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.« 36.

Reuen bürg, Mittwoch den 3. März M5.

73. Aabraang

Der Krieg.

Die Engländer haben die Lüge verbreitet, daß der deutsche Botschafter in Rom erklärt habe, daß das deutsche Heer in Ostpreußen in den letzten großen Kämpfen 100 000 Mann an Toten und Ver­wundeten verloren habe. An diese Lüge knüpfen die englischen Zeitungen noch die Bemerkung, daß der deutsche Erfolg gegen die Russen in Ostpreußen in keinem Verhältnisse zu den großen Opfern der Deutschen stehe. Zu dieser von den Engländern erfundenen Nachricht wird von amtlicher deutscher Seite bemerkt, daß die deutschen Verluste in den großen Kämpfen in Ostpreußen verhältnismäßig gering seien und noch nicht den sechsten Teil der Zahl betrügen, welche von der englischen Zeitung Central News" angegeben worden ist. Die deut­schen Verluste sind auch schon eus dem Grunde ver­hältnismäßig sehr gering, weil viele deutsche Truppen infolge der gewaltigen Anstrengungen auf den Märschen im tiefen Schnee nurmarschkrank" geworden sind, also in kurzer Zeit wieder Dienst tun werden. Man sieht aus solchen englischen Lügennachrichten, mit welchen Mitteln nach wie vor in England gekämpft wird, um die Kriegsstimmung des englischen Volkes wach zu halten. Natürlicherweise wird auch der Erfolg der deutschen Unterseeboote im Seekampfe gegen England von den Engländern sehr verkleinert. Es fehlt uns noch eine amtliche Zahlenangabe über die Leistungen der deutschen Flotte seit dem Beginne des verschärften Seekrieges gegen England, aber wir können uns in dieser Hinsicht einigermaßen auf das Ausland berufen. So hat man in Kopenhagen aus englischen Quellen erfahren, daß auf den englischen Flüssen 130 Schiffe liegen, welche nicht ausfahren können, weil die Matrosen aus Furcht vor den deutschen Unterseebooten den Dienst verweigern. Auch sind nach einer Meldung desNew Aork Herald" infolge des deutschen Unterseebootskrieges in den englischen Gewässern 15 mit Kriegsmaterial für England beladene Dampfer am Auslaufen von Amerika nach England verhindert. Der verschärfte deutsche Unterseebootskrieg gegen England hätte da doch vor allen Dingen auch den Zweck, die mit der Neutralität Amerikas ganz unvereinbare Waffen­lieferung von Amerika nach England zu verhindern.

In Konstantinopel sollen geheime russische und englische Agenten an der Arbeit sein, um die 'kiscke Fliedenspartei zu stärken und einen Um­schwung der ganzen politischen Verhältnisse in der Türkei herbrizuführen. In einem seltsamen Wider­spruche zu dieser angeblich friedlichen Aktion Ruß­lands und Englands in Konstantinopel steht die Tat­sache, daß auch am letzten Sonntag die englisch- französische Flotte mit ihren großen Panzerkreuzern die Dardanellen beschossen hat, um durch diese bis nach Konstantinopel vorzudringen. Man nimmt all­gemein an, daß die Engländer in Verbindung mit den Franzosen den Russen in der Eroberung von Konftantinopel zuvorkommrn wollen. Der listige Fuchs Minister G-ey hat ja auch im englischen Parlament neulich erklärt, daß England nur einen Zugang Ruß­lands durch die Dardanellen in das Mittelländische Meer billigen würde, aber davon, daß die Russen Konstantinopel bekommen sollten, ist keine Rede ge­wesen.

Eine Warnung an die Neutralen. Der frühere ungarische Minister Graf Andrassy bat in der Neuen Freien Presse" einen Artikel veröffentlicht, welcher ausführt, daß die russische Herrschaft inKon- stantinopel und in den Dardanellen dahin führen wüßte, daß Rumänien und Bulgarien ihren freien Zugang zum Schwarzen Meere verlieren und auch Jialien und Griechenland in ihrer Stellung im Mittel­ländischen Meere schwer geschädigt werden würden. Graf Andrassy beruft sich dabei in seinen Ausführ­ungen auf den größten italienischen Staatsmann, den

Grafen Cavour, der zur Zeit des Krimkriezes aus­drücklich betont hat. daß Rußland die absolute Ober­herrschaft über das Mittelländische Meer erlangen würde, wenn es sich in den Besitz Konstantinopels und der Dardanellen setzen sollte.

Japan und China. Hinter der Ablehnung der japanischen Forderung durch China soll jetzt Nordamerika stehen, welches eine Intervention zugunsten Chinas vornehmen will, wenn Japan auf seinen zu weit gehenden Forderungen brharrt.

Petersburg, 3 März. DerRjetsch" meldet aus Tokio vom 24. Februar: Japanische Blätter verzeichnen mit großer Freude, daß Frankreich bereit sei. Japan besonders weitgehende Rechte in Indo- china einzuräumen.

Berlin, 2 März. Aus dem Kriegspressequar­tier wird derBerliner Volkszeitung" berichtet: Nach einer in polnischer Sprache abgrfaßten Bekannt­machung des k. u. k. Armeekommandanten gingen nun­mehr die Bezirke Czenftochau, Petrikow, Laski und Nowo Radomsk in österreichische Verwaltung über.

London, 2. März In einer hier abgehaltenen Versammlung erklärte Lloyd Georges, die Verbün­deten hätten 20 Millionen Soldaten zur Verfügung, während die Feinde kaum di« Hälfte davon ins Feld stellen könnten. Den Verbündeten fehlen im höheren i Maße nur die Ausrüstungsstücke. Sie hätten aber allen Grund, vertrauensvoll zu sein.

! Rotterdam, 2. März. (GKG.) DerNieuwe ^ Rotterdamsche Courant" stellt in einer Wochrnüöer- l sicht fest, daß nach vorsichtiger Zusammenstellung der ! Einzelmeldungen vom 2431. Januar 26 Schiffe torpediert worden sind.

Bern. 2. März. (WTB) Die Beförderung der zum Austausch gelangenden deutschen und fran­zösischen invaliden Kriegsgefangenen ist nunmehr endgiltig geregelt. Am Dienstag abend fährt der erste Zug Konstanz. Lyon bezw. Lyon - Konstanz. 1800 französische Schwerverwunde und 800 deutsche Schwerverwundete gelangen zum Austausch. Die geringere Zahl der Deutschen entspricht der geringen Zahl der deutschen Kriegsgefangenen überhaupt.

In Frankreich hat die Regierung eine ver- schärfste Zensur für alle Zeitungen und auch für Volksversammlungen eingeführt. Man nimmt allge­mein an, daß die französische Regierung durch diese Maßregeln die Friedensftimmung tn Frankreich mund- tot machen will.

Berlin, 1. März. Präsident Kämpf beruft den Reichstag auf Mittwoch den 10. März 1915 ein. Auf der Tagesordnung steht einstweilen als einziger Punkt: 1. Beratung der Entwürfe von Gesetzen be­treffend die Festsetzung des Reichshaushaltsetats und des Haushaltsetats der Schutzgebiete für das Rech­nungsjahr 1915.

Berlin, 1. März. Der Berliner Vertreter des Sluttg. N. Tagbl." meldet: Wie wir hören, hat der Bundesrat beschlossen, demnächst eine Bestand- aufnahme der vorhandenen Kartoffelvorräte vornehmen zu lassen.

Berlin, 1. März. Aus Leipzig wird demLokal­anzeiger" gemeldet: Ohne Sang und Klang, losge­löst von jeder Feierlichkeit, wurde heute die Leipziger Messe des Kriegsjahres 1915 eröffnet. Gegen 2500 Aussteller haben die Messe beschickt. Alle neutralen Länder, auch Italien, haben ihre Ankäufer zur dies­jährigen Leipziger Messe entsandt, und es kann mit berechtigtem Stolz die Tatsache verzeichnet werden, daß englische Firmen erwiesenermaßen durch ameri­kanische Ankäufer große Bestellungen, besonders in Spielwaren, machen ließen.

Der Krieg hält unter den Juristen reiche Ernte. Nach der 6. Verlustliste derDeutschen Juristen-Zeitung" an Hand des amtlichen Materials sind bis 25. Febr. 1375 deutsche Juristen und aus der Justiz hervorgegangene Reichs- und Verwaltungs­beamte fürs Vaterland gefallen; u.a. 6 Rechtslehrer, 292 Regierungs- und Verwaltungsbeamte, Richter,

Staatsanwälte, 255 Rechtsanwälte, 363 Assessoren, 459 Referendare.

Baden-Baden, 28. Febr. Wie in der letzten Stadtratsitzung bekannt gegeben wurde, beträgt das der Stadtgemeinde zugefallene Vermächtnis der Frau Witwe Koopmans in Wiesbaden nach neuerlicher Feststellung 140000 bis 150000 Mark.

"" Württemberg.

Freuden st adt, 2. März Laut amtlicher Be­stätigung ist nunmehr der 1. April 1915 festgesetzt worden als Tag der Eröffnung der Teststrecke For- bach-Raumünzach der Murgtalbahn. Zar Ver­besserung der Personenbeförderung hat die Murgtal- kraftwagengesrllschaft, die schon in Fciedeuszeiten den Verkehr sehr wesentlich förderte, einen Kraflwagen (Omnibus) gekauft, der mit dem Tage der Eröffnung der neuen Bahnstrecke ebenfalls seine Fahrten aus der Strecke Klosterreichenbach Raumünzach vorgesehen sind vorläufig täglich zwei beginnen wird.

Nürtingen, 2. März Vater Storch hat sich in unserer Nachbargemeinde Frickenhausen am Sams­tag häuslich niedergelassen.

ttus StaSt, Bezirk unS Umgebung»

Wildbad. Den Heldentod sür's Vaterland starb im 40. Lebensjahr der Unterolfizier im Landwehr- Regiment Nro. 121, Gemeinderat Wilh. Schmid ' zum Zchwarzwaldhotel hier.

Neuenbürg. Durch Verleihung der Silber­nen Militärverdienstmedaille ausgezeichnet wurde Vizefeldwebel Gottlob Rempfer, Bataillons­schreiber im Landsturm Infanterie-Bataillon Calw, z. Zr. in Gent.

Rotenbach. Dem Werkmeister Karl Blaich aus Neuenbürg. Gefreiter im Feldartillerie-Regim. No. 29 (Ers. Abt. 1. Batt.) wurde anläßlich des Geburtsfestes des Königs die Silberne Militärver­dienstmedaille am schwarz-gelben Bande für bisher bewiesene Tapferkeit verliehen.

Neuenbürg. 1. März. Die Kraftwagen. Gesellschaft Neuen bürg-Herrenalb-Wildbad G. m. b. H. hielt am gestrigen Sonntag nachmittag ihre fünfte ordentliche Generalversammlung im Gasthaus zumAnker" ab. Die Versammlung war von etwa 40 Mitgliedern von Herrenalb. Höfen, Conweiler, Schwann und hier besucht. Der Vor­sitzende des Aufsichtsrats, Oberamlspfleger Kübler, gab nach einem Willkommgruß einen übersichtlichen Bericht über das Betriebsergebnis des vergangenen, in seiner zweiten Hälfte so ereignisreichen Jahres. In seinen trefflichen Ausführungen teilte er mit, wie man unter ziemlich günstigen Verhältnissen in das Jahr 1914 eingetreten sei, wie sich im Frühjahr und den ersten Sommermonaten der Verkehr na­mentlich auch auf der Calwer Strecke gehoben habe und wie dann wie ein Schlag aus heiterem Himmel zu Anfang August die Mobilmachung gekommen sei, die die Einberufung der 5 Chauffeure, die Beschlag­nahme der Verkehrswagen und von Benzin durch die Militärverwaltung zur Folge hatte, so daß bald darauf die Betriebseinstelluvg notwendig wurde. Mit dem im letzten Vorsommer angeschafften Luxuswagen habe man günstige Erfahrungen gemacht und wenn normale Zeiten gewesen wären, hätte man auch ein gutes Ergebnis erzielt. Die mit der Poftverwaltung geführten Verhandlungen hatten das Ergebnis, daß nun wenigstens die Auslagen der Gesellschaft für Vergütung des Postdienstes nunmehr voll ersetzt werden. Der von dem Betriebsleiter und Kassier Lutz im einzelnen vorgetragene Rechnungs-Abschluß für 1914 weist den bemerkenswerten Aktivposten von 71877. auf, der den Erlös für die von

der Militärverwaltung in Beschlag genommenen fünf . Wagen darstellt. Es muß jetzt schon damit gerechnet ! werden, daß eine spätere Neuanschaffung von Kraft­wagen neuester Konstruktion einen größeren Betrag