Möglichkeit gegeben, mit gefangen gehaltenen Heeresangehörigen in Briefwechsel zu treten. Briefe an solche sind frei. Sie müssen offen zur Post gegeben oder offen in den Briefkasten geworfen werden. An die Stelle, wo sonst die Briefmarke aufgeklebt wird, ist der Vermerk zu setzen: „Kriegsgefangenen- Sendung". Dem Namen des Adresfaten sind Dienststellung (z. B. Musketier. Unteroffizier) und Truppenteil hinzuzufügen. Kann der Aufenthaltsort selbst nicht angegeben werden, so ist zu adressieren: „An die Auskunftsftelle über deutsche Kriegsgefangene in Frankreich (Rußland usw.), bestimmt für den Kriegsgefangenen (Name, Dienstgrad und Truppenteil)." In jedem Falle ist Aussicht auf möglichst schleunige Bestellung der Briefe an die Gefangenen geboten. Gesuche Angehöriger von verwundeten Militärpersonen um Ueberführung in ein Heimatslazarett oder in Privatbehandlung sind nicht an das Generalkommando, sondern an das Lazarett zu richten, in dem der Verwundete liegt.
Im Hochverratsprozeß gegen die Mörder des österreichischen Thronfolgerpaares in Serajervo führte der Staatsanwalt in seiner Anklagerede aus, daß der Prozeß die unwiderlegbaren Beweise ergeben habe, daß Rußland Serbien aufgestachelt habe, im Süden unter den Slaven dieselbe Rolle zu spielen, wie Rußland im Norden. Serbische Minister, ja sogar der Kronprinz von Serbien seien mit den gegen den ermordeten Erzherzog gedungenen Mördern persönlich in Berührung gekommen. Das Werkzeug der serbischen Verschwörung sei aber die großserbische Geheimverbindung „Narodna Obrana", die alle Schichten der Südslaven vergiftet habe. Der ermordete Thronfolger habe den großserbischen Bestrebungen entgegen gestanden und deshalb sollte er um jeden Preis vernichtet werden.'
Berlin, 29. Okt. (WTB) Das „Berliner Tageblatt" meldet aus Mailand: Zu dem Unfall des Dampfers „Ganteaume" melden Telegramme aus Folkestone, daß der Dampfer vermutlich einer Krsselexplosion zum Opfer gefallen ist. Die Zahl der Toten soll weit höher sein und wird sich vermutlich auf 100 Personen belaufen.
Rückgang des Druckpapierverbrauchs. Die Verminderung des Papierbedarfs seit dem Beginn des Krieges hat den Verband der deutschen Druckpapierfabrikanten veranlaßt, die Quote auf 40 Prozent herabzusetzen.
In Frankfurt fand am Dienstag eine Vorführung des Verbands deutscher Modejournal- Inhaber statt. Man beschloß, sich mit den maßgebenden Kreisen der Tuch- und Bekleidungsbranche wegen Schaffung einer einheitlichen deutschen Mode ins Benehmen zu setzen.
Württemberg.
Die 3 Söhne des Herzogs Albrecht, die im Felde stehen, Philipp Albrecht, Albrecht Eugen und Karl Alexander, haben das Eiserne Kreuz 2. Klaffe erhalten.
Stuttgart, 30. Okt. Oberamtmann Bazille bei der Zentralstelle für Gewerbe und Handel wurde zum Präsidenten der Zivilverwaltung in Hasselt (Belgien) ernannt. Er hat sein neues Amt bereits übernommen.
Stuttgart, 27. Oktbr. Unter die Postsachen eines hiesigen Turners hatte sich eine Postkarte aus Bayern verirrt. Sie war von der Schwester eines bayrischen Soldaten an den verwundeten Bruder in einem hiesigen Lazarett gerichtet und sollte ihm die Geburtstagswünsche seiner Angehörigen überbringen Als unser Turner in den Sachverhalt eingeweiht war, lief er spornstreichs in verschiedene Läden und kaufte Geburtstagsgeschenke ein. Auf dem Weg zum Lazarett begegnete ihm ein Turnkamerad. Wie dieser erfuhr, woher und wohin des Weges der andere ging, stiftete er noch eine Flasche Roten. So ausgerüstet marschierte der Pseudobriefträger, wie das „Neue Tagblatt" erzählt, in den Spital, ließ sich von der Schwester den Verwundeten zeigen und ging auf ihn zu mit den Worten: „Grüeß Ehne Gott, Sepperl, i westsch Ehne halt recht viel Glück und Segen zum Geburtstag. Und do Han i Ehne au ebbes mitbrocht, Wurst ond Zigarre ond Schoklad ond a Fläschle Wei. Ond obedrei soll i Ehne viele Grüeß ausrichte von Ihrer Schwester, dem Veronelel" Der Verwundete war sprachlos. Als aber der biedere Turner den merkwürdigen Zufall aufklärte, da liefen dem lieferen Bayern Tränen der Freude j und des Dankes über die Backen. Die Zwei sind > nun gute Bekannte geworden. j
Stuttgart, 28. Oktbr. Es gelangen immer ! wieder Mitteilungen an die Liebesgaben - Abteilung, '
daß von ihr verabfolgte Liebesgaben verkauft werden. Es wird daher erneut darauf hingewiesen, daß es sich hiebei stets nur um groben Mißbrauch handeln kann. Die Liebesgaben-Abteilung ersucht, jeden Fall, der bekannt wird, mitzuteileu, damit gegen solche Unredlichkeiten sofort vorgegangen werden kann.
Stuttgart, 28. Oktbr. Das stellvertretende Generalkommando des 7. Armeekorps wendet sich in einer Kundgebung an die neugierigen Frauen mit folgenden echt deutschen Worten: „Frauen wollen sich gefälligst die Mühe sparen, um Erlaubnis zum Betreten von Gefangenenlagern zu bitten, auch wenn ihre Männer daselbst militärischen Dienst tun; sie haben dort nichts zu suchen. Gefangenenlager sind keine Familienstuben. Auch der Besuch ihrer Männer in Kasernen, auf Uebungsplätzen oder Bahnschutzstellen kann ihnen nicht gestattet werden, auch nicht an Sonntagen. Das Interesse des militärischen Dienstes kennt keine Rücksichten. Scheint den Frauen das wenig höflich zu sein, so mögen sie sich lieber freuen, daß dieser rücksichtslose Kriegsdienst es ist. der ihnen Haus und Herd beschützt und das Elend des Krieges von unseren Fluren fernhält! Also schön daheim bleiben!"
Eßlingen. 27. Okt. In der gestrigen Sitzung der bürgerlichen Kollegien wurde beschlossen, die Bürgerausschußwahl, die auf 1. Dezember hätte vorgenommen werden müssen, bis auf weiteres aufzuschieben und die seitherigen Mitglieder in ihren Aemtern zu belassen. Ferner wurde beschlossen, den Betrieb der elektrischen Rundbahn (Stadtlinie) zunächst bis 1. März 1915 einzustellen wegen des zu erwartenden Abmangels. Der Betrieb der Vorortslinie wird aufrecht erhalten.
Tübingen, 28. Oktbr. Von 2069 Studenten des letzten Semesters -der hiesigen Universität stehen gegen 1H00 in der Front im Felde und einige 100 im Dienste der Sanität.
Die Seifenfabrik Krämer u. Flammer, Heilbronn hat den im Felde stehenden württ. Truppen durch Vermittlung des stellvertretenden Generalkommandos, bezw. der Zentralstelle des Roten Kreuzes 200 Zentner ihrer bekannten Flammer-Seife als Liebesgabe zur Verfügung gestellt.
Ludwigsburg, 28. Okl. Ein kleines Mißverständnis. Ein Ludwigsburger (bei der Sanitätskompagnie II) teilt der Ludw. Z g. folgendes heitere Erlebnis mit: Kommt da kürzlich ein Preuße an unser Lagerfeuer mit der Frage: „Kann ich vielleicht hier ein wenig Rum kriechen?" Darauf die Antwort eines biederen Schwaben: „Jo, do kannscht romkrapple, so lang de willscht. do hotts Platz gnuag!"
Cleebronn, 28. Okt Bei der Fertigung des diesjährigen Herbstergebnisses wurde feftgestellt, daß Heuer auf hiesiger Markung keine fünf Hektoliter geherbstet wurden. Der Erlös hierfür beträgt — 0 —, da nichts verkauft werden konnte. Nach langjährigem Durchschnitt beträgt der heurige Ausfall an Herbstgeld: 120000 Die Geldnot ist sehr fühlbar. Nach Mitteilung der Gemeindepslegen gehen die Steuern sehr flau ein.
klus SiaSt» Bezirk unS Umgebung.
Auszug aus der Zusammenstellung der in den Verlustlisten der nicht württembergischen Heeres- kontingente, sowie der Marine verzeichneten Württembergs! im Staatsanzeiger vom 24. Okt. 1914 Nr. 254:
Reserve-Infanterie-Regiment Nr. 109, Karlsruhe und Bruchsal.
2. Bat.:
Reservist Friedr. Wilh. Lichtenberger, Birkenfeld, tot.
3. Bat.:
Reservist Karl Spiegel, Gräfenhausen, verw.
Mit dem Eisernen Kreuz sind ausgezeichnet worden: Gustav Luz, Sohn des Malermeisters Luz; Karl Pfau, Lehrer in Sprollenhaus, Sohn des »erst. Ad. Pfau, Bäckermeisters; der Einjährig-Freiwillige Pionier Karl Krauß. Sohn des Robert Krauß. Maurermeisters in Wildbad, sowie der Vizefeldwebel d. Res., Oberbahnassistent Fischer in Wildbad. Ferner erhielt das Eiserne Kreuz der Oberveterinär Dr. Kuno Bruder von Bönnigheim, Sohn von Frau Stadtschultheiß Bruder ! Wtw., geb. Scholl, von Neuenbürg und der Leutnant d. Landw. Universitätsamtmann Dr. Knapp in Tübingen, (in den Jahren 1909/11 Rechtsanwalt in Neuenbürg.)
/X Herrenalb, 29. Okt. Mit dem Eisernen Kreuz wurde ausgezeichnet Leutnant Adolf Druffner (10. Württ. Jnf.-Reg. 180), geb. in Herrenalb als Sohn des Lehrers Druffner, jetzt in Liebersbronn (Eßlingen). Die Auszeichnung wurde ihm verliehen für besondere Tapferkeit bei den Kämpfen in den Vogesen und bei Bapaume (29. Sept.).
/X Herrenalb, 29. Okt. Seinen Wunden erlegen ist Theodor Schumacher von Zieflensberg (Reg. 125, 5 Komp.), ein Opfer der Schlacht bei Sommaines 10. Sept. Der Vater ist Veteran von 1870/71 und schickte 5 Söhne und einen Schwiegersohn ins Feld.
Neusatz, 26. Okt. In hiesiger Gemeinde hat nun der schreckliche Krieg auch das erste Opfer gefordert. In der ganzen Gemeinde wurde mit lebhaftem Bedauern die schmerzliche Nachricht ausgenommen, daß der Landwehrmann Ernst Christof Lutz seiner bei Ronchiville, durch einen Granatsplitter erhaltenen Kniegelenksverletzung im Festungs- lazareit zu Straßburg erlegen sei. Eine Ehefrau und 2 Kinder im Alter von 3—6 Jahren trauern um den so früh Dahingeschiedenen. Die Beerdigung des im Alter von 31 Jahren verstorbenen Kriegers fand gestern unter überaus großer Beteiligung der Einwohner von hier und Umgebung statt. Vor dem Haufe sang der hiesige Gesangverein, dessen Vorstand der Verstorbene seit 2 Jahren gewesen ist. das Lied „Du hast Dein Haupt so früh geneigt." — Der Sarg, welcher von seinen Kriegskameraden aus Herrenalb mit Girlanden und Kränzen geschmückt wurde, wurde von vier Unteroffizieren, wovon einer von hier, zwei von Herrenalb und einer von Dobel war, zum Grabe getragen. Diesem folgten zuerst die sich in Herrenalb im Lazarett befindlichen Krieger, der hiesige Militärverein, der hiesige Gesangverein, die Militärvereine Herrenalb, Dobel und Rotensol, dann unter allgemeiner Teilnahme der Einwohner von hier und Umgebung. Es war ein solch großer Trauerzug. wie man ihn hier wohl noch nie gesehen hat. Herr Pfarrer Fab er aus Dobel gab in tiefempfundenen Worten dem Schmerze um den Verlust des in bester Kraft stehenden Familienvaters innigen Ausdruck, der mit frohem, tapferen Mut hinausgezogen ist vor den Feind und in den Vogesen am 7. September die tödliche Wunde durch einen Granatsplitter erhalten hat. In Straßburg ist er an seiner anfangs nicht so gefährlich scheinenden Wunde am Donnerstag, den 22. Okt. vormittags 3 Uhr gestorben. Während der Versenkung des Sarges gab eine Abteilung Kriege? drei Ehrensalven ab, alsdann trat nach der Einsegnung als erster ein Krieger aus Herrenalb an das Grab, um dem braven, tapferen Kameraden in trefflichen Worten einen Kranz zu widmen. Weitere Kränze wurden von Karl Günthner, Gemeinderar hier, namens des hiesigen Militärvereins, von Wilhelm Bauer, Schreiner hier, namens des hiesigen Gesangvereins, niedergelegt. Die Fahnen des hiesigen Militärvereins, sowie die der Militärvereine Herrenalb, Dobel und Rotensol senkten sich zu Ehren des gefallenen Kriegers und Kameraden, der, wie viele in dieser ernsten Zeit, den Ehrenlod für unser liebes Vaterland gestorben ist. Ein stimmungsvolles Lied des hiesigen Gesangvereins bildete den Abschluß der ergreifend ernsten Feier.
Fünf Brüder fürs Vaterland. Wieder hören wir die erschütternde und doch erhebende Kunde, daß alle Söhne des einen und desselben Vaters ohne Ausnahme auf dem Felde der Ehre für Kaiser und Reich starben. Die fünf Brüder der Familie von ( König in Zörnigall (Kreis Wittenberg) waren als Offiziere freudig in diesen Kampf für Deutschlands Ehre und Freiheit gezogen. In rascher Folge erlitten vier von ihnen den Soldatentod. Und nun ist auch der letzte von ihnen, Hauptmann Ernst von König, dahingerafft worden. Die Brüder starben für ihre Pflicht, gewiß wie viele Tausend andere es auch taten. Aber die Größe des gewaltigen Blutopfers, das unser Volk in diesen Tagen bringt, wird einem gerade an solchen Beispielen des Opfertodes einer ganzen Generation einer Familie recht augenscheinlich. Nicht klagen und jammern sollen wir darum; nicht Kleinmut muß uns befallen, wenn wir von Opfern hören, die eine Familie dem Vaterland bringen mußte. Im Gegenteil wir sollen dadurch bestärkt werden in dem Willen, weiter zu kämpfen, bis uns ein Friede gesichert ist, der des edlen deutschen Blutes würdig ist, das dem Vaterlande dargebracht wurde.
Folgende Prophezeihungaus einem Kalender von 1814 teilt der „Hofer Anzeiger" seinen Lesern mit: „Es wird die Zeit kommen, wo die Welt