Berlin, 16. März. Der Kriegsberichterstatter der „B. Z." meldet vom 15. März: Die russischen Angriffe in den Karpathen erneuerten sich auch gestern. Sie zeigten allerdings bereits nicht mehr die gleiche Kraft, wie am vorhergehenden Tage. Operationen im Oportal. das in die wichtige Straße nach Stryjn südwestlich Lemberg mündet und tatsächlich das Ziel besonders heftiger russischer Vorstöße war, scheiterten vollständig. Die Angriffe können dort als völlig erledigt gelten. In Südoft- galizien ist die russische Offensive wieder abgewiesen worden. Unsere Truppen gewannen dort wieder Raum.
Czernowitz, 16. März. (GKG.) Die Russen versuchten von den Czernowitz gegenüber liegenden Anhöhen aus durch Geschützfeuer die österreichische Front zu beunruhigen. Die Absicht ist nach einer Meldung der „Franks. Zeitung" mißlungen. Wachsame österreich-ungarische Truppen haben das Feuer erwidert und den Russen Verluste beigebracht. Eine russische Batterie ist wahrscheinlich zerschossen. Das nördlich vom Pruth gelegene Gebiet der Bukowina ist vom Feinde frei. An einzelnen Tagen ist Geschützdonner in Czernowitz hörbar.
Rotterdam, 16. März. „Daily Telegraph" meldet nach dem „Lokalanz." aus Athen, daß die Flotte der Verbündeten am Donnerstag eine Brücke in der Nähe von Tschanakkate, worüber Munition und Geschütze nach den Forts gebracht wurden, zerstörte. Das Feuer der Türken sei in den letzten Tagen weit besser gerichtet als früher.
Mailand. 16. März. „Unione" erfährt aus Athen: Aus Lemnos sind im ganzen 11 Schiffe der verbündeten Flotte wegen schwerer Beschädigungen durch die türkischen Forts in den Dardanellen eingeschleppt worden.
Kopenhagen, 16. März. Aus Paris wird nach dem „B. T." gemeldet: Bukarest« Nachrichten zufolge sei die Neubildung des Balkanbundes jetzt angeblich bevorstehend. Griechische hochstehende Persönlichkeiten von Venizelos Umgebung, welche die betreffenden diplomatischen Verhandlungen führen sollen, seien nach Bukarest unterwegs. Während ihres Aufenthalts in Sofia seien sie Gegenstand lebhafter Huldigungen gewesen.
London. 16. März. (GKG.) „Daily News" berichtet aus Madrid: Ein Telegramm von Ferrol meldet, daß an der Küste in der Nachbarschaft dieses Hafens eine große Anzahl Pferde und Vieh ange- trieben ist, was darauf schließen lasse, daß dort ein großer Transportdampfer gesunken sei.
Der Zar Nikolaus hat sich wieder auf den Kriegsschauplatz begeben.
Krakau, 16. März. Von den wegen der Winterschlacht in Masuren zur Disposition gestellten 19 russischen Generalen wurden 12 verabschiedet, darunter 2 Divisionskommandeure.
Petersburg. 16. März. (WTB.) Die„Nowoje Wremja" meldet: Um dem Waggonwaage! abzuhelfen, sind in Amerika 10000 Güterwagen bestellt worden.
Im italienischen Volke besteht nach den Kundgebungen der italienischen Zeitungen noch immer die große Meinungsverschiedenheit darüber fort, ob Italien sich an dem Weltkriege beteiligen oder nach wie vor an seiner Neutralität fefthalten soll, und natürlicherweise finden sich diese beiden Strömungen auch in der ital. Deputiertenkammer. Der Ministerpräsident Salandra hat aber, als bei der Frage der besseren wirtschaftlichen und militärischen Versorgung Italiens auch die Haltung der ital. Regierung im Weltkriege gestreift wurde, erklärt, daß er seiner früheren Kundgebung in Bezug auf die Politik Italiens nichts hinzuzusetzen und auch nichts hinwegzunehmen habe. Italien wird also bis auf weiteres an seiner Neutralität fefthalten.
Nach einer Meldung aus Washington verlangt der deutschamerikanische Naiionalverein. daß es gestattet werden müsse, Nahrungsmittel durch die Post- packetdampfer nach Deutschland zu senden, und dürften es die Engländer und Franzosen nicht wagen, derartige, für deutsche Privatpersonen bestimmte Postsendungen zu beschlagnahmen oder zu vernichten.
Es ist jetzt ein für die deutschen Soldaten sehr schmeichelhaftes Urteil des französischen Generals Pau bekannt geworden. General Pau hat während seines Aufenthalts in Bukarest bei einem Empfang gesagt, daß derjenige, der das deutsche Heer nicht gesehen habe, sich keine Vorstellung von dessen Tapfer- keit machen könne. Die Deutschen seien eine Heldenschar, die in der Weltgeschichte einzig dastehe. — Wir haben in Deutschland dem Urteil des franz. Generals nichts hinzuzufügen.
London, 16. März. (WTB) Aus zuverlässiger Quelle verlautet, daß Japan 27 000 Mann japanischer Truppen bereits in China gelandet oder sie eingeschifft oder zur Einschiffung bereit habe. Am Abend des 12. März erfuhr man, daß sich 2000 Mann im Hafen Sasebo nach China einscbifften. Ein anderer Bericht meldete, daß die Vorhut noch zweier Divisionen mit nicht genannter Bestimmung sich eingeschifft hätte. Aüanschikai teilte Freunden mit, daß er die Lage für hoffnungslos ansehe, und daß er bezüglich der Verhandlung mit Japan mutlos sei, da Cbina schon bis zum Aeußerften gegangen sei. Wenn der drohenden Sprache, die gegen ihn persönlich geführt werde, die Landung einer großen japanischen Truppenmacht folgen würde, so müßten die Verhandlungen abgebrochen werden. Demnächst soll ein direkter Appell an England gerichtet werden, in dem China vorftellen werde, daß die Lage jeden Augenblick so ernst werden könne, daß die Diplomatie ihrer nicht mehr Herr zu bleiben vermöchte.
Zur zweiten Reichsanleihe zeichneten u. a.: Die Feuerversicherungsbank für Deutschland in Gotha 1340 000 ^ — Die Westdeutsche Bodenkredit- avstalt Köln a. R. wiederum 1 Million. — Die Stadt Hamborn 1 Million. — Die Stadt Zwickau 2'/, Millionen. — PH. Holzmann u. Co. G.m.b.H. Frankfurt a. M. 500 000 ^ — Die Stadt Riesa 1 Million. — Das Landesdirektorium Hannover 10 Millionen. — Die Gemeindesparkasfe Vohwinkel
1 Million. — Die Städtische Sparkasse in Rastatt 500 000 ^ — Die Firma Felten u. Guilleaume, Köln 2 Millionen. — Die Solinger Sparkasse
2 Millionen. — Die Landesversicherungsanstalt für
die Provinz Hessen - Nassau 5 Millionen. — Die Thüringer Landesanstalt in Weimar 3 Millionen. Die Ortskrankrnkaffe Jena 300 000 ^ — Die Kreissparkasse des Landkreises Bonn 1 Million. — Die Stadt Mayen 450 000 — Die Landes
versicherungsanstalt Sachsen-Anhalt 10 Millionen.
Straß bürg i. E, 15. März. Die Zeichnungen auf die zweite Kriegsanleihe laufen in Elsaß- Lothringen, wie übereinstimmend aus den verschiedensten Städten des Landes, insbesondere Metz. Saargemünd, Hagenau und Straßburg gemeldet wird, in viel höherem Maße ein, als dies bei der ersten Kriegsanleihe der Fall war. Bei der Straßburger Sparkasse sind bis jetzt von 1400 Einlegern 1'/, Millionen Mark gezeichnet worden. Die Sparkasse Metz hat sich mit 3 Millionen beteiligt. Die elsäsfischen großen Firmen zeichnen recht ansehnliche Beträge. Die erhöhte Beteiligung ist vor allem auf die große Flüssigkeit des Geldmarktes und auf die großen, durch Kriegslieferungen eingelaufenen Barsummen zurückzuführen.
Königsberg, 15. März. (GKG.) Wie der „Franks. Ztg." gemeldet wird, schätzt man nach einer Mitteilung des Ministeriums der öffentl. Arbeiten den Gesamtschaden an Eisenbahnvermögen infolge des zweiten Einfalls der Russen in Ostpreußen auf 15 bis 20 Millionen Mark.
Berlin, 16. März (WTB.) Das „Berliner Tageblatt" meldet aus Köslin: In dem Prozeß Alexander Thormann, des früheren Bürgermeisters von Köslin. lautet das Urteil auf 10 Jahre Zuchthaus und 10 Jahre Ehrverlust. Die Geschworenen bejahten fast alle Schuldfragen unter Versagung mildernder Umstände. Bei der Verlesung des Strafantrages durch den Staatsanwalt brach der Angeklagte in die gemeinsten Beschimpfungen gegen den Staats- anwalt aus.
Württemberg.
Stuttgart, 16. März. Der König hat gestern den kommandierenden General des 13. Armeekorps, Generalleutnant Freiherrn v. Walter empfangen, der nachher zur Frühstückstafel gezogen wurde.
Stuttgart, 15. März. Die Königin verabschiedete am Sonntag auf dem Weftbahnhof den unter Führung des Delegierten Fabrikanten Riemer nach dem westlichen Kriegsschauplatz abgehenden Lazarettzug, bestehend aus 83 Pflegern, 50 Krankenpflegerinnen, 10 Küchenhelferinnen und 3 Laborantinnen.
Stuttgart. 16. März. Der Staatsanzeiger veröffentlicht heute die amtlichen Bekanntmachungen über die Regelung des Verkehrs mit Gerste.
Reutlingen, 16. März. Der „Generalanzeiger" schreibt: Die Ankunft der gefangenen Russen, die seit gestern einigen hiesigen landwirtschaftlichen Betrieben zur Bestellung ihrer Felder zur Verfügung stehen, hat zu recht unliebsamen Auftritten Anlaß gegeben. Hunderte von Kindern find nicht nur gestern mittag bei der Ankunft, sondern auch gestern abend
wieder beim Rücktransport in die Stadt mit Schreien und Johlen neben und hinter dem Transport einhergezogen. Das Gedränge war derart, daß sich die Gefangenen von Zeit zu Zeit der Begleiter handgreiflich erwehren mußten.
Vaihingen a. E. Wie der „Enzb." hört, ließ sich ein Unternehmer zur Ansiedelung bewegen. Er wird neben der neuen Lederfabrik eine Schuhfabrik errichten, zu welchem Zweck bereits Gelände ange- kaufl wurde.
Kus StaSI, Bezirk unS Umgebung.
Birken seid. Für Tapferkeit vor dem Feinde in den Kämpfen auf dem westlichen Kriegsschauplatz erhielt das Eiserne Kreuz Gottlob Wieland, Vizefeldwebel im Landwehr-Regiment Nr. 110, Oberlehrers Sohn.
Zum Hauptmann wurde befördert der Oberleutnant der Landwehr a. D. Wagner. Sägwerks- besitz« in Ernstmühl, zuletzt in der Landwehr 2. Aufgebots der Pioniere — Forlifikation Metz-West.
Neuenbürg, 15. März. Der hiesige Gewerbeverein hielt gestern nachmittag in seinem Lokal „Zur Eintracht" seine zahlreich besuchte Jahresversammlung ab. Vorstand Mann und Schriftführer Mei sei berichteten zunächst über den Bezug des Gewerbeblatts. Es wurde dazu beschlossen, das Gewerbeblatt nur in beschränkter Zahl (24 Exempl.) zu beziehen und die Kosten aus der Vereinskasfs zu bestreiten. Der von Kassier Meise! erstattete Kassenbericht weist in Einnahmen den Betrag von
433.87 (worunter der Betrag von 107.28 Provisionsvergütung des Allg. D. Vers.-Ver. Stuttgart); in Ausgaben die Summe von 432.56 auf. Unter dieser Summe befindet sich ein großer Betrag Abonnementsgelder des Gewerbeblatts und ein solcher für Geldspenden an zum Militär ein- berufene Mitglied«. Die Empfänger dieser Gaben haben ihren Dank dafür durch Zusendung von Briefen und Karten aus dem Felde gesandt. Der Kassier wurde ermächtigt, ihnen allen die Grüße von der Vereinsoersammlung zu übermitteln. Das ganze Vereinsvermögrn ist bei der Oberamtssparkasse angelegt und besteht in dem Betrag von 475 -/-L Es wurde beschlossen hiervon 200 in Reichsanleihe anzulegen. — Das Amt des Vorsitzenden der Lehr» lingsprüfungsausschüffe hat Reallehrer Wid maier übernommen, was von der Versammlung dankbar begrüßt wurde. Weitere Gegenstände lagen zur Verhandlung nicht vor, so daß die Versammlung nach 1 i/s ständiger Tagung geschlossen werden konnte.
* Neuenbürg, 14. März. Unser Gemeindehaus hat sich in den 3*/s Jahren seines Bestandes mehr und mehr in die Liebe der Gemeinde eingelebt. Nicht nur hat die Jugend ein Heim gefunden, wo sie mannigfaltige Anregung und Förderung genießt durch Zusammenkünfte um das Wort Gottes zur Weckung und Stärkung christlich-religiösen Lebens wie durch allerlei Darbietungen zur Pflege von Unterhaltung und Geselligkeit, Musik und Spiel, und zur Bereicherung in allerlei Wissenswertem und der allgemeinen Geistesbildung Dienlichem, sondern die Gemeinde hat jetzt endlich eine Heimstätte gefunden für Konfirmandenunterricht und Bibelstunden. Veranstaltungen, die allmählich dringend nach einer eigenen geeigneten Räumlichkeit verlangt hatten. Im laufenden Winter z. B. werden 81 Konfirmanden (73 Hiesige und 8 Auswärtige — unter den „Hiesigen" die Waldrennacher eingeschlossen —) gleichzeitig in Einem Raum unterrichtet. Woher wollten wir den Saal nehmen, um dieser Schar von Kate- chumenen ein Heim zu bieten? Die Sakristei, die 10 Jahre lang benützt wurde, würde jetzt einfach nicht mehr genügen, und zu dem früheren Stand, ein Schulzimmer zu benützen, wollte man doch auch nicht mehr zurückkehren. Neberall ist man ja. soweit nur irgend ausführbar, darauf bedacht, dem Konfirmandenunterricht schon durch das Aeußere den Charakter einer seelsorgerlichen Leistung zu wahren und ihn daher von der Schule zu scheiden. Zwar hat es freilich auch die Schule schließlich mit der Seele des Kindes zu tun, und wir sind dankbar dafür, daß sich — namentlich unter dem Ernst der Zeit — immer deutlicher die Erkenntnis Bahn bricht, wie wichtig die Einwirkung auf das innere Leben des Kindes, also die erzieherische Aufgabe, auch für die Organe der Schule ist. Aber dieses Zugeständnis hebt die Tatsache, daß Schule — einschließlich des Religionsunterrichts — und Konfirmandenunterricht zweierlei sind, keineswegs auf. Endlich, wie schätzbar ist es, für Vorträge über