der letztere im Rückgang, wenn man die letzten Jahre zum Vergleich heranzieht. Besonders schwierig ist die Lage der kleineren Provinzverleger geworden, die vorwiegend dem Einschränkungsbedürfnis der städt. Jnserentenkreise zum Opfer fallen, während gleich­zeitig dir Redaktionskosten sich verdoppelt und ver­dreifacht haben. Diese kleineren Amtsblätter, die gegen eine sehr geringe Abfindung dir amtlichen Bekanntmachungen zu veröffentlichen haben, leiden besonders unter der Tatsache, daß auch solche Be­hörden. die den amtlichen Teil sonst kaum in Anspruch nahmen, zurzeit ein oft unheimlich empfundenes PirL- lizitätsbedürfnis entwickeln. Alle möglichen Korpo­rationen und Vereine, die in normalen Zeiten durch die Zeitung nur auf dem Wege des Anzeigenteils mit der Oeffentlichkeit in Verbindung traten, erwarten jetzt von dem Patriotismus des Herausgebers, daß er ihre Auslassungen ohne Gegenleistung im Tex! veröffentliche.

Für den Pcovinzverleger kommt noch besonders ein Uebelstand in Betracht: die Verschlechterung der Postverbindung. Wer bisher von den telegraphischen Korrespondenzbureaus den ganzen oder den weitaus größten Teil seines Depeschendienstes mit Ausnahme der Extrablattnachrichten auf brieflichem Wege be­ziehen konnte, sieht sich, da vielfach die Züge fehlen oder wenigstens keine Post befördern, auf einen kost­spieligen, mühevollen und zeitraubenden telephonischen oder gar telegraphischen Ecgänzungsdienst angewiesen. Drei« Aufgabe wird ihm noch besonders erschwert durch die veränderte Erscheinungsweise hauptstädtischer Blätter, die dem Gebot der Stunde folgend, sich zu Morgenausgaben entschlossen.

Die höchste Anerkennung verdient die von hohem Patriotismus und reinster Vertiefung in die sittlichen Forderungen ihres Berufs zeugende Tätigkeit der Redaktionen. Für den Fachmann bedarf es darüber keiner weiteren Worte. Man Hai früher oft über die Zivilstrategen auf den Schreibstuben der Presse ge- spöttelt, wenn gelegentlich eine ungeübte Feder sich auf das wenig vertraute militärische Gebiet verirrte. Heute ist diese Art von Redaktionsarbeit zu einer hochentwickelten, auch von berufener Seite sehr ge­schätzten Kunst geworden, zu einer Talent- und Charakterprobe, die, soweit wir es übersehen können, allenthalben von der Presse mit vollen Ehren be­standen wird. Wenn einst das Ende dieses Völker­ringens zustandegesommen ist, und wenn man Rück­schau halten kann auf alle die treibenden Kräfte, dir Deutschland zum Siege führen, die der Nation die Kraft verleihen, unter den höchsten Opfern an Gut und Blut durchzuhalten bis, zu einem ruhmvollen Ende, dann wird auch der Presse zu gedenken und festzustellen sein, daß sie zu ihrem Teil Lob und Dank redlich verdient hat.

Kus StaSt, Bezirk unS Umgebung.

Liebenzell. Das Eiserne Kreuz erhielt Kurt Lechler, cuuck. kor., Leutnant der Reserve im Res.-Frldarüll.-'Regt. Nr. 26, z. Zt. verwundet in Liebenzell.

/X Herrenalb. 26. Dez. Hauptlehrer Ludwig Schumacher von Kleingartach. gebürtig von Zieflens- berg Gemeinde herrenalb, schwer verwundet auf dem westlichen Kriegsschauplatz, erhielt das Eiserne Kreuz. Sein Vater ist Veteran von 1870/71; sein Bruder Theodor erlitt im jetzigen Kriege den Heldentod.

Die silberne Militärverdienstmedaille wurde dem Unteroffizier Karl Reule im Res.Regt. IIS (1. Kompanie) von Langenbrand verliehen.

* Neuenbürg, 27. Dez. Manche Leser unseres Gemeinde- und Bezirksblatts werden gewiß sich freuen, etwas von dem Echo zu vernehmen, das die in Nr. 205 desEnztälers" erwähnte Weihnachts­sendung der Kirchengemeinde unfern im Felde draußen stehenden Soldaten entlockt hat. Es seien darum nur 2 Proben hier mitgeteilt. Beide sind am Vormittag des heurigen Sonntags eingetroffen. Ein bei einem bayerischen Reserve-Armeekorps stehender Neuenbürger schreibt aus Frankreich (20. Dez.): Erlaube mir der löblichen Kirchengemeinde meinen innigsten Dank durch diese schlichten Zeilen auszu­sprechen. Dieses wunderbare Gedicht, ein Heimatgruß aus Tannengrün mit dem Bildnis unserer l. Kirche und ein Teil meiner l. Heimat Neuenbürg, umkränzt mit schönem Weihnachtstannenreis und Glocken, laden und locken einen so natürlich ein zur Kirche und zum schönen Weihnachtsfest, daß einem ein heißes Sehnen auf ein baldiges Wiedersehen durch das Herz geht. Leider dürfen in diesem Jahr zwar so viele das

schönste Fest im Jahr bei den Lieben zu Hause im Familienkreise unter dem herrlichen Weihnachtsbaum nicht verbringen. So viele Braven und Tapferen haben schon geblutet und ihr blühendes Leben ge­lassen für unser geliebtes Vaterland und den Heimat- Herd. Und wir auf strenger Wacht im Schützen­graben sind auch noch gerne bereit, unser Leben ein­zufetzen für diesen heiligen Kriea, welcher uns so schmählich ausgezwungen wurde. Wir wollen hoffen, daß uns Gott der Herr den lang ersehnten Frieden senden und zum endgiltigen Siege Deutschland und Oesterreich verhelfen möge. Glücklich dürfen wir uns preisen in unserem geliebten Vaterlande, daß sich dieses gewaltige Ringen im Feindesland«; abspielt." Ein anderer Neuenbürger Sohn, der in der Nähe des heißumstrittenen Apern steht, spricht sich dahin aus:Wir Soldaten halten nicht geglaubt, mit wie viel Liebe und deutscher Treue an uns fern van der Heimat gedacht wird, und wollen in Zukunft mit um so mehr Ausdauer, unserem Fahneneide treu, für Vaterlands Recht und Freiheit einstehen." Derartige Kundgebungen aus dem Felde stärken in der Tat das Gefühl der Zusammengehörigkeit und festigen das Band der Gemeinschaft zwischen der Armee draußen und dem Samariterheer hinter der Front, zwischen den kämpfenden Helden im Feindesland und den helfenden Händen in der Heimat.

Neuenbürg, 27. Dez. Wenn auch über die beiden ersten Weihnachtstage der Himmel andauernd mit Schnee dicht verhängt war, kam es bei uns im Tal doch nicht zum Schneien. Es herrschte überall eine ernste Stille, in die am Chnstsesttage mit un­heimlicher Deutlichkeit das schauerliche dumpfe Dröhnen des Geschützkampfes vom Oberelsaß herüber- drang, mit erschütternder Sprache den bedrückten Gemütern kündend, daß auch am geweihten Friedens­feste die Waffen nicht ruhen, vielmehr wildes Karnpf- gewühl auf den Schlachtfeldern tobe und daß auch bei vielen unserer lieben Kriegsmannen draußen im Felde von Weihnachtsfeier und Weihnachtsstimmung keine Rede sein konnte.

Neuenbürg. 26. Dez. DerSchwab. Merk." schreibt vom 24. Dez.: In Kirchheim u. T. begeht am 25. Dezember Oberforstrat a. D. Graf von Uxkull-Gyllenband seinen 80. Geburtstag in vollkommener geistiger und körperlicher Frische. In Schönmünzach. Wildbad und Neuenbürg hat er lange als Forstmann segensreich gewirkt; seine parlamentarische Tätigkeit als ritterschaftlicher Abgeordneter in der 2, wkrtt. Kammer und dann in der 1. Kammer hat er erfolgreich als ein von Extremen freier konservativer Politiker ausgeübt. Hat der Jubilar nun auch ein gut Teil seiner Ehrenämter niedergelegt, so bekundet er doch noch seine gute evangelische Gesinnung als Vorstands­mitglied des Evang. Bundes und als Mitglied des Kirchengemeinderats an seinem Wohnort, an dem er seit Kriegsausbruch auch lebhaft im Sinn des Noten Kreuzes tätig ist. Seine Freunde und Ver­ehrer im Lande werden des Jubilars gerne gedenken! Aus dem Enztal, wo der verehrte Hr. Jubilar während mehr als 30 Jahren seines Amtes gewaltet hat. sind ihm von alten Bekannten so manche Beweise treuer Anhänglichkeit in herzlichen Glück- und Segens­wünschen dargsbracht worden. Auch derSchwarz - ivaldbezirksverein Neuenbürg hat seinem langjährigen, hochverdienten Vorstande die besten Glückwünsche gewidmet. Wir schließen uns diesen Glück- und Segenswünschen in aufrichtiger Gesinnung an. Möge dem verehrten Hrn. Grafen mit Frau Gemahlin auch weiterhin ein froher Lebensabend gnädig beschieden sein.

Dis K. Grneraldirektion der Posten und Tele­graphen gibt folgendes bekannt: Mit Rücksicht auf den Neujahrsbriefverkshr können Prioatsendungen im Gewicht über 50 Z im Verkehr zwischen der Heimat und dem Feldheer in der Zeit vom 29. Dezember bis einschließlich 2. Januar nicht angenommen werden. Es wird dringend ersucht, auch die Sendungen bis 50 g nur zur Uebermitilung eigentlicher Nachrichten zu benützen, Liebesgaben und dergl. aber mit ihnen nicht zu verschicken.

Die gelöste Brotfrage. Nach einem langen heißen Gefecht geht abends die Truppe ermüdet, abgespannt und hungrig zur Ruhe über. Alle Lebensmittel sind verzehrt und die Verpflegungs­kolonne ist noch lange nicht zu erwarten. Der Haupt- mann versammelt seine Kompanie und teilt ihr die Sachlage mit. Zum Schluffe fragt er, ob noch etwas Brot vorhanden sei. Keine Antwort. Plötz­lich tritt der stets vergnügt und schlagfertige Mus­ketier M. . . vor die Front und überreicht seinem

Hauptmann ein Stück Wurst mit den Worten:Herr Hauptmann, in der Not ißt der Soldat Wurst ohne Brot", macht kebrt und tritt ins Glied zurück Die Stimmung der Kompanie war aber gerettet.

Humor im Schützengraben. Die Musketiere, die im Schützengraben ihren Humor nicht verloren, haben ihren UnterstandGrand Hotel de Paris" ge­tauft. Eines Tages trifft, ohne sonstiges Unheil anzurichten, eine feindliche Granate das vermeintlich bombensichere Dach. Sand und Erde fallen in reicher Menge auf die Insassen desHotels" nieder. Einen Augenblick tiefe Stille, dann eine Stimme: Kellner, Beschwerdebuch!"

Trlkgrammk des WilMkN Mm an denEiiMer".

Wien, 24 Dez. (WTB) Amtlich wird vsr- laulbart vom 24 Dezember mittags: Im oberen Nagy-Ager Tat, bei Oeköemezö steht der Kampf. Im La.'orcza - Tal wiesen unsere Truppen gestern mehrere Angriffe unrer großen Verlusten für dis Russen ab und zersprengter? ein feindliches Bataillon bei Also-Vereczke. Im oberen Ung-Tal gewinnt unser Angriff allmählich Raum gegen den Uzloker Paß. Am 21. wurden im Gebiete dieses Karpathen- tales 650 Russen gefangen genommen. Die Kämpfe an der bekannten galizflchen Front dauern fort. An der unteren Nida machien unsere Truppe in dem Gesechi am 22. über 2000 Gefangene. Im Raum von Tomazow und an der Rawka Bzura-Linie wird weitergekämpft. Vom II. bis 20, Dezember wurden von uns insgesamt 43 000 Russen gefangen genom­men. Im Innern der Monarchie befinden sich jetzt bereits 200000 kriegsgefangene Feinde.

Großes Hauptquartier, 26. Dez. mittags, Amtl. (WTB.) Den 26. Dez., abends 6.50 Uhr.

Westlicher Kriegsschauplatz: Bei Nieuport wurden in der Nacht vom 24.Z25. Angriffe der Franzosen und Engländer abgewiesen. Die Erfolgkämpfe bei Festubert mit Indern und Engländern sind erst heute übersehbar. Es wurden 19 Offiziere und 619 Farbige und Engländer gefangen genommen, 14 Ma­schinengewehre, 12 Minenwerfer, Scheinwerfer und sonstiges Kriegsmaterial erbeutet. Auf dem Kampffelde ließen die Feinde über 2000 Tote. Die von den Engländern zur Toten­bestattung erbetene Waffenruhe wurde be­willigt. Unsere Verluste sind verhältnismäßig gering. Bei kleineren Gefechten in der Gegend Lihons, südöstlich Amiens, und Tracy-LeVal, nordwestlich Compiegne, machten wir gegen 300 Gefangene.

In den Vogesen südlich Diedolshausen im Oberelfaß, westlich von Sennheim, sowie südwestlich Altkirch kam es gestern zu kleineren Gefechten. Die Lage ist dort unverändert.

Am 20./12. nachmittags warf ein fran­zösischer Flieger auf das Dorf Jnor 9 Bomben, obgleich dort nur Lazarette, die auch für Flieger-Beobachtung deutlich erkennbar waren. Ein nennenswerter Schaden wurde nicht angerichtet. Zur Antwort auf diese Tat und aus das neuerliche Bombenwerfen auf die offene, außerhalb des Operationsgebietes liegende Stadt Freiburg wurden heute morgen einige, in Position de Nancy, von uns mit Bomben mittleren Kalibers belegt.

Auf dem östlichen Kriegsschauplatz wurden russische Angriffe auf unsere Stellungen bei Lötzen abgeschlagen 1000 Gefangene blieben in unseren Händen.

In Nordpolen, nördlich der Weichsel, blieb die Lage unverändert.