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Reue» bürg, Mittwoch den 30. Dezember 10i4.
72. Jahrgang
Der Krieg.
Kronprinz Wilhelm an seine Armee.
Viel Freude hat am Weihnachtsabend im Felde ein Erlaß des Kronprinzen unter den Mannschaften hervorgerufen, der laut „Voss. Zeitung" folgenden Wortlaut hat:
Weihnachten in Frankreich, in engster Fühlung mit dem Feinde! Solche Feier wird uns allen unvergeßlich bleiben! Dazu wünsche ich sämtlichen Angehörigen meiner tapferen Armee Gottes reichsten Segen, bis wir uns mit dem Soldatenglück pflichtbewußter Streiter einen Frieden erkämpft haben, auf den wir und unser geliebtes Vaterland stolz sein werden. Wie mein Großvater, der Kronprinz Friedrich Wilhelm, Weihnachten 1870 seiner braven Armee. Euren Vätern und Großvätern, so sende ich jedem einzelnen meiner treuen Mitkämpfer als bescheidene ^ Erinnerungsgabe an die gemeinsame Weihnachtsfeier in Deutschlands größter Zeit eine Tabakspfeife mit meinem Bilde.
gez. Wilhelm,
Kronprinz des Deutschen Reiches und von Preußen.
Wie das Blatt weiter mitteilt, ist am 24. Dez. eins besonders aufmerksame Bereitschaft unserseits angeordnet und befohlen worden, die Vorbereitungen für die Weihnachtsfeiern so zu treffen.
NeDet.aschiitlgsn ' unWöglrch waren. Ueberall in den Schützengräben waren im Laufe des Tages in den Bereitschaftsstellungen und Quartieren liebevolle Vorbereitungen für das schöne Fest im Gange. Kleine Weihnachtsbäumchen, die aus der Heimat gesandt sind, sowie Tannrnbäume, die aus dem Walde geholt wurden, waren vielfach zu finden. Die Intendantur lieferte den Truppenteilen für die Mannschaften Lichter und Baumschmuck. Diese Fürsorge wurde von den Mannschaften dank- bar anerkannt, wie denn überhaupt die Stimmung trotz der wehmütigen Heimatsgedankrn überall zuversichtlich und gehoben ist. Nirgends herrscht Trübsinn und Niedergeschlagenheit, obwohl die Anforderungen an die Truppen gerade in diesen Tagen der Angriffe auf Grund des Joffreschen Angriffsbefehls groß waren und aller Anspannung erforderte.
Da die Erklärung des französischen Ministerpräsidenten in der Deputiertenkammer über die Kriegsursachen eine Reihe unwahrer Behauptungen enthält, so hat der deutsche Reichskanzler in einem Runderlafse an die deutschen Botschafter und Gesandten und zur Kenntnis der betreffenden Regierungen eine umfassende Berichtigung der französischen Entstellungen vorgenommen. Ganz besonders wendet sich der deutsche Reichskanzler in dem Erlasse gegen die falsche französische Behauptung, daß der Friede hätte erhalten werden können, wenn auch Deutschland dem englischen Vorschläge beigestimmt hätte, die militärischen Vorbereitungen einzustellen und über die Streitfragen auf einer Konferenz der Großmächte in London in diplomatischen Verhandlungen zu treten. Dieser englische Vorschlag stamme vom 26. Juli und sein Inhalt war, daß die Großmächte einen Ausweg aus der österreichisch-serbischen Streitfrage suchen sollten. Deutschland habe aber von Anfang an auf dem Standpunkt gestanden, daß der österreichisch-serbische Konflikt nur Oesterreich und Serbien angehe und daß Oesterreich »nicht einem Gerichtshöfe der Großmächte in seinen eigenen Angelegenheiten unterstellt werden dürfe. Auch Oesterreich habe diesen Standpunkt vertreten und habe zugleich erklärt, daß es in seinem Streite mit Serbien dessen Gebiet nicht verkleinern wolle. England wie Frankreich hätten sich geweigert, in Petersburg mäßigend auf die Kriegs par-ei zu wirken. Rußland hatte dann, statt auf Serbien einen mäßigenden Eilfluß auszuüben. seine
großen Heere gegen Oesterreich und auch gegen Deutschland mobil gemacht. Rußland ordnete schon in der Nacht vom 30. auf 31. Juli die Mobilmachung seiner gesamten Slreilkräfte an, was c-ch die Mobilmachung Deutschlands und dessen spc Kriegserklärung zur Folge haben mußte. Rech.^ man dazu, daß auch Frankreich bereits große militärische Vorbereitungen getroffen hatte und England schon am 24. Juli Maßnahmen für die Kampfbereitschaft seiner Flotte traf, so war es klar, daß die Mächte des Dreiverbandes zum Kriege entschlossen waren, während sie noch friedliche Worte im Munde führten. Die wahre Lage war folgende, der Dreiverband mit Rußland an der Spitze verlangte, daß Oesterreich und Deutschland vor den Drohungen des Dreiverbandes im serbisch-österreichischen Konflikte demütig zurückweichen sollten und das geschah nicht zind konnte im Interesse der Würde und des Ansehens und der Freiheit des Deutschen Reiches und Oesterreich-Ungarns auch nicht geschehen und deshalb mußte es zum Kriege kommen.
Am 24. und 25. Dezember haben auch die Oesterreicher große Kämpfe mit den Russen gehabt. Nach viertägigen heldenmütigen Kämpfen nahmen die Oesterreicher in den Karpathen den Uzocker Paß. in Galizien nahmen die Russen mit übermächtigen Angriffen wieder die Becken von Krosno und Aslo, dagegen wurden die Russen bei Liska in Galinen zurückaeichlagen. auch in Polen murren Aiiqrijse der Russen d'urtz' die Oesterreicher zurückgeschlagen. Bei den österreichischen und ungarischen Truppen herrscht große Freude darüber, daß sie auch aus dem Deutschen Reiche viele Weihnachts- spenden erhalten haben.
Wien, 29. Dez. (WTB.) Amtliche Mitteilung vom 29. Dezember mittags: Die russische 8. Armee, die vor etwa einer Woche die Offensive gegen unsere über die Karpathen vorgerückten Kräfte ergriff, hat sich durch Ergänzungen und frische Divisionen derart verstärkt, daß es geboten schien, unsere Truppen auf die Paßhöhen und in den Raum von Gorlice zurück- zunehmen. Die sonstige Lage im Norden ist hierdurch nicht berührt. — Auf dem Balkankriegsschauplatze entfallen die Montenegriner eine lebhaftere aber erfolglose Tätigkeit.
Aus Konstantinopel wird gemeldet, daß die türkische Kammer in einer Adresse an die Regierung die Thronrede beantwortet und in derselben die Wichtigkeit des Heiligen Krieges hervorgehoben hat. 300 Millionen Mohammedaner seien dem Rufe des Kalifen gefolgt und es gelte, die Feinde des Islams zu zerschmettern. Der in Konstantinopel weilende Führer der ägyptischen Nationalpariei hat den Prinzen Hussein Kemal, der in Egypten auf Antreiben der Engländer den Titel eines Sultans von Egypten angenommen hat. für einen Verräter des Vaterlandes und Feind des Islams erklärt.
Berlin, 29. Dez. (WTB.) Die „Nordd. Allg. Ztg." meldet: Um dem Gefühl der Zusammengehörigkeit des deutschen Volkes mit dem osmanischen Reich im Kampf gegen die gemeinsamen Feinde auch auf dem Gebiete der Liebestätigkeit Ausdruck zu verleihen, ist ein deutsches Hilfskomitee zum Zweck von Sammlungen zu Gunsten des Roten Halbmonds in der Bildung begriffen. Se. Majestät der Kaiser hat für diesen Zweck den Betrag von 40 000 Mk. gestiftet und davon unmittelbar Sr. Majestät dem Sultan Kenntnis gegeben. Es sind weiter vom Stadtrat in Dresden 5000 Mk. und von dem städt. Kriegsfürsorgeausschuß in Chemnitz 1500 Mk. gespendet worden. Der Reichskanzler hat das Ehrenpräsidium übernommen. Die Vorarbeiten liegen in den Händen des Fürsten Hatzfeld Herzogs zu Trachenberg, des Präsidenten des Reichstags, Dr. Kämpf und des Generalkonsuls von Koch.
Paris. 29. Dezbr. (WTB.) Das Journal melde«: M N'fterp-äsidrnt Viviani hat Weiierle.
Weil, Langel. Helmer und Blumenthal damit braus- tragt, feftzuitellen, welche von den in Frankreich befindlichen Elsaß-Lothringern echte Elsaß Lothringer und welche Reichsdeutsche sind.
Basel, 29. Dez. (WTB.) Wie die „Baseler Nachrichten" aus Boston melden, sind 30000 von der französischen Regierung in den Vereinigten Staaten angekaufte Pferde auf griechischen Schiffen nach französischen Häfen verladen worden.
Berlin, 28. Dez. (WTB.) Nach der „Vörsen- zeitung" ist die Auszeichnung des Reichsbankpräsidenten Havenstein und des Staatsministers von Breitenbach mit dem Eisernen Kreuz am weißen Bande eine durchaus verdiente. Beide haben auf ihren Gebieten Taten von höchster Bedeutung für die zuverlässige Durchführung der Kriegspläne vollbracht.
Gladbach. 28. Dez. (GKG.) In der Handelskammer wurde auf Grund von Erhebungen der hiesigen Fabrikantenkommission mitgeteilt, daß im Bezirk Roubaix für 300 Millionen Mark Rohwolle aufgefunden worden ist, mit deren Abtransport nach Deutschland begonnen wurde.
Stettin, 24. Dez. Die städtischen Kollegien bewilligten 30 000 Mk. als Hindenburgspende und beschlossen, eine Straße und eine Schule nach Hindenburg zu nennen.
Aachen, 24. Dez. Die Stadt bewilligte 20 ooo Wik. als Hindenburgspende, für das Ostheer 20000 Mk. und weiterhin 10000 Mk. zur Anschaffung von Liebesgaben.
Elberfeld, 24. Dez. Die von Elberfelder Frauen und Jungfrauen gesammelte Hindenburgspende ergab 11000 Mk. Für die Errichtung einer ^ Gedächtnishalle auf dem Ehrenfriedhof wurden i 6000 Mk. gespendet.
I München. 26. Dez. Eine in München weilende i Amerikanerin hat auf dem Weg zur Trambahn in s Schwabing ein Perlenhalsband im Werte von ! 60 000 verloren. Es ist einreibig und besteht j aus 60 Perlen, von denen die 5 größten erbsengroß j sind. Die Schließe ist mit Brillanten besetzt. Es j sind 1000 Belohnung für die Beibringung des ! Schmuckstückes versprochen.
* Berlin, 28. Dez. (WTB.) Nach dem „Berl. Tagebl." sind bei Pompeji mehrere unvergleichlich schöne Villen ausgegraben worden.
Württemberg.
Stuttgart, 25. Dez. S. M. der König hat dem Oberforstrat a. D. Kammerherrn Grafen von Uxkull-Gyllenband in Kirchheim u. T. zum i 80. Geburtstag seine Glückwünsche ausgesprochen.
! Stuttgart, 28. Dez. Die Königin hat auf ' Weihnachten das Dienstehrenzeichen für treue Dienstleistung in einer und derselben Familie an 48 weibliche Dienstboten und zwar an 5 mit einer Dienstzeit von mindestens, 50 Jahren das vergoldete und an 43 mit einer solchen von mindestens 25 Jahren das silberne verliehen.
! Stuttgart, 28. Dez. Die alljährlich am Erscheinungsfest, 6. Jan., stattfindende Landesversammlung der Fortschrittlichen Volkspartei Württembergs wird in der nächsten Woche wegen des Krieges nicht gehalten.
Stuttgart, 28. Dez. Nach einer amtlichen Mitteilung werden Feldpostbriefe nach dem Feldheer im Gewicht über 250 § bis 500 A für die Zeit vom 11. bis einschließlich 17. Januar von neuem zugelasse n. Die G e bühr b eträgt 20 Pfg. _
Stuttgart. Unter den wenigen Offizieren der „Emden", die gerettet sind, befindet sich der Sohn des Ministerialdirektors v. Schall hier, Leutnant z. S. Robert Schall.