I0°/o Roggenmehl zugesetzt werden, und andererseits das Roggenmehl dadurch gestreckt werden, daß bei der Herstellung von Roggenbrot mindestens 5°/o Kartoffelmehl und dergl. mitverbacken wird (s. oben Ziffer I, 1). Die Vorschrift über ein stärkeres Aus­wahlen von Roggen und Weizen (Ziffer I, 2) hat ebenfalls den Zweck, den Mehlvorrat zu vermehren; außerdem sollen durch das grundsätzliche Verbot der Verfütterung von Brotgetreide und Mehl (Ziffer I, 1) sämtliche Vorräte an wahlfähigem Roggen und Weizen sowie von Roggen- und Weizenmehl der menschlichen Ernährung zugeführt werden. Durch ein Niederhalten der Preise für Gerste und Kleie (Ziffer I. 4) soll andererseits für die (hauptsächlich in Norddeutschland) seither verfütterte Menge Roggen ein ausreichender Ersatz geschaffen werden. Alle diese Bestimmungen sind schon jetzt getroffen worden, weil es unbedingt nötig ist, daß rechtzeitig, also von vornherein, für die spätere Zeit mit allen Vorräten gespart wird.

Unsere Feinds, besonders England, bauen nämlich darauf, daß Deutschland, möge es auch mit den Waffen Erfolge erzielen, schließlich doch durch Nah­rungsmangel zu einem ungünstigen Frieden gezwungen werden kann. Es ist daher die heilige vaterländische Pflicht der in der Heimat Gebliebenen, jeder an seiner Stelle und in seiner Weise dazu mitzuwirken, daß diese Hoffnung nicht in Erfüllung geht. Sie wird nicht in Erfüllung gehen, wenn die Nahrungs­mittel und ganz besonders das Brot nicht vergeudet und das Brotgetreide und wenn irgend möglich auch Speisekartoffeln nicht verfüttert werden. Wird mit den Nahrungsmitteln hausgehalten, so können wir unbesorgt der Zeit bis zur Einbringung der nächsten Ernte entgegensetzen.

Sparsamkeit und haushälterische Ver­wendung aller Nahrungsmittel ist heute also das Lebensgebot des deutschen Volkes.

Jeder von den Zurückgebliebenen muß sich be­wußt bleiben, daß auch er zu seinem bescheidenen Teil durch Sparsamkeit dazu beitragen muß, daß unser Volk nicht umsonst die Leiden des Krieges auf sich genommen hat. Die Opfer, die der einzelne sich dazu auferlegen muß. bedeuten nichts gegenüber den Leiden und Entbehrungen, welche die Blüte der Nation im Feindeslands trägt.

In erster Linie muß jeder, welchen Standes er auch sei, in Land oder Stadt, arm oder reich, sich bewußt bleiben, daß mit der Brotfrucht und mit dem Brote ehrerbietig umzugehen ist, dann wird es uns auch nie am täglichen Brote fehlen.

(Fortsetzung in der nächsten Nr.)

Bus StaSt» Bezirk unS Umgebung«

Neuenbürg, 17. Dez. In der heute im Staatsanzeiger erscheinenden 83. württ. Verlustliste vom 18. Dez. sind aus dem hiesigen Bezirk folgende Namen aufgeführt:

Feldartillerie - Regiment 65, Ludwigsburg 1. Batterie:

Gfr.d.R. KarlW.Kazenwadel.Langenbrand, schw.vw.

Leichte Munitions-Kolonne:

Fahrer Jakob Keck, Bieselsberg, l. verw.

Neuenbürg, 18. Dez. (Postalisches.) Am Sonntag den 20. Dez. wird der Postschalter von 1112 Uhr vorm, und von 35 Uhr nachm, offen­gehalten.

Neuenbürg, 18. Dez. Am gestrigen Donners­tag wurde die Postbötin von Obernhausen in das hiesige Gerichtsgefängnis eingeliefert. Neben Amts­unterschlagungen von aus dem Felde heimgeschickten Geldern ließ sie sich noch Urkundenfälschung zu schulden kommen.

§. Herrenalb, 15. Dez. Nachdem die Arbeiten des hiesigen Hilfsvereins vom Roten Kreuz so weit vorangeschritten sind, daß auch Vorsorge getroffen ist für die Weihnachtsgaben aller Art, dürfte es allgemein interessieren, zu erfahren, unter welchen Bedingungen diese Arbeiten erledigt werden konnten. Es galt zunächst die Mittel zu beschaffen. Dank der Gebefreudigkeit der Bewohner und der fleißigen Sammeltätigkeit der hiezu berufenen Kräfte kamen beträchtliche Summen an baren Mitteln zusammen, aber auch eine Menge von Kleidungsstücken, Nahrungs­mitteln usw. So konnten dem Roten Kreuz 802.35 zugewendet werden, dem Bezirkswohltätigkeitsvrrein 250 Für örtliche Zwecke des Hilfsvereins wurden von den Gebern bestimmt 1489.15 wovon bis heute verausgabt wurden 522.63 sodaß dem Verein noch 966.62 zur Verfügung stehen. Auch das Veceinslazarett ging nicht leer aus. Bestimmungs­gemäß erhielt es 525.10 außerdem viele Gaben

an Lebensmitteln, Kleidern und Wäsche. Ein großer Teil der noch vorhandenen Mittel wird auf Weih­nachten zur Verteilung kommen. An die im Felde stehenden Mannschaften sind die Liebesgaben abge- gangen und sind zum Teil schon in deren Händen. Jeder Mann erhielt 2 Pakete. Die einlaufenden Dankschreiben sind Zeugnisse herzlicher Freude über die erhaltenen Gaben, insbesondere auch über die an die Heimat erinnernden Tannenzweige mit der Weihnachtskerze. Auch unseren sich zur Zeit noch im Lande befindlichen einberufenen Mannschaften, wie auch den Landsturmmännern, sind auf Weihnachten Liebesgaben zugedacht. Ferner erstreckt sich die Für­sorge unseres Htlfsvereins auf die Angehörigen der Ausmarschierten: etwa 600 werden unter diese auf Weihnachten zur Verteilung kommen. Wenn für die in den hiesigen Vereinslazaretten unterge­brachten Verwundeten eine gemeinsame Weihnachts­feier mit Gabenverteilung veranstaltet werden wird, glaubt der Hilfsverein alle billigen Forderungen an ihn für dieses Jahr erfüllt zu haben. Bringt dann das neue Jahr neue Aufgaben, so darf wohl der Hoffnung Raum gegeben werden, daß die hiefür nötigen Mittel nicht ausbleiben werden.

Wildbad, 15. Dez. Unser zurzeit in Nord­frankreich im Felde stehender Mitbürger Gustav Wandpflug, Uhrmacher, welcher viele Jahre in der französischen Schweiz zubrachie und geläufiz fran­zösisch spricht, ist laut einem uns vorliegenden Feld­postbrief als Dolmetscher verwendet und leistet dem Vaterland ausgezeichnete Dienste. Daß er dabei allerlei Vorteile genießt und sich mit seinem urwüch­sigen Humor gut durchzubeißen versteht, freut uns. seinen vielen Bekannten berichten zu können. (Ehr.)

Pforzheim, 17. Dez. Seitdem den Angehö­rigen feindlicher Nationen der Aufenthalt in ver­schiedenen badischen Städten, wie Mannheim und Baden-Baden, untersagt ist. haben ganze Familien, wie einzelne Männer, hier Aufenthalt genommen. Sie waren hier in keiner Weise behelligt und konnten sich ohne weiteres in der ganzen Stadt bewegen. Nachdem die Mahnungen an die französischen Be­hörden, die in Frankreich internierten Deutschen auf gleichem Fuß zu behandeln, nichts gefruchtet haben, wurden gestern auf Veranlassung des General­kommandos in Karlsruhe 14 französische Männer hier festgenommen und zur Vergeltung im Amts­gefängnis untergebracht. (Anz.)

Pforzheim, 17. Dez In der gestrigen General Versammlung der Bayer. Brauhaus Aktien-Gesellschaft Pforzheim waren 608 Aktien vertreten. Die Anträge des Aufsichtsrats und der Direktion wurden sämtlich ohne Diskussion einstimmig angenommen. Es gibt also für das abgelaufene Geschäftsjahr keine Dividende.

Pforzheim, 16. Dez. Heute abend 8 Uhr 50 traf wieder nach längerer Pause ein Zug mit 250 Verwundeten ein, welche in die hiesigen Lazarette verteilt wurden, deren Besetzung sich in letzter Zeit sehr verringert hatte.

Telegramme des Wolff'schen Büros an denEnztäler".

(WTB.) Den 17. Dez., nachm. 2.15 Uhr.

Großes Hauptquartier, 17. Dez. vorm. Amtl.

Bei Nieuport setzten die Franzosen ihre Angriffe ohne jeden Erfolg fort. Auch bei Mebeke und La Baffe wurden Angriffe ver­sucht, aber unter sehr starken Verlusten für den Feind abgewiesen.

Die Absicht der Franzosen, bei Soiffons eine Brücke über die Aisne zu schlagen, wurde durch unsere Artillerie vereitelt.

Oestlich Reims wurde ein französisches Erdwerk zerstört.

Von der oft- und westpreußischen Grenze ist nichts neues zu melden.

Die von den Russen angekündigte Offen­sive gegen Schlesien und Posen ist völlig zusammengebrochen.

Die feindlichen Armeen sind in ganz Polen nach hartnäckigen, erbitterten Frontal­kämpfen zum Rückzug gezwungen worden. Der Feind wird überall verfolgt.

Bei den gestrigen und vorgestrigen Kämpfen in Nordpolen brachte die Tapferkeit west­preußischer und hessischer Regimenter die Entscheidung. Die Früchte dieser Ent- scheidung lassen sich bis jetzt noch nicht über­sehen.

Oberste Heeresleitung.

(WTB.) Den 17. Dez., 6.00 Uhr nachm.

Wien. (Amtl. Communique.) Die Nach­richten lassen nicht mehr zweifeln, daß der Widerstand der russischen Hauptmacht ge­brochen ist.

Am südlichen Flügel in der mehrtägigen Schlacht bei Limanowa, im Norden von unseren Verbündeten bei Lodz und nunmehr in der Bcura vollständig geschlagen, durch unsere Vorrückung über die Karpathen von Süden her bedroht, hat der Feind jetzt all­gemein den Rückzug angetreten, den er, im

Von der Enz, 17. Dez. Unweit des Pforz- heimer Flugplatzes, im Hochbergwald, fand man gestern einen 17 jährigen Menschen erhängt. Wie es sich herausstellte, war es der Goldarbeiterlehrling Hermann Boog. Die Ursache des Selbstmordes ist nicht bekannt.

Höchstpreise für Erdöl. Das Bezirksamt Pforzheim hat den Höchstpreis für das Liter ameri­kanisches und russisches Erdöl im Kleinhandel im Amtsbezirk Pforzheim auf 25 Pfennig festgesetzt. Dieser Preis darf demnach seitens der Kleinhändler bei Strafvermeidung nicht überschritten werden.

verrmschrcso

(Russische Gefangene gegen den Fremdwörter­unfug in Deutschland.) Eine Leserin aus Stralsund schreibt derTägl. Rundschau": Als ich mich neu­lich bei einem Einkauf in dem Geschäft eines Optikers" aufhielt, betraten zwei gefangene russische Offiziere mit der Wachmannschaft den Laden, um die ihnen vom Arzt verordneten Brillen zu kaufen. Sie wünschen wohl ein Pincenez?", so dienerte der Inhaber.Was ist das, ein Pincenez?", so fragte der eine russische Offizier, der sehr gut deutsch sprach; das kenne ich nicht. Sie meinen wohl einen Klemmer".Jawohl", bemerkte darauf der Optiker und sagte u. a.:Ich habe hier solche in Doubles". Was denn das sei, wünschte der anderes russische Offizier zu wissen und fügte hinzu, er meine wohl !vergoldet". Beschämt mußte der Verkäufer auch ! dieses zugestehen und wird sich diesen Denkzettel hoffentlich zu Herzen genommen haben.

Karpathen-Vorland hartnäckig kämpfend, zu decken sucht.

Hier greifen unsere Truppen auf der Linie Grodno-Zakliczyn an. Auf der übrigen Front ist die Verfolgung im Gange.

Der Stellvertreter des Generalstabschefs: v. Höfer, Generalmajor.

(WTB.) Den 18. Dez. 5.00 Uhr vorm.

Berlin. (Amtl.) Ueber den Vorstoß nach der englischen Ostküste werden nachstehende Einzelheiten bekannt: Bei Annäherung an die englische Küste wurden unsere Kreuzer bei unsichtigem Wetter durch vier englische Torpedo­bootszerstörer erfolglos angegriffen. Ein Zerstörer wurde vernichtet, ein anderer kam schwer beschädigt außer Sicht. Die Batterien von Hartlepool wurden zum Schweigen ge­bracht, die Gasbehälter vernichtet. Mehrere Detonationen und drei große Brände in der Stadt konnten von Bord aus festgestellt werden. Die Küstenwachstation und das Wasserwerk in Scarborough sowie die Küstenwach- und Signal­station von Whitby wurden zerstört. Unsere Schiffe erhielten von den Küstenbatterien