der Gesandtschaft milgeführt hatte, verschwinden zu lassen. Die Prüfung der Schriftstücke ergab, daß es sich um Aktenstücke mit Daten intimster Art über die belgische Mobilmachung und die Verteidigung Antwerpens aus den Jahren 1913 und 1914 handelte. Es befinden sich darunter Zirkularerlasse an die höheren belgischen Kommandostellen mit der Unter­schrift des belgischen Kriegsministers, ferner eine Aufzeichnung über eine Sitzung derKommission für die Verpflegungsbasis Antwerpen" vom 27. Mai 1913. Die Tatsache, daß sich diese Schriftstücke in der englischen Gesandschaft befanden, zeigt hinreichend, daß die belgische Regierung in militärischer Hinsicht keine Geheimnisse vor der englischen Regierung hatte, daß vielmehr beide Regierungen dauernd im engsten militärischen Einvernehmen standen. Von besonderem Interesse ist auch eine handschriftliche Notiz, die bei den Papieren gefunden wurde, um deren Vernichtung der englische Sekretär besorgt war. Aus dieser Notiz ist zu entnehmen, daß Frankreich bereits am 27. Juli seine ersten Mobilmachungsmaßnahmen getroffen hat. und daß die englische Gesandtschaft von dieser Tatsache belgischerseits sofort Kenntnis erhielt.

Wenn es noch weiterer Beweise für die Bezieh­ungen bedurfte, die zwischen England und Belgien bestanden, so bietet das aufgefundene Material in dieser Hinsicht eine wertvolle Ergänzung.

Es ist offensichtlich, daß die englische Regierung die Verletzung der belgischen Neutralität durch Deutschland nur als Vorwand benützte, um den Krieg gegen uns vor der Welt und vor dem englischen Volk als gerecht erscheinen zu lassen.

Mürllemderg.

Stuttgart, 18. Dez. Dem Chef des Stabes des Stellv. Generalkommandos, Oberst v. Ströbel, wurde der Charakter als Generalmajor verliehen.

Stuttgart. 18. Dez. Als Nachfolger des verstorbenen Gemeinderats Tauscher wird in den Stuttgarter Gemeinderat Landtagsabg. Engelhardt- Cannstatt, der von 19111913 dem Kollegium angehörte, wieder eintreten. Er ist auf dem sozial­demokratischen Wahlvorschlag von 1911 der nächst­folgende Kandidat mit der höchsten Stimmenzahl.

Stuttgart, 17. Dez. Auch das Ministerium des Kirchen- und Schulwesens macht in einem Er­laß auf die Notwendigkeit spars amen Umgehens

und Anstallen in ihrem Bereich die Verbreitung dieser Erkenntnis fördern und daß ganz besonders die Geistlichen und die Lehrer durch entsprechende Belehrungen der Jugend und der Erwachsenen in diesem Sinne wirken. Die Schulvorstände und Lehrer werden beauftragt, darauf zu achten, daß die Kinder mit ihrem Vesperbrot sorgsam und sparsam um­gehen. Jedem Verkauf von Feingebäck (süßem Ge­bäck, Konditorwaren) in den Schulräumen ist streng­stens entgegenzutreten.

Stuttgart, 15. Dez. Schon jetzt werden vielfach Klagen laut, daß die Haltbarkeit der dies­jährigen Kartoffeln mangelhaft sei. In einer von der Kaiserlich Biologischen Anstalt für Land- und Forstwirtschaft verfaßten Belehrung wird u. a. empfohlen, die Kartoffeln gleich nach dem Einkauf sorgfältig zu verlese» und alle kranken Knollen auszulesen, da sie eine ständige Ansteckungsgefahr für die gesunden bilden. Die Kartoffeln sollen an einem kühlen, luftigen, dunklen Orte aufbewahrt werden. Am besten eignen sich hierzu frostfreie Keller oder Speicherränme. Verfügt man nicht über geeignete Aufbewahrungsräume, so verzichtet man besser auf die Beschaffung eines größeren Kartoffel- Vorrats für den Haushalt. Die Kartoffeln sollen nicht in Säcken aufbewahrt werden, da diese keinen genügenden Luftwechsel gestatten. Man entleere die Säcke und breite, besonders anfangs, die Kartoffeln in möglichst dünner Schicht am besten auf dem trockenen Zementboden des Kellers aus, bis sie oberflächlich trocken sind. Während des Winters müssen die Kartoffeln öfters nachgesehen werden. Treiben die Kartoffeln stark aus, so sind sie von Zeit zu Zeit abzukeimen.

Stuttgart, 16. Dez. Die Notwendigkeit einer sparsamen und haushälterischen Verwendung der vorhandenen Vorräte an Brotfrucht und Mehl ist schon wiederholt von den verschiedensten Seiten betont worden. Umsoweniger ist es verständlich, schreibt derStaatsanzeiger", daß, wie die Schau­fenster der Konditoreien und Feinbäckereien erkennen lassen, das Mehl immer noch zentnerweise für Kuchen und Feingebäck verwendet wird, also

für Dinge, die zur Ernährung der Bevölkerung unnötig und in gegenwärtiger Zeit als Gegenstände eines kaum zu verantwortenden Luxus zu bezeichnen sind. Erneut muß darauf hingewiesen werden, daß sich eine derartige Verschwendung von Weizenmehl mit der Zeit bitter rächen könnte. Es ist bedauerlich, daß die Bevölkerung sich immer noch nicht entschließen kann, das Mehl als kostbare Ware zu betrachten, mit der so haushälterisch als nur möglich umgegangen werden muß, und daß sie nicht soviel Selbstzucht besitzt, in der jetzigen Kriegszeit auf derartige Genüsse zu verzichten.

Stuttgart. 16. Dez Wegen Erlangung von Arbeit in Belgien haben sich in der letzten Zeit zahlreiche Personen sowohl an das Städt. Arbeitsamt als an das Generalkommando gewendet. Um reise­lustige Arbeiter vor üblen Erfahrungen zu bewahren, wird mitgeteilt, daß nach Angabe des Verwaltungs­chefs bei dem Generalgouverneur in Belgien die Aussichten, deutsche Arbeitskräfte in Belgien unter- zubringen, für absehbare Zeit gering sind. Arbeiten im militärischen Interesse sind künftig kaum mehr zu erwarten, und für Arbeiten anderer Art gibt es in Belgien selhst ein so großes, nach Hunderttausenden zählendes Angebot, daß es ausgeschlossen ist, die schon vorhandene, zu den schwersten Sorgen Anlaß gebende Not durch dir Heranziehung auswärtiger Arbeitskräfte noch zu vergrößern.

Stuttgart, 17. Dez. Ueber das Eigentum an der von den eigenen Truppen und vom Frinde verschossenen Munition und an erbeuteten Gegen­ständen besagt eine längere Bekanntmachung des Generalkommandos u. a.: Alle im Eigentum der deutschen Heeresverwaltungen stehenden Gegenstände bleiben im Inland wie im Ausland auch dann in deren Eigentum, wenn sie verloren oder zurückgelassen werden. Nach dem Reichsstrafgesetzbuch muß jede widerrechtliche Aneignung von Beute- oder Fund­stücken als Diebstahl oder Unterschlagung mit harter Gefängnisstrafe belegt werden. Es wird daher vor Aneignung und Ankauf solcher Gegenstände dringend gewarnt und damit die Aufforderung Verbünde», alle bisher aus Rechtsunkenntnis ohne Anzeige eigen­mächtig in Verwahrung gehaltenen oder erworbenen Beutegegenständen unverzüglich an die Militär- oder Ortspolizeibehörde abzuliefern.

Stuttgart, 18. Dez. Immer häufiger kamen in der letzten Zeit aus dem Felde Mitteilungen, die von einem gespannten Verhältnis zwischen den

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Einen Fall, der die Erbitterung der Franzosen gegen die Engländer begreiflich erscheinen läßt, entnimmt derStaatsanzeiger" einem Brief eines bei Apern liegenden württ. Unteroffiziers. Dieser schreibt», a.: Eben kommt die Nachricht, daß sich der feindliche linke Flügel zurückzirhen wollte. Aber die Eng­länder liegen bei ihnen seit etwa 14 Tagen in zweiter Linie und knallten nun die zurückweichenden Franzosen nieder, so daß von einem Bataillon noch 40 Mann übrig blieben, die dann von uns gefangen genommen wurden. Diese Gefangenen haben obige Angaben gemacht.

Ulm, 17. Dez. In den hiesigen Schulen ist auf Anregung von Schulrat Dr. Weber in den Familien alte Wolle gesammelt worden. Es konnten 7 Zentner davon an das Rote Kreuz in Stuttgart abgeschickt werden, das hierfür einen Betrag von 460 Mk. quittierte.

Mergentheim, 14. Dez. Am Sonntagabend fand in der städt. Turnhalle ein Familienabend der evang. Gemeinde statt. Der Veranstalter des Abends, Stadtpfarrer Schnitzer, hielt einen Vortrag über die Stellung der englischen Christen zum Krieg" Der Redner beleuchtete mit voller Klarheit die brutale Gewalt, mit welcher Asquith und Grey durch Uebertragung des Kriegs auf die Kolonien (entgegen den ausdrücklichen Bestimmungen der Kongoakte) die Arbeit der Missionen in die Luft gesprengt und die für beide Teile so fruchtbare evangelische Glaubens­gemeinschaft vielleicht für immer zerstört haben. Leider sei außer der lauen Erklärung der 42 Ver­treter der englischen und schottischen Frei- und Staatskirchen vom 23. Sept. bis jetzt nichts bekannt geworden. Dieses Schweigen bedeute einen sittlichen Bankerott des englischen Christentums und lege uns Deutschen die hohe Pflicht auf, die Fahne des Evangeliums, die England beschmutzt und befleckt, in den Staub habe sinken lassen, zu seiner Zeit in neuer Reinheit über der Welt zu erheben. Nach Beendigung des Vortrags wurden noch Feldpostbriefe von Angehörigen der Gemeinde verlesen. Der Kirchenchor verschönte den Abend durch Vortrag verschiedener Gesänge.

Bus StaSt» Bezirk unS Umgebung.

Zur Verlustliste Nr. 47 ist folgendes zu be« richtigen:

Reserve-Infanterie Regiment Nr. 119.

4. Kompanie:

Reservist Friedrich Karl Möhrmann, Loffenau, bisher schw. verw, ist gestorben.

** Pforzheim, 19. Dez, Auf heute abend war der Bürgerausschuß zu einer Sitzung geladen, deren einziger Beratungsgegenstand die Einrichtung einer gemeindlichen Kriegsarbeitsfürsorge sein sollte, aber der geschäftsleitende Vorstand erhob Einsprache gegen die Verhandlung, weil der Antrag ihm nicht die gesetzliche Frist von 14 Tagen vor der Sitzung zugegangen war. Nachdem die Einsprache verlesen und begründet war und aus der Versammlung namens der fortschrittlichen und sozialdemokratischen Fraktion das Bedauern über diese Haltung aus­gesprochenwar, mußte die Versammlung unverrichteter­weiß auseinandergehen. Die Unterstützung der Arbeitslosen leidet aber zum Glück unter diesem Verhalten nicht not. Sie muß eben nach der seit­herigen systemlosen Weise erfolgen.

Pforzheim, 27. Dez. Konditor Hasenmeyer hier hat von der Heeresverwaltung einen Auftrag über 60000 Basler Lebkuchen bekommen. Er hat den Auftrag übernommen; ein Beweis für die Leistungsfähigkeit der PforzheimerNahrungsmittel­industrie", die bessere Kriegsgeschäfte macht als die zu Friedenszeiten alleinseligmachendeBijouterie". Zu den Lebkuchen, die natürlich nicht Basler, sondern Pforzheimer Leckerli" getauft werden, sind 36 Zentner Teig nötig. Sie werden in 100 Kisten verpackt.

Altenfteig, 16. Dez. Auf den heutigen Vieh­markt w rren zugeführt: 98 Paar Ochsen und Stiere, 44 Stück Kühe. 25 Stück Jung- oder Schmalvieh. Es galten Ochsen und Stiere 9181653 pro Paar. Kühe 230530 ^ pro Stück. Jung- oder Schmalvieh 160563 pro Stück. Dem Schweinemarkt waren zugeführt: 64 Stück Läufer­schweine und 78 Siück Milchschweine. Es galten Läuferschweine 3070 pro Paar, Milchschweine 822 o/tl pro Paar.

Telegramm des Wolffftchen Büros an denEnztäler".

(WL'D.) 18 . L)ez., 2.30 Uhr nachm.

Großes Hauptquartier, 18./12. vorm. Amtl.

Der Kampf bei Nieuport steht günstig, ist aber «och nicht beendigt.

Angriffe der Franzosen zwischen La Bassee und Arras, sowie beiderseits der Somme scheiterten unter schweren Ver­luste« für de« Gegner.

Allein au der Somme verloren die Franzosen 1200 Gefangene nnd mindestens 1800 Tote, unsere eigenen Verluste be­ziffern sich dort auf noch nicht 200 Mann.

I« den Argonnen trugen unsere eigenen gntgelnugeuen Angriffe etwa 7SO Ge­fangene und einige Kriegsgerüte ei«.

Von dem übrigen Teil der Westfront sind keine besonderen Ereignisse zu melde«.

An der oft- und westpreußischen Grenze ist die Lage unverändert.

In Polen folgen wir weiter dem weichenden Feinde.

Oberste Heeresleitung.

Lctstc Nachrichten u» TMMMKWSc

Wien, 19. Dez. (WTB.) DieMg. Ztg." schreibt zu dem Zusammenbruch der großen russischen Offensive gegen Schlesien und Polen: Noch läßt sich zur Stunde das ganze Ausmaß des Sieges, die volle Bedeutung der auf den polnischen Schlacht­feldern gefallenen Entscheidung nicht ganz überblicken. Aber soviel steht fest: der Widerstand der russischen Hauptmacht ist gebrochen worden. Damit ist eine ganz neue Situation geschaffen worden, die gewiß noch sehr viel schwere Arbeit den verbündeten Mächten Mitteleuropas auferlegen wird, aber sie berechtigt durchaus zn der sicheren Annahme, daß es den geschlagenen feindlichen Armeen nicht mehr möglich sein wird, noch einmal einen ähnlichen Sturm gegen Westen zu tragen. Mit der Zer-