Bebenhausen, 29. Dez. Die hiesigen Schul­kinder erhielten von der Königin schöne Weih­nachtsgeschenke: Die Knaben Helme. Säbel, Gewehre, die Mädchen Puppen und sonstige Svielsachen, sowie nützliche Lehrmittel für den Handarbeitsunter­richt. Die Weihnachtsfeier, an der sich die Kinder mit Vorträgen und Gesängen beteiligten, konnte, laut Staatsanzeiger, zum ersten Mal im Schulhaus gehalten werden.

Hall, 28. Dez. Am letzten Mittwoch hat ein Kraftwagen mit der Leiche des in Rußland gefallenen Sohnes des Reichs- und Landtagsabgeordneten Liesching die Stadt passiert. Der Haller Land­sturm zwang, wie dieSchwäb. Tagwacht" schreibt, den Kraftwagen zum Anhalten, gab ihn aber trotz der Legitimation des Abgeordneten Liesching, der die Leiche selbst begleitete, zur Weiterfahrt nicht frei. In kurzer Zeit gab es eine große Menschenansammlung. Die Sache hätte einen bedrohlichen Charakter ange­nommen, wenn nicht Liesching zu seiner weiteren Legitimation den Stadtschultheißen Hauber berufen hätte. Die Angelegenheit ist zweifellos auf ein Ver­sehen zurückzuführen. da in letzter Zeit Gerüchte im Umlauf waren, daß im Lande ein feindliches Auto­mobil sich befinde, das mit als bayrische Offiziere verkleideten Spionen besetzt sei.

Heilbronn, 24. Dez. Die hiesigen bürgerlichen Kollegien haben beschlossen, sich an der Hindenburg- spende mit 5000 Mk. zu beteiligen.

Ludwigsburg, 28. Dez. Am Nachmittag des zweiten Weihnachtsfeiertags wohnte der König der Bescherung in der A. H. Wernerschen Kinder­heilanstalt an, vom Vorstand und Ausschuß emp­fangen und begrüßt. Hierauf besuchte der König die in der Anstalt verpflegten Verwundeten und nahm an den Bescherungen der Zöglinge im Wilhelmsstift und im Maria-Martastift teil.

Künzelsau, 24. Dez. Als die Frau des im Felde stehenden Bauern Schmitt in Jagstberg einen Topf heißen Wassers aus dem Ofen heben wollte, brach der Boden des Gefäßes durch. Der in der Nähe befindliche anderthalbjährige Knabe wurde so schwer verbrüht, daß er starb.

(Landesproduktenbörse Stuttgart). Bericht von, 28. Dez. Ueber die heutige Börse können wir nur dasselbe wiederholen, was wir vor acht Tagen gesagt haben; das Angebot hat seitens der Landwirte vollständig aufgehört, und wenn dieser Zustand so weiter geht, so werden auch unsere Mühlen ihren Betrieb weiter einschränken müssen. Der Saatenstand ist nach übereinstimmenden Berichten günstig. 30°/oiges Weizenauszugsmehl Nr. 0! ^ 45.

bis 46, Weizenbrotmehl Nr. 1: ^ 41.50 bis ^ 42.50.

Zur Kose Ln WMugsuMlmsorgung während des Kriegs.

In Ergänzung der Aussätze in Nr. 201 und 202 dieses Blattes haben wir das Folgende nachzutragen: !

Roggenbrot darf in den Verkehr nur gebracht ! werden, wenn zur Bereitung auch Kartoffel verwendet s ist. Der Kartoffelgehalt muß bei Verwendung j von Kartoffelflocken. Kartoffelwalzmehl oder Kartoffel- : ftärkemehl mindestens fünf Gewichtsteile auf fünfund­neunzig Gewichtsteile Roggenmehl betragen. Roggen- ! brot, zu dessen Bereitung mehr Gewichtsteile Kartoffel j verwendet sind, muß mit dem Buchstaben L bezeichnet ^ werden. Beträgt der Kartoffelgehalt mehr als ; zwanzig Gewichtsteile, so muß dem Buchstaben L ^ die Zahl der Gewichtsteile in arabischen Ziffern hin- - zugefüqt werden. Werden gequetschte oder geriebene j Kartoffeln verwendet, so entsprechen vier Gewichts- § teile einem Gewichtsteil Kartoffelstöcken. Kartoffel- i walzmehl oder Kartvffelftärkemehl; es müssen also in ? diesem Fall stets statt eines Gewichtsteils Kartoffel- ; flocken und dergl. (Troäenkartoffeln), je vier Ge- wichtsteile gequetschte oder geriebene Kartoffeln ver- ' wendet werden, somit auf 95 Gewichtsteile Roggen­mehl mindestens 20 Gewichtsteile gequetschte oder s geriebene Kartoffeln kommen. j

Vom 1. Dezember ab darf also nur noch Roggen- j brot in den Verkehr gebracht werden, zu dessen Be­reitung auf 95 Gewichtsteile Roggenmehl mindestens 5 Gewichtsteile Trockenkartoffel (Kartoffelmehl, Kar­toffelflocken. Kartoffelftärkemehl) oder statt solcher die vierfache Gewichtsmenge gequetschter oder geriebener Kartoffeln verwendet worden sind. Es ist aber auch gestattet und sogar erwünscht, Brot in den Verkehr ; zu bringen, bei dessen Herstellung bis zu 20 Hundert- ? teile des Gesamtgewichts der Mischung Trockenkar- ^ toffeln. also 80 Gewichtsteile Roggenmehl und 20 Gewichtsteile Trockenkartoffeln, verwendet worden sind. Werden statt der Trockenkartoffeln gequetschte oder geriebene Kartoffeln verwendet, so kommt auch - hier die vierfache Gewichtsmenge solcher Kartoffeln als Zusatz in Betracht; es wären also beispielsweise ^

auf 80 Gewichtsteile Roggenmehl statt 20 Gewichts- teilen Trockenkartoffeln viermal so viel, also 80 Gewichtsteile gequetschter oder geriebener Kartoffeln zu nehmen, somit 50 Hundertteile des Gewichts der Mischung.

Bus SlaSI, Bezirk unv Umgebung.

Neuenbürg. Das Eiserne Kreuz erhielt: Der Leutnant d. Landw. I, Ldw.Jnf.Regt. Nr. 120 Karl Horsch. Sohn der Frau Kassier Horsch von Neuenbürg. Ferner erhielt diese Auszeichnung Leutnant d. Reserve im Feldartill.Regt. 65 Theodor Held von Höfen a. Enz.

Arnbach. Dem Tambour (Gefr.) Friedrich Schaudt von Arnbach im Jnf.Regt. 126 wurde am 6. November die silberne Militärverdienst­medaille verliehen. Am 12. Dezember zum Unter­offizier befördert, hat er nun auch am 17. Dezember das Eiserne Kreuz erhalten.

Die silberne Militärverdienstmedaille er­hielt der Hauptlehrer August Bachtel er in Wurm- beq (von Gräfenhausen), Unteroffizier im Res.- 5 .Regt. 120.

Herrenal b. Werkführer Faas, Unteroffizier beim Landwehr-Infam.Regt. Nr. 120, Inhaber der Silbernen Verdienstmedaille, erhielt nun auch das Eiserne Kreuz. _

! ^ Herrenalb, 28. Dezbr. Heute nachmittag

f wurden unserem Vereinslazarett 123 weitere Ver- j wundete zugeteilt, welche seither in Ettlingen unter­gebracht waren. In den nächsten Tagen soll sich dir Zahl unserer Verwundeten auf 200 erhöhen.

Neuenbürg, 28. Dezbr. Mit Gültigkeit von heute ab wird trockene Kartoffelstärke, zur Brot­bereitung bestimmt, in den Ausnabmetarif für Roggen, ! Weizen, Kartoffeln und Kartoffelstärkemehl aukge- > nommen und der Ausnahmetarif, für frische Kartoffeln I zur Herstellung von Stärkemehl zur Brotbereitung,

! aui frisch« Kartoffeln zur Herstellung trockener Kar- ! toffelftärke zur Brotberritung bestimmt, ausgedehnt, i Mit Gültigkeit von heute ab bis auf weiteres.

! längstens während der Dauer des Krieges, tritt für ! den Bereich aller deutschen Eisenbahnen ein Aus- ! nahmetarif für rohe Jute in Wagenladungen von mindestens 10 Tonnen in Kraft.

Vermischtes.

Fünf Brüder als Ritter des Eisernen Kreuzes. Ueber den ungewöhnlichen Fall der Verleihung des Eisernen Kreuzes an fünf Brüder wird aus Marburg berichtet. Die fünf Söhne des Oberstleutnants a. D. Rügen, die im Felds stehen, wurden sämtlich mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet, und zwar sind dies: Rittmeister Kurt Rügen im Husaren Regiment Nr. 15, der Königliche Oberförster Leo Rügen. Hauptmann der Reserve im Garde- Jäger-Bataillon, vr. Ml. Werner Rügen. Ober­leutnant der Reserve im Husaren-Regimerü Nr. 5, Assessor Otto Rügen, Leutnant der Reserve im Husaren-Regiment Nr. 9, der schwer verwundet im Lazarett zu Oignies bei Lille liegt, und Ritterguts­besitzer Bruno Rügen. Leutnant der Reserve im Feld- Artillerie-Regiment Nr. 35.

(Feldpostbriefe.) Wegen der allgemeinen Nütz­lichkeit verdient bekannt zu werden, daß die Feldpost­briefe für Kaiser's Brust-Caramellen ohne Porto versandt werden. Der Absender braucht auf diese Briefe nur die Adresse aufzuschreiben und in den nächsten Postschalter zu werfen. Er sorgt dadurch vor, daß sein Angehöriger im Feld draußen gegen Erkältungen, Husten, Heiserkeit und Katarrhen ge­schützt bleibt oder vorhandene Uebel beseitigt werden.

Gott strafe England.

Gott strafe England!" dieses Wort von Mund zu Mund pflanzt es sich fort und weil's gerechtem Zorn entstammt hat's neue Zornesglut entflammt!

Und doch! Mich dünkt das Wort verwegen, sonst bitten wir Gott nur um Segen!

Ist Gott ein anderer im Kriege?

Sieht er nicht auch die Macht der Lüge, mit der das Britenreich verbündet den Weltkreis gegen uns entzündet?

Tut's not, daß wir den Herrn der Welten auffordern, Unrecht zu vergelten?

Nein! Wenn wir flehend vor ihn treten, kling' nicht wie Fluchen unser Beten, die Andacht störe nicht der Brite!

Gott schütze Deutschland", fei die Bitte!

NenjshrsM des Zkitnugsboleii.

Das Jahr verrann .... nicht wie in früh'ren Zeiten Im Jubelrausch, der laut dem neuen galt:

Zuviel der stillen bangen Wünsche gleiten Zur Ostmark heut' und zum Bogesenwald . . .

Zuviel der Brüder sind's in Wehr und Waffen,

Die opferstark aus blut'ger Wahlstatt stehn

Zuviel noch macht der Feind uns rings zu schaffen, Eh' wir den Tag des goldnen Friedens sehn!

Und doch: es war ein Jahr von hohem Werte,

Das in die bange Welt von Gott gesandt:

Sein oder Nichtsein hing am deutschen Schwerte Und dem des treuen Nachbars, stammverwandt.

Es galt zu zeigen, ob als Hans im Glücke Das deutsche Volk sich seine Kraft bewahrt Und gegen Feindesübermacht und Tücke Noch kämpfen konnte in der Väter Art!

Es galt zu opfern und stolz durchzuhalten,

Ob springflutgleich auch wuchs der Frevler Heer;

Es galt zu glauben an der Gottheit Walten Und an den Sieg der festgefügten Wehr;

An unsrer Führer stillerprobte Gaben;

An Männer, längst der Friedensarbeit hold,

An schnell zum Mann gereifte, wackre Knaben;

An unfern Kaiser, der nie Krieg gewollt! . . .

Wißt Ihr es noch, wie wir voll Bangen lauschten, Bevor getan der erste jähe Schlag? . . .

Wie wir erlöst die ersten Hurras tauschten,

Als Lüttich fiel? Wie hoch an jenem Tag,

Da Weddigen sein Kreuzerspiel gelungen,

Die Herzen schlugen? Wie den Bären wund Held Hindenburg hat in den See gezwungen?

In meiner Zeitung ward Euch alles kund! . . .

Es blieb nicht aus, auch Leid Euch zu berichten . . . Der Krieg ist hart und fordert blind Tribut;

Er lehrt in Schmerzen schweigen und verzichten . . . Doch schürt er auch den alten Siegfriedsmut;

Er läßt die Treue kühn das Höchste wagen,

Und zwingt die Welt in neuer Hoffnung Bann:

So nimm auch Du in diesen Neujahrstagen Des ZeitungSbote»

Glückwunsch gütig an! . . .

Telegramm des Wolff'schenBüros an denEnztäler".

(WTB.) Den 29. Dez. 3.30 Uhr nachm.

Großes Hauptquartier, 29. Dez. vorm. Amtl.

Bei Nieuport und südlich Wern gewan­nen wir in kleineren Gefechten einigen Boden.

Mehrfache starke französische Angriffe nord­westlich St. Menehould wurden unter schweren Verlusten für die Franzosen zurückgeschlagen. Dabei machten wir einige 100 Gefangene.

Ein Vorstoß im Bois Brulee westlich Apremont führte unter Erbeutung von 3 Maschinengewehren zur Fortnahme eines französischen Schützengrabens.

Französische Angriffe westlich Sennheim wurden abgewiesen.

Oestlicher Kriegsschauplatz:

In Ostpreußen und Polen rechts der Weichsel keine Veränderung.

Am Bzura- und Rawka-Abschnitt schritten unsere Angriffe vorwärts.

In der Gegend südlich Jnowlodz wurden starke russische Angriffe zurückgeschlagen.

Oberste Heeresleitung.

Littst«? KachrtchtM U»

Athen, 29. Dez. (WTB.) DemNeon Asty« zufolge verlangte Bulgarien von Serbien auch jenen Teil Mazedoniens, der an Griechenland grenzt, so daß Bulgarien sich zwischen Serbien und Griechen­land schieben würde.

Moskau, 29. Dez. (WB.)Rußkoje Slowo" hat von offiziöser Seite erfahren, daß die russische Regierung Frankreich und England um die Ent­sendung von Artillerie und Kavallerie und Uniformen nach Serbien ersucht hat.

Frankfurt, 29. Dez. (GKG.) DieFranks. Ztg." meldet aus London, 29. Dez.: Die hier erscheinendeJudependence Beige" erklärt, die belgische Regierung habe die Hilfe Japans zur Befreiung Belgiens angerufen.