von zwei Fliegern 5 Bomben geworfen. Das Hauptgleis der Linie Kolmar-Breisach wurde beschädigt und ein außerhalb des Bahnhofs befindliches Stellwerk getroffen, in dem sich zum Glück keine Arbeiter befanden. Die Apparate und die Maschinerie blieben unversehrt.
Genf, 30. April. Der Kriegsminister forderte die Armeekomisston der französischen Kammer auf, vor Monatsende sich grundsätzlich über den Vorschlag des Abgeordneten Dabliez zu äußern, wonach alle wehrfähigen Franzosen ohne Altersgrenze ihre Wehrpflicht erfüllen sollen, d. h. auf Verlangen der Behörden zu irgendwelchen persönlichen Dienstleistungen heranzuziehen wären. Die Mehrheit der Kommission bemängelt, nach einer Meldung an den „Lokalanzeiger", die Allgemeinheit dieser Fassung und ver- langt eine Altersgrenze von 55 Jahren und Rück fichtnahme auf Eltern, von denen mindestens zwei Söhne an der Front stehen. Nebst Millerand werden Vioiani und Delcafsö in der Kommission diesen Vorschlag befürworten.
Der Streit «m den Hauptseind.
In großen deutschen Zeitungen wurde in letzter Woche über die Frage gestritten, wer eigentlich Deutschlands Hauptfeind sei. Bekanntlich erblickt das deutsche Volk in England seinen Hauptseind, weil es die Verschwörung des Dreiverbands gegen Deutschland zustande gebracht und die Vernichtung der deutschen Großmachtstellung erstrebt. Nun haben aber zwei Diplomaten, ein früherer deutscher Botschafter und ein Diplomat einer neutralen Macht, in einer politischen Untersuchung der europäischen Lage erklärt, daß England schließlich gar nickt die Abficht haben könne, Deutschland ganz aus der Reihe der Großmächte auszuschalten, weil sonst für England in Europa die russische oder auch die französische oder vielleicht auch gar die französisch-russische Gefahr entstehen könnte, und deshalb ist man in vielen deutschen Kreisen der Ansicht geworden, daß Rußland der Hauptseind Deutschlands sei Das Letztere ist insofern richtig, weil Rußland durch den Weltkrieg bewiesen hat. daß es mit ganz gewaltigen Heeres- masten über Deutschland und Oesterreich Ungarn herfallen konnte, und daß für alle Zukunft die Gefahr besteht, daß Rußland, welches doppelt so viel Einwohner als Deutschland und viel mehr Einwohner als Deutschland und Oesterreich-Ungarn zusammen besitzt, in absehbarer Zeit mit einem derartigen
Riesenheere ins Feld rücken könnte, daß die abermalige Niederwerfung Rußlands sehr schwierig werden dürfte. Es kommt auch dazu, daß Rußland in seinem Heereswesen trotz aller Schattenseiten der russischen Kultur doch sehr große Fortschritte gemacht hat. und daß wohl auch die maßgebenden Staatsmänner und Feldherren in Deutschland uud Oesterreich-Ungarn den Russen nicht zugetraut haben, daß sie kurze Zeit nach Kriegsausbruch mit 10 gewaltig großen Heeren an der Grenze erschienen und bekanntlich auch wiederholt in Ostpreußen und in Galizien eingebrochen sind und große deutsche und österreichisch ungarische Gebiete in eine Einöde verwandelt haben. Es bedarf da doch wohl keiner näheren Beweise, daß Rußland der Hauptseind Deutschlands und Oesterreich-UngarnS ist, denn es läßt sich mathematisch und nach der großen russischen Volksvermehrung ausrechnen, wie auch die militärische Macht Rußlands wachsen muß Rußland muß also vor allen Dingen in dem Weltkriege ge- demüiigt und geschwächt werden, und es muß das Ziel der deutschen und österreichisch-ungarischen Kriegssührung und Diplomatie bleiben, Russisch Polen und die Ukraine den Russen zu entreißen und dadurch der Gefahr der russischen Uebermacht für die Zukunft vorzubeugen. Jetzt während des Kriegs hat es aber nicht den geringsten praktischen Wert, über die Frage zu streiten, wer der Hauptseind Deutschlands ist. Alle drei Gegner si id Hauptfeinde und haben es doch auf die Vernichtung Deutschlands als Großmacht abgesehen, und es ist auch ein Feind so schlecht wie der andere, dafür sind hundertfache Beweise der niederträchtigen Gesinnung Englands, Rußlands und Frankreichs gegenüber Deutschland vorhanden. Seil 12 Jahren haben England. Rußland und Frankreich auch bei jeder Gelegenheit Deutschland ein Bein zu stellen gesucht, und ist es deshalb unverständlich, gegenüber diesen schlimmen und gefährlichen Feinden Deutschlands noch die Frage zu erörtern, wer denn eigentlich der Hauptfeind für Deutschland sei. Jetzt muß das deutsche und das österreichisch-ungarische Schwert noch die Frage der vollständigen Niederwerfung der Feinde lösen oder ihnen doch klar beweisen, daß ihr verruchter Anschlag. Deutschland und Oesterreich-Ungarn zu vernichten, zuschanden geworden ist. Sicher werden dann die Feinde nach einer Verständigung mit Deutschland und Oesterreich-Ungarn streben, aber ohne eine Bestrafung und Schwächung der so knegs lustigen Feinde kann es doch keine Verständigung
geben, denn das wäre wohl der schlimmste Msgavg des so opfervollen Weltkrieges, wenn er keine wirk-^ licke Entscheidung und keinen gehörigen Erfolg.für die siegreichen deutschen und österreichisch ungarischen, bringen würde.
LLtsre Nachrichten «r-. LLtHßMmML
Den 22. April 1915, mittags.
Budapest. (Prio.-Tel) In der Nacht zum 19. April begann ein heftiger Artillerie-Kampf zwischen österreichisch-ungarischen und den serbischen Batterien, der die ganze Nacht hindurch andauerte. Die großkalibrigen österreichischen Geschütze haben bedeutende Erfolge erzielt. Nach der „Frkf. Ztg." wurden die auf den Tiktaerbergen befindlichen serbischen Befestigungen von den österreichischen Geschützen zerstört.
Sofia. (Prio. Tel.) Nach Berichten der Londoner „Times" aus Dedeagatsch hat am Sonntag abend eine heftige Beschießung in der Umgegend, der. Dardanellen und des Golfes von Saro begonnen. Die Gebäude in Dedeagatsch wurden wir bei-einem Erdbeben erschüttert.
Rom. (Prio.-Tel.) Der Londoner Berichterstatter des „Stampa" meldet, daß England bis 81. Juli ds. Js. 17 Milliarden 690 Millionen Franken allein an direkten Kriegsausgaben haben werde. Dauert der Krieg noch bis Jahreswende, so betragen die direkten Ausgaben Englands 26'/, Milliarden.
Brüssel. (Priv.-Tel.) Der Pariser „Temps" stellt fest, daß der früher blühende Südfrüchtenhandel- durch das Aufhören eines regelmäßigen Schifsrver-- kehrs zwischen Frankreich und England seinem völligen Ruin entgegengehe. Auch der französische Blumen- Handel sei schwer geschädigt, da ihm die Märkte in Belgien und Deutschland schon seit Monaten verschlossen seien.
Stuttgart. (Priv.-Tel.) Die Stelle des Direktors des Steuerkollegiums, Abteilung für Zölle, und indirekten Steuern, wurde dem Oberfinauzrat von Schubert übertragen. — Zum Direktor der. Bau- und Bergdirektion wurde Direktor von Rösch im Finanzministerium berufen.
Druck und Verlag der T. Meeh'scheu Buchdrucker«! deS EuztälerS. — Verantwortlicher Redakteur L. Meeh io Neuenbürg.