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72 . Jahrgang.
Der Krieg.
Berlin. 17. Dez. (WB.) Reichskanzler Dr. v. Beth- mann Hollweg nahm heule, einer Einladung des Kaisers folgend, an der Kaiserlichen Frühstückstafel im Schloß Bellevue teil.
Die französischen Kolonien in Nordafrika müssen jetzt der französischen Regierung doch große Sorgen bereiten, denn sie hat die Gouverneure von Algier, Tunis und Marokko für den 20. Dez. zu einer Beratung nach Paris einberufen, weil die Haltung der eingeborenen Bevölkerung in den Kolonien besondere Maßregeln notwendig mache. Die französische Regierung soll sogar die Absicht haben, drei Brigaden Infanterie nach Afrika zu senden, damit die schon dort befindlichen französischen Truppen in das Innere des Landes vorrücken können, um aufständische Bewegungen zu unterdrücken. Nach spanischen Meldungen ist der Aufstand in Marokko aber bereits so schlimm geworden, daß die Franzosen die Hauptstadt Fez verlassen haben.
England sieht sich auf einmal bewogen, eine außerordentliche Gesandtschaft, welche Sir Henry Howard führt, an den Papst nach Rom zu senden. Man irrt wohl nicht, wenn man annimmt, daß England den Papst um Vermittlung wegen der feindseligen Haltung der bekanntlich katholischen Irländer bitten dürfte, denn wenn es in Irland wirklich zu einem Aufstand gegen England kommen sollte, so wäre das die fürchterlichste Strafe Englands für den von ihm in frevelhafter Weise angezettelten Weltkrieg. Es sei bei dieser Gelegenheit erwähnt, daß die Regierung der französischen Republik, welche bekanntlich alle Beziehungen wegen eines Kirchenstreites mit dem Papste abgebrochen hatte, auch wieder eine Verständigung mit dem Vatikan zu suchen scheint. Eine Vertrauensperson der französischen Regierung soll deshalb mit dem Generalsekretär des Papstes in vertrauliche Verhandlungen getreten sein.
Berlin, 17. Dez. Die „Vossische Zeitung" erfährt aus Amsterdam: Der Korrespondent des „Handelsblaades" an der belgischen Front meldet, daß die Deutschen mit größter Anstrengung und unter großen Verlusten die Stellung nördlich von Ipern wieder zurückerobert (?) haben. Zu gleicher Zeit hörte man Artillerieangriffe der Feinde. Es scheint, daß dies bei Arras gewesen ist.
Basel, 18. Dez. Den „Baseler Nachrichten" zufolge, trafen in Marseille 50000 Gurkhas ein. Die Truppen sollen nach dem Norden gebracht werden.
Berlin, 18. Dez. Aus Rom wird dem „Berl. Tageblatt" berichtet: In Frankreich wird eine japanische Delegation erwartet, um dem Belgierkönig einen wundervollen alten japanischen Ehrensäbel aus dem Jahre 1577 als Geschenk zu überbringen.
Frankfurt a. M., 16. Dezbr. (WB ) Die „Franks. Ztg." meldet aus Petersburg vom 13. ds. Mts.: Berichte aus Kiachta besagen, daß China und Rußland übereinkamen, die Mongolei als autonomes Land unter der Souveränität Chinas anzuerkennen.
Basel, 17. Dez. Nach einer Londoner Meldung, verhandelt Rußland mit Londoner Banken wegen einer Emission von 40 Millionen Pfund Sterling (800 Mill. Mk.) russischer Kriegsanleihe in England.
Petersburg, 18. Dez. Der „Nowoje Wremja" zufolge fiel bei Lodz General Werischte, der sich bei Port Arthur ausgezeichnet halte.
Berlin, 18. Dez. (WTB.) Nach der „Wiener Reichspost" hätte Essad Pascha in Albanien den heiligen Krieg verkünden lassen, worauf 25000 Albanier in Serbien eingefallen seien. ,
Christiania, 17. Dez. Wie „Asten Posten" aus London mitteilt, ist dort aus Montreal die offizielle Mitteilung eingetroffen, daß ein Dampfer der kanadischen Regierung im Atlantischen Ozean untergegangen ist, wobei alle Passagiere umgekommen sein sollen. Man nimmt an, daß das Schiff nördlich von Irland auf Minen gestoßen ist.
Berlin. 17. Dez. Wegen der ausgedehnten Transporte von Liebesgaben und Weihnachtspaketen ist es leider nicht angängig, auch noch Weihnachtsbäume in das Etappen- und Operationsgebiet vor- zufübren.
Berlin, 18. Dez. (WTB.) Infolge der seit mehreren Tagen andauernden wolkenbruchartigen Regengüsse und schwerer Gewitter ist nach einer Meldung des „Berl. Tagebl." aus Turin der Arno über seine Ufer getreten und hat großen Schaden angerichtet. Auf den Feldern steht das Wasser 1,60 Meter hoch. Florenz ist infolge der Beschädigung des Elektrizitätswerks ohne Licht und Kraft.
London, 16. Dez. (WB.) Die Times melden aus Wellington: Bei den letzten Wahlen wurden 240 000 Stimmen für ein Alkoholverbot und 245000 Stimmen für das Weiterbestehen des gegenwärtigen Zustandes abgegeben.
WürtlemdLrg.
Stuttgart. 17. Dez. Der Landtagsabgeordnete für Cannstatt. Leonhard Tauscher (S.) ist heute früh im 75. Lebensjahr gestorben. Tauscher vertrat den Bezirk Cannstatt seit 1900 im Landtag; er war das älteste Mitglied des Hauses.
Stuttgart, 17. Dez. Im Alter von 48 Jahren ist Karl Massatsch, der Sekretär des Deutschen Metallarbeitervrrbands, einem Schlaganfall erlegen. Der Verstorbene war wiederholt als sozialdemokratischer Reichstagskandidat für den 17. württem- bergischen Wahlkreis aufgestellt.
Stuttgart, 17. Dez. Heute abend gegen 3/48 Uhr brach in einem Stallgebäude der Großen Jnfanteriekaserne in der Rotebühlstraße ein Brand aus, der bedeutenden Umfang anzunehmen drohte, doch gelang es dem schnellen und tatkräftigen Eingreifen der Feuerwache II des Feuers in verhältnismäßig kurzer Zeit Herr zu werden, so daß gegen */ 2 10 Uhe jede Gefahr beseitigt war. Der Schaden ist durch die Vernichtung beträchtlicher Vorräte ziemlich bedeutend. An dem Gebäude selbst ist °der Dachstuhl eingestürzt.
Heilbronn, 16. Dez. Gestern abend wurde die Witwe des P Buchdruckereibesitzers Viktor Kraemer in der Dunkelheit auf dem Wege nach Weinsberg von einem Radfahrer angefahren und zu Boden geworfen. Sie erlitt eine Gehirnerschütterung. Ohne das Bewußtsein wieder zu erlangen, trat nach wenigen Stunden der Tod ein. Zwei ihrer Söhne stehen zurzeit im Feld.
Ulm, 15. Dez. Verhaftet wurde ein schon über 30 Jahre im Postdienste stehender Unterbeamter, der sich an Feldpostsendungen vergriffen hat. Er wurde beobachtet, wie er die Umhüllung einer solchen Sendung in den Wallgraben warf. Eine daraufhin vorgenommene Haussuchung ergab, daß der ungetreue Beamte sich über 300 Feldpostsendungen angeeignet hatte. tzKiLMM
Gmünd, 17. Dez. Ein Offizier aus der Front teilt der Remszeitung folgendes Vorkommnis mit: Die Frau eines Unteroffiziers aus dem Jnfanterie- Regt. 119 hatte sich mit ihren Beschwerden über die Feldpost unmittelbar an den Kaiser gewandt. Sie schrieb da u. a.: „Erhabener Landesherr! Mit der Post stimmts aber gar nicht. Mein Mann erhält keinen einzigen von meinen Briefen. Bitte tun Sie mir den einzigen Gefallen und sehen Sie einmal selber nach bei der Post". Der Brief kam bis ans Reichskanzleramt und die Oberfeldpostbehörde
mußte genaue Erhebungen anstellen. Da stellte sich dann heraus, daß die Frau alle Briefe falsch adressiert hatte.
Tuttlingen, 15. Dez. In Friedingen ist in der Nacht zum Sonntag das der Ravensburger Holzhandlung Hegner gehörige Dampfsägewerk am Bahnhof vollständig niedergebrannt. Die Holzschnittwarenlager und das Langholz konnten gerettet werden. Das Werk war infolge Konkurses seither stillgelegen und erst seit etwa 6 Wochen wieder in Betrieb.
Rottweil, 17. Dez. Die Vereinigten Puloer- ^ fabriken Kö!n-Rottweil haben der hiesigen Ortsgruppe des württ. Landesvereins vom Roten Kreuz den ansehnlichen Beitrag von 3000 überwiesen.
Im Fragt der NahmgmMkliinsmgmg nShread des Kriegs.
I.
I. In Nr. 94 des Reichsgesetzblatts sind 4 Verordnungen des Bundesrats zur Regelung der Brotversorgung der Bevölkerung während des Kriegs bekanntgegeben, deren Inhalt unter Berücksichtigung der württembergischen AuLführungsbestimmungen kurz folgender ist:
1. Mahlfähiger Roggen, Weizen, Kernen und Dinkel, auch in geschrotetem Zustande, Roggen- und Weizenmehl dürfen nicht verfüttert werde», Roggenverfütterung kann ganz ausnahmsweise auf Antrag zugelaffen werden.
2. Roggen muß mindestens bis zu 72°/», Weizen mindestens bis zu 75°/» durch gemahlen werden.
3. Dem Roggenbrot muß mindestens 5°/» Kartoffelflocken, Kartoffelwalzmehl oder Kartoffel- stärkemehl oder 4°/» gequetschte oder geriebene Kartoffeln zugesetzt werden. Mehr Kartoffel enthaltendes Brot ist mit „L" bezeichnet. Bei Zusätzen von Flocken usw. über 20 °/», von gequetschten abgeriebenen Kartoffeln über 16°/» ist dem „L" die Prozentzahl zuzusetzen.
Weizenbrot muß mindestens 10°/» Roggenmehl enthalten.
Die Bundesratsverordnung hierüber hat im Verkaufsraum zu hängen.
Zuwiderhandlungen gegen die Vorschriften Ziffer 1—3 sind mit Geldstrafe bis 1500 ^ bedroht.
4. Für den Großhandel mit inländischem Getreide sind Höchstpreise festgesetzt, die dem Landwirt einen auch für die heutige schwierige Zeit ausreichenden Verdienst lassen. Der Höchstpreis für den Doppelzentner Futtergerste ist niederer als der für Roggen. Der Höchstpreis, den der Müller für Roggen- oder Weizenkleie verlangen darf, beträgt 13 ^ für den Doppelzentner.
Durch spätere Verordnungen sind außerdem noch Höchstpreise für Hafer und für Cpeisekartoffeln festgesetzt worden.
Ueberschreitungen der Höchstpreise, Zuwiderhandlungen gegen die Ausführungsbestimmungen des Ministeriums des Innern, Verheimlichung von Vorräten. für die Höchstpreise festgesetzt sind, und Nichtbefolgung der polizeilichen Aufforderung, sie der Behörde zwecks Verkaufs zu überlassen, werden mit Geldstrafe bis zu 3000 und unter Umständen mit Gefängnis bis zu 6 Monaten bestraft.
Außerdem können solche Vorräte enteignet oder von der Behörde verkauft werden.
II. Die Verordnungen des Bundesrats haben nicht nur den Zweck, der bald nach Kriegsausbruch eingrtretenen Steigerung der Getreidepreise eine Grenze zu setzen, sondern auch aus der Grundlage der Roggenerzeugung des Deutschen Reichs die Ernährung der Bevölkerung bis zur nächsten Ernte sicher zu stellen. Zu diesem Zweck soll bei der Herstellung von Weizenbrot, worunter in Württemberg in der Regel auch das sog. Schwarzbrot (Hausbrot) fällt, mindestens
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