Titel:Englands Prestigeverlust im gegenwärtigen Kriege" sagt dieWashington Post": Die dürftigen Leistungen, die England bisher im Kriege aufwies, trugen dazu bei, die Verbündeten zu entmutigen und ihm seine Freunde zu entfremden. Obwohl Millionen tapferer Männer für Herr und Flotte verfügbar waren, obwohl die Existenz des Reiches auf dem Spiele steht, waren die Regierenden Englands zu schwach und zauderten und entbehrten der Initiative. Dem britischen Volke muß der Atem ausgegangen sein bei den Nachrichten von der Beschießung von Aarmouth und der Vernichtung des Geschwaders des Admirals Craddock. Was wird aus der britischen Seeherrschaf!? Ist der alte Geist tot? Die deutsche Flotte ist eine neue Schöpfung. Ihre Kommandanten und Seeleute sind verhältnismäßig Neulinge.. Sie vollbrachten dennoch Wunder an Wagemut und Tüchtigkeit, während die an Zahl überwältigende britische Flotte an innerer Fäulnis zu leiden scheint. Die Verminderung des britischen Ansehens wirkt empfindlich gegen die Verbündeten und entfremdet ihnen die Sympathien der Welt. Wenn England sich nicht selbst helfen will, kann es nicht erwarten, daß andere ihm helfen. Die Welt hat für Ver­lierende keine Zeit. Wenn eine Nation sich einmal auf absteigender Linie bewegt, sinkt sie bald zu Nieder­lage und Untergang herab. Ihre Vergangenheit bedeutet nichts, wenn sie nicht in der Gegenwart siegen kann oder will.

Württemberg.

Stuttgart. 14. Nov. lieber Kriegsaus, zeichnungen in vier Geschlechtern berichtet der Schwab. Merkur: Vor 100 Jahren im März 1814 wurde dem damaligen Kommandeur des 7. Würit. Infanterie-Regiments, Oberst Christoph v. Ram- pach er, außer mehreren Tapfrrkeitsmedaillen der württ. Militärvsrdienstorden verliehen. Dessen Sohn, Oberst Hermann v. Rampacher. hatte dieselbe Aus­zeichnung im Jahre 1866 und sodann im Jahre 1870/71 als Kommandeur desselben Regiments das Eiserne Kreuz 1 und 2. Klasse erhalten, während der Enkel, Generalleutnant Hermann v. Rampacher im Alter von noch nicht 17 Jahren im Kriege 1870 mit dem Eisernen Kreuz 2. Klasse und späterhin auch mit dem Mrlitärverdienftorden ausgezeichnet wurde. Jetzt ist ihm als seitherigem Kommandeur der 21. Reserve-Division auch das Eiserne Kreuz 1. Klasse verliehen worden. Außerdem haben vier Urenkel des Oberst Chr. v, Rampacher im gegen­wärtigen Krieg auch schon das Eiserne Kreuz 2. Klasse erhalten.

Stuttgart, 8 Nov. Zigarrenfabrikant Hugo Richheimer, Teilhaber der Firma M. Richheimer, hat eine sinnreiche Erfindung gemacht, die besonders unfern braven Truppen draußen im Felde, bei denen sich der Mangel an Zündhölzern bemerkbar gemacht hat, hochwillkommen sein wird. Nach langen Ver­suchen ist es dem genannten Herrn gelungen, eine Zündmasse herzustellen, die selbst bei hoher Tempe­ratur jede Gefahr der Selbstentzündung ausschließe. Die Prüfung des Sachverständigen hat dies ein­wandfrei feftgestellt, so daß die Post- und die Eisen­bahnbehörden die mit dieser Züadmasss versehene Zigarren zum Verkehr zulassen. Die Zigarren, die mit dieser Masse an ihrem Brandende leicht bestrichen sind, werden durch Reibung an einer Zündflächr, die äußerlich der üblichen Reibfläche an den Streichholz­schachteln ähnelt, mit dieser aber nicht das geringste gemein hat. in Brand gesetzt. Die Zigarren können also ohne Zuhilfenahme von Zündhölzern und selbst an windigen Stellen leicht entzündet werden. Dabei wird der Geschmack der Zigarre in keiner Weise be­einträchtigt. Fabrikant Richheimer hat dir ersten 1000 Stück der auf diese Weise frrtiggestellten Zi­garren. die in Schachteln von je 10 Stück zweckmäßig verpackt sind, der Liebesgaben-Abteilung des Roten Kreuzes kostenlos überwiesen, von wo aus sie nun dis Wanderung zu unseren Truppen antreten werden.

Stuttgart, 9. Nov. Der Württ Landes­ausschuß für Natur- und Heimatschutz sucht schon seit längerer Zeit einzelnen Auswüchsen des Reklamewesens, insbesondere in der freien Land­schaft, entgegenzutreten. Nachdem nun neuerdings darauf aufmerksam gemacht worden ist. daß einzige der das Landschaftsbild störenden Reklamen wie Elmas".Jasmatzi",Unsere Marine" usw. seiner seit durch ausländische, namentlich englische Trust- Bemühungkn hervorgerufen worden sind, möchte der Landesaurschuß sämtliche Bezirksausschüsse im Lande bitten, im Benehmen mit den K. Oberämtern und mit den nach der Bauordnung in erster Linie zu­ständigen Gemeindebehörden für die Beseitigung vor allem dieser Reklamezeichen einzutreten, soweit Rück-

sichten des Heimatschutzes dies als begründet erscheinen lassen.

Gmünd. 14. Nov. Einem Feldpostbrief eines hiesigen Ausmarschierten ist zu entnehmen: Kürzlich war in der Nacht ein Franzose zu uns herüberge­laufen rwd als er glückich gefangen war. sagte er: Wenn das seine Kameraden wüßten, daß wir nicht Bayern wären, so würden noch viele kommen. Die Franzosen haben nämlich vor den Bayern eine be­sonders große Angst.

Giengen a. Br., 14. Nov. Hart betroffen durch den Krieg wurde der Veteran von 1870/71 Martin Schmied, der drei Söhne im Felde hat. Während der älteste schwer verletzt in einem Laza­rett liegt, sind die beiden jüngeren in den letzten Tagen gefallen.

Stuttgart, 14. Novbr. Von einer hübschen Funker-Unterhaltung wird derSüddeutschen Zeitung" aus dem Felde berichtet: Soeben höre ich von einem Offizier der . . . len Funkenstation folgendes ergötzende Stückchen: Die Funker hatten verschiedene unwahre Siegesmeldungen über französische und russische Siege, die die Funkenstation auf dem Eiffelturm versandte, ausgefangen. Dies gab ihnen Veranlassung folgenden Funkenspruch an den Eiffelturm zu senden:

Wo brachtet Ihr den Plan zum Scheitern,

Wo wichen Deutsche vor Euch aus.

Wo konntet Ihr die Front erweitern,

Wo warft Ihr unsere Truppen raus?

Die Nachricht war doch wirklich spärlich,

O Eifelturm, und wenig ehrlich!"

worauf die Franzosen folgendes funkten:

Ja glaubt Ihr, daß die ganze Well Eure Prosa für Wahrheit hält?

Trotz mancher schön funkierter Siege Sinkt Deutschland langsam in die Tiefe I"

Kus SlaSt. Bezirk unS Umgebung«

Das Eiserne Kreuz sowie die silberne Militärverdienstmedaills erhielt für bewiesene Tapferkeit vor dem Feind der Sergeant Ludwig Fa im Ulanenregiment Nr. 20, Sohn des Händlers Faaß von Schwann.

Auszug aus der Zusammenstellung der in den Verlustlisten der nicht württembergischen Heeres- kontingente, sowie der Marine verzeichneten Würt­tembergs:: im Staateanzeiger vom 6. Nov. 1914 Nc. 265:

Husaren Regt. Nr 9. Straßburg i. E.:

Husar Johann Keßler, Ottenhausen, vermißt.

Reserve Jnfanterie-Regi. Nr. 88, Hanau: Landwehrmann Karl Alb. Seegsr, Dobel, verw.

Reservr-Jnf,-Regt. Nr. 109. Karlsruhe-Bruchsal: Gefreiter August Sieb, Bernbach, l. verw.

Im Staatsanzeigcr vom 12. Nov., Nc. 270:

Infanterie Regt. Nr. 112, Mühlhausen i. E.: Musketier Rudolf Grimmer, Gräfenhausen, vermißt.

Infanterie Regt. Nr. 111, Rastatt:

Gefr. d. Res. Wilhelm Bischofs, Arnbach, l. verw.

Obrrtalheim O/A. Nagold, 14. Nov. Witwe Vogel mann hier hatte von ihren fünf Söhnen seit Kriegsbeginn vier unter den Fahnen stehen. Der jüngste ist auf den Schlachtfeldern in Rußland den Heldentod für das Vaterland gestorben. Er war verheiratet und in Zwickau wohnhaft. Der zweite, noch ledig, ist schon in den Augustkämpfen bei Schirmeck gefallen. Ter dritte befand sich auf dem Kriegs­schauplatz in Südafrika, da er dort seinen Wohnsitz hatte. Er ist nach den vorliegenden Meldungen in englische Gefangenschaft geraten. Und endlich der älteste steht zurzeit in der Landsturmkompagnie zu Calw. Ec will, vorausgesetzt, daß er noch in Feindesland kommt, das herbe Schicksal seiner Brüder rächen.

** Pforzheim, 15. Nov. Gestern abend wurde hier die Frau des Kaufmanns Adolf Martin und deffen Teilhaber A. Jäger hier, welche zusam­men seit Jahren eine Tuchhandlung mit Maßgeschäft betreiben, wegen gemeinschaftlicher Wechselfälschung zum Nachteil der hiesigen Jndustriebank G. m. b. H. festgenommen. Der Schaden soll einige Tausend Mark ausmachen. Nächsten Mittwoch bis Freitag soll hier wieder eine Arbeitslosenzählung vorgenom­men werden, um über den Umfang der erforderlichen Unterstützungen während der kommenden Wochen ein genaueres Bild zu bekommen.

! Vermischtes.

f Die geheimnisvollen Patron enspitzen. i Zu diesem peinlichen Thema, das unsere Militär- ! behörden noch beschäftigen dürfte, wird von einem ^ Erlaß des Eiappen-Jnspektors von Cambrai Kennt- ! nis gegeben, das in deutscher und französischer Ab- ! fassnng in der Stadt verbreitet wurde und folgenden / Wortlaut hatte:Englische Kriegsführung.

Jedem Soldaten und Einwohnern ist es ge- ! stattet, unter Aufsicht der Wache das ausgestellte f englische Gewehr und eine Anzahl Dum-Dum-Ge- ! schosse, wie sie mit abgebrochenen Spitzen in den ! Taschen der englischen Patrouillen gefunden werden, ! zu besichtigen. Der Bleikern der Patrone besteht aus zwei Teilen, die durch den Stahlmantel zu- ? sammsngehalten werden. Durch das Hineinstecken der Getchoßspitze in das Loch der Magazinsperre und durch leichten Druck bricht die Geschoßspitze ab; die Patrone wird zum Dum-Dum Geschoß. Das ist die roheste Art der Kriegsführung. Das Dum Dum- Grfchoß ist zum Schutz des Menschen gegen die Bestien Asiens und Afrikas erfunden. Ein Schuß soll das größte Tier zerreißen. Die Haager Kon­vention verbietet ausdrücklich die Verwendung solcher Mordwerkzeuge gegen Menschen. Die Anwendung der Dum-Dum-Geschoffe zeigt, auf welch niedriger Stufe dasKulturvolk" der Engländer steht.

Cambrai, 30. Okt. 1914. von Hellingrath, Generalleutnant und Etappen-Jnspekteur.

op. Auch ein Sargschmuck. Er bestand nicht aus Ornamenten, auch nicht aus blechernem Zierat, auch nicht aus gemachten Blumen, silbernen Engeln und Inschriften. Dergleichen gibt es im Kriege nicht. Mit Mühe hatte der Landwehrmann, seines Zeichens ein Schreiner, in dem von den Einwohnern ver­lassenen Dorf ein paar Bretter zusammengebracht, um seinen Herrn drein zu betten. Dann hatte er mit Bleistift drausgeschrieben:

Hier ruht unser Kompagnieführer, Oberleutnant H.

Gott hat es so gewollt.

Sein Bursche Sch."

Gibt es einen schöneren Sargschmuck?

Schändung des Eisernen Kreuzes. Die München-Augsburger Abendzeitung" erhält folgende Mitteilung: In Paris und Genf stellt eine Metall- fabrik massenhaft Eiserne Kreuze her und läßt sie für 50 Cent, verkaufen. Jeder Gassenjunge treibt auf der Straße seinen Spott mit den Kreuzen. Auf dem Bahnhofsplatz in Genf konnte man einen Hund sehen, dem ein Eisernes Kreuz um den Hals ge­bunden mar. Nirgends herrscht eins so deutschen- ftindlichs Stimmung wie am Genfer See.

Im Gefangenenlager auf dem Lechfeld war, wie es die Regel ist, zur Beerdigung eines fran­zösischen Gefangenen eine Abordnung seiner Lands­leute zugelassen worden. Als diese durch den Friedhof zurückgeführt wurden, stürzte einer von ihnen auf einen Grabstein mit dem Rufe:O'ost mon pörv, e'est, mon pero!" Er hatte beim Be­trachten der Grabdenkmäler zufällig den Namen seines Vaters gelesen, der 1871 hier bestattet wor­den war.

Moderne Märchen. Märchen sind bekanntlich holde Traumgebilde aus Dichterland, die alle mit Es war einmal . . ." anfangen und nur den einen Fehler haben, daß sie nicht der Wirklichkeit ent­sprechen. Ein paar Märchen aus der allerneuesten Zeit erzählt eine Nrw-Aorker Zeitung:Es war einmal eine Festung, und die hieß Antwerpen . . ." Es war einmal eine Londoner Zeitung und die schrieb die Wahrheit . .Es waren einmal drei britische Kreuzer und ein deutsches Unterseeboot . . . es waren einmal drei britische Kreuzer."Es war einmal eine Tante aus Essen, von der niemand etwas wußte, und als man eines Tages allerlei wunderbare Geschichten von ihr erzählte, sagten ein paar Leute:Wir glauben nicht an sie." Als jedoch die Tante ihnen eine» Besuch machte, da haben sie doch dran glauben müssen."

Der verdeutschte Zirkus! DerZirkus Charles" änderte seine bisherige Firma inZirkus Krone", dem Namen des Besitzers und Eigentümers des Unternehmens. Diese Abänderung wurde be­schlossen infolge der schmählichen Vorgänge in Frank­reich und Belgien als eine Unterstützung der schätzens­werten Bestrebungen zur Reinigung unserer Sprache von allerlei Frarizöseleirn. Außerdem will die Presse­kanzlei des Zirkus Krone bestrebt sein, in allen ihren Veröffentlichungen nach Möglichkeit Fremd- i Wörter auszuschalten. D°-. vorm.Zirkus Charles",