Sofia, 17. Nov. In Nisch werden Vorbereitungen zur Abreise der Regierung gAroffen. Man glaubt, daß sie sich nach Uesküb zurückziehen wird.
Sofia, 19. Nov. Die Haltung der serbischen offiziösen Presse, besonders des Regierungsorgans „Samonprava" unter Leitung des Ministers des Innern, gegenüber Bulgarien erregt lebhaften Unwillen. Der zynische Ton der serbischen Blätter zeigt die Unoerbesserlichkeit Serbiens.
Wien, 18. Nov. Generaldirektor Frhr. v. Skoda schreibt in der „Neuen Freien Presse" über eine Reise ins deutsche Hauptquartier: Vom Kaiser Wilhelm wurde ich zur Abendtasel geladen und in liebenswürdigster Weise ausgenommen. Ich fand den Kaiser beim besten Wohlsein und von blühendem Aussehen. Alle Gerüchte, daß Kaiser Wilhelm durch den Krieg sehr mitgenommen und ganz grau geworden sei, sind eitel Märchen. Der Kaiser hat jeden Tag große Strapazen durchzumachen; er unternimmt täglich stundenlang die weitesten Fahrten. Die Stimmung in Deutschland fand ich durchweg ausgezeichnet und in allen Schichten herrschte ausnahmslos Siegeszuversicht. Als Oesterreicher wurde ich in der liebenswürdigsten und entgegenkommendsten Weise empfangen und überall fand ick) ein Gefühl der Brüderlichkeit, das ungemein wohl tat. Das Aussehen den deutschen Truppen war tadellos; die Soldaten machten durchweg einen gesunden Eindruck, waren sehr gut gekleidet und ausgerüstet nnd frohen Mutes. Am meisten interessierten Frhrn. von Skoda selbstverständlich die Wirkungen der Mörser. Zum erstenmal sah ich, so schreibt er, welche Zerstörungen die 30,5 - Zentimeter - Geschütze auf wirkliche Ziele und nicht blos auf dem Schießplatz ausübten. Antwerpen ist eine der allermodernsten Festungen und so konnte ich beobachten, welchen Effekt die modernsten deutschen und österreichischen Belagerungsgeschütze auf die moderrnsten Befestigungen Hervorrufen müssen. Ich fand alle Erwartungen übertroffen und die Wirkungen so überaus gewaltig, wie man sie in früheren Feldzügen nie für möglich gehalten hatte.
Bon der schweizerischen Grenze, 18. Nov. Der Justizminister Briand hält sich gegenwärtig in Paris auf, um die durch die Massenbeschlagnahme der der deutschen und österreichischen Geschäfte und Betriebe entstandenen Schwierigkeiten zu lösen. Er hat am 15. Nov. ein nenes Zirkular an die Vorstände der Zivilgerichte gerichtet, um vor einer überstürzten Veräußerung der beschlagnahmten Objekte zu warnen, die nur deren Entwertung zur Folge hätten. — Die antisemitische „Libre Parole" verlangt, daß Wetterlee, Blumenthal und die übrigen in Deutschland des Hochverrats angeklagten Elsässer die Ehrenlegion erhalten sollen. (Frkf. Ztg.)
Hamburg, 19. Nov. Das stellvertr. Generalkommando des 9. Armeekorps teilt zur allgemeinen Warnung mit, daß in Flensburg ein Musketier mit Arrest bestraft worden ist, weil er ein unverbürgtes Gerücht öffentlich verbreitet hat.
Neu-Breisach, 18. Nov. Das Kriegsgericht hat den Wirt Trommenschlager aus Sennheim wegen vollendeten Kriegsverrats zu 12 Jahren Zuchthaus und 5 Jahren Ehrverlust verurteilt. Trommenschlager hatte seiner Zeit einer deutschen Patrouille auf Befragen geantwortet, er wisse nichts vom Feind, obwohl keine 500 Meter von seinem Hause entfernt ein französischer Schützengraben war. Die deutsche Patrouille wurde vom Schützengraben aus beschossen und verlor einen Toten und 12 Verwundete.
Der Gouverneur der Festung Straßburg erläßt folgende Bekanntmachung: Dem Gouvernement gehen zahlreiche nicht mit Namen gezeichnete Anzeigen zu. Wer mit seinem Namen für seine Angaben nicht rinzustehen wagt, ist ein Feigling und soll sie unterlassen. Anzeigen ohne Namensunterschrift bleiben unberücksichtigt. — Straßburg, den 13. November 1914. Der Gouverneur: I. V. v. Vietinghoff-Scheel.
Berlin, 19. Nov. Aus Metz meldet der »Lokal-Anzeiger": Das bischöfliche Ordinariat warnt vor einem Gebet für Frankreich, das zur Zeit in Metz verbreitet würde und das als Landesverrat angesehen werden könnte.
Der Eisenbahnminister v. Breitenbach hat angeordnet, daß auf den Bahnhöfen der preußischhessischen Eisenbahngemeinschaft künftig der Verkauf von Apollinansbrunnenwasser verboten ist, da der Brunnen einer englischen Gesellschaft gehört.
Berlin, 18. Nov. Gegen die von England betätigte Einsperrung von deutschen Personen weiblichen Geschlechts sind, wie die „Tägliche Rundschau" erfährt, durch Vermittlung einer neutralen
Macht nochmals ernste Schritte in London unternommen worden, von deren Ausfall es abhängt, ob nicht Deutschland zu denselben Vergeltungsmaßregeln auch gegenüber den zahlreichen in Deutschland sich aufhaltenden Engländerinnen schreiten wird.
London, 19. Nov. In Grimsby wurde gestern der deutsche Fischer Georg Bruhn zu 2 Monaten Zwangsarbeit verurteilt, weil er es unterlassen halte, sich in das Polizeiregister ein- tragen zu lassen.
Nack einer bei der Baseler Missionsgesellschaft eingetroffenrn Nachricht sind die Baseler Missionare, unter denen sich besonders viele Württemberg« befinden, von den Missionsstationen Kameruns von ihren Frauen und Kindern weg nur mit dem. was sie auf dem Leibe trugen, nach der afrikanischen Hafenstadt Lagos auf der britischen Guineaküste abgeführt worden und werden wahrscheinlich nach England gebracht werden. Ueber das Schicksal der Missionare, die sich tiefer im Innern Kameruns befinden, ist noch nichts bekannt.
Württemberg.
Das Eiserne Kreuz 1. Klasse haben erhalten: Major Sauter vom Mergentheim« Bataillon des Füs.-Regts. 122 und Oberst Schradin, früher Kommandeur des Fußart.-Regts. 13 Ulm. jetzt Artilleriekommandeur eines Reserve-Armeekorps in Westflandern. Beide Offiziere sind schon Ritter des Eisernen Kreuzes 2. Klasse.
Dem Tambour Fr. Schmid im Jnf.-Regt. 180, dem unlängst das Eiserne Kreuz 1. und 2. Klasse verliehen wurde, hat nun auch die goldene württem- bergische Verdienstmedaille erhalten, die höchste Auszeichnung für den gemeinen Mann. Schmid stand mit nur wenigen Deutschen bei Nacht plötzlich einer großen französischen Uebermacht gegenüber; sie wären sicherlich in französische Gefangenschaft geraten, wenn Schmid nicht auf den Einfall gekommen wäre, das französische Rückzugssignal zu blasen, wodurch dir Franzosen getäuscht wurden und sich zurückzogen. So gelang es den Deutschen, sich von den fliehenden Franzosen unbemerkt zu lösen und wurden dadurch gerettet.
Stuttgart, 17. Novbr. James Cooter, der Trainer des K. Württ. Privatgestütes Weil, hat seine Naturalisierung beantragt, doch soll sie bis jetzt noch nicht möglich gewesen sein. Der bekannte Sportsmann ist nun, wie sein Bruder, der Münchener Trainer, kürzlich nach Ruhleben verbracht worden.
Stuttgart, 16. Nov. Der privilegierten württ. Bibelanstalt in Stuttgart ist auf der internationalen Ausstellung für Buchgewerbe und Graphik, Leipzig 1914, der große Preis zuerkannt worden.
Gmünd, 16 Nov. Auf sehr bedauerliche Weise hat Unteroffizier Mosthaf bei der Maschinengewshr- abteilung des Jnf.-Regts. 180, früher Einjähriger in Gmünd, seinen Tod im Felde gefunden. Er und seine Kameraden wollten sich einmal etwas gut Schwäbisches leisten und so bereiteten sie sich „Spätzle", wozu das Mehl aus der Nachbarschaft geholt wurde. Nach dem Essen erkrankten alle unter Vergiftungserscheinungen. Mosthaf hatte am schwersten darunter zu leiden und erlag bald seinen Qualen.
Reutlingen, 18. Nov. In Erpfingen hat eine Versammlung stattgefundrn. Der Vertreter der Oberschwäbischen Elektrizitätswerke konnte die erfreuliche Mitteilung machen, daß die sämtlichen Worte des Reutlinger Oberamts bis Ende dieses Monats mit elektrischem Strom versorgt sein werden, so daß für einen namhaften Teil des Bezirks das Gespenst der Petroleumnot seineSchrecken verloren hat.
Liebestätigkeit des Württ. Tierschutzvereins. Wenn die Deutsche Wehrkraft im Osten und Westen siegreich im Feindeslands steht, so hat sich zu Hause das ganze Deutsche Volk zu gemeinsamer Hilfsbereitschaft und Opferfreudigkeit für unsere braven Soldaten zusammengefunden. Auch der Württ. Tierschutzverein will zu dieser Aktion beitragen. Er hat beschlossen, vorerst den Betrag von 4000 Mk. dem Württ. Landesverein vom Roten Kreuz, dem städt. Hilfsausschuß für Wohltätigkeit zur Unterstützung für Familienangehörige im Kriege in Stuttgart, der Zenlralleitung für Wohltätigkeit zur Unterstützung für Familienangehörige des Landes und dem Hilfskomitee für die Provinz Ostpreußen (Oberpräsidium Königsberg) in je 4 gleichen Teilen zuzuweisen. Der Vereinsausschuß ist sicher, daß alle Mitglieder damit einig gehen und dem Vereine auch in dieser schweren Zeit treu bleiben und ihm den Jahresbeitrag gerne gewähren werden. Möge dieser warme Appell bei allen Gönnern der Sache des Tierschutzes - freund!. Widerhall finden!
Kus StaSt» Bezirk unS Umgebung.
Neuenbürg. Das Eiserne Kreuz erhielt Ofstziersstelloertreter Wachtmeister Nekai im Res.- Feldart.-Regt. 54, dessen Familie bei Kriegsausbruch aus Ostpreußen zu Verwandten hieher geflüchtet ist.
Rechtsanwalt Adolf Seeger in Straßburg, Oberleutnant der Landwehr und Führer der 1. Komp. Landsturm-Jnf.-Bat. Straßburg, ist zum Hauptmann ernannt worden. Die Kompanie steht gegenwärtig als Besatzungstruppe in Ostende. (Der neue Herr Hauptmannn ist der älteste Sohn des Säzwerks- besitzers E. Seeger in Neuenbürg.)
Neuenbürg, 20. Nov. In der heute im Staatsanzeiger erscheinenden 65. württ. Verlustliste vom 20. Nov. sind aus dem hiesigen Bezirk folgende Namen aufgeführi:
Brigade Ersatz Bataillon 51 4. Kompanie:
Landwehrmann Karl Waidner, Herrenalb, l. verw.
und vermißt.
Landwehr-Infanterie Regiment 119 9. Kompanie:
Gefr. Ad. E. Pfau, Wildbad, verw. und vermißt.
Wildbad, 15. Nov. Die hiesigen Gemeinde kollsgien haben einstimmig beschlossen, mit Rücksicht auf die durch den Krieg geschaffenen Verhältnisse, die ^ im Dezember ds. Js. vorzunehmende Bürgeraus- s schußwahl bis auf weiteres zu verschieben, s 8.0L. Schwann. 18. Nov. Hier kam ein seltsamer ! Fall von Schlafwandel vor, der in der Nacht ! zum Montag das halbe Dorf alarmierte. Der 9jährigr Sohn des im Felde stehenden Maurers Ernst Weiß hatte wohl zu viel Soldälles gespielt und an den Krieg gedacht. Früh 4 Uhr sprang er dann im Hemd aus dem ebenerdigen Schlafzimmer , und lief unter großem Hilfegeschrei „Die Franzosen j kommen" ins Feld. Etwa 20 Personen liefen ihm ! mit Laternen nach und suchten ein« Stunde, bis sie z ihn fanden. Der Bube war inzwischen mit den l Drahtverhauen in Berührung gekommen und sein ! „feldgraues Kostüm" war ziemlich zerfetzt.
! Aus Ottenhausen wird, wenn auch etwas l verspätet, mitgeteilt, daß daselbst in der Nacht vom - Sonntag auf Montag den 8,/9. ds. ein Einbruchs- i disbstahl verübt worden ist. Der böse Dieb drang j durch ein Fenster, das er mit einem Diamant aus- ^ geschnitten hatte, in die Sakristei der Kirche, erbrach ; daselbst zwei Opferbüchsen, denen er einen Geld- ! betrag von 25—30 entnehmen konnte. Darunter ' soll sich das Opfergeld für das Rote Kreuz befunden haben. Weiter hieß der Täter den Abendmahlskelch und den metallenen Hostienbehälter mit sich gehen. — Ebenfalls in der gleichen Nacht wurde in der Kirche des benachbarten bad. Orts Weiler gestohlen. Der Dieb erreichte daselbst auf bequemere Weise seinen Zweck, da er mittels Nachschlüssels durch die Türe in den inneren Raum gelangte, wo er aus einer unverschlossenen Schublade einen Geldbetrag sich aneignete und alsdann die Türe wieder abschloß. — ! Fast gleichzeitig hatte es der oder ein anderer Dieb auf die Kasse eines Metzgerladens abgesehen. Nach- ! dem er das Drahtgitter durchschnitten hatte und eingestiegen war, gelang es ihm, die Ladenkasse, wenn dieselbe auch mit einer elektrischen Alarmvorrichtung versehen war. ihres Inhalts zu berauben, d. h. Bargeld im Betrag von 25—30 zu entnehmen. Damit nicht genug, stattete der Strolch auch noch dem im selben Hause befindlichen Spezereiladen seinen Besuch ab, um nun auch da die Kasse zu leeren, nicht ohne dabei zu vergessen, sich auch noch etliche gute Zigarren einzustecken. Hoffentlich gelingt es bald, die Bekanntschaft dieses „einnehmenden" Menschen zu machen.
Pforzheim, 18. Nov. Während im vorigen Monat die Stadtgemeinde von allen Seiten bestürmt wurde, doch den Kauf von Kartoffejln in die Hand zu nehmen, damit die Bürgerschaft doch dieses notwendige Nahrungsmittel sich wenigstens verschaffen kann, hat jetzt, nachdem die Stadt Kartoffeln eingekauft hat, die Nachfrage erheblich nachgelassen. Wie wir wissen, hat die Stadtgärtnerei noch einen für den nächsten Bedarf genügenden Vorrat in Kartoffeln verschiedener Art und gibt vom städtischen Lagerplatz an der Erbprinzenstraßs den Zentner zu 4 ^ ab. Es dürfte kaum Wert haben, auf einen billigeren Preis zu warten, da allem nach die Ernte, welche man vor 6 Wochen viel ergiebiger schätzte, nicht die erwartete Menge ergeben hat, sodaß auf allzustarke Zufuhren vom Land nicht gerechnet werden darf. (Anz.)