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186.
Neuenbürg, Mittwoch den 9. Dezember M4.
72. Jahrgang.
Der Krieg
Nach einer amtlichen Mitteilung des „Armeeverordnungsblattes" werden für die Truppen des Landsturms künftig Mützen aus feldgrauem Wachstuch hergestellt. Daraus wird sich wohl die richtige Folgerung ergeben, daß die Truppen des Landsturmes so viel als möglich auch feldgraue Uniformen bekommen werden.
In den von den deutschen Truppen besetzten französischen Departements scheint sich eine Bewegung zugunsten eines baldigen Friedens zwischen Frankreich und Deutschland zu entwickeln, denn es wird berichtet, daß mehrere Bürgermeister in den von den Deutschen besetzten französischen Städten in diesem Sinne an die Deputierten geschrieben hätten, welche die Wahlkreise in den besetzten Gebieten vertreten und nun an der außerordentlichen Sitzung der französischen Kammern in Paris teilnehmen und dort über die Stimmung in den Kreisen ihrer Wähler Bericht erstatten sollen. Es ist nicht zu verkennen, daß die französische Heeresleitung durch neue Angriffe auf die Stellungen der Deutschen und möglichst auch durch einige Erfolge die Begeisterung der Franzosen für den Krieg neu erwecken und dadurch dis ganze Politik der französischen Regierung unterstützen möchte.
Das italienische Ministerium Salandra hat in den Kammern auf Antrag des Deputierten Bettolo ein Vertrauensvotum mit 413 gegen 49 Stimmen für die Erklärung der bewaffneten Neutralität Italiens während des Weltkrieges erhalten. Das Vertrauensvotum billigt die Neutralität ausdrücklich. doch soll die Neutralität keine Entsagung bedeuten, sondern Italien solle bereit sein, die Interessen der Nation während des Weltkrieges zu verteidigen, falls sie bedroht werden sollten. Die italienische Regierung habe ihre Aufgabe im Interesse des Vaterlandes richtig erfüllt.
Die Ernennung des Fürsten Bülow zum deutschen Botschafter in Rom hat in Italien einen ausgezeichneten Eindruck gemacht, denn man erblickt in dem Staatsmanne und Diplomaten Fürst Bülow. der sich ausgezeichneter Beziehungen zum italienischen Hofe und zu der italienischen Regierung erfreut, die einflußreiche Persönlichkeit, um die Beziehungen zwischen Deutschland nnd Italien in der großen Krisis vollständig zu klären und zu sichern.
— Nach der großen Vertrauenskundgebung in den italienischen Kammern für die Politik der bewaffneten Neutralität Italiens, wie sie der Ministerpräsident Salandra in einer großen Rede für notwendig erklärt hatte, haben im weiteren Verlaufe der Verhandlungen der italienischen Kammern noch weitere Kundgebungen zu der Haltung Italiens stattgefunden und es ist bemerkenswert, daß sich mehrere Führer der italienischen Republikaner zwar von der Erklärung des Ministerpräsidenten Salandra befriedigend aussprachen. aber dennoch ein Eingreifen Italiens in die großen Kämpfe in Europa wünschten. Eine Bedeutung für die Politik Italiens haben diese Kundgebungen vorläufig aber nicht, da die Republikaner in den italienischen Kammern keine Mehrheit besitzen.
In England beschäftigt sich jetzt die Regierung auf Betreiben des Kriegsminifters Lord Kitcheners ernstlich mit der Frage der beschränkten Einführung der allgemeinen Wehrpflicht. Wie man eine allgemeine Wehrpflicht aber beschränkt in England einführen will, das bleibt wohl ein sehr großes Problem, und diese Einführung der allgemeinen Wehrpflicht wird auch schon energisch im englischen Volke bekämpft.
— Die englische Regierung hat sich auch genötigt gesehen, gegen die feindselige Haltung der Irländer Maßregeln zu ergreifen und sind deshalb mehrere irländische Zeitungen unterdrückt und deren Redak
teure verhaftet worden. Bei dem unversöhnlichen und furchtlosen Charakter der Irländer, welche die Engländer als ihre alten Unterdrücker Haffen, werden die Unterdrückungsmaßregeln aber wohl wenig Erfolg haben. Wie aus Aegypten gemeldet wird, soll der englische Oberbefehlshaber. General Maxwell, der Angriffe der Türken auf Aegypten gespottet haben. Maxwell soll erklärt haben, daß er in Aegypten so viel Truppen habe, daß er gar nicht wisse, was er mit ihnen anfangen solle. Die Engländer haben aber doch in Aegypten den östlichen Damm des Suezkanals durchstochen, und ein großes Gelände überschwemmt, um den Angriff der Türken auf den Suezkanal zu verhindern. — Der große Angriff der Türken auf Aegypten ist noch in Vorbereitung, und soll ein türkisches Heer in der Stärke von 200000 Mann, und zwar begleitet von deutschen Offizieren und Ingenieuren, auf den Suezkanal losmarschieren.
Aus Johannesburg wird bestätigt, daß der General Dewet, der Führer der aufständischen Buren, durch eine Ueberrumpelung von den englischen Regierungstruppen gefangen genommen wurde. Mit dem erfolgreichen Ausgang des Burenaufstandes in Südafrika ist es also nichts, wenn nicht etwa der Burengeneral Maritz noch Erfolge hat.
Berlin, 7. Dez. Aus Kopenhagen wird der „Nationalztg." gemeldet: Petersburger Korrespondenten der dänischen Zeitungen melden, daß die russische Armee auf der Westfront allgemein zur Defensive übergehe und daß mutmaßlich die Linie Warschau-Jwangorod die natürliche Verteidigungsstellung für dir weiteren Kämpfe werde. Warschau ist polizeilich und militärisch gesperrt.
Budapest, 8. Dez. Nach Meldungen verschiedener Blätter, die der „Deutschen Tageszeitung" von hier zugingen, erlitt eine große russische Heeresabteilung beim Ueberschreiten des Ruba-Flusses schwere Verluste. Sie sollte die dortigen Stellungen des österreichischen Heeres angreifen, kam dabei jedoch in das vernichtende Feuer der schweren Artillerie. Außerdem brach das Eis des Flusses ein, wobei mehrere tausend Russen zugrunde gingen.
Stockholm, 6. Dez. Zur Neichskanzlerrede liegen folgende russische Pressemeldungen vor: Die „Nowoje Wremja" schreibt: „Deutschland hat alle Gesetze verletzt und alle erlaubten Grenzen überschritten. Nun kann es auf Barmherzigkeit nicht mehr rechnen." Das amtliche Petersburger Nachrichten-Bureau sagt: „Die Welt besteht nicht ausschließlich aus neugeborenen Säuglingen. Der Versuch des Reichskanzlers, die Blutflecken von seines Herrn Hand abzuwaschen, ist mißglückt." Auch die übrigen Kommentare wagen kein sachliches Eingehen auf die große Reichstagssitzung und speisen ihre Leser mit ähnlichen bombastischen Phrasen ab, die dem offenbar niedergeschlagenen Publikum suggerieren sollen, daß Deutschland nicht auf das Recht seiner Sache und auf die Stärke seiner Wehr, sondern auf die Barmherzigkeit seiner Feinde rechne.
Genf, 8. Dez. Der französische Kriegsminister Millerand erließ, wie dem „Tag" berichtet wird, um dem empfindlichen Osfiziersmangel abzuhelfen, einen Befehl, wonach gut veranlagte Soldaten der jüngeren Jahrgänge bereits nach ganz kurzer Dienstzeit als Unteroffiziere zu Offizieren ernannt werden können.
Frankfurt, 8. Dez. (GKG.) Die „Franks. Zeitung" meldet aus Basel: Wie der Korrespondent der „Franks. Zeitung" von spanischer diplomatischer Seite erfährt, soll Frankreich die Absicht haben, 2 Armeekorps nach Marokko zu entsenden. Die „Franks. Ztg." bemerkt hierzu, die französische Sache steht in Marokko zweifellos erheblich schlechter, als es die französischen Meldungen zugeben. Aber, daß es der französischen Regierung möglich sei, in dem genannten Umfang Truppensendungen nach Marokko vorzunehmen, ist unwahrscheinlich.
Paus, 8. Dez. Nach der Jahres klasse 1915 beruft Frankreich nun auch die Jahresklasse 1916 und zwar auf Mitte Februar. Wenn auch diese Rekruten nicht sofort in den Krieg geschickt werden sollen, so scheint doch aus der getroffenen Maßregel hervorzugehen, daß Frankreich noch mit einer langen Kriegsdauer rechnet. Im Westen find beide Gegner auf mehreren Parallellinien so fest verschanzt, daß selbst die heftigsten Kämpfe (nach französischer Ueberzeugung) nur leichte Aenderungen der Linien bewirken könnten; unter diesen Umständen genüge selbst ein Jahr nicht, um die Deutschen aus dem Lande hinauszuwerfen.
Bukarest, 8. Dez. Nach der „Voss. Ztg." melden sämtliche Blätter. Minister Bratianu habe die Vorschläge der Gesandten des Dreiverbandes hinsichtlich einer Einmischung Rumäniens in den Balkanstreit zugunsten Serbiens abgelehnt.
Genf, 8. Dez. Hiesige Blätter veröffentlichen Madrider Drahtmeldungen, wonach, wie die „Deutsche Tauesztg." meldet, in ganz Portugal die Verhaftungen fortdauern. Im Parlament haben stürmische Szenen stattgefunden wegen der verfehlten Auslandspolitik der Regierung und besonders wegen der Mobilisierung. Die Regierung hatte zunächst ihre Entlassung gegeben, schließlich blieb sie aber doch, weil die Bildung einer nationalen Regierung scheiterte. Die Bevölkerung zeigt geringe Begeisterung für den Krieg. Bis jetzt sind zwei Schiffe mit dreitausend Mann unter dem Kommando eines Majors nach Afrika abgegangen.
Württemberg.
Stuttgart, 8. Dez. Das Ministerium des Innern hat an die Oberämter und Ortsvorsteher einen Erlaß gerichtet, um entstandenen Zweifeln über die Anwendung einzelner Bestimmungen der Bekanntmachung des Reichskanzlers, betr. Aufwandsentschädigungen an Familien für im Reichsheer. in der Marine, oder in den Schutztruppen eingestellten Söhne zu begegnen.
Stuttgart. 6. Dez. Vor einiger Zeit ist durch die Presse eine Notiz gegangen, daß unsere im Felde stehenden Truppen mit warmem Unterzeug jetzt in genügender Menge versorgt seien. Diese Notiz muß richtig dahin verstanden werden, daß wohl augenblicklich unsere Truppen, denen man eine zu große Erschwerung des Gepäcks ersparen will, mit warmen Unterkleidern gut versehen sind. Es wird aber nicht lange dauern, bis auch hier sich wiederum ein recht starkes Bedürfnis geltend machen wird. Die Liebes- gabenabteilung des Roten Kreuzes ist deshalb für Zuwendungen von wollenen Hemden. Unterhosen, Kniewärmern. Stößern und Socken dankbar. Der Bedarf an Socken ist zunächst kein dringender, da hier immerhin noch ein größerer Vorrat vorhanden ist. dagegen wird es bald an den übrigen genannten Wollsachen fehlen. Annahmestelle ist die Liebesgabenabteilung Königsbau, Aufgang Schloßstraße.
Stuttgart, 7. Dez. Eine schöne Spende von Natural-Liebesgaben ist auf Veranlassung des Obermeisters und Gemeinderats Louis Häusermann durch eine Sammlung innerhalb der württembergischen Fleischerinnungen zustande gekommen und in Gestalt von zusammen ca. 55 Zentnern Wurst, Schinken. Rauchfleisch, Zungen, Speck rc. der Liebesgaben- Abteilung des Roten Kreuzes als großzügige Weihnachtsspende für das 13. Württ. Armeekorps überwiesen worden. An dieser Sammlung und ihrem stattlichen Erfolge sind 34 württ. Fleischerinnungen, darunter auch Nagold und Wildbad beteiligt.
Stuttgart, 7. Dez. Da und dort scheint die Meinung zu bestehen, als würden während des Kriegs von der Versicherungsanstalt Württemberg Anträge auf Gewährung von Invaliden- rc. Renten