Extrablatt brr Cnztilrrs.

Ausgegeben: Neuenbürg, den 22. April 1915, mittags 12 Uhr.

Telegramme des MolffHe« Karos aa den .FaMer".

(WTB.) Den 21. April, 3.40 Uhr nachm.

Großes Hauptquartier, 21. April, vorm. Amtl. Westlicher Kriegsschauplatz:

Unweit der Kathedrale von Reims wurde eine neue feindliche Beobachtungsstelle erkannt und unter Feuer genommen.

In den Argonnen warfen die Franzosen Bomben mit Erbrechen erregender Wirkung.

Ein feindlicher Angriff nördlich von Le Tour de Paris scheiterte.

Zwischen Maas und Mosel wurde gestern bei Flirey ein in breiter Front angesetzter Angriff mit starken Verlusten für die Franzosen abge­schlagen.

Im Priesterwalde gewannen wir weiter an Boden.

In den Vogesen griff der Feind vergeblich unsere Stellungen nordwestlich und südwestlich Mezeral, sowie bei Sondernach an. Auch dort halten die Franzosen starke Verluste.

Gestern früh warf ein feindlicher Flieger über Lörrach Bomben ab, die eine einem Schweizer gehörige Seidenfabrik und 2 Häuser beschädigten und mehrere Zivilpersonen verletzten.

Oestlicher Kriegsschauplatz:

Die Lage im Osten ist unverändert.

Als Antwort auf russische Bombenabwürfe auf Insterburg und Gumbinnen offene, außer­halb des Operationsgebiets liegende Städte haben wir gestern den Eisenbahnknotenpunkt Bialystok mit 150 Bomben belegt.

Oberste Heeresleitung.

(WTB.) Den 22. April, nachts 12.30 Uhr.

Berlin. In letzter Zeit wurden mehrfach britische Unterseeboote in der deutschen Bucht der Nordsee gesichtet und wiederholt von deutschen Streitkräften angegriffen. Ein feindliches Unter­seeboot wurde am 17. April versenkt. Die Ver­nichtung von weiteren Unterseebooten ist wahr­scheinlich, aber nicht mit voller Sicherheit festgestellt.

Stellvertr. Chef des Admiralstabs: gez. v. Behncke.

(WTB.) Den 22. April, morgens 7 Uhr.

Berlin. Heute Nacht '/-2 Uhr entgleiste am Reichstagsgevände ein Straßenbahnwagen, sauste Über das Asphaltplaster, den Bürgersteig und nach Zertrümmerung des eisernen Gitters in die Spree. Der Wagenführer und Schaffner sowie zwei Soldaten, die auf der Hinteren Platt­form waren, retteten sich durch Abspringen. Der Wagen fiel mit 14 Insassen ins Wasser. Die sofort alarmierte Feuerwehr konnte 3 Männer »nd 3 Frauen als Leichen bergen, während die übrigen Personen sich teils auf das Wagendach retteten, teils von Schiffern gerettet wurden. Die Namen der Verwundeten sind noch nicht er­mittelt. Der Wagenführer sagt aus, daß der Wagen vor der Kurve langsam fuhr. Es sei unerklärlich, wie der Wagen plötzlich in solch rasende Fahrt kam.

Der Krieg.

Englische Angriffe zurückgeschlagen.

äpk. Berlin, den 19. April 1915.

Von unserem militärischen Mitarbeiter wird uns zu den heutigen Mitteilungen der obersten Heeres­leitung geschrieben:

Die Angriffsbewegung der feindlichen Truppen im Westen macht sich auch bei den Engländern be­merkbar. In mühevoller Arbeit hatten sie gegen unsere Höhenstellungen südöstlich von Apern, hart nördlich des Kanals, Minengänge vorgetrieben, die sie zur Entzündung bringen und damit gleichzeitig einen Teil des gesprengten Schützengrabens besetzen konnten. Aber ihr Aufenthalt hier war nicht von langer Dauer. Zum Teil gelang es in einem sofort unternommenen Gegenangriff, die Engländer aus den eingenommenen Stellungen herauszuwerfen. Zum Teil mußte noch um mehrere Sprengtrichter gekämpft werden, bis es unseren Truppen auch hier gelang, den Feind von den letzten drei Punkten der eroberten Stellung zu entfernen. Trotz dieser Teilniederlage stürmten die Engländer Sonntag abend längs der Bahnlinie Apern-Commes, deren Verlängerung nach Lille führt, wieder gegen unsere Stellungen an. doch brach der Angriff unter den schwersten Verlusten der Feinde zusammen. Zwischen Maas und Mosel fand am letzten Tage keine besondere Aktion statt, nur die Artillerie beschoß sich gegenseitig. Wenn auch keine größeren Angriffe hier erfolgt find, so darf man deshalb doch nicht annehmen, daß die Offensive der Franzosen an diesem Kampfplatz aufgehört hat. Sehr wahrscheinlich holen die Franzosen noch von anderen Stellen der Front oder aus dem inneren Lande Re­serven heran, damit der neu zu unternehmende An­griff mit umso größerer Stärke und Wucht unter­nommen werden kann. Wahrscheinlich kommt noch dazu, daß die Franzosen gemeinsam mit den Eng­ländern auf der ganzen Front jetzt die so oft ange­kündigte Riesenoffensive unternehmen wollen, die ja nach den Aussprüchen der verschiedensten feindlichen Heerführer nun unmittelbar bevorstehen soll. Die äußerst lebhafte Tätigkeit auf der gesamten Front es wird in Belgien, in der Champagne, zwischen Maas und Mosel, im Bezouse-Abschnitt und in den Vogesen angegriffen deutet ja auch in der Tat auf eine außerordentlich umfangreiche Offensive hin. die aller­dings mit der größten Gewalt noch nicht eingesetzt haben dürfte. Als sicher ist anzunehmen, daß man von unserer Seite dieser Offensive gerüstet gegenüber steht und der Feind wird wieder nichts anderes davon­tragen als schwere Verluste. Auf die Dauer kann er diese, wenn er auch mehr Leute als wir ins Feld zu stellen vermag, nicht ertragen, und es ist leicht mög­lich, daß dann endgültig unsere Zeit gekommen ist, wo wir die sorgfältig gesparten Kräfte einsetzen, um alles zu gewinnen.

Erfolgreiche Kämpfe.

äxk. Berlin, den 20. April 1915.

Von unserem militärischen Mitarbeiter wird uns zu den heutigen Mitteilungen der obersten Heeres­leitung geschrieben:

Auf der ganzen Front haben am Montag heftige Kämpfe stattgefunden, in denen unsere Truppen zum großen Teil die Angreifer waren und die feindlichen Truppen geschlagen und in ihre Schützengräben zurück­getrieben haben. Stellenweise wird von unserer Seite, wenn man den Joffre'schen Ausdruck einmal anwenden will, die feindliche Front zerknappert in den Sappen und Minen vorgetrieben, die in der Champagne gute Fortschritte machten. Dagegen wurde von den Fran­zosen in den Argonnen zwischen Maas und Mosel, bei Flirey. ein Angriff unternommen, der mißglückte. Nicht weit von Flirey. bei Croix des Carmes, stürmten unsere Truppen und eroberten in der feindlichen Hauptftellung einige Orte, durch deren Verlust die feindliche Stellung eine nicht unerhebliche Einbuße erlitt. Weiter südlich versuchten die Franzosen wieder einen Vorstoß, der ihnen anfangs, als sie nur auf Vorposten stießen, auch gelang; später jedoch wurden sie aus dem eroberten Dorf Embermenil, westlich von Deutsch-Aoricourt, Kreis Saarburg, und nördlich des

Forts Manonviller, auf französischem Boden durch einen deutschen Sturm wieder zurückgeworfen, ebenso scheiterten französische Angriffe in den Vogesen. Ein deutscher Angriff auf den Hartmannsweilerkopf konnte einige hundert Meter vorwärts gehen. Auf der ganzen Front steht also alles für uns günstig; neue Anzeichen für den Beginn der großen Offensive haben sich noch nicht bemerkbar gemacht. Ehe sich die Lage weiter klärt, wird man noch die nächsten Tage abzuwarten haben. _

London, 21. April. Die hiesige amerikanische Botschaft übermittelte Sir Edward Grey heute den Protest Deutschlands wegen des bekannten Falles des DampfersPaklat", der zu Beginn des Krieges in chinesischen Gewässern feftgenommen worden war. als er deutsche Flüchtlinge befördert habe. Grey erklärte in seiner Antwort, die Angelegenheit sei vor das eng­lische Prisengericht gebracht worden, das ein Urteil noch aussprechen werde. (Schw. Merkur.)

Berlin, 21. April. Aus dem österreichischen Kriegspreffequartier meldet dieB. Z.": Die Mel­dung. daß die Karpathenschlacht der Russen in den letzten Zuckungen liegt, wird durch die neuesten Nachrichten von diesem Kriegsschauplatz bestätigt. An der ganzen Front herrscht Ruhe.

Konstantinopel, 21. April. (WTB.) Nach sicheren Nachrichten aus Erzerum sind die Angriffe, welche die Russen seit 5 Tagen gegen die türkischen Stellungen südlich von Artwin unternommen haben, mit großen Verlusten für den Feind abgeschlagen worden.

Berlin, 21. April. Aus Athen meldet der Lokal-Anzeiger": Die neue Aufstellung von Streit- kräften des Dreiverbands vor den Dardanellen bezweckt genau denselben Einschüchterungsversuch den neutralen Balkanvölkern gegenüber, wie zu An­fang März. Damals wurde verbreitet, die Ver­bündeten verfügten über 150 000 Mann Landungs- truppen, diesmal heißt es 250 000. Die Wahrheit ist, daß die Verbündeten vor den Dardanellen Anfang März 35 000 Menschen zusammengebracht batten, während sie heute etwa 50 000 vor den Dardanellen konzentrieren, und diese Zahl nur durch völlige Schwächung der englisch-ägyptischen Armee auf höchstens 80 000 Mann gebracht werden kann, von denen der größe Teil Kolonialtruppen ohne Gefechtswert sind.

Berlin, 21. April. Aus Mailand meldet dieNational-Zeitung":Sera" berichtet aus Cet in je, daß österreichisch-ungarische Flieger neuer­dings über Cetinje Bomben abwarfen, wodurch großer Schaden angerichtet und über 40 Menschen schwer verletzt wurden. Auch über ein neues Bom­bardement Belgrads werden Einzelheiten mitgeteilt.

Berlin, 21. April. Aus Mailand meldet dieTägliche Rundschau":Sera" meldet aus Peking: Stadt und Bezirk Kirin in der Mand­schurei sind von aus Mukden vorgerückten japanischen Abteilungen besetzt.

Berlin, 21. April. Aus zuverlässiger Quelle verlautet, daß bei dem kürzlich«« Zeppelinangriff auf den Tyne auch ein englisches Schlachtschiff erheblich beschädigt worden sein soll.

Lyon, 22. April. (WTB.) Nach einer Mel­dung desNouvelliste" aus Paris beabsichtigt die Heeresverwaltung, angeblich infolge zahlreicher schwerer Verwundungen, welche Soldaten am Kopf erlitten haben, das französische Käppi durch einen Stahlhelm zu ersetzen, der den Nacken, die Schläfe und die ganze Stirn bedeckt. Das Gewicht des Helms be­trage 800 Gramm. Die Versuche hätten bereiis be­gonnen. Eine amerikanische Firma sei bereit. 50000 Helme läglich herzustellen.

Basel. 21. April. Von Fliegern heimgesucht wurde auch das Städtchen Krozingen, südwestlich von Freiburg. In der Gegend des Bahnhofs wurden zwei Bomben herabgeschleudert. die in einer benach­barten Wiese explodierten und keinen Schaden an­richteten. Unmittelbar darauf wurde der Bahn­hof Kolmar von Fliegern bombardiert. Es wurden