Maikäfer. Da er aber trotz seiner sechs Beine bei unserem energischen Vorgehen nicht mitkommt, so muß er eben als Gefangener nach Deutschland ver­schickt werden. Hoffentlich gelangt er lebend in Ihre Hände. Es ist wohl ein seltenes Ereignis, daß deutsche Infanteristen in Frankreich.Mai­

käfer fangen und zwar zur jetzigen Jahreszeit am 10. Dezember. Mit der Verpackung und Fouragierung habe ich mir redlich Mühe gegeben und möge Sir derFlieger" so oft an uns erinnern, wie er uns an die liebe Heimat erinnert hat. Mit Gruß A. R."

Und unsere Weihnachtsfeier«?

ex. In der Reichshauplstadt hat eine Reihe Männer und Frauen aller Stände und Berufe dieser Tage folgenden Aufruf erlassen, der überall kräftige Unterstützung verdient: In einigen Kreisen scheint man sich zur Beschaffung von Geldmitteln für die freie Liebestätigkeit durchWohltätigkeitsfeste" zu rüsten. Diese Zeit duldet keine Feste! Die Fürsorgearbeit wird sich der größten, der heiligsten Aufgaben, die ihr je gestellt wurden, nur dann würdig erweisen, wenn sie sich von jeder Veräußer­lichung, von allem, was dem Ehrgeiz, der Eitelkeit und Vergnügungssucht dient, freihält. An die Vor­stände sämtlicher Organisationen der Armen- und Wohlfahrtspflege ergeht deshalb die dringende Bitte: Sorgt bei Beschaffung der erforderlichen Geldmittel dafür, daß die früher oft üblichenWohllätigkeits- veranstaltungen" ersetzt werden, vor allem durch die unmittelbare Spende oder durch ernste rednerische oder musikalische Vorträge, Opferwilligkeit und Gebr- freudigkeit haben sich in den letzten Monaten in erhebender Weise bewährt. Nach unserer Ueber- zeugung bedarf es keinem künstlichen, wahrem Wohl­tun innerlich und äußerlich wesensfremden An­regungsmittel zur Beflügelung der Hilfsbereitschaft. Sie wird sich umso reicher und hingebender offen­baren, je mehr die ganze Fürsorgetätigkeit erfüllt und getragen ist von dem tiefen, frommen Ernst, den das gewaltige Geschehen unserer Tage erheischt. Auch die Vereinsweihnachtsfeiern, wo sie nicht ganz unterbleiben können, sollen nicht an eine ver­altete Schablone anknüpfen, sondern von dem Geist der Zeit Zeugnis geben. Es ist öffentlich aus­gesprochen worden, daß wir dieses Jahr Weih­nachten in einer besonders tiefen Weise werden feiern müssen. Es gilt, dem Fest, das wie kein zweites dem deutschen Gemüte entspricht, eine neue Seile abzugewinnen. Müßte nicht eine bloß auf oberflächliche Zerstreuung angelegte Feier namentlich von den durch den Krieg persönlich betroffenen Familien wie ein verletzender Verstoß gegen den Takt empfunden werden und eine Entfremdung gegen den veranstaltenden Verein selbst Hervorrufen? Wir werden bedeutend mehr in die Tiefe greifen müssen, um heraufzuholen, was uns frommt und was hilft, wirklich auf die Kosten dieses Weihnachtsfestes zu kommen.

Vermischtes.

München, 10. Dez. Beim Ausheben von Schützengräben jenseits der Maas haben Mann­schaften des 6. bayer. Jnf.-Rgts. einen Geldbehälter mit 53 000 Franken gefunden. Auf Veranlassung des Kompanieführers wird das Geld für die Hinter­bliebenen gefallener Kompaniekameraden verwendet. Einer von den Findern ist inzwischen selbst schon gefallen.

Unechte Tapferkeit oder der erste Tote im Feldzug 1864. Prinz Kraft zu Hohenlohe- Jngelfingen erzählt in seinenAufzeichnungen aus meinem Leben" (III. Band: 18641870; Berlin 1906, E. S. Mittler u. Sohn) unter dem 29. Jan. 1864:Früh sieben marschierten Pferde und Gepäck nach dem Bahnhof von Altona ... Um halb zwölf Uhr . . . dampften wir ab. Ich saß . . . in einem Kupee und sah bei einer scharfen Kurve zum Fenster hinaus. Da traf mein Blick auf eine recht üble Szene. Ein Trainsoldat war aus dem Wagen heraus in den Schnee gefallen. Er lief neben dem Zuge her, wollte auf einen Tritt springen, glitt aus und geriet mit beiden Beinen unter den Wagen. So ward er überfahren. Ich sah ihn noch einige­mal mit dem Oberkörper krampfhafte Bewegungen machen, dann lag er still. Er hatte seinen Geist aufgegeben. Später erfuhr ich, daß er, stark be­trunken, sich an die offene Tür des Pferdewagens gestellt, den Säbel gezogen und Hurra geschrien hatte. Davor erschreckten sich die Pferde und drückten ihn in ihrer Unruhe zur Türe hinaus. Wäre er nicht so stark betrunken gewesen, so wäre er nicht auf die Idee gekommen, auf den fahrenden Zug loszu­springen. nachdem er in dem weichen Schnee ein

gefahrloses Lager gefunden. So aber kostete seine durch'Trunkenheit erzeugte unzeitige Tapferkeit ihm das Leben. Er war der erste Tote in diesem Feld­zuge."

Kriegsscherze. Wie dieJugend" mitzuteilen weiß, sollen jetzt die Schornsteinfeger ein neues Mittel erfunden haben, um die Kamine schnell kehren zu können: Sie brauchen in Zukunft nur unten zum Kaminrohr Hindenburg hineinzurufen, dann geht der Ruß oben zum Schornstein hinaus. Ein Leser derFrankl. Zig." erinnert an eine wieder aktuelle Scherzfrage aus der Zeit des Krimkrieges. Sie lautet:Wie läßt sich der Krieg zwischen der Türkei und Rußland umschreiben?" Antwort: Als Kampf zwischen Muselmännern und Fuselmännern

Deutsche Worte. Der Krieg ist der Inbegriff, das Vollmaß, die höchste Steigerung und Häufung aller leiblichen und feilschen Schmerzen und Peinen. die nicht nur über Einzelne, sondern über ganze Völker zumal hereiubrechen. Wehe dem. der ein so furchtbares Unglück heraufbeschwör!! Seine Schuld schreit um Rache zum Himmel; sie ist ein Fluch, der auf immer ihn brandmarkt auf Erden. Heil dir, mein Vaterland! In all deinen Kriegsnöten bleibt das dein süßer Trost und dein schönster Ruhm ein Ruhm, größer noch als der deiner Siege daß du redlich und ehrlich alles getan und versucht hast, um der Menschheit den Frieden zu erhalten, daß du erst zum Schwerte gegriffen, als deine Ehre und deine Existenz es verlangten!

Bischof von Keppler (Leidensschule" 1914).

Das Landwehrlied.

Wenn die Landwehr kommt.

Dann wird die Werkstatt leer.

Wir legen die Arbeit nieder Und Mann für Mann, ihr Brüder,

Faßt Säbel und Gewehr.

Wenn die Landwehr kommt.

Dann rückt sie morgen aus.

Lebt wohl, ihr Mütter und Frauen,

Ob wir uns wiederschauen?

Habt Acht auf Kind und Haus.

Wenn die Landwehr kommt.

Dann schlägt die Trommel an.

Jetzt wird die Schlacht geschlagen.

Den Krieg, den müssen beklagen.

Die ihn gezündet Han.

Wenn die Landwehr kommt.

Steckt sie an den Helm ein Reiß.

Dann ist in deutschen Landen Der Frieden auferstanden:

Dir, Gott, sei Lob und Preis!

Diese schlichten, volkstümlichen Verse von Fritz Philippi verfaßt, sind soeben in einer leicht ein­gängigen, im echten Volkston gehaltenen Vertonung von C. A. Richter bei Albert Auer's Musikverlag in Stuttgart erschienen. Die Klavierausgabe mit beigefügtem Text wird zu 25 Pfg. verkauft und vom Reinerlös ein Teil zu Gunsten einer Liebesgaben­sammlung für die Landwehr verwendet.

Telegramme des Wolff'schen Büros an denEnztäler".

(WTB.) Den 15. Dez., nachm. 3.15 Uhr.

Großes Hauptquartier, 16. Dez. vorm. Amtl.

Die Franzosen griffen gestern an mehreren Stellen vergeblich an. Ein Angriff gegen unsere Stellungen südöstlich Wern brach unter starken Verlusten für den Gegner zusammen. Ein feindlicher Vorstoß aus der Gegend nordöstlich Suippes wurde ebenso wie ein feindlicher Angriff nordöstlich Ornes (nördlich Verdun) unter schweren feindlichen Verlusten abgewiesen. In der Gegend bei AillyApre- mont, südlich St. Mihiel, versuchten die Franzosen in viermaligem Ansturm unsere Stellungen zu nehmen. Die Angriffe schei­terten, ebenso mißlang ein erneuter feindlicher Vorstoß aus der Richtung Flirey, nördlich Toul. In den Vogesen find die Kämpfe noch im Gange.

Bei der Rückeroberung des Dorfes Stein­bach, westlich Sennheim, machten wir 300 Gefangene.

Aus Ostpreußen nichts neues.

Die deutsche, von Soldau über Mlawa in der Richtung Ciechanow vorgedrungene Kolonne nimmt vor überlegenem Feind ihre alte Stellung wieder ein. In Russisch-Polen hat sich nichts wesentliches ereignet.

Die ungünstige Witterung beeinflußt unsere Maßnahmen.

Oberste Heeresleitung.

(WTB.) Den 15. Dez., abends 9.25 Uhr.

Wien, 15. Dez. (Amtlich.) Die Offensive unserer Armeen in Westgalizien hat hier den Feind zum Rückzug gezwungen und auch die russische Front in Südpolen zum Wanken gebracht. Unsere den Feind in Westgalizien von Süden unermüdlich verfolgenden Truppen gelangten gestern in die Linie Jaslo-Rajbrot. Bei dieser Verfolgung und in der letzten Schlacht wurden nach bisherigen Meldungen 31000 Russen gefangen genommen. Infolge der heute vorliegenden Nachrichten über die rückgängigen Bewegungen des Gegners in der Front Rajbrot-Niepolomisce-Wolbrom-Nowo- radomsk-Piotrkau und in den karpathischen Waldgebirgen wurden gegen das Vordringen feindlicher Kräfte ins Latorczatal entsprechende Maßnahmen getroffen.

Stellvertreter des Generalstabschef:

Höfer, Generalmajor.

LrtM« Nachsicht«? u» TLiLM'WMM^

Berlin, 16. Dez. (WTB.) Ueber die Kämpfe um Lodz telegraphiert der Petersburger Correfpon- dent Srccolo unter dem 14. ds. Mts.: Die Riesen­schlacht in Polen dauert ununterbrochen an. Die Russen sind bemüht, ihre Stellungen um Lodz, die sie in ein befestigtes Lager umgewandelt haben, zu halten. Die von den Deutschen entwickelte Kraft wird als übermenschlich bezeichnet.

Berlin, 16. Dez. (WTB) DemBerliner Tageblatt" wird aus Christiania gemeldet: Wie aus Paris berichtet wird, macht derMatin" nähere Angaben über die Ausdehnung der französischen Front zwischen Armentieres und Lys bis nach dem Col St. Marie in den Vogesen, die in der Luft­linie 440 Kilometer Länge haben soll. Das von den deutschen Truppen besetzte Gebiet sei 20100 Quadrat Kilometer groß, von Belgien 29456 Qua­drat Kilometer seien nur noch 40 nicht von den Deutschen besetzt.

Berlin. 16. Dez. (WTB.) Der Berl. Lokal- anzeiger meldet aus Amsterdam: Aus Petersburg meldet die russische Telegraphen-Agentur, daß die Stadt ohne Wasser ist. Infolge Sperrung der Wasserleitung durch Verweisung der Newa seit 1893 ist dies das erste Mal daß Fabriken, Teestuben und Badeanstalten wegen Wassermangels ihren Betrieb eingestellt haben.

Paris, 15. Dez. (WTB.) Amtlicher Pariser Bericht von 3 Uhr nachmittags. Zwischen dem Meer und der Lr>s nahmen die Engländer ein kleines Gehölz westlich von Wytschoete ein; man behauptet das gestern gewonnene Terrain, trotz eines starken Gegenangriffs des Feindes. Zwischen der belgischen Grenze und der Sommes ist nichts vorgefallen, zwischen der Sommes und den Argonnen seien zeit­weise aussetzende Kanonaden von geringer Intensität. In den Argonnen machten wir einige Fortschritte und behaupteten die Fortschritte des Vortages. In den Vogesen wurde der Bahnhof von St. Leonhardt auf weite Entfernung heftig beschossen. Im Elsaß war die Artillerie des Feindes sehr tätig. Außer in Steinbach, wo ein Angriff der deutschen Infanterie Fuß fassen konnte, behaupteten wir überall die früheren Fortschritte.

Rotterdam, 16. Dez. (WTB.) Nach einer Meldung desNieuwen Rotterdamschen Courant" aus