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65.
Neuenbürg, Freitag de» 23. April 191».
73. Jahrgang.
Der Krieg.
Berlin. 2^. April. Aus Paris wird dem «Lokalanzeiger" gemeldet: Die Stadt Amiens ist abermals von deutschen Fliegern mit Bomben belegt worden. Ein« deutsche Taube erschien kurz nach Sonnenaufgang und schleuderte S Bomben ab. Im Laufe des Mittags erschien ein Aviatikflugzeug, das gleichfalls mehrere Bomben herauswarf. Ungefähr 20 Personen wurden getötet. Der Materialschaden ist sehr bedeutend. Keines der Flugzeuge wurde trotz lebhaften Bombardements getroffen. Auch das sofortige Aufsteigen französischer Flieger konnte der Angreifer nicht habhaft werden, die sich unbeschädigt entfernten.
Berlin, 22. April. Aus Kopenhagen meldet der „Lokalanzeiger": Nach amtlicher russischer Meldung wurde in der Nacht zum 20. April die Stadt Cie- chanow durch einen Zeppelin bombardiert.
Berlin, 22. April. (WTB.) Dem „Berliner Tageblatt" wird aus Wien gemeldet: Ein höherer Offizier teilte einem Mitarbeiter des „Pesti Hirlap" über die Lage in Südostgalizien mit: Unsere Truppen haben hier so ausgezeichnete Stellungen, daß jeder Angriff der Russen zusammenbrechen muß. In den Karpathen werden nur unbedeutende Kämpfe geführt.
Genf, 22. April. Die offizielle Darstellung des Kampfes um die Höhe 196 bei Le Bois Jaune Brule seitens des französischen Generalstabs gibt zu. daß die beim Sturm beteiligten zwei französischen Regimenter allein 3000 Tote hatten, darunter viele Offiziere. Es handelt sich dabei um einen Kampf, der Ende März ftattgefunden hatte
Frankfurt, 22. April. (GKG) Die „Franks. Ztg." meldet aus London: Der „Daily Telegraph" hat einen Berichterstatter in die größte Waffenfabrik Englands, Armstrong Whitworth u. Co., gesandt, der in dieser beftorganisierten Fabrik Englands merkwürdige Feststellungen machte. Die Waffenfabriken sind mit Beginn des Krieges erweitert worden. In einigen Teilen, besonders in den alten Anlagen, wird mit Hochdruck gearbeitet, aber zu einer vollkommenen Ausnützung der Fabrikanlagen fehlen 6000 Mann, worunter S000 Mechaniker. An einzelnen Maschinen der Neuanlage fehlen die Treibriemen, weshalb diese Maschinen vollständig stillstehen. An anderen Maschinen komplizierterer Natur, die zur Herstellung von Granaten benützt werden (es handelt sich hier offenbar um Reoolverdrehbänke), mangeln die Arbeiter, die diese Maschinen bedienen können, da hierzu besonders geschickte Arbeiter nötig sind. Für Gießformen werden weibliche Arbeiter benützt, da die männlichen Arbeiter fehlen. — Wenn schon in der besten Waffenfabrik Englands ein derartiger Mangel an Arbeitern herrscht, so kann man sich ungefähr eine Vorstellung davon machen, wie es erst bei der Munitionsfabri- kation derjenigen Maschinenfabriken aussieht, die jetzt erst zu Munitionsfabriken umgewandelt worden find.
Amsterdam, 21. April. (WTB.) Das Handelsblad meldet nach der New-Aork Tribüne, daß die Lieferung von Unterseebooten, trotz der Erklärungen des Staatssekretärs Bryan, fortgesetzt wird. Die Verträge mit der Betlehem Steel Cy. lauteten zuerst auf Lieferung ganzer Unterseeboote. Als dies dann für eine Neutralitätsverletzung erklärt wurde, wurden Teile von Unterseebooten nach Montreal gebracht, dort zusammengesetzt und nach England geschickt. So erhält England die bestellten Unterseeboote trotz der Erklärung Bryans. In Quincy — sagt das Blatt — sei das ein offenes Geheimnis.
Berlin. 23. April. (WTB.) Die „Daily Mail" meldet aus New-Aork, wie dem „Beil. Lokalanz." aus Kopenhagen berichtet wird, daß der amerikanische Oberst House an die amtliche französische Stelle eine Anfrage über die Möglichkeiten der Einleitung von
Friedensverhandlungen richtete und die Antwort erhielt, daß die Zeit für die Vorlegung eines derartigen Vorschlages noch nicht gekommen sei. Der Abschluß des Krieges im gegenwärtigen Augenblick würde das Ziel der Verbündeten, die Vernichtung des preußischen Militarismus, durchkreuzen.
Madrid, 22. April. (GKG ) Der Kapitän des in Santander eingelroffenen spanischen Dampfers „Ason" hat, nach einer Meldung der „Köln. Ztg.", bei der dortigen Marinekommandantur Beschwerde darüber eingelegt, daß in den nördlichen Meeren zahlreiche englische und französische Schiffe unter spanischer Flagge und mit spanischen Schiffsnamen fahren. Dieser Seemann drückt damit die Entrüstung des gesunden Menschenverstandes über ein unwürdiges Verfahren aus.
Berlin, 20. April. Canon Doyle läßt sich, wie die „Köln. Ztg." berichtet, in der „Times" vom 13. April über die deutschen Kriegsgefangenen wie folgt vernehmen: Es ist schwierig zu entscheiden, wie man sich europäischen roten Indianern, die ihre Gefangenen martern, gegenüber verhalten soll, da wir solche weder anspucken noch stoßen, schlagen, verhungern und erfrieren lassen können. Jeder Appell an menschliche Gefühle ist unnütz, denn der Durch- schnittsdeutsche versteht soviel von Edelmut wie eine Kuh von Mathematik Deswegen ist er auch außerstande, die englische Haltung zu begreifen, wenn wir freundlich von Müller. Weddiger oder einem unserer andern Gegner sprechen, die wenigstens einen kleinen Anflug von Anständigkeit bewiesen. — Die Bücher dieses Großfabrikanten der englischen Schundliteratur werden in Deutschland zu Hunderttausenden von Exemplaren gekauft!!!
Kopenhagen, 22. April. (GKG.) Die „Nat. Ti- dende" schreibt, nach einer Meldung der „Franks. Z.", in einem Leitartikel, die Mißstimmung in England sei sehr groß, weil die Hoffnung, daß Rußland und Frankreich die Aufgabe des Landkrieges allein bewältigen würden, getäuscht sei. Die Engländer sehen jetzt ein. daß Kitchrners Improvisation der deutschen Organisation unterlegen sei. Monate vergehen ohne die Erfüllung der englischen Hoffnung auf Wiedergewinnung der verlorenen Landgebiete durch die Verbündeten. Die Engländer fangen an. zu verstehen, daß England für den Weltkrieg nicht ausreichend ausgerüstet sei.
Berlin. 22. April. Wie der „Kreuzzeitung" aus Brüssel gemeldet wird, fragte in dem ständigen französischen Kammerausschuß dieser Tage ein Abgeordneter den Minister Delcafss, ob es wahr sei. daß der Septembervertrag der Verbündeten nicht mehr in vollem Umfange bestehe. (Es ist dies der Vertrag, den die Verbündeten am 6. September 1914 schloffen und worin sie sich verpflichteten, keinen Separatfrieden zu schließen.) Statt die an ihn gerichtete Frage zu verneinen, ging Delcassä um die Sache herum wie die Katze um den heißen Brei und erklärte schließlich, er werde bei Gelegenheit antworten.
Berlin, 23. April. (WTB.) Eine Meldung des „Berliner Tageblatts" aus Mailand besagt: In der französischen Intendantur ist ein neuer skandalöser Diebstahl aufgedeckt worden. Ein Korporal verkaufte mit einigen Helfern aus den Militärlagerhäusern in Villefrance größere Mengen von Lebensmitteln an verschiedene Hotels, die ihrerseits einen schwunghaften Handel mit diesen Waren trieben. In einem Hotel wurden allein für 3000 Francs Waren beschlagnahmt. Eine Anzahl Verhaftungen wurde vorgenommen.
Berlin, 21. April. Aus Rom meldet das „Berliner Tageblatt": Der Londoner Korrespondent der „Stampa" berechnet, daß England bis zum 31. Juli 17690 Millionen Franken allein an direkten Kriegsausgaben habe. Dauert der Krieg noch bis zum Jahresende, so betragen die direkten Ausgaben Englands 26'/, Milliarden, dazu kommen noch 21'/, Millionen indirekter Ausgaben.
Berlin, 23. April. (WTB.) We dem „Berliner Lokalanzeiger" aus Konstantinopel gemeldet wird, kaufen die Engländer griechische Transportdampfer auf. Sie sandten so 6 Dampfer nach dem Hafen Mudros, wo sie für etwaige Truppentransporte verwendet werden sollen.
Frankfurt, 22. April. (GKG.) Die „Franks. Zeitung" meldet aus Amsterdam: Infolge eines Befebls der englischen Admiralität ist der gesamte Schiffsverkehr zwischen Holland und England seit heute nachmittag stillgelegt worden. Infolgedessen hört der Passagierverkehr wie der Güterverkehr und Postverkehr bis auf weiteres vollständig auf.
Amsterdam, 22. April. Der Reederei in Amuiden wurde von der deutschen Regierung mitgeteilt. daß der holländische Dampfer „Ozean" in der Nordsee angrhalten und nach Hamburg gebracht worden sei.
Berlin, 23. April. (WTB.) Der „Berliner Lokalanzeiger" meldet aus Kopenhagen: Der schwedische Dampfer „Baltik" ist gestern in Göteborg eingetroffen, nachdem er längere Zeit von den Engländern festgebalten worden war. die von der Ladung ungefähr 2500 Tonnen Oel und Speck einbehielteu.
Lyon, 21. April. (WTB ) Der „NouveWe" meldet aus Paris: Im französischen Heer ist ein neues Artilleriegeschoß gegen Lenkluftschiffe eingeführt worden, das, anstatt die Hülle glatt zu durchschlagen, große Löcher hineinreißt.
Basel, 20. April. (GKG.) Nach einem Telegramm des Blattes „Poporul" aus Jaffy. welches die „Basler Nachrichten" wiedergeben, sind seit Mitte Marz 17 000 Russen aus rumänisches Gebiet übergetreten und entwaffnet worden. Es handelt sich fast ausschließlich um Kavallerie.
Amsterdam, 22. April. Reuter meldet: Ein Trupp von 4000 Angehörigen des Gebirgsftammes der Mohammed in Kashmir brachen in das englische Gebiet ein. Eine Kolonne zog den Aufrührern entgegen, die zurückgeschlagen wurden und etwa 100 Tote und Verwundete einbüßten.
Berlin, 21. April. Laut „Vossischer Zeitung" erzielte bis jetzt die von dem Ullsteinverlag eingeleitete Weddigengedächtnisftiftung ein Gesamtergebnis von 447 000 c/A.
Karlsruhe, 22. April. Wie seinerzeit gemeldet wurde, hat die Stadt Karlsruhe Generalfeldmarschall von Hindenburg das Ehrenbürgerrecht verliehen. Aus dem östlichen Hauptquartier ist nun dem Oberbürgermeister von dem Generalfeldmarschall von Hindenburg ein sehr warm gehaltenes Dankschreiben eingegangen, in welchem der Zeit gedacht wird, die von Hindenburg während 2'/, Jahren in Karlsruhe verlebte. Der Generalfeldmarschall gibt dem Wunsche Ausdruck, daß der badischen Residenzstadt nach ehrenvollem Frieden weiteres Blühen und Gedeihen be- schieden sein möge.
Württemberg.
Stuttgart, 20. April. Wie der Staatsanzeiger hört, sind bei dem König in den letzten Tagen von einer Anzahl in den Orten Fukuoka und Maruaame in Japan befindlicher kriegsgefangener Württemberg«! Geburtsfest'Glückwunschschreiben eingetroffen, worin mitgeteilt wird, daß auch im japanischen Gefangenenlager der Geburtstag des Königs von den dortigen Württembergern festlich begangen worden sei. die nur das eine Bedauern hätten, in dieser großen Zeit nicht weiter im Dienste des Vaterlandes tätig sein zu können.
Stuttgart, 21. April. Aus Gent wird der „Württ. Ztg." geschrieben: Der Besuch unseres Königs bildete diese Woche das große Ereignis in der schönen Hauptstadt Oftflanderns. Ihre Besatzung bildet ja zum Teil das Calwer Landsturmbataillon.