nicht behandelt und für die zu solchen Anträgen gefertigten ärztlichen Gutachten Gebühren nicht bezahlt. Diese Meinung wäre laut Staatsanzeiger irrtümlich. Das Rentenverfahren nimmt seinen Lauf wie sonst.
Eßlingen, 7. Dez. Der Konstrukteur des Unterseebootes „II 9", Dr. ing. Martin Weitbrecht, ist ein Sohn unserer Stadt. Er hat den Entwurf zu den neuen Unterseebooten gemacht, die unter seiner Leitung auch gebaut worden sind.
Gmünd. 7. Dezbr. Vor einigen Wochen sind einem Einwohner in Bargau 275 aus dem Schlafzimmer gestohlen worden. Nun hat der Dieb den ganzen Betrag mit noch 20 -/-iü Zinsen in die Kommodschublade zurückgelegt.
Vom Truppenübungsplatz Heuberg, 7. Dez. Die im Lager des Truppenübungsplatzes untergebrachten kriegsgefangenen französischen Soldaten und russischen Zivilgefangenen bilden einen starken An- ziehungspunk» für die Bevölkerung der Umgegend. Namentlich hatte das Lager am gestrigen Sonntag einen sehr starken Besuch Neugieriger aufzuweisen.
<LandeSProd«kte«börse Stuttgart). Bericht vom 7. Dez. Die Lage auf dem Getreidemarkte hat sich in der abgelaufenen Woche nicht verändert; das Angebot in Brotgetreide war wiederum sehr klein. Die meisten Mühlen mußten ihren Betrieb einschränken; einige Großmühlen haben ihn sogar schon ganz eingestellt. Eine Abänderung der Höchstpreiseverordnungen ist dringend geboten. Auf der heutigen Börse war kein Geschäft, Notierungen sind deshalb ganz unmöglich. Die Spannung zwischen Mehl Nr. 0 und 1 wurde in Uebereinstimmung mit den bayrischen und badischen auf ^ 3.50 festgesetzt. — Mehlpreise per 100 KZ brutto mit Sack hausfrei Stuttgart, Kaffe abzüglich 1 °/o Skonto: 30"/oiges Weizenauszugsmehl Nr. 0: ^44.— bis „A 44 50, Weizenbrotmehl Nr. 1: ^ 40.50 bis 41.—.
Aus StaSt» Bezirk unö Umgebung.
Neuenbürg, 8. Dez. In der heute im Staatsanzeiger erscheinenden 75. württ. Verlustliste vom 7. Dez. sind aus dem hiesigen Bezirk folgende Namen aufgeführt:
Infanterie-Regiment Nr. 126, Straßburg
I. Kompanie:
Musketier Wilhelm Nothacker, Grunbach, gefallen. „ Gottl. Friedr. Faas, Grunbach, vermißt, „ Emil Friedr. Stumpp, Birkenseld, vermißt.
3. Kompanie:
Musketier August Kull, Bernbach, l. verw-,
„ Friedr. Roth I, Gräfenhausen. schw. verw.
4. Kompanie:
Musketier Wilhelm Kull, Bernbach, l. verw.
5 Kompanie:
Musketier Hermann Reh, Conweiler, l. verw.
6. Kompanie:
Gefr. Gustav Waidner. Herrenalb, l. verw.
9. Kompanie:
Tambour Friedrich Pfeiffer, Wildbad, gefallen. Grenadier-Regiment Nr. 119, Stuttgart
10. Kompanie:
Gren. Hermann Büchert, Frldrennach, bish. vermißt.
erkrankt.
Zur Verlustliste Nr. 77 vom 9. Dezember sind folgende Namen zu verzeichnen:
Infanterie-Regiment Nr. 126, Straßburg
II. Kompanie:
Reservist Ludwig Meirner. Neuenbürg, vermißt.
12. Kompanie:
Gefr. Eugen Krauß, Calmbach, l. verw.,
Musketier Robert Krauß II, Calmbach, vermißt.
Neuenbürg, 8. Dezember. Weihnächte« in Feindesland. Wer möchte nicht mit Herz und Hand dabei sein, wenn es gilt, unseren Soldaten draußen vor dem Feind zu Weihnachten ein Zeichen treuen und dankbaren Gedenkens zukommen zu lassen I So etwa mag man beim Roten Kreuz gedacht haben, als man sich im Vertrauen auf die Mithilfe der Bevölkerung entschloß, aus dem Land etliche 130 000 Weihnachtspakete von gleicher Form und mit etwa gleichem Inhalt den württemb. Truppen hinauszusenden. Der Bezirk Neuenbürg sollte ursprünglich 500 Schachteln zum Füllen übernehmen. Damit hat man allerdings in Stuttgart die Leistungsfähigkeit und Gebefreudigkeit unseresDezirks wesentlich unterschützt. Denn tatsächlich gelang es in kürzester Zeit, mehr als die doppelte Anzahl unterzubringen. In die verschiedenen Bezirksorte wurden die leeren Schachteln durch Kraftwagen verbracht und von dort nach ihrer Füllung in ähnlicher Weise znrückbefördert. Den Begleitworten, die jedem Paket vom Spender nach Belieben beigegeben werden konnten, wurde vom Roten Kreuz folgender Weihnachtsgruß beigefügt:
Euch lieben Tupfern, die Ihr ohne Wanken, Mit Gut und Blut dem Vaterland Euch weiht. Euch gelten unsre Wünsche und Gedanken Zumal jetzt in der heil'gen Weihnachtszeit.
Daß jeder von Euch eine Freude habe Und leer zur Weihnacht bleibe keine Hand Schickt Euch zum Feste diese Liebesgabe Von heißem Dank erfüllt das Schwabenland.
Gott geb' für Eure Opfer und Beschwerden Den deutschen Fahnen stets Erfolg und Glück, Daß bald erschalle: „Friede sei aus Erden!"
Und Ihr als Sieger kehrt zu uns zurück!
In Neuenbürg wurden die Pakete in 21 Kisten von vorgeschriebener gleicher Größe verpackt und nach Stuttgart weiterbefördert. Jeder Kiste wurde ein Rotes Kreuz, der Herkunftsort und die Worte „Frohe Weihnachten" aufgedruckt. Beigepackt wurden 2 Bund Christbäume. Die ganze Sendung hatte ein Gewicht von gegen 30 Zentnern. Von Stuttgart aus geht sie dieser Tage als Teil der Sammelsendung des Württ. Landesvereins vom Roten Kreuz unter Mitwirkung des Kriegsministeriums mit Sonderzügen ins Feld. Die Freude, die sie dort bei den Empfängern erwecken wird, mag der Lohn sein für alle, die in irgend einer Weise am Zustandekommen des Werkes mitgewirkt haben und denen hierfür auch an dieser Stelle herzlichst gedankt sei.
Neuenbürg, 8. Dez. „Sirbenzigtaulend Russen gefangen!" so schwirrte es heute in den Vormittagsstunden nur so durch die Luft. Das Gerücht ging so hartnäckig von Mund zu Munde, daß es auch vielfach geglaubt wurde; von verschiedenen Seiten wurde bei der Redaktion angefragt; sie alle mußten dahin beschieden werden, daß von amtl. Seite keinerlei Bestätigung vorliege, so daß man es also wieder einmal mit einem bloßen Gerücht zu tun habe. In einer hiesigen Schulklasse setzten sich die „70 000" in den Köpfen einzelner Schüler derart fest, daß sie so boshaft waren, zu sagen, der „Enztäler" werde eben von der großen Neuigkeit nichts erfahren haben. Der Lehrer hatte die Freundlichkeit, den betr. Schülern das Nötige zu bemerken. Wenn man wissen wollte, woher kommt die Nachricht, so konnte man nur hören, „auf dem Bahnhof ists gesprochen worden." — Es ist ja zu verstehen, daß gerade jetzt, wo die Nachricht von einem „entscheidenden Schlag im Osten" stündlich mit Spannung erwartet wird, das Gerücht von den „70000" allenthalben geglaubt wurde, da ja nach berühmten Vorgängen eine so starke Zahl von Gefangenen durchaus im Bereich der Möglichkeit liegt und da der Wunsch auch immer der Vater des Gedankens ist, so bedurfte es keineswegs einer großen Einbildung, das Gerücht auch zu glauben. Aber was war die Wahrheit, welche die „Oberste Heeresleitung" durch das in der Nachmittagsstunde eingetroffens Wolfs Telegramm kundgab: die 70000 schrumpften zusammen auf 5000. Man sollte doch endlich bei Auftauchen eines Gerüchts sich daran erinnern, daß das Publikum nun seit Bestehen des großen Kriegs schon wiederholt getäuscht worden ist. Erst vor ca. 14 Tagen wurde in einem Bezirksort im Enztal mit allen Glocken geläutet, lediglich auf das bloße Gerücht hin. in „Karlsruhe" sei ein großer Sieg verkündet worden. In solchen Fällen ist doch mehr Vorsicht geboten. Nach den Erfahrungen in den vier Monaten dieses großen Kriegs ist es jedem Einsichtigen bekannt, daß die offiziellen Kriegsnachrichten ausschließlich durch das Wotffs-Telegraphenbüro ausgegeben werden, so daß sowohl in Karlsruhe wie in Pforzheim oder Stuttgart usw. keine anderen Telegramme durch Extrablätter zur Verbreitung kommen. Genau ebenso ist dies auch hiesigen Orts beim „Enztäler" der Fall, was wir ja tagtäglich zu beweisen in der Lage waren. Wie jeder andere Zeitungsverlag, der zu den Abonnenten des Wolfs-Büros zählt, wird auch unser Bezirksblatt gleich zuverlässig bedient, eine zwar sattsam bekannte Tatsache, zu deren Bekanntgebung wir heute jedoch besonderen Anlaß haben. Wir werden mit der Veröffentlichung dieser zuverlässigen Nachrichten in der bisher gewohnten Weise fortfahren, überzeugt, daß damit den Interessen der Bezirksangehörigen am besten gedient wird.
Neuenbürg, 7. Dez. Nachfragen nach dem Verbleib von Postsendungen an Kriegsgefangene oder Zivilgefangene im Ausland sind von den Absendern stets nur an das Postamt zu richten, bei dem die Sendung aufgeliefert worden ist, nicht aber an sonstige Stellen im In- oder Ausland, auch nicht an die Oberpostkontrolle in Bern. Durch derartige unzweckmäßige Adressierungen von Nachfragen geht nur unnötige Zeit verloren.
Nachfragen empfehlen sich überhaupt erst nach einer Wartezeit von mindestens 6—8 Wochen, da in den meisten Fällen eine Bestätigung des Empfangs nicht früher eingehen kann.
Neuenbürg, 6. Dez. Die Versendung mehrerer Pakete mit einer Paketkarte ist für die Zeit vom 12. bis einschl. 24. Dezember weder im inneren deutschen Verkehr noch im Verkehr mit dem Auslande gestattet.
Herrenalb. Verliehen wurde die silberne Verdienstmedaille für Treue und Tapferkeit dem Amtsdiener August Waidner, Reservist beim Reserve Jnf.Regt. Nr. 119.
** Pforzheim. 8. Dez. Hier verschied gestern abend an einem Herzschlag der weithin bekannte Direktor der Großh. Heil- und Pflegeanstalt dahier Geh. Medizinalrat Dr. Franz Fischer, welcher erst vor drei Monaten sein 25 jähriges Direktorjubiläum hier feiern konnte. Geh. Rat Dr. Fischer, welcher seine Tätigkeit mit Ausnahme von 5 Jahren gänzlich der hiesigen Irrenanstalt gewidmet hatte, erreichte ein Alter von nicht ganz 64 Jahren.
Der Landsturm zweiten Aufgebots. Der Reichsanzeiger veröffentlicht eine kaiserliche Verordnung. durch die der aus dem Landsturm ersten Aufgebots übergetretene Landsturm zweiten Aufgebots zur Anmeldung zur Landsturmrolle aufgerufen wird. Gleichzeitig wird in einer Bekanntmachung des Reichsanzeigers bekanntgegeben, daß der Aufruf des Landsturms zunächst lediglich die Herbeiführung der Eintragung in die Listen bezweckt. Die Anmeldung hat in der Zeit vom 16. bis einschließlich 20. Dezember 1914 zu erfolgen.
Telegramme desWolff'schenBüros an den „Enztäler".
(WTB.) Den 8. Dez., nachm. 3.15 Uhr.
Großes Hauptquartier, 8. Dez. vorm. Amtl.
An der flandrischen Front bereiten die durch die letzten Regengüsse verschlechterten Bodenverhältnisse den Truppenbewegungen große Schwierigkeiten. Nördlich Arras haben wir einige kleine Fortschritte gemacht.
Das Kriegslazarett in Lille ist gestern abgebrannt. Wahrscheinlich liegt Brandstiftung vor. Verluste an Menschenleben sind aber nicht zu beklagen.
Die Behauptung der Franzosen über ein Vorwärtskommen im Argonnenwalde entspricht nicht den Tatsachen. Seit längerer Zeit ist dort überhaupt kein französischer Angriff erfolgt. Dagegen gewinnen wir fortgesetzt langsam Boden.
Bei Malancourt östlich Varennes wurde vorgestern ein französischer Stützpunkt genommen, dabei ist die größteAZahl der Besatzung gefallen; der Rest, einige Offiziere und etwa 150 Mann, wurden gefangen genommen. Ein französischer Angriff gegen unsere Stellungen nördlich Nancy wurde abgewiesen.
Im Osten liegen von der ostpreußischen Grenze keine besonderen ^Nachrichten vor. In Nordpolen folgten die deutschenMuppen dem östlich und südöstlich Lodz schnell zurückweichenden Feind unmittelbar.
Außer den gestern schonZ gemeldeten ungewöhnlich starken russischen Verlusten haben die Russen bisher etwa 5000 Gefangene, 16 Geschütze und Munitionswagen ^verloren.
Zn Südpolen hat sich nichts besonderes ereignet.
Oberste Heeresleitung.
Berlin. (Amtlich.) Der Kaiser hat seine für heute geplante Wiederabreise zur Front infolge einer Erkrankung an fieber-