Wien, 6. Nov Der Kriegskorrespondent der „Wiener Allgem. Zeitung" meldet: Amerikanische Journalisten kehrten heute von der Front zurück. Sie sprechen begeistert über unser Etappenwesen und über die ausgezeichneten Leistungen unserer Artillerie, die das höchste Lob verdiene.
Sofia, 6. Nov. Der Kriegsministrr traf Ver- Vrrfügungen zur stufenweisen Einberufung von 6 Klassen Reserven in 6 aufeinanderfolgenden Abteilungen für je eine Uebungsprriode, nach deren Beendigung die Reservisten beurlaubt werden sollen.
Straßburg, 6. Nov. Nach der „Straßburg. Post" ist der Bahnhof von Markirch (Oberelsaß) von den Franzosen mit Artillerie beschossen worden. Ein Weichensteller wurde getötet.
Die erste Ersatz-Maschinengewehr-Kompanie 15. Armeekorps in Straßburg stellt wieder Kriegsfreiwillige ein. Normale Sehschärfe, Alter nicht unter 18 Jahren, kräftiger Körperbau find Vorbedingung. Schlosser werden bevorzugt. Gesuche sind an die Kompanie zu richten.
Karlsruhe, 2 Nov. Durch die Einführung des sogenannten Friedensfahrplanes der badischen Staatseisenbahn ab heute wird eine große Zahl von Eisenbahnbeamten und Eisenbahnarbeitern für den Heeresdienst und zur Ergänzung der Feldeisenbahn- truppsn frei. Um möglichst viel Personal zur Verfügung stellen zu können, hat die Generaldirekuon der badischen Staatseisenbahnen ihre Dienststellen erneut angewiesen, eingehend zu prüfen, wer von den Beamten und Arbeitern unter Berücksichtigung der verminderten Disnstgeschäfte freigemacht werden kann. Weiterhin hat die Generaldirektion die Einstellung zur Zeit stellenloser, nicht militärdienstpflichtiger Kaufleute usw. zu Schreibarbeiten und die Einstellung Arbeitsloser zu Arbeiten in Güterhallen, Werkstätten und zur Bahaunterhaltung bei den Bahnmeistereien verfügt. Die Dienststellen sind angewiesen worden, sich mit den hierbei in Betracht kommenden kaufmännischen Vereinigungen, Gewerkschaften und anderen Organisationen in Verbindung zu setzen.
Württemberg.
Stuttgart, 5. Nov. In der preuß. Verlustliste Nr. 67 sind 5 Württemberger als tot, 5 als schwer verwundet, 12 als leicht verwundet, 4 als verwundet und 6 als vermißt aufgeführt. — In der sächsischen Verlustliste Nr. 49 ist 1 Württemberger als leicht verwundet verzeichnet. Die bayrische Verlustliste Nr. 42 und 43 zählt 6 Wür- , ttemöerger als tot. 3 als schwer verwundet. 2 als ! leicht verwundet, 2 als verwundet und 1 als ver- j mißt auf.
Stuttgart. 5. Nov. Der heutige Donnerstag - war für die Stuttgarter Volksschulen de? „Eicheles- ! tag". Auf Grund einer Anregung der K. Zentral- s stelle für Landwirtschaft zogen sämtliche Klassen aller ? Jahrgänge in die benachbarten Wälder aus, wo s Eicheln in Hülle in Fülle zu finden sind. Daß von s den beiläufig 23 000 Kindern ein ordentliches Oman- ! tum abgeliefert wurde, läßt sich denken. Der Ertiag , kommt dem Roten Kreuz und dem städtischen Hilfsausschuß zu gute; es wird dann Ln erster Linie s Schuhzeug für arme Kinder Ausmarschierter ange- ! schafft. Der Tag. der nicht bloß zu manchen unter- richtlichen Belehrungen Anlaß gab, sondern auch als ! wirtschaftlich und sozial gesinnungsbildend gewirkt bat, wird gewiß den Kindern unvergeßlich bleiben. Es ist Anordnung getroffen, daß auch fernerhin noch auf Lerngängen an Eicheln gesammelt wird, was aufzutreiben ist. Möchte ein Gleiches im ganzen Land geschehen!
Stuttgart, 4. Nov. Der Senat der hiesigen Technischen Hochschule hat aus einstimmigen Antrag der Maschinen-Jugenieurabteilung die Würde eines Doktor-Ingenieurs ehrenhalber an den Generaldirektor der Skoda-Werke, Frh. Karl von Skoda, verliehen in Anerkennung seiner hervorragenden Beteiligung an der Konstruktion und Ausführung der österreichischen Motormörser-Batterien, die bekanntlich neben den deutschen 42-Zentimeter-Mörsern aus den Werkstätten von Krupp ganz bedeutende Dienste im Kriege geleistet haben. Frh. Karl von Skoda hat 1897/99 an der Stuttgartner Technischen Hochschule Maschineningenieur-Wesen studiert.
Stuttgart, 4 Nov. Bei der letzten Schweinezählung am 2. Juni wurden in Württemberg 525 916 Schweine ermittelt, das sind 15,4°/» mehr als am gleichen Zahltag des Vorjahrs. Unter den Schweinen waren 49148 Zuchtsauen, 9.3 °/o mehr als im Vorjahr.
Stuttgart, 4. Nov. Da immer wieder Gerüchte aufiauchen des Inhalts, daß ausgegebene Liebesgaben des Roten Kreuzes verkauft werden,
so hat eine polizeiliche Untersuchung stattgefunden, die ergab, daß bisher dafür keinerlei Tatsachen festzulegen waren. Sollten sich jedoch wirklich handgreifliche Fälle ergeben, die sich beweisen und verfolgen lassen, so wäre die Liebesgaben-Abteilung für deren Mitteilung sehr dankbar, da dererlei Vorkommnisse Natürlich verfolgt werden müssen.
Cannstatt, 6. Nov. Fabrikdirektor Bruno Seeliger hat dem ftellvertr. Generalkommando 10000 Kilo Zucker zur Verfügung gestellt. Die Spende kommt durch die Liebesgaben Abteilung des Roten Kreuzes an die Truppen ins Feld.
Backnang. 5. Nov. Dis „Neue Züricher Zig." schreibt: Das Bezirksamt Baden gibt bekannt, daß ein 24 Jahre altes Fräulein, Julie Baumann, am 16. Oktober von Backnang (Würt!.) abgereist sei, um zu ihrer Schwester nach Bern zu reisen. Sie ist aber dort nicht eingetroffen. Dagegen erhielten die Angehörigen in Bern sine Postkarte, datiert von Baden (22. Okt.), auf der eine Frau .Märker mittsiltr, daß Fräulein Baumann auf der Reise ein Mißgeschick paffieri sei und daß sie dieselbe in den nächsten Tagen nach Bern begleiten werde. Die Frau konnte in Baden nicht ausfindig gemacht werden. Man befürchtet, das Mädchen sei das Opfer des Mädchenhandels geworden.
Schram berg, 4. Nov. Der hiesige seit 25 Jahren bestehende Konsumverein ist mit 146 gegen 2 Stimmen aufgelöst worden. Die meisten Mitglieder haben auf Ende dieses Jahres ihren Austritt erklärt, wie überhaupt schon seit längerer Zeit der Verein durch Streitigkeiten geschwächt ist.
Aus StaSt» Bezirk unö Umgebung.
Das Eiserne Kreuz erhielt Oberleutnant d. Res. Forstamtmann Hudelmaier von Enzklösterle.
/X Herren alb. 5. Nov. Mit dem Eisernen Kreuz wurde ausgezeichnet Gefreiter Karl Ecker (Rig. 119), Sohn des Gerichtsvollziehers Ecker in Herrenalb.
Neuenbürg, 7. Nov. In der heute im Staats- cmzriger erscheinenden 55. würti. Verlustliste ist aus dem hiesigen Bezirk folgender Namen aulgeführt: Grenadier-Regiment Nr. 119, Stuttgart 10. Kompanie:
Reservist Paul Ehrhard, Calmbach, infolge schwerer
Verwundung gestorben.
Nachtrag aus der Amtl. Württ. Verlustliste Nr. 53:
Pionierbataillon Nr. 13, Ulm.
3. Kompanie:
Landwehrm. Emil Höhn, Neuenbürg, gefall-, Kopfsch.
Wildbad, 5. Novbr. Der dritte Verwundetentransport mit gegen 170 Mann traf am Dienstag abend */s10 Uhr hier ein. Von zahlreichen geübten Händen empfangen, waren alle Krieger rasch im Krankenheim, Katharinenstift und alten Volksschulgebäude untergebracht und bestens versorgt.
Herrenalb. Hier umgehende sog. Ketten- Lriefe geben Anlaß, auf diesen Unfug aufmerksam zu machen. Es sind Briefe nach Art der Gesundbeterbriefe, die 9 Tage hintereinander ohne Unterbrechung. aber auch ohne Unterschrift an bekannte Personen rveiterzuschicken find. Es heißt in einem dieser Briefe, wie solchen ein hiesiges Mädchen bekommen hat, daß die Kette nicht unterbrochen werden darf und daß, wer dies versäume, kein Glück mehr habe. Wer den Brief aber weiterschicke, werde am 9. Tage große Freude erleben und von allen Sorgen befreit sein. Wers glaubt?! Sollte man es für möglich halten, daß in unserer Zeit noch solch abergläubische Dinge Vorkommen können!
Altensteig. Auf dem untergegangenen Kreuzer „Aork" befand sich auch ein hiesiger Bürgerssohn, Paul Frey, Sohn des Kupferschmiedmeisters Frey hier. Der betagte Vater hat gestern abend telegraphischen Bescheid erhalten, daß sein Sohn gerettet sei.
Schönmünzach, 6. Nov, Gestern nachmittag ist hier die Trauerbotschaft eingelaufen, baß Oberförster Probst, Hauptmann der Landwehr im Feld-Art. Reg. Nr. 54, infolge einer Verwundung am Hals am Mittwoch abend 6 Uhr in D ... in Belgien im Feldlazarett seinen Verletzungen erlegen ist.
Neuenbürg. 7. Nov. Dem heutigen Schweinemarkt waren 72 Stück Milchschweine zugeführt. Für das Paar wurden 12—16 ^ bezahlt. Verkauf flau.
Sonntagsgedankeir (8. November).
Keine Selbstüberhebung!
Wer sich nicht zuviel dünkt, ist viel mehr, als er glaubt. Hinter dem Prahlhans steckt nichts. (Göthe.) Ein alter Kapitän sagte: „Sobald ich einen meiner Leute sagen höre: ,Na, laß mich einen solchen Kerl nur zu Gesicht bekommen, ich will ihn schon unterkriegen!'. so erwarte ich von dem Sprecher eben nicht viel Hilfe im Gefecht. Die ruhigen friedlichen Leute sind's, die Männer von Grundsätzen, die die besten Soldaten ausmachen,"
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Ich glaube, daß der Prüfstein eines wirklich großen Mannes — Demut ist. Damit verstehe ich nicht: Zweifel an der eigenen Kraft oder Unschlüssig- keit, seine Meinung auszusprechen, sondern: ein eigentümliches Unterempfinden von Ohnmacht und Fühlen, daß die Größe nicht in ihnen, sondern durch sie ist; daß sie nichts anderes tun oder sein können, als was Gott sie tun läßl. Carlyle.
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Welch merkwürdige Umrangierung wird bei der großen Musterung vor sich gehen! Wissen wir doch selbst nicht, was wir uns, anderem und einem höheren Willen zuzuschreiben haben. Es wird gut sein, in unserer Beziehung nicht zu viel in Rechnung zu stellen.
Graf Moltke, nach seinem 80. Geburtstag.
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Das Haupt halt hoch in der feindlichen Wett!
Der Freie senkt nie auf die Erde den Blick — das tut nur der Knecht.
Doch dieses bedenk: hoch über der Welt
wohnt Einer im Licht,
des Recht ist stärker, des Haupt ragt höher,
des Leben vergeht nicht-wie deines, mein Sohn.
August Sperl.
Dünnschiss.
Das Unterseeboot.
(Nach der schönen Sangesweise der Loreley,)
Es tanzen die Wellen im Spiele,
Es plätschert das grünliche Meer,
Stolz pustet mit schäumendem Kiele Ein britischer Kreuzer daher.
Vier Schlote erqualmen gewaltig.
Metallisch erschimmert's im Ring,
Das Schiff ist Kanonenhaltig,
Ein höchst gefährliches Ding!
Der Küpt'n mit Goldbortenhosen,
Der edle Sir Händkertschief,
Winkt seinen fünfhundert Matrosen Und reinigt das Perspektiv.
Er sprach: „Ich will Euch erkiesen Znm herrlichsten Heldenstreich,
Darüber soll Tränen vergießen Jedweder im Deutschen Reich!"
Er sprach's und vom Grunde des Meeres Erschien es und quirlte und schnob.
Mit gläsernen Augen, als war' es Ein Unterseebootsperiskop.
Fünfhundert Erschrockene froren Und hauchten in Grausen und Not:
Jetzt Mut! Sonst sind wir verloren!
Hier geht es um Leben und Tod!
Kanonen sie brüllten, es flogen Fünfhundert Granaten ins Meer,
Und als sich die Dämpfe verzogen.
War blutig das Wasser, doch leer.
Hell jauchzten die englischen Helden,
Froh wurde das Banner geschwenkt.
Und drahtlos ließen sie melden:
„II — 1000 soeben versenkt!"
Des abends um Fünfe zur Teestund',
Da spülte am Doverstrand
Das Meer einen traurigen Seehund
Maustotgeschoffen ans Land.
Und wie es der Käpt'n verhießen.
So wirkte der herrliche Streich:
Vor Lachen muß Tränen vergießen Jedweder im Deutschen Reich.
Ludwig Gangyofer in der „Münch. Augsb. Abenztg."
Mit welchen Schwierigkeiten Nachforschungen nach Verwundeten verknüpft sein können, zeigt folgendes kleine Erlebnis: In einem übrigens sehr hübsch eingerichteten Hospital in Valenciennes, in