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4«.

Neuenbürg, Mittwoch den 1v. März 19ls.

73. Jahrgang.

Der Krieg.

Die von England angekündigten verschärften Maßregeln des Seekrieges gegen Deutschland scheinen außer in der Durchsuchung aller neutralen Schiffe nach einer Mitteilung der englischen Ad- miraii ät darin zu bestehen, daß die englische Ad­miralität im Kanal, ferner in der Nordsee bis zum 31 Grad und dann auch in den englischen Meerbusen Firth of Forth, Morayforth und Lc^pa-Flow neue große Minenfelder angelegt hat. Aus Furcht vor zu großen Verlusten ist für die englischen Jnfanterie- osfiziere die Feldausrüstung auch dahin abgeändert worden, daß sie keine langen Säbel mehr tragen, sondern Gewehre und Tornister wie die Soldaten erhalten haben. Daß die Versuche Englands, den deutschen Ausfuhrhandel zu vernichten, ein Wahnwitz sind, geht daraus hervor, daß das Handelsamt in London die Einfuhr solcher Waren, welche in Eng­land und sonst im Auslande nirgends zu haben sind, aus Deutschland ernzuführen gestattet hat. Das ist in moralischer Hnsicht der größte Tnumpf für Deutschlands Industrie und technische Wissenschaft.

In der Frage der Dardanellen scheint es zwilchen Rußland und England doch noch an einem vollständigen Einverständnis zu fehlen. Die russischen Zeitungen führen offenbar im Einverständnis mit der russischen Regierung aus. das Rußland jetzt in der Da'danellenfrage seine Absichten klar ausgesprochen habe. Rußland erwarte aber, daß England gleichfalls seine Karten aufdccken und klare bindende Erklärungen abgeben werde.

Konstantinopel, 9. März. (WTB.) Der stellvertretende Generalissimus. Kriegsminister Enver Pascha, hat gestern die Dardanellen inspiziert. Er drückte seine lebhafte Befriedigung über die Helden« hafte Verteidigung der Meerengen aus. Dann be­suchte er etwa 50 Verwundete, die er belobte. Er überreichte ihnen dabei die vom Sultan verliehene Auszeichnung. Die Antworten der Soldaten gaben Zeugnis von ihrem trotzigen Mute und von ihrer Verachtung gegen die Engländer. Alle sind von dem Wunsche beseelt, bald wieder in den Kampf zu ziehen. Der Korrespondent desTanin" in den Dardanellen schreibt, daß das über 14 Tage währende Bombarde­ment an den türkischen Batterien keinen Schaden verursacht habe.

Berlin. 9. März. Aus Mailand meldet die Nat.Ztg.": Nach Athener Nachrichten find die Ver­luste der Verbündeten bei der Aktion in den Darda­nellen nicht unerheblich. Es werden 6 Schiffe als kampfunfähig aus der Flotte ausgeschieden.

Köln. 9. März. (GKG.) DieKöln. Ztg." meldet aus Zürich:Corriere della Sera" berichtet aus Sofia, die Beschießung der Dardanellen habe in Bulgarien große Besorgnis hervorgerufen und es wird ein rumänisch-bulgarischer Bund befürwortet, der die übertriebenen russischen Ansp üche bekämpfen soll. Es verlautet, die italienische Regierung werde einen außerordentlichen Vertreter nach dem Balkan senden, um dort eine Vereinbarung unter den Balkan- ftaaten vorzubereiten.

Mailand, 9. März. Nach einerStampe- Meldung hatten vor dem gestrigen Ministerrat Salandra, Sonnino und Krirgsminister Zupelli eine wichtige Unterredung. Heute ging in Rom das Gerücht, Bülow habe mit Sonnino lange konferiert. Die von Deutschland und Oesterreich mit Italien geführten Unterhandlungen sollen sehr vorgeschritten sein. Sicher ist der entscheidende Augenblick in der Haltung Italiens jetzt gekommen. (Frkf. Z'g)

Köln, 9. März. (GK.G.) DerKölnischen Zeitung" zufolge berichtet dieTurin« S>ampa", daß im gestrigen italienischen M^isterrat Sonnino über die internationale Lage und über die Verhand­lungen Deutschlands mit Oesterreich über die Zuge-

. ftändniffe an Italien sprach Das Turiner Blatt s sagt, die diplomatischen Verhandlungen seien am k Enlscheidepunkt angelangt und erheischten von der Regierung entscheidende Beschlüsse. Der italienische Minister des Auswä, Ligen soll gestern lange Unter­redungen mit dem englischen Botschafter und mit 'st Bülow gehab> haben, die vor dem Ministerrat ! startgefunden hätten

f Köln, 9.-z. (K.K.G) DieKölnische Bo>k Zeitung" melde! aus Rom, der Abgeordnete Comeni erklärte in derSiampa", die Besprechung , Salandras mit Gioliiti machte einen vorzüglichen , Eindruck unter den Deputierten, weil sie es als ein sicheres Symo'om für die Beziehungen zwischen l J'alien und O sterreich deuten. Die Abgeordneten ' sind überzeugt, daß die Consullu auf dem Wege diplomatischer Verständigung sei.

Berlin, 9-z. Aus Athen wird über Mai­land derNat.-Zig" gemeldet: Der Kronrat unter Vorsitz des Königs hat nichk nur die Aufrechterhaltung der griechischen Neutrali'äk beschlossen, sondern auch l gegen die Stimme des Kabinetts seinen Willen be­kundet, die guten B-ziehungen zu der Türkei aufrecht zu erhalten. Die AihrnerEmbros" schreibt, daß ; ein Verbot der Versammlungen für oder gegen den Krieg unmittelbar bevorstrbe.

Berlin. 9.-z. (Englands Wille bis zum ! letzten Blutstropfen.) Aus Kopenhagen meldet das ^Berl. Tageblatt": DemFx-ral-laadet" wird aus i London telegraphiert, niemand in England zweifle daran, daß das Dardan-ll-r-bombardewent die Ein­leitung einer großen Offensive der Verbündeten auf allen Fronten sei.Dieser Generalangriff wird auf allen Fronten gleichzeitig ein setzen und bis zum letzten Blutstropfen durchgettrhri werden. In Großbritannien sind in allen Lazaretten die außerordentlichsten Vor­bereitungen getroffen worden.

Konstantinopel, 10 März. (WTB.) Das Osmanische Information bureau erfährt aus Batavia, die Engländer seien daiü^er beunruhigt, daß die in­dischen Truppen, die m» der Bewachung der seit Kriegsbeginn von den Engländern in Singapore in­ternierten deutscben und österreichisch-ungarischen ge­fangenen Kkiegspfl'chlig-n betraut sind, die Bewachung dieser Gefangenen englischen Freiwilligentruppen über­geben haben.

Wien, 9. März. Z n« österreichische Osfiiziere, die aus der russischen Gefangenschaft entkamen, er­zählen. daß die Russen Vorbereitungen zur Räumung von Nord- und Mittelgalizien treffen. Russische Kausleute, die nach Kaizen gekommen waren, ver­kaufen schleunigst ihre Warenlager. Die militär­pflichtigen Einwohner Galiziens werden von den Russen nach dem Kauka'us geschickt, um gegen die Türken zu kämpfen.

Aus Kopenhagen wird berichtet, daß die Offi­ziere und Mannschasien de- vor Dover vernichteten deutschen UnterseebootesU8" in Dover als Ge­fangene angekommen sind Die Ankunft der deutschen Offiziere und Matrosen erweckte unter der englischen Bevölkerung ein zewattiaes Aufsehen. Die gefangenen Deutschen wurden aber gut behandelt, und die eng­lischen Artillerieoffiziere in Dover boten den gefangenen deuischen Offizieren sogar ein Frühstück an.

Berlin. 10.-z (WTB) DasBerliner j Tageblatt" meldet aus Amsterdam: Nach Mitteilungen der englischen Admirainäi haben 12 Torpedojäger an der Verfolgung desU 8" teilgenommen, der zum Schluß von 2 Jägern vernichtet wurde. Die englischen Blätter demenneren amtlich ihre am Sams­tag veröffentlichte Mitte lung, daß die Offfziere des versenkten deutschen Urtt serbootesU 8" als Gäste der britischen Artill-O. fffiere im Schloß Dover ge­luncht hätten. In W k chkeit hätten die deutschen Offiziere nur den Lu- ck im Schloß und in Gegen­wart eines englischen Offiziers eingenommen.

In der französischen Deputiertenkammer ff d Ge­setzentwürfe eingebracht worden, nach denen auch die achtzehnjährigen jungen Leute demnächst zum Heeres­dienst einberufen werden sollen.

Das nordamerikanische Parlament hat seine Sit­zungen beendigt, und wurde vor Schluß der Session der Präsident ermächtigt, alle Schritte zu tun, um eine Verletzung der amerikanischen Neutralität zu ver­hüten, und Schiffe ans amerikanischen Häfen mit Mannschaften und Kriegsvorräten für die Krieg- führenden Parteien nicht mehr abgehen sollten.

In Portugal kann es noch zu einem Bürger­kriege kommen, denn die portugiesischen Demokraten haben ihrerseits den General Barrrto zum Präsi­denten der Republik Nordportugal gewähl.

Spannungen.

Der ungeheuer große Kriegsschauplatz des Welt­krieges. sowie auch gewisse Hoffnungen und Befürch­tungen im Gange der Kriegsereigniffe weisen Zustände auf. die man nur als Spannungen bezeichnen kann. Die Feinde Deutschlands und Oesterreich-Ungarns machen neue große Anstrengungen, um Siege zu er­ringen. Im Nordwester« von Frankreich wollen die Franzosen und Engländer einen großen Schlag an­geblich in Szene setzen, und die Russen versuchen mit verzweifelten Anstrengungen Erfolge in Polen und in Galizien und am liebsten auch noch in den Karpatben zu erringen. Da ist es kein Wund«, wenn die Gegner Deutschlands sogar auf den Eintritt der längst «sehnten Wendung der Dinge auf dem Kriegsschauplätze hoffen. Dazu kommt, daß die ganz unverkennbare Absicht Englands und Frankreichs, die Dardandllen und Konstantinopel zu erobern, und die ganz offen von der russischen Regierung aufgestellte Forderung, daß Konstantinopel nebst den Dardanellen russischer Besitz werden müsse, eine ganz gewaltige Bewegung in den bis sitzt der Neutralität huldigen­den Staaten Italien, Griechenland, Bulgarien und Rumänien hervorgerufen hat. Die Neutraliiät dies« genannten vier Staaten und der damit verknüpfte Mangel an Erkenntnis, auf welcher Seite die Inte­ressen dieser Staaten wirklich geschützt werden können, können dazu führen, daß die Lebensintereffen dieser Staaten durch die bekannte Rücksichtslosigkeit und Unverschämiheit Englands im Orient einfach unter­bunden werden. Was wollen denn Italien, .Griechen­land, Bulgarien und Rumänien noch tun. um die Freiheit ihres Seehandels auf dem Mittelländischen Meere, im Aegyptischen Meere und im Schwarzen Meere zu bewahren, wenn England noch mehr wie bisher seine Oberherrschaft im Mittelländischen Meere bis an den Bosporus geltend macht, und Rußland der Besitzer Konstantinopels und der unbeschränkte Herr im Schwarzen Meere werden sollte. Vielleicht hoffen diese neutrale Staaten darauf, daß ihnen England und Rußland einige Zugeständnisse machen und ihnen auch von der Türkei ein Stückchen Land oder ein Jnselchen zusprechen, aber was sind das für Aussichten für ein Land wie Italien, das Groß­macht im Mittelländischen Meere sein will und dieses Ziel doch nur an der Seite Deutschlands und Oester­reich Ungarns, aber niemals mit England. Frankreich und Rußland erreichen könnte! Ganz unverständlich ist auch die Haltung Griechenlands, denn die wirk­lichen großzügigen Ziele e uer griechischen Politik stehen in dem schroffsten Widerspruche mit einer Er- Eroberung Konftantinopels und der Dardanellen durch England oder in einer Einverleibung dieser außerordentlich wichtigen Besitzungen an der Grenze Europas und Kleinastens in das russische Reich. Das Gleiche gilt für die Interessen Rumäniens und Bul­gariens. Bulgarien ist vielleicht im Orient der einzige Staat, der in seinen maßgebenden Politikern fühlt, daß Rußland nicht der wahre Fraund Bul­gariens ist, sondern Bulgarien nur als eine Art Vasallenstaat des russischen Reiches betrachtet, mag auch Rußland den Bulgaren alle möglichen Ver-