der Hauptteil der Stadt zieht stck in einer Breite von 1?/2 bis 3 Kilometerr auf 8 Kilometer links an der Weichsel hin und hat (außer der Uferlinie) einen Umfang von 17 Kilometern und einen Flächenraum von 22,6 Quadratkilometern. Warschau hatte 1897: 638208 Einwohner.
München, 5. August. (GKG.) Prinz Leopold von Bayern, der Oberkommandierende der vor Warschau liegenden deutschen Armee, hat seinem Bruder dem König Ludwig, telegraphisch mitgeteilt, daß Warschau eingenommen ist. Der König hat dem Prinzen Leopold das Großkreuz des Militär-Max- Joseph-Ordens verliehen.
Köln. 5. August. (GKG.) Die „Köln. Volks- zeitung" schreibt: Die vollbesetzte Festung ist also nickt freiwillig übergeben worden, sondern im Kampfe gefallen, wenn es auch nur Nachhuten waren, welche die Stadt noch Hielien, um dem abziehenden Gros den Rücken zu decken. Jedenfalls geht daraus hervor. daß der Entschluß, Warschau preiszuqeben. nur unter dem Druck der ganzen Lage und so spät gefaßt wurde, daß ein zäher W'derftand stärkerer Nachhuten nöiig war. um den Rückzug zu decken. — Die „Tägliche Rundschau" meint: Nach der Mitteilung der obersten Heeresleitung scheint die Einnahme in derselben Weise vor sich gegangen zu sein, wie die Eroberung von Przemysl, so daß sich die Besatzung xmückziehen konnte. Aber der Bedeutung des Falles Warschaus würde das keinen Abbruch tun. Fahnen heraus, die Hauptstadt Polens ist unser! — Die „Deutsche Tageszeitung" schreibt: Wir wissen, daß die Kraft der russischen Armee gebrochen ist und dasselbe wissen wir von dem großen russischen Feftungs- system. Am heutigen Tage ist Warschau gefallen. Ein Ereignis erster Ordnung, militärisch, geschichtlich und auch politisch hat sich vollzogen. Die Losung bleibt: Vorwärts!
Generalfeldmarschall Prinz Leopold von Bayern, der im vorgestrigen Tagesbericht zum ersten Male als deutscher Heerführer genannt wird und dessen Armee nun auch die Hauptstadt Warschau besetzt hat. ist der Bruder des bayerischen Königs und Schwiegersohn Kaiser Franz Josefs. Er war schon im Frieden in hoben militärischen Stellungen tätig, zuletzt als Inspektor der 4 Armee-Inspektion, die vor allem die bayerischen Truppen umfaßt. Vor einigen Jahren übergab er diesen wichtigen Posten an seinen Neffen, den Kronprinzen Ruprecht, so daß er bei Kriegsausbruch kein Kommando innrhatte. Als dann Ende April Mackensen mit der Durchführung der großen galizischen Offensive betraut und an die Spitze der neugebildeten elften Armee gestellt wurde, übergab er feine Armee, die an der Bsura und Rawka stehenden Truppen, dem Oberbefehl des bayeriscken Fürsten. Prinz Leopold von Bayern, der im 70. Lebensjahre stebt. hat sich schon im deutsch-französischen Krieg 1870 als Batteriechef ausgezeichnet; damals wurde er auch verwundet.
Köln, 5. August. Der „Köln. Zlg." wird aus dem Felde geschrieben: Es war eine freudige Ueber- raschung, als am 23. Juli der Kaiser das Landwehrkorps des Generalobersten von Woyrsch besuchte. Großen Jubel riefen des Kaisers Worte hervor: „Daß ich mich auf Euch verlassen konnte, wußte ich lange; aber nunmebr scheint Ihr mir meine Linientruppen noch übertreffen zu wollen. Ihr habt Euch ausgezeichnet geschlagen. Fahrt so fort. Ich danke Euch!" Sodann trat eine Reihe der Auserlesenen vor. um aus des Kaisers Hand Auszeichnungen zu empfangen.
Berlin. 5. August. Aus Stockholm meldet die „National-Zeitung": „Ruski Invalid* zufolge macht der Kommandant von Dünaburg bekannt, daß die gesamte nichtansaffige Bevölkerung den Bezirk Dünaburg innerhalb 5 Tagen zu verlassen habe. Die Zivilbehörden Dünaburgs siedeln vorübergehend in den Feftungsbezirk Reval über.
Berlin. 5. August. Von der russischen Grenze meldet die „Nationalzeitung": „Rußkoje Slovo" und „Nowoje Wremja" betonen in ihrer letzten Ausgaben, daß Rußlands einziges Kriegsziel nur der Besitz der Dardanellen ist. Alle die ungeheuren Opfer an Gut und Blut, die auf dem gesamten Kriegsschauplatz gebracht worden sind, gelten nur der Erreichung dieses Zieles. Wenn man auch die tapfere und todesmutige Haltung der auf Gallipoli kämpfenden verbündeten Truppen anerkennen müsse, so lasse doch neuerdings die unbestimmte Haltung der verbündeten englischen Regierung manchen Deutungen Raum, die dem Interesse des Fortbestehens eines guten Bündnisverhältnisses nicht dienlich sind. Die Blätter bemängeln den nicht ausreichenden Truppennachschub
nach Gallipoli, der in Rußland verftändlicherweise Enttäuschung und Unbehagen hervorgerufen habe.
London. 4 August. (WTB) „Morning Post" schreibt in einem Leitartikal: Während Rußland aus Polen verdrängt wurde, standen wir in der Defensive und ließen den Feind sich gegen Osten konzentieren. Jetzt können wir nicht erwarten, daß die Russen eine Konzentration gegen Westen verhindern. Frankreich leidet schwer! Das Blatt glaubt nicht, daß Frankreich auf deutsche Friedensvorschläge hören wird, wünscht aber, daß der Grund wetzfiele, der es für Frankreich weiser erscheinen ließe, einen Separa frieden zu schließen, und sieht die Errettung nur in der Wehrpflicht.
Haag. 5. August Auf dringenden Wunsch Rußlands entsenden die Verbündeten mehrere große Transportschiffe voll Creusot-Geschützen, Munition und Gewehren nach Archangelsk. Auch der größte Teil der Belagerungsartillerie Belgiens wird auf s diese Weise nach Rußland befördert.
! K öl n . 5. August. (GKG.) Unter der Ueberschrift:
„Frankreich am Ende seiner Kraft?" veröffentlicht ! die „Köln. Volksztg." eine Unterredung mit einem ! gebildeten Franzosen, der vor einigen Tagen Paris
- verlassen hat, um in seine Heimat nach Nordsrankrreich ! zurückzukehren. Der Bericht wirft einige interessante ! Streiflichter auf die englische Herrschaft in Nord-
- frankreich. besonders in Le Havre, und auf das , Friedensverlangen des Volks. Ein neuer Winter« j feldzug sei ausgeschlossen; andernfalls stehe eine Revolution in Aussicht. Das Volk denke nicht an die
> Wiedereroberung Belgiens.
Das englische Volk soll und muß sparen. „Daily News" melden, daß der Ausschuß für Kriegs- ^ ersparniffe in Verbindung mit einflußreichen Persönlichkeiten beabsichtige, eine Bewegung unter den reichen Klassen ins Leben zu rufen, daß die Leute zu gewissen Entbehrungen sich förmlich verpflichten, j Dazu gehöre der Verzicht auf eigene Automobile, auf den Besuch von Wirtshäusern und die modische § Kleidung und ebenso die Verpflichtung, die Kleider ! wirklich aufzutragen. Ein öffentlicher Aufruf wird i bald erfolgen.
! Berlin, 4. August. (WTB. Amtlich.) Der Kaiser hat heute am Jahrestag der denkwürdigen ! Reichstagsfitzung vom 4. August 1914 dem Reichs- . tagspräsidenlen Dr. Kaempf den Charakter als Wirkl.
? Geheimer Rat mit dem Prädikat Exzellenz verliehen, j Der Reichskanzler fuhr mittags beim Präsidenten s Kaempf vor und überreichte ihm das Patent mit seinen besten Glückwünschen.
! Berlin, 3. Aug. Die Kaiserspende deut- ! scher Frauen dürfte nach der „Tägl. Rundsch."
! bis jetzt schätzungsweise 4 Millionen betragen.
! Es war beabsichtigt, diese Summe dem Kaiser durch eine Abordnung des Zentralausschusses überreichen ! zu lassen. Da der Kaiser aber im Hauptquartier keine derartigen Empfänge erteilt, soll die Millionen-
1 spende von drei Damen des Zentralausschusses der Kaiserin Mitte August überreicht werden. Bis zum 15. August werden demzufolge noch Beiträge für die Kaiserspende deutscher Frauen bei den bekannten
2 Sammelstellen angenommen.
z Berlin, 1. August. Der Bedarf Deutschlands ^ an pflanzlichen Oelen und Fetten wird in Friedeus- zeiten zu einem großen Teil aus dem Ausland ein- ! geführt. Nachdem die Einfuhr durch den Krieg unterbunden ist. gewinnt die Erzeugung von Oel ' aus heimischen Früchten zunehmende Bedeutung.
> Bisher wurde in Deutschland Oel hauptsächlich aus ^ Raps und Rübsen erzeugt. Gar nicht oder weniger ^ beachtet blieb die Oelgewinnung aus Nüssen, Obst- l kernen, Weintraubenkernen, Bucheckern und Hrderich- j saat. Die Landwirte werden gut tun. der Einerntung und Ausbewahrung dieser Früchte und Fruchtteile besondere Ausmerksamkeit zuzuwenden. Wir glauben in der Annahme nicht fehlzugehen, daß auch die Behörden sich mit der Frage der Oelgewinnung aus einheimischen Früchten eingehend beschäftigen.
«