Freudenftadt, 1. Juli. Wenn auch das größte Gut unserer Stadt, ihr Stolz und unser Reichtum ebenfalls vom Kriege betroffen wird, darf die Stadt­pflege doch mit einer Einnahme aus dem Walde in dem Betrage von über 200000 Mark rechnen. Die laufende Verwaltung wird damit etwa lO Proz. weniger einnehmen als im Jahre 1914. Bei vorstehender Summe find aus dem Erlös schon 20 Proz. der Haupt­nutzung dem Waldgrundftock zugeschrreben. Da am hüstgen Platze in Bezug auf Fleischpreise und Fleisch- Versorgung kein Notstand besteht, wird die Stadt­verwaltung die von ihr angeschafften Konserven erst in einem späteren Zeitpunkt zum Verkauf bringen.

Aus Staöt, Bezirk unö Umgebung.

In der württ. Verlustliste Nr. 214 vom 1. Juli 1915 sind folgende Namen aus dem hiesigen Bezirk enthalten:

Infanterie-Regiment Nr. 121, Ludwigsburg.

8. Kowpame:

Musketier Wilhelm Gutbub, Wildbad. schw. verw.

Infanterie-Regiment Nr. 180, Tübingen Gmünd.

12. Kompanie:

Vizrfeldwebel Wilhelm Broß, Calmbach. !. verw.

Waldrennack. Der Gefreite der Landwehr der 2. Batterie Ersatz Abteilung Feld Art.-Regls. Nr. 65 Karl Beyle wurde für tapferes Verhalten als Telegraphist in 3 tägiger Feuerstellung vor dem Feinde mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet.

Wildbad. Das Kommenturkreuz 2. Klasse des Friedrichsordens mit Schwertern erhielt u. a.: Freiherr von Gemmingen-Guttrnberg, Oberst z.D.. Kom­mandant der mobilen Etappen-Kommandantur Nr. 2, Kgl. Badkommisfär hier.

Fürs Vaterland gestorben ist Forstassessor Knisel, Oberleutnant der Reserve und Kompanie­führer im Inf.-Reg. 120. In Calmbach, wo K. bis zum Ausbruch des Kriegs Forstasfessor war. wird man die Nachricht von dem Tode des allgemein geachteten und beliebten Mannes mit besonderer Teil­nahme vernehmen. Von schwerer Verwundung kaum genesen, ist der liebenswürdige Offizier, Ritter des Eisernen Kreuzes, wieder in den Kampf gezogen, wo er nun im Alter von 32 Jahren den Heldentod ge­storben ist. Wieder ein Opfer des großen und schweren Krieges. Gefallen vor dem Feinde ist weiter der Kriegsfreiwillige Gefr. im Drag. Reg. 25 Richard Wrssinger. Sohn des Regierungsrats W. in Ludwigsburg und der Frau Emilie W., Tochter des ehemal. Stadtschultheißen Wrssinger von Neuenbürg.

Neuenbürg, 2. Juli. (Einges.) Eine ganze Gesellschaft junger Buben im Alter von 12 bis 16 Jahren hatte sich in letzter Zeit aufs Stehlen verlegt. Sie drangen durch ein entlegenes Seiten- fenfter in die Wohnung eines hiesigen Geschäfts­mannes ein und erleichterten daselbst die Geldkasse um eine schöne Summe. Bei einem andern Geschäfts­mann wußten sie sich in den Besitz eines Schlüssels zum Laden zu setzen, wo sie neben Geld auchWurst- ware" Mitnahmen. Da man in jetziger Zeit das Brot nur gegen Brotschein bekommt, zu einem guten Vesper aber auch ein Stück Brot gehört, so statteten die Kerlchen auch der Küche einen Besuch ab. um daselbst das fehlende zu holen. Gestern wurde die jungeBurschware" gefaßt und ins Amtsgefängnis eingelirfert, wo es ihnen zum Bewußtsein kommen dürfte, wie sie sich gegen das 7. Gebot vergangen haben. Statt des Vespers einige Zeit hindurch eine gehörige Tracht Prügel!

Neuenbürg. 30. Juni. Stadlpfarrer Schmucker- Gundrlfiagen, welcher den schönen Witterungs- Charakter der Monate Mai und Juni vorhergesagt hat, gibt den Verlauf des Wetters für den 1. bis 16. Juli folgendermaßen an:In den ersten Tagen dieses Monats ist der Himmel leicht bewölkt, vereinzelt kommen noch Gewitter und schwacher Regen, die Luftbewegung ist aber gering. Vom 3.-5. wird es zunehmend sonnig und warm, Niederschläge sind in diesen Tagen selten und nur lokaler Natur. Mit dem 5. oder 6. beginnt in Deutschland und Oester­reich große Trockenheit, es folgen heiße Tage bei nur schwacher Luftbewegung; morgens fällt Tau, tagsüber ist der Himmel fast wolkenlos, während Hitze und Trockenheit noch zunehmen bis zum 11. oder 12. Juli. Nach diesen Tagen steigen nun den 12. oder 13. strichweise Gewitter auf. der Regen ist aber nicht hinreichend. Mit dem 13. oder 14. nimmt die Wärme wieder zu, es naht eine Hitzwelle, die sich über einen großen Teil des Kontinents ausbreitet, sodaß in den höheren Lagen Wassermangel rintreten wird." (Grenzer.)

Sonntagsgedanken (4. Juli).

Unsere Dienstpflicht

Man sollte beständig nur darauf denken, etwas Gutes zu tun. Wenn die Gedanken dahin gerichtet sind, findet sich stets auch die Gelegenheit dazu. Das erleichtert das Leben, ganz besonders in den schweren Zeiten. Hilty.

* -st *

Wenn wir uns üben in wirklichem Anteil­nehmen gegenüber jedem Menschen, mit dem uns das Schicksal zusammenführt, dann werden wir erfahren, daß jene innere Freiheit, nach der wir alle in unseren besten Stunden trachten, allein dem brschieden sein wird, der seiner Ichsucht entronnen ist.

Förster.

-st *

*

Die wahrhaft hilfreichen Menschen in der Welt sind die. welchebei der ewigen Glut wohnen"; die andern helfen uns nicht mehr, als wir uns selbst helfen können. Hilty.

* -st -st

Tu nur ein jeder, was er kann,

daß hilfreich stehe Schaft an Schaft;

der Niedere schließe treulich an.

der Hohe zeiae seine Kraft:

dann weiß ich wohl, wer Rettung schafft. -

Droste-Hülshosf.

An Jtalia!

Vollauf ist bestätigt nun und unbestritten Land Jtalia und leider allzuwahr.

Was Du zeugst: Abcuzzenräuber sind's, Banditen, Just vom König bis herab zum Proletar.

Voll Dein Maß der Niedertracht nun bis zum Rande. Stolzes, vielgepries'nes heil'ges Rom!

Nein! Drin Kainsmal schwemmt. Deine Schande, Nimmer weg Dein breiter Tiberstrom.

Kaum zu glauben »st. daß je ein Vater Solch verwors'nes. ehrlos Monstrum zeugt.

Eher, daß aus des Vesuves Krater Solch ein Höllenungeheuer steigt.

Schamlos, frech, wie die gemeine Dirne In des Buhlen Arm sich wirft.

Skrupellos und mit entweihter Stirne Geil den Wollustlaumelbecher schlürft!

Also. Du die giflgeschwoll'ne falsche Schlange.

Die das deutsche Herz so freventlich betört.

Die der redliche Germane allzulange An dem treuen Busen hat genährt.

^ Aber schrecklich wird sein Dein Erwachen,

! Wenn der Buhle Dein nicht mehr begehrt,

! Wenn er sich mit teuflischem Hohnlachen Und mit eklem Abscheu von Dir kehrt.

Falscher Freund! Wie bist Du dann beraten.

Wenn verachtungsvoll nun Alles von Dir rückt? Fern der Freund, den schmählich Du verraten.

Auf den tückisch Du den Mordstahl Haft gezückt.

Treu und Glauben halten ist des Deutschen Sinnen, Heilig gilt ihm sein gegebnes Wort;

Was Du sinnst, ist eitel Ränke spinnen.

Geht nur auf Verrat und feigen Meuchelmord.

Stolzes Römervolk! wie tief bist Du gesunken!

Drin Werk war's und Dein Briganlensinn,

Daß Neapels Flur das Blut getrunken Unsres edlen Staufen Konradin!

Nicht nur Dir, auch Deinen Epigonen Bleibt der Schande Stempel ausgeprägt.

Du nichtswürdigste von allen Nationen,

Die bislang Europens Erde trägt.

Ja vermaledeit sei und verflucht die Stunde,

Da man Dich, der Kulturvölker Schmach, Ausgenommen hat in dem Dreibunde.

Dem dein Judasherz so schnöd' die Treue brach.

Zitt're Schurke! wenn an Weltenrichters Wage Deine Schale schnurstracks in die Höhe schnellt.

Dir Meineidiger! am jüngsten Tage Donnernd seinVerdammt!!!" entgegengellt.

Weh' Dir und Deinen neuen Bund'sgenossen!

Jeder Tropfen von german'schem Blut,

Der durch Euren Anschlag wird vergossen,

Wandle sich für Euch in eitel Höllenglut!!!

Höfen a. E. _ L. Sch.

Neuenbürg, 3. Juli. Dem heutigen Schweine­markt auffallend wenig Zufuhr; dagegen zahlreiche Liebhaber.

Es ist das Gerücht verbreitet, es werden, wie dies bei der 5. Staatslotterie der Fall war, nach der auf 9. und 10. ds. Mts. festgesetzten Ziehung 1. Klasse mit Rücksicht auf den Krieg die Ziehungen der weiteren 4 Klassen 6. Lotterie verschoben werden. Wir sind in der Lage, darauf hinzuweisen, daß die Annahme nicht zutreffend ist.

vermischtes»

Karlsruhe, 29. Juni. Die von den Verbrauchern bedauerte Tatsache, daß trotz der reichen Kirschen- ernte die Marktpreise hoch geblieben find, gibt der Bad. Landeszeitung" Anlaß zu einer ausführlichen Darstellung eingerissener Mißftände auf den Wochen- markten. Gleich bei Ankunft der Körbe in den frühen Morgenstunden werden die Kirschen von Groß­händlern bis auf den letzten Rest aufgekauft und dann erst den kleinen Händlern verkauft, die sie mit nochmaligem Preisaufschlag an die Verbraucher ab- abgrben. Die Kleinhändler müßten sich fügen, weil nötigenfalls Druck gegen sie angewendet werde. So seien die Kirschenpreise von 6 Uhr ab in einer halben Stunde von 23 Pfg. auf 35 Pfg. Hinaufgetrieben worden. Aehnlich gehe es auch mit anderen Er­zeugnissen: Bohnen seien in der beschriebenen Weise von 20 Pfg. auf 40 Pfg. getrieben worden. Diese Preistreiberei müsse bekämpft werden. Der heutige Kartoffelüberfluß gibt uns ja auch ein klassisches Beispiel, welche schamlosen Preistreibereien mit diesem, gerade jetzt für die Volksernährung so wichtigen Nahrungsmittel angestellt wurden.

Vom Kaiserstuhl. 29. Juni. Die Gemeinde Königsschaffhausen Hai aus der Kirschenernte 60000 ^ gelöst, die Gemeinde Endingen ebenfalls soviel.

1915er Weinernte. Nach guter Ueberwinterung waren die Rebgelände mit ausgereiftem Holz in die Saflbildung getreten und haben reichen Fruchtansatz erhalten. Allerdings erfuhren in manchen Wein­gegenden infolge mehrerer schlechter Ernten die Reb- flächen einen weitern Rückgang. Bon der Kriegs­fackel wurden nur verhältnismäßig kleine Flächen des Oberelsaßes und Lothringens berührt. Die Fruchtbildung machte bei milder Frühjahrswitterung weitere Fortschritte. Der Mangel an Niederschlägen hinderte das in sonstigen Jahren häufige und aus­gedehnte Auftreten von Krankheiten. Nur der Heu­wurm. dessen Motte man wegen Mangels an ge­schulten Arbeitskräften doch nicht rechtzeitig und ausreichend bekämpfen konnte, breitete sich in einigen Gebieten nicht unwesentlich aus. Der dadurch bisher angerichtete Schaden wird jedoch auf das Gesamt­ergebnis keinen nennenswerten Einfluß ausüben. Im einzelnen stellten sich die heutigen Aussichten etwa wie folgt: In Rheinhessen und an der Bergstraße ist die Blüte bei dem sommerlichen Wetter rasch und gleichmäßig verlaufen. Infolge rascher Beerenbildung konnte der Heuwurm den Reben nur wenig anhaben. Der Rheingau hatte bisher wenig unter Ungeziefer zu leiden. Die Blüte nahm hier regelrechten Verlauf, und es wachsen die kleinen Trauben langsam weiter. Das Rheintal hat die Blütezeit auch schon hinter sich, und zwar, wie auch die andern Gegenden, so früh wie schon seit vielen Jahren nicht mehr. Am Haardtgebirge hat nur das mittlere Gebirge durch den Wurm größern Schaden erlitten, der Traubenansatz ist aber allgemein gut. Gegen die Blattfallkrankheit wird allgemein gespritzt. In Baden bemerkt man durch­schnittlich einen guten Behang. Krankheiten treten hier wenig auf. Im Elsaß und in Lothringen haben die Reben die Blüte zurückgelegt und zeigen einen stattlichen Behang. Württemberg weist in allen Gegenden beendete Blüte und einen schönen Behang auf.

Telegramm des Wolsf'schen Büros au denEnztäler".

(WTB.) Den 2. Juli 1915, 5.45 Uhr nachm.

Großes Hauptquartier, 2. Juli, vorm. Amtl.

Westlicher Kriegsschauplatz:

Ein nächtlicher Angriff auf unsere Stellungen westlich von Souchez wurde abgewiesen.

Im Westteile der Argonnen hatten Teile -er Armee Sr. Kaiser!. Hoheit -es Kronprinzen einen schönen Erfolg. Die feindlichen Gräben und Stützpunkte nordwestlich von le Four de Paris wurden in einer Breite von 3 Kilometern und einer Tiefe von 2300 Metern von württem- bergischen und reichsländischen Truppen erstürmt.