folgen unseres Landsmannes, des Grafen Zeppelin; der wird ihnen schon noch einen Dämpfer aufsetzen. Zu meinem Leidwesen muß ich aber auch sagen, daß der Krieg zu Ende käme oder schon wäre, wenn Amerika, d. h. die Ver. Staaten, neutral wären im wirklichen Sinne des Wortes, denn was da für eine Menge Munition und Kriegsmittel indirekt über Ca- nada und direkt auch von hier nach dem Feindesland verschickt wird, grenzt ans Unerhörte; doch werden die deutschen Unterseeboote auch diesem schmachvollen Handel hoffentlich bald ein Ziel setzen. Und die hie­sige. insgesamt englische Presse mit ihren großen, sensationellen Ueberschriften! Wie die das amerika­nische Volk zu verblenden und zu vergiften suchen mit allen möglichen Lügen und falschen Berichten! Wenn es auf sie ankäme, so wäre kein einziger Mann mehr übrig von der ganzen deutschen Armee. Um diesem blinden Eifer nun zu steuern, wird in nicht ferner Zeit eine tägliche Zeitung in englischer Sprache von deutschem Unternehmen, von deutschen Männern ins Leben gerufen, um den willigen Leuten, die unsere deutschen Zeitungen nicht lesen können, wenigstens die Augen zu öffnen. Wie unschätzbar in diesen schweren Zeiten ist doch Ihr wertes Blatt, derEnztäler", das echt deutsche, zugleich schwäbische Heimatblatt. Es ist wirklich eine Schmach für dieses Land, sich Deutschland gegenüber so zu verhallen, da doch der Deutsch-Amerikaner dieses Land auf die Stufe, auf der es steht, gebracht bat. und wenn immer es galt, zu den Waffen zu greifen, stets der Deutsche es war. der bereitwilligst den größten Prozentsatz gestellt hat. Aber trotz aller solcher Behandlung und all der Lügen. Deutschland wird siegen und muß siegen. Ich habe so eine Ahnung, daß es sich zu einem einst­maligen römischen Reich erbebt. Was nun die Unter­stützung für Kriegs- und Notleidende im geliebten Heimatlande anbetrifft, so möchte ich in Erwähnung bringen, daß hier unter den Deutsch-Amerikanern er­heblich viel getan wird, um die Not und Bedürftig­keit lindern zu helfen. Ich glaube nickt, daß es hier in diesem Land, besonders in der Umgegend von Newyork, auch nur einen deutschen Verein gibt, der nicht eine bestimmte Summe für das alte Vaterland geben würde. Und nebenbei fließen von den Ge­schäftsleuten, sowie von Privat- und anderen Personen zum Teil ganz ansehnliche Summen dem betreffenden Zweck zu. Nun zum Schluß wünsche ich einGlück auf zum deutschen Sieg" und verbleibe in vorzüg­licher Hochachtung Ihr ergebener W. Schüßler, ehe­maliger Schwärmer.

Neuenbürg, 34 April. Bei Schwann haben zwei achtjährige Knaben einen Waldbrand gestiftet, der von herbeieilenden Feldarbeitern gelöscht wurde, ehe das Feuer den Hochwald erreichte. So dürfte es bei einem Schaden von einigen hundert Mark geblieben sein.

In Calmbach ist ein junger, kaum der Schule entlassener Knabe erhängt aufgefunden worden. Die näheren Umstände sind nicht bekannt.

Calw, 23. April. Die bürgerlichen Kollegien beschlossen in ihrer gestrigen Sitzung von der Be­schaffung von Fleischdauerwaren vorerst ab­zusehen, da in unserem viehreichen Bezirk verausstchtlich ein Mangel an Fleisch nicht eintreten und die Auf­bewahrung von Fleischwaren bei der nun eintretenden wärmeren Jahreszeit auf Schwierigkeiten stoßen wird; auch wurde bei dem geringen Bestand an Schweinen eine vermehrte Abschlachtung nicht für notwendig erachtet. Nach der Sitzung fand sich der Gemeinde­rat mit seinem auf kurzem Erholungsurlaub befind­lichen Stadtschultheißen Conz imCalwer Rats- keller" zu gemütlicher Unterhaltung zusammen. Zum Willkomm trug das Rathaus Flaggenschmuck. Die Weinstube von Glück war aufs schönste geschmückt und die vom Unterstand des Stadtschultheißen in den Argonnen stammende Tafel mit der Aufschrift Calwer Ratskeller" mit den deutschen Farben um­geben. Groß war die Freude der Stadtväter, als sie ihren Stadtvorstand wieder in ihrer Mitte begrüßen durften. Stadtschultheiß Conz erzählte in seiner humorvollen und frischen Art seine Erlebnisse in Feindesland und gab ein anschauliches Bild von dem Leben und Treiben unserer braven Truppen, bei denen überall froher Mut und gute Hoffnung herrsche. Nur zu schnell vergingen die angenehmen Stunden und es war beim Abschiednehmen nur der eine Wunsch zu hören: Unser Stadtschultheiß möge heil und gesund wieder in unsre Stadt zurückkehren.

Vor einigen Tagen haben 13 Schüler der Neuen Höheren Handelsschule in Calw (Direktoren Zügel und Fischer) das Einjährigen-Examen vor einer Kgl. Prüfungskommission in Stuttgart bestanden.

Eine Nacht im Schützengraben.

GKG. (Stg. N. Tgbl) Blutigrot, einer feurigen Kugel gleich, geht im fernen Westen die Sonne unter: die Dämmerung sinkt hernieder, die Nacht beginnt: Eine Nacht im Schützengraben. Was ich sonst in Bänden und Büchern verschiedener Kriegs- schriflfteller gelesen habe, was ich im Geiste an Romantik und Abenteuern mitrrlebt habe, nun ist es pure Wirklichkeit geworden, ich stehe im Schützen­graben. 2030 Meter vom Feinde entfernt, schaue zur Schießscharte hinaus und beobachte das Gelände. Ueber mir steht der diese Nackt so klare, fternen- besäte Himmel, die vom Mondenschein beleuchteten Bäume wirken gigantisch, fast gespensterhafi. Feier­liche Stille herrscht, nur hie und da unterbrochen durch den Knall eines oder auch mehrere Schüsse, Kugeln pfeifen über einen hinweg, erinnern einen an die rauhe Wirklichkeit, denn sonst könnte man meinen, man sei im Manöver. Da zwei-, drei-, ja viermal blitzt es, ich zähle 56 Sekunden und da kracht und donnert es viermal rasch hintereinander; Gra­naten sausen zischend und pfeifend über uns hinweg und in weiter Ferne hört man sie unter fürchterlichem Getöse einschlaaen. Unsere brave Artillerie ist an der Arbeit. Durch ihr Schießen und der damit verbundenen Gefahr erschwert sie den Transport feindlicher Reserven, den Munitionstransport usw. Da. eine feurige Rakete steigt leise zischend gen Himmel empor, entfaltet im Fallen wunderbares Licht und Helligkeit, der Feind schießt mit Leucht­kugeln, um das Gelände besser übersehen zu können, er fürchtet einen nächtlichen Angriff. Ich schaue zur Schießscharte hinaus, erblicke aber nichts als abge­schossene Baumstumpen, die traurigen Uebrrreste eines einst so herrlichen Tannenwaldes, ein Zeichen mensch­licher Zerstörungswut. Die gespenstisch wirkenden Schatten der abgeschossenen Baumstumpen, das leise Rascheln der Zweige der noch stehenden Bäume, sie täuschen oft auck dem alten, erfahrenen Krieger mancherlei vor. Er nimmt das Gewehr zur Hand und schießt, der Feind erwidert das Feuer und so entwickelt sich oft eine Schießerei, so ungefähr, wie wenn ein tolles und lärmendes Publikum das neue Jahr anschießt. Langsam und träge schleichen die Stunden dahin, der Zeiger steht auf 12 Uhr Mitter­nacht. Ich werde nun abgelöst, habe 2 Stunden Ruhe, begebe mich in Unterstand und lege mich in Ermanglung eines andern, auf den harten, kalten Boden, behalte Seitengewehr und Brotbeutel um­geschnallt, Gewehr schußbereit zur Hand. Noch nicht eine Viertelstunde ist vorüber, da liege ich schon in tiefem Schlafe: der ermüdete Körper sucht Ruhe. Nach zwei Stunden werde ich von einem Kameraden geweckt, soll ablösen. Noch ein wenig schlaftrunken erhebe ich mich, nehme das Gewehr zur Hand, setze den Helm auf und beziehe meinen Pollen. Die lieblichen Bilder, die mir im Traume vorschwebten, sind entschwunden, bleibt nur noch der Gedanke und die Sehnsucht nach der Heimat. Ein fürchterlicher Krach entreißt mich meiner Grübelei, der Feind warf eine Handgranate rüber. Gott sei Dank, keine Ver­wundeten. keine Toten. Der vorher so Helle klar« Himmel verdunkelt, die Sterne entschwinden und langsam und fein beginnt es zu regnen. Ich hole mein Zelttuch und lege es über die Schultern, als Schutz gegen den Regen. Langsam, ganz langsam beginnt es zu tagen, der Regen läßt nach, hört auf. die Sonne geht im fernen Osten auf und ein wunder­bares Morgenrot verklärt den Himmel. Ach, der so heißersehnte Tag ist angebrochen; werde ich und meine Kameraden den Abend erleben? Das blinkende Morgenrot drängt mir diese Frage auf. Die Ant­wort überlasse ich Gott. Kriegsfreiwilliger K. Schun, Regt. 246.

Telegramme des Wolff'schen Büros an de»Enztäler".

(WTB.) Den 24. April. 3.00 Uhr nachm.

Großes Hauptquartier, 24. April, vorm. Amtl.

Westlicher Kriegsschauplatz:

Alle Versuche des Feindes, uns das nördlich und nordöstlich von Ypern gewonnene Gelände streitig zu machen, mißlangen. Nördlich von Ypern brach ein starker französischer, nordöstlich von Ypern, Sei St. Julien, ein englischer An­griff unter schweren Verlusten zusammen. Ein weiterer feindlicher Angriff an und östlich der Straße YpernBixschoote hatte heute früh das­selbe Schicksal.

Westlich des Kanals wurde nachts der Ort Lizerne von unseren Truppen gestürmt.

Die Zahl der gefangenen Franzosen, Eng­länder und Belgier hat sich auf 2470 erhöht.

Außer im ganzen 39 Geschützen mit Muni­tion fiel eine große Anzahl von Maschinenge­wehren, viele Gewehre und sonstiges Material in unsere Hände.

In der Champagne sprengten wir nördlich -er Beau-Söjour-Ferme heute nacht mit 4 Mann einen feindlichen Schützengraben. Die Franzosen erlitten hierbei starke Verluste, zumal ihre Artillerie ihr Feuer auf die eigenen Gräben legte.

Zwischen Maas und Mosel erneuerten die Franzosen an mehreren Stellen ihre Angriffe.

Im Aillywalde behielten wir im Bajonett­kampf die Oberhand.

Weiter östlich wurden die an einzelnen Stellen in unsere Linien eingedrungenen Franzosen wieder hinausgeworfen.

Im Priesterwalde machten wir weitere Fortschritte.

In denVogesen hinderte Nebel und Schnee die Gefechtstätigkeit.

Oestlicher Kriegsschauplatz:

Im Osten ist die Lage unverändert.

Oberste Heeresleitung.

(WTB.) Den 25. April. 4.15 Uhr nachm.

Großes Hauptquartier, 25. April, vorm. Amtl.

Westlicher Kriegsschauplatz:

Bei Ypern erreichten wir weitere Erfolge. Das am 23. ds. Mts. hier eroberte Gelände nördlich von Ypern wurde auch gestern gegen feindliche Angriffe behauptet. Weiter östlich setzten wir unsere Angriffe fort, stürmten die Ferme Solaert südlich von St. Julien und Kerffelaere und drangen siegreich gegen Grabenstafel vor. Bei diesen Kämpfen wurden etwa 1000 Engländer gefangen genommen und mehrere Maschinen­gewehre erbeutet.

Ein englischer Gegenangriff gegen unsere Stellungen westlich von St. Julien wurde heute früh unter schweren Verlusten für den Feind zurückgeschlagen.

Westlich von Lille wurden Angriffs-Versuche der Engländer durch unser Feuer im Keime erstickt.

In den Argonnen schlugen wir nördlich von le four de Paris einen Angriff zweier französischer Bataillone ab.

Auf den Maashöhen südwestlich von Co mb res erlitten die Franzosen eine schwere Niederlage. Wir gingen hier zum Angriff über und durch­brachen in einem Ansturm vier hintereinander liegende französische Linien. Nächtliche Versuche der Franzosen, uns das eroberte Gelände wieder zu entreißen, scheiterten unter schweren Verlusten für den Feind. 24 französische Offiziere, 1600 Mann und 17 Geschütze blieben bei diesen Kämpfen in unseren Händen.

Zwischen Maas und Mosel kam es sonst nur an einzelnen Stellen unserer Südfront zu Nah­kämpfen, die bei Ailly noch nicht abgeschlossen sind.

Im Priesterwalde mißglückte ein französischer Nachtangriff.

In den Vogesen verhinderte auch gestern starker Nebel die Gefechtstätigkeit.

Oestlicher Kriegsschauplatz:

Die Lage im Osten ist unverändert.

Zwei schwächliche Angriffe der Russen westlich Ciechanow wurden abgewiesen.

Als Antwort für Bombenabwürfe -er Russen auf die friedliche Stadt Neidenburg wurde der Eisenbahn-Knotenpunkt Bialystok von uns noch­mals mit 20 Bomben belegt.

Oberste Heeresleitung.

LLtAt« Nachrichten »»LeiWffAMM-

Berlin, 26. April. (WTB.) Ein Eingeständnis der englischen Niederlage bei Ipern bringt, wie der Berliner Lokalanzeiger" meldet, die Londoner Daily Marl", indem sie schreibt: Die letzten Berichte aus Flandern lassen klar erkennen, daß die Deutschen die Eroberung des ganzen Ipern- gebiets planen Der seil Wochen vorbereitete deutsche Angriff brachte den Deutschen nördlich Ipern bedeutende Fortschritte, während die Verbündeten ihre Truppenmassen südlich Iperns konzentriert halten. Trotz bedeutender Verluste stürmten immer wieder neue Truppen vorwärts und zwar mit erheblichem Erfolg.