Württemberg.

Stuttgart, 24. Juni. Der König hat laut Staatsanzeiger" Anlaß genommen, der wärt». Eisen- bahnverwallung, ihrer Oberleitung, allen Beamten. Unterbeamten und Arbeitern in wärmsten Worten seine ganz besondere Anerkennung ihrer Leistungen während der zurückliegenden Kriegsmonate auszu- sprechrn und hat dabei der vollen Befriedigung da­rüber Ausdruck gegeben, in welch rühmlicher und hervorragender Weise die württ. Verwaltung im Verein mit allen andren deutschen Eisenbahnverwallungen zu den bisherigen militärischen Erfolgen beigetragen hat.

Stuttgart, 24. Juni. Von einer Begehung der Weinberg'« durch die Bezirksobmänner sowie von einer kolonnenweisen Begehung der Rebpflanzungen soll in diesem Jahr Umgang genommen werden. Für den Staat entstehen daher voraussichtlich keine Aufwen­dungen für Vernichlungs- und Desinfektionsmaßregeln, sowie für Entschädigungen.

Heilbronn, 24. Juni. Die ausgezeichnetest Heilbronner Weinberglagen Nordberg, Wartberg. Stahlbühl. Riedenberg, Siifisberg usw.. deren Er­zeugnisse zu den vorzüglichsten Weinen Württembergs gerechnet werden, stehen Heuer in schönster Ansatz- entfaltung. aber auch die übrigen Weinbaugebiete der Markung mit den heimischen Edelsorten versprechen reichen Segen; es ist Weinbauwetter, das auch den Rebschädlingen zu Leibe rückt und den Stock gesundet, so daß er in fettem Hellgrün draußensteht. Stand und Ansatz der Weinberge kann nur mit dem Jahre 1895 verglichen werden. Was den übrigen Feldstand anbelangt, so gilt:in einem trockenen Jahrgang ist noch kein Bauer verdorben".

Vom Oberland. 24. Juni. In einem Ober­länder Amtsblatt findet sich ein Inserat des Inhalts: Es wird Bier zu kaufen gesucht. Angebote mit Angabe des Quantums und des Preises usw." Mag das Inserat von einem Wirt oder von einem Bauer ausgehen? Jedenfalls fehlt es an Gerst und Malz, da die Biererzeugung auf 60 Prozent herabgesetzt ist. Die durstigen Kehlen mögen sich eben an Ersatzgetränke gewöhnen, an denen es ja nicht fehlt.

Llus StaSt, Bezirk unS Umgebung.

In der württ. Verlustliste Nr. 211 vom 24. Juni 1915 sind folgende Namen aus dem hiesigen Bezirk enthalten:

Landwehr-Infanterie-Regiment Nr. 120 1. Kompagnie:

Landfturmm. Herrn. Großmann, Feldrennach, l. verw. Landsturmm. Gottlieb Faas, Pfinzweiler, infolge Verwundung gestorben.

Landsturmm. Friedrich Holzhäuser, Conweiler, l.verw.

Neuenbürg, 22. Juni. Auf Anregung des Turnausschusses des XI. Deutschen Turnkreises Schwaben soll im Juli ds. Js. in ganz Württemberg einSchwäbischer Jugend turntag" ab gehalten werden. Die Gaue und Turnvereine wurden beauftragt, im Einvernehmen mit den Schulleitungen und den übrigen Jugendvereinigungen die nötigen Schritte zu tun, damit an diesem Turntag an jedem Ort, wo ein Verständnis für die Leibesübungen zu finden ist, ein öffentliches, vom Interesse der ganzen Bürgerschaft getragenes Jugendfeft stallfindet. Das­selbe soll den Leibesübungen der gesamten männlichen Jugend vom 14 bis 20. Jahre dienen, gleichgültig, ob sie einem Turnverein angehört oder nicht. Die Veranstaltung soll die Jugend ermuntern, sich in den kommenden Wochen, dem Ernst der Zeit entsprechend, durch turnerische Uebungen für den Dienst in Volk und Vaterland vorzubilden und dann am Tage selbst durch Vorführungen. Prüfungen und Wettkämpfe eine öffentliche Probe ihres Könnens zu geben. Da die Wett-Uebungen in der Hauptsache aus sogenannten volkstümlichen Uebungen wie Wettlauf, Hoch- und Weitsprung, Weitwurf mit dem kleinen Ball, Stoßwurf mit dem Stein, Klettern, ganz einfachen Freiübungen usw. bestehen, so ist jedem bisherigen Nichtturner ein Mittun mit Aussicht auf Erfolg möglich, wenn er von jetzt ab noch einigemal an den Turn-Uebungsftunden teilnimmt. Dieselben finden hier Donnerstag abends von V-9 bis 10 Uhr und Sonntag früh von 79 Uhr in der Turnhalle statt und es ergeht hiemit der dringende Aufruf an sämtliche jungen Leute, sich an dieser wichtigen vaterländischen Sache, die aber ebenso auch ihnen selbst am meisten zugute kommt, vollzählig zu beteiligen. Der Jugendturntag selbst wird nach einem Beschluß des kürzlich vom Turnverein hier zusammenberufenen Ortsausschusses, bestehend aus Vertretern der Stadt und der Schule neben den,

Turnoereins-Ausschußmitgliedern, am Sonntag, den 25. Juli ds. Js.. nachmittags, auf dem Maienplatz hier abgehalten werden. Erfreulicherweise wurde die Beteiligung der gesamten turnpflichtigen Schuljugend in Aussicht gestellt, welche durch Vor­führung von allgemeinen Freiübungen, Turnspielen. Schülerchören usw. das Wetturnen umrahmen und ausschmücken wird. Auch ist die Mitwirkung des hiesigen Kirchenchors, der z. Zt. besonders gutbei Stimme" ist. in dankenswerter Weise zugrsagt. So dürfen wir hoffen, daß der Zweck, der nach den Bestimmungen der Kursleitung bei ver Durchführung des Jugendturntags allen Beteiligten vor Augen stehen soll, nämlich die Jugend recht zahlreich zu einem ge'unden Betrieb der ei probten, dem deutschen Volkscharakter entsprechenden Leibesübungen zu ver­anlassen. hier in würdigem, von der Liebe zur Jugend, zu Volk und Vaterland getragenem Zeitgeist in Erfüllung geht.

:-: Wildbad. 25. Juni. (Einges.) Gestern hielt hier die Polizei einen Streifzug nach verborge­nem Mehl, welcher zur Folge hatte, daß die Be­schlagnahme von Mehlvorräten vorgenommen werden mußte; man spricht von 18 Fällen. Schmerzlich bewegt, mußten dieklugen" Leute, welche sich teil­weise schon recht sicher gefühlt hatten, ihren heim­lichen Besitz herausgeben.

Herrenalb. 25 Juni. Gestern nachmittag um 4.45 Uhr, nachdem zwischen 1 und 3 Uhr starker Regen gefallen war. brach ein schweres Gewitter mit Hagelschlag über unserer Gegend aus, das von 5 Uhr bis 5.10 Uhr am stärkten tobte. Der Schaden in Gärten, auf Feldern und Obstbäumen ist beträchtlich. Glücklicherweise ist die Heuernte gut geborgen. Der Niederschlag erreichte die Höhe von 24 3 mw d. h. annähernd 24,5 1 auf 1 gm Boden­fläche.

Pforzheim. 25. Juni. Auch die hiesige Stadt­verwaltung läßt sich die Nahrungsmittelversorgung der Bevölkerung so gut als möglich angelegen sein. Von heute an bringt sie in den Geschäften der Mitglieder des Rabattsparverein und sonstigen Handlungen Bohnen, Trigwaren, Zucker. Reis. Haferflocken. Maisgries und Sprotten zum Verkauf. Ein Eisenbahnwagen Linsen und Erbsen wird noch erwartet. Die Ver­käufer erhalten eine bestimmte Vergütung. Der Preis für Kartoffeln wurde für bessere Sorten auf 6 für geringere Sorten 4 50 ^ der Zentner ermäßigt. Geräucherte F'eischwaren wurden schon einig« Male abgegeben und fanden flotten Absatz. Leider sind die Gefrierfleischvorräte nicht groß. Auch Klippfische werden durch dir Stadt verkauft; sie finden anscheinend aber keinen großen Anklang.

Sonntagsgedanken (27. Juni).

Das deutsche Lied.

Gleichwie auf dunklem Grunde der Friedensbopen blüht, so durch die böse Stunde versöhnend geht das Lied.

Josef v. Eichendorff.

* *

4 -

Dann folgte das LiedNun ruhen alle Wälder". Wer diesen Gottesdienst miterlebt hat, der wird mir gestehen, daß das Lied wie eine Offenbarung wirkte. Es ist nicht möglich, alle die Bilder, die auf mich einstürmten, zu schildern .... Mir war zu Mute, als wenn mir jemand ein weites Tor geöffnet hätte, durch das ich alles, was mir lieb und teuer ist, sehen konnte.

Aus einem Feldpostbrief.

4 - 4 -

4 -

Des deutschen Liedes Klang hat die Herzen gewonnen".Die nationale Einigung wäre nicht möglich gewesen, wenn die Kohle unter der Asche nicht glimmend gewesen wäre. Wer hat das Feuer gepflegt? .... das deutsche Lied nicht zum wenigsten". Bismarck.

4 - 4 «

4 -

Gesegnet seist du, Liederpracht, du tiefe, du deutsche, du holde, du Schatz, der unserem Volke lacht in unvergänglichem Golde!

Schoenaich-Carolath.

vermischtes.

Basel, 24. Juni. Zum Nachfolger des ver­storbenen Direktors der Basejer Missionsgesellschaft Dr. Oehler ist der bisherige Vizedirektor der Gesell- , schaft und Inspektor für China H. Ditter aus , Stuttgart gewählt worden.

Papiernot. Die Vereinigung der Normalpapier­fabrikanten hat neue Preise für Urkunden, Normal- kanzlei, Normalkonzept-, Normalbriefpapier usw. fest­gesetzt. Durch die behördliche Beschlagnahme der baumwollenen Lumprnvorräte bei allen Papier­fabriken. Lumpenhandlungen usw. sind die Hauptfach, lichften Sorten und besonders diejenigen, die bis jetzt für die Anfertigung von Normalpapieren verwendet wurden, betroffen. Um diese Papiere noch weiter in ungefähr der bisherigen Qualität und dem bis­herigen Aussehen unfertigen und liefern zu können, müssen jetzt Hadern verwendet werden, die wesentlich teurer bezahlt werden müssen, als die beschlagnahmten Sorten in der letzten Zen kosteten. Die Fabrikanten gehen vorerst keine Abschlüsse mehr ein und nehmen auch Aufträge auf Abruf nicht mehr an.

Müssen Soldaten sich operieren lassen? Während im allgemeinen die Vornahme einer Ope- rat'vn bei einem K anken ohne drssen Einwilligung unstatthaft ist, ist es eine juristische Frage, ob der im Heere stehende Soldat auf die Anordnung der Sanität? bet ö de zu eirer Zulassung der Operation angehalten werden kann oder ob auch er, um seine Zustimmung gefragt, diese verweigern darf. Re- gleiungsral Dr. v. Olrhaulen bespricht in derMedi­zinischen Klinik" dieses interessante Problem an der Hand der vo liegenden Judikatur. Die Dienstpflicht des Soldaten erschöpft sich nicht darin, ein Mitglied des Heeres zu sein, sondern sie begreift auch, daß er ein brauchbares Mitglied sei. Zu diesem Zwecke muß er sich gewisse ärztliche Eingriffe, vorbeugende Maßnahmen zur Erhaltung des Gesundheitszustandes gefallen lassen, andernfalls er wegen Gehorsams­verweigerung bestraft werden kann.

Telegramm des Wolff'schen Büros an den..Enztäler".

(WTB.) Den 25. Juni 1915, nachm. 4 Uhr.

Großes Hauptquartier, 25. Juni, vorm. Amtl.

Westlicher Kriegsschauplatz:

Im Nahkampfe südlich Souchez erbeuteten wir mehrere Maschinengewehre.

Wiederholte feindliche Vorstöße gegen die Labyrinthstellung wurden abgeschlagen.

Am Westrande der Argonnen brach der Angriff eines französischen Bataillons gegen unsere vorgeschobene neue Stellung unter schweren Verlusten zusammen. Im Nachstoße entrissen wir dem Feind noch einen Graben mit 2 Block­häusern; 3 weitere Maschinengewehre und 3 Minenwerfer fielen in unsere Hand.

Auf den Maashöhen scheiterten die west­lich der Tranchee angesetzten französischen An­griffe vollkommen.

Oestlich der Tranchee eroberten wir einen vom Feinde zäh verteidigten Verbindungsgraben zurück.

Bei Leintrey, östlich von Luneville wurden kleine feindliche Unternehmungen abgewiesen.

Oestlicher Kriegsschauplatz:

Das vorgestern eroberte Dorf Kopaczyska wurde wieder geräumt.

Südöstlich Chorzele in der Nähe des Dorfes Stegna drangen unsere Truppen nach hartnäckigen Nahkämpfen in einen Teil der feindlichen Linien ein und setzten sich darin fest.

Südöstlicher Kriegsschauplatz:

Truppen des Generalobersten von Woyrsch haben in der Verfolgung das Waldgebiet südlich Jlza durchschritten.

Die Lage bei den Armeen des Feldmarschalls v. Mackensen ist im wesentlichen unverändert.

Nordwestlich von Halicz wurden Teile der Armee des Generals v. Linsingen vor über­legenen feindlichen Gegenangriffen bei Martinow auf das Südufer des Dnjestr zurückgenomme». Weiter stromaufwärts find wir im fortschreitende» Angriff. Der linke Flügel der Armee steht bei Chodorow.

Oberste Heeresleitung.

Wien, 25. Juni. (WTB.) Amtlich wird mit- geteilt vom 25. Juni, mittags: An den Grenzen Tirols und Kärntens tebbafte Geschützkämpfe. Im Küsten­ländischen Grenzgebiet wurden in den Morgenstunden östlich Ronchi zwei feindliche Angriffe abgewiesen. Gegen den Brückenkopf von Görz und den Höhen­rand des Plateaus von Comen richtet sich heftiges feindliches Artilleriefeuer.