seien, liege nichts greifbares vor. Man hofft aber, daß sich das Petersburger Kabinett entgegenkommend zeigen werde.
Berlin. 27. Mai. (WTB.) Verschiedene Blätter erfahren aus Wien, daß Rußland sowohl in Sofia als in Bukarest präzis formulierte Anerbietungen des Dreiverbandes gemacht habe, die jedoch zurückgewiesen worden seien.
Berlin, 27. Mai. Laut „Berl. Tagebl." meldet der Kriegskoirespvndent eines holländischen Blattes von der belgischen Grenze, daß die St. Peter-Statue in Gent durch zahlreiche Bomben, die aus englischen und französischen Flugzeugen geworfen wurden, völlig vernichtet ist.
Berlin, 27. Mai. Aus Wien meldet der „Lokalanzeiger": Der Mailänder „Avanti,, meldet, -aß die 75 Abgeordneten, welche gegen das Kriegsgesetz gestimmt haben, den ärgsten Verfolgungen ausgesetzt find. Eine Regierungsverordnung stellt diese Abgeordneten wegen Hochverrat unter Anklage. Das Tragen von Ordensabzeichen wurde ihnen verboten.
Paris, 27. Mai. (WTB.) Laut Mitteilung aus Madrid haben die Bergarbeiter in ganz Asturien beschlossen, vom 1. Juni ab in den Ausstand zu treten. Dieser Streik wird einen Stillstand in vielen spanischen Industrien zur Folge haben, da Mangel an Rohmaterialien eintreten wird.
London, 25. Mai. (WTB ) Der Kriegskorre- spondent John Buchana meldet der „Times" aus dem britischen Hauptquartier: Der Feind besitzt eine erstaunlich mächtige Maschinerie und wenn wir uns nicht eine Maschinerie von gleicher Kraft verschaffen können, wird er die überlegene Gefechtskraft unserer Soldaten zunichte machen. Die Maschinerie besteht aus einer großen Zahl von schweren Geschützen und Maschinengewehren und einem anscheinend unbegrenzten Vorrat hochexplosibler Geschosse. Wer die Geschichte aufbrachte, daß den Deutschen die Geschosse ausgingen, leistete der Sache der Alliierten einen grausam schlechten Dienst.
Ludwigshafen. 27. Mai. (GKG.) Heute früh gegen 4 Uhr erschienen, laut „Frkf. Zlg." von der Pfalz kommend, ungefähr 9 feindliche Flieger über der Stadt Ludwigshafen und in dem Vorort Mundenheim. Gegen */» 8 Uhr früh entfernten sich die feindlichen Flieger, gegen die mit Abwehrkanonen und Maschinengewehren geschossen worden war. wieder in westlicher Richtung. Auf dem Rückzug mußte in der Nähe von Geinsheim eines der Flugzeuge infolge Beschädigung des Apparates eine Notlandung vornehmen, die Insassen, 2 französische Offiziere, wurden festgenommen und nach Speyer verbracht.
Ludwigshafen, 27. M-i. (GKG.) Nach neuerlichen amtlichen Feststellungen wurden laut „Frkf. Ztg." bei dem Bombenangriff der feindlichen Flieger in der Anilinfabrik 4 Personen gelötet und 15 schwer verletzt. In Mundenheim wurden 3 getötet, 1 schwer verletzt und in Friesenheim 2 getötet und 7 schwer verletzt; im ganzen 9 Tote und 23 Schwerverletzte. — Amtlich wird gemeldet: Ein feindlicher Flieger, der hier angeschoffen wurde, ist auf dem Rückflug in Geinsheim wegen Beschädigung zur Landung gezwungen worden. Die beiden Insassen wurden verhaftet.
Württemberg.
Stuttgart. 27. Mai. Die Städtische Polizeidirektion gibt bekannt: Zur Vermeidung der Ueber- tragung von Krankheiten durch Kleiderläuse wird dringend empfohlen, Kleidungsstücke aller Art, die von Angehörigen des Feldheeres heimgeschickt werden, sofort nach der Ankunft und unmittelbar aus dem Paket heraus in siedendem Wasser 5 Minuten lang auszukochen, um die Läuse samt ihren Nissen ab- zutöien. Bloßes Uebergießen mit siedendem Wasser genügt nicht.
Stuttgart, 26. Mai. Italienische Staatsangehörige von hier und Umgebung sollen sich, wie wir hören, in größerer Zahl weigern, nach Italien zurückzukehren und sich zum Kriegsdienst zu stellen. Sie erklären, sich lieber internieren zu lassen als gegen Deutschland, das sie schätzen und achten gelernt haben, in diesem Räuberkriege die Waffen zu ziehen. Aehnliche Meldungen kommen aus anderen Teilen des Landes und des Reiches, vor allem auch aus Oesterreich.
Stuttgart. 26. Mai. U-berdie Lage unserer württembergischen Export Industrie gibt der Jahresbericht des Exportmufterlagers in Stuttgart interessante Aufschlüsse. Darnach war der Geschäftsgang in den ersten 6 Monaten des vorigen Jahres
ein durchaus befriedigender; der Umsatz überstieg den des Jahres 1913. Im Juli flaute das Geschäft ab und mit Krügsausbruch wurde der Export sehr erschwert; zahlreiche Kunden sahen sich gezwungen, Aufträge zurückzuziehen. Von den auf hoher See befindlichen Sendungen konnten nur wenige ihren Bestimmungsort erreichen. Der Verkehr mit dem überseeischen Auslande ist schon seit Monaten durch die Beschlagnahme von Postsendungen und die dadurch geschaffene Unsicherheit sehr erschwert, in den letzten Wochen ist er nahezu ganz ins Glocken geraten und es bleibt abzuwarten, wie lange noch die neutralen Staaten sich diese Nichtachtung ihrer Flagge gefallen lassen.
Stuttgart. 26. Mai. Eine Kriegsteuerungszulage für die Arbeiter und Hilfsunterbeamten der Staatseisenbahnrn wird vom 15 Mai bis 30. September d. I. gewährt als Zuschuß zu den wegen des Kriegs erhöhten Kosten des Lebensunterhalts. Sie wird gewährt an Arbeiter mit einem Einkommen von weniger als 1400 ^ und beträgt für Arbeiter mit einem Kind unier 16 Jahren 10 mit zwei Kindern unter 16 Jahren 20 mit drei oder vier
Kindern unter 16 Jahren 30 mit fünf und mehr
Kindern unter 16 Jahren 40 täglich. Ledige oder
kinderlose oder nur vorübergehend .eingestellte Arbeiter erhalten keine Zulage.
Urach. 25. Mai. Am Pfingstfest nachmitag suchte Frau Grüner, nachdem sie ihrem Töchterchen den Hals abgeschnisten hatte, sich selbst zu entleiben. Die Beweggründe sind nicht bekannt. Die Frau wurde nach Tübingen gebracht.
Kus StaSt, Bezirk unS Umgebung.
Das Eiserne Kreuz erhielt der Leutnant Rehn Führer der 1. Komp, des Res.-Jnf.-Reg. 247.
Neuenbürg, 28 Mai. Den Mitteilungen betr. Verleihung der Silbernen Verdienstmedaille an Angehörige des Landsturmbataillons Calw, z. Zt. in Gent, ist nachzutragen, daß auch Landfturmmann Michael Proß von Conweiler (4. Kompagnie) die Silberne Verdienstmedaille erhalten hat.
In der württ. Verlustliste Nr. 190 vom
26. Mai 1915 sind folgende Namen aus dem hiesigen Bezirk enthalten:
Infanterie-Regiment Nr. 126, Straßburg.
10. Kompanie:
Musk. Wilh. Jäck, Feldrennach, verm.
11. Kompanie:
Musk. August Pfrommer, Moosbronn, l. verw.
12. Kompanie:
Musk. Wilhelm Merkle, Dobel, l. verw.
Maschinengewehr-Kompanie:
Musk. Karl Möschlitz. Waldrennach, schw. verw. Reserve-Jnfanterie-Regiment Nr. 248.
6. Kompanie:
Ers.-Res. Hermann Kusterer, Waldrennach, verw.
In der württ. Verlustliste Nr. 191 vom
27. Mai 1915 ist folgender Name aus dem hiesigen Bezirk enthalten:
Landwehr-Jnfanterie-Regiment Nr. 120.
9. Kompanie:
Landwehrmann Wilhelm Großmann, Wildbad, infolge _ Krankheit gestorben.
Wildbad, 25. Mai. Die Pfingstfeiertage mit ihrem Massenbesuch sind verklungen. Weitab von dem Sonnenglanz, der sie vergoldete, und der Festfeier des vollsaftigen Frühlings, die köstlichste Beigabe gewährte in unseren herrlichen Anlagen und Waldungen, sahen wir freilich die dunklen Wetterwolken des Krieges ziehen und der schnöde Treubruch Italiens lag wie ein häßlicher Fleck auf all den Schönheiten, die Sonne und Landschaft vor uns ausbreiteten. Der Reiseverkehr hatte schon am Samstag mit Macht eingesetzt und an den beiden Feiertagen zogen Tausende hier ein, zu Fuß und per Bahn, um im maienfrischen Waldesgrün sich zu ergehen und Kraft zu sammeln, dem Druck der eisernen Zeit zu trotzen. Die Sommerbergbahn wurde fleißig benutzt, um auf den Höhen droben die Pfingstwanderung fort- zusetzrn. Unten im Tal aber sorgten tagsüber die Kurkapelle und abends das neueröffnete Kurtheater für gediegene Unterhaltung; letzteres hat sich mit der Operette „Das Musikantenmädel" bestens eingeführt, dem am zweiten Tag „Der Raub der Sabinerinnen" folgte. Die Zeiten sind ernst, aber unser Volk läßt
sich nicht Niederdrücken, es glaubt noch an deutscher Pfingsten heiligen Geist, und dieser Kriegspfingsten großes Wunder hat uns aufs neue gestärkt und wird lange nachwirken.
Wildbad, 26. Mai. Die Polizeistunde für die Stadt Wildbad. einschließlich der Parzellen Wind« Hof, Sommerberg und Hochwiese — jedoch unter Ausschluß der übrigen Parzellen — ist auf Antrag des Stadlschultheißenamts durch Erlaß des K. ftellv. Generalkommandos vom 21. Mai 1915 von heute an bis zum Ende der Badezeit auf 12 Uhr nachts festgesetzt worden.
Die Zulassung Taubstummer zum Militärdienst abgelehnt. Die Taubstummen hatten bekanntlich ein Gesuch an den Kaiser eingereicht mit der Bitte um Zulassung zum Militärdienst, damit es ihnen auch vergönnt sei, an ihrem Teile dem Vaterlande mit zum Siege zu verhelfen. Das Throngesuch ist auf kaiserlichen Befehl an die Minister des Innern und des Krieges zur Prüfung abgegeben worden. Bei aller Anerkennung der warmen vaterländischen Gesinnung der Taubstummen und ihrer großen Opfeiwilligkeit konnte jedoch in Rücksicht auf die schwierigen Feldverhältmsse dem Gesuch Folg4 nicht gegeben werden.
vermischtes»
Frankfurt. Der Polizeibericht schreibt: „In den in der Stadt gesammelten Küchenabfällen wurden von den Landwirten vielfach Fremdkörper. Draht, Näqel. Nadeln usw., vorgefunden. Selbst bei ordnungsmäßiger Prüfung derart unreiner Abfälle durch die Landwirte besteht die Gefahr, daß Fremdkörper mit verfüttert und dadurch tödliche Erkrankungen von Vieh verursacht werden. So ergab kürzlich die auf polizeiliche Anordnung vorgenommene Zerlegung eines mit Küchenabfällen gefütterten Rindes, daß es nicht wie behauptet an Maul- und Klauenseuche, sondern infolge einer durch ein Drahtftück hervorgerufenen Eiterung in der Bauchhöhle verendet war. Es liegt aber nicht nur im privaten, sondern auch im öffentlichen Interesse, daß derartige Verluste an wertvollem Vieh gerade in der jetzigen Zeit vermieden werden. Die beteiligten Kreise, insbesondere aber die Hausfrauen werden deshalb gebeten, die Küchenabfälle so zu sammeln und aufzubewahren, daß sie frei von allen Fremdkörpern an die Sammelwagen abgeliefert werden."
Die Maienglöckchenzeit gibt Veranlassung, daran zu erinnern, daß sowohl Stengel wie Blüten dieser beliebten Blume einen starken Giftstoff enthalten. Man vermeide es daher, die Blume zwischen den Lippen zu tragen, da die kleinste kaum bemerkbare Rißwunde unförmlich anschwillt, sobald der Saft des Stengels in sie eindringt. Ebenso werfe man die verwelkten Blumen nicht überall hin, da durch deren Genuß das Geflügel dem sicheren Tode verfällt. Stark gifthaltig ist auch das Wasser in den Gefäsfen, in denen Maiglöckchen gestanden haben.
Das rechte Trösten. Eine Todesanzeige nach der anderen — mit dem schlichten, vielsagenden Kreuzesschmuck in der Ecke. Was für bitteres Herzeleid umschwebt die paar Worte! Ein Vater und Gatte blieb auf dem Felde der Ehre. Oder es war der Bräutigam, der hoffnungsvolle Sohn, der blutjunge Mensch vielleicht, der eben erst anfangen sollte, in die aufgabenreiche große Welt hineinzuwachsen. Vorbei — vorbei — zu den Toten entboten . . . Und man möchte trösten, und es ist doch so schwer. Es ist mit dem Trösten auch dann nicht leicht, wenn innerhalb des täglichen, natürlichen Lebens der kalt und hart eingreifende Tod in ein freundliches Familienleben und in berufliches Streben eine schmerzliche Lücke bringt. Man sagt und schreibt Sätze der herzlichen Anteilnahme. Man redet am Ende ganz wenig oder gar nichts, drückt dem andern lieber still die Hand, und es ist auch ein Trösten. Aber man hat doch oft das Gefühl, daß ein großer Schmerz sein eigenes, durch nichts zu beseitigendes volles Recht haben muß und will. Lange, lange dauert es vielfach, bis sich die Wogen des Leids einigermaßen glätten. Oft bricht die Seelenwunde plötzlich wieder auf, und der ganze schwere Schmerz drückt mit neuer, noch erhöhter Gewalt. Wie ist es da mit dem Trösten? Es möchte doch nicht fehlen. Es würde vermißt werden, wenn es von gar keiner Seite käme. Aber es bedarf eines besonders taktvollen Trostes. Keine banalen Redensarten! Keine plumpe Aufdringlichkeit! Nur etwas nachfühlende wirkliche Herzlichkeit! Hinweis auf die Pflicht zum Leben, auch wenn es so leer und arm erscheint! Und es gibt wunderbare Trostestiefen in der Religion. „Ewigkeit — in die Zeit leuchte hell herein!" Es ist eine