2 große Forts im Süden zu erwähnen. Es handelt sich um das westliche Fort de Blenod und um das östlich gelegene Fort de St. Vincent, das sich am Zusammenfluß der Mosel und Madon befindet. Im Osten gegen die deutsche Grenze zu liegt weit vor­geschoben das Fort Frouard. Durch dieses Fort wird der Kreuzungspunkt der Bahn nach Toul und nach Nancy geschützt. In Anbetracht der großen Wichtigkeit, welche diese starke Festung für ein Heer hat, sind di« heftigen Kämpfe erklärlich, die augen­blicklich um den Besitz von Toul geführt werden. Bei der Stärke unserer 42-Zentimeter Geschütze darf man wohl in kurzer Zeit auch mit der Erstürmung von Toul rechnen. Schon im Kriege 1870 konnte die Festung dem Ansturm der deutschen Truppen nicht Stand halten. Wenn auch seit dieser Zeit alle Werke eine bedeutende Verstärkung erhalten haben, so sind doch auch unsere Belagerungsgeschütze mit denen von 1870 nicht zu vergleichen. Im Jahre 1870 fiel die Festung verhältnismäßig sehr schnell. Mit dem Fall der Festung Tvul wäre heute für das deutsche Heer der Weg in den Rücken des fran­zösischen Heeres frei.

Württemberg.

Stuttgart, 24. Okt. Infolge Ablebens des im Feld gefallenen Prinzen Wolrad-Friedrich zu Waldeck und Pyrmont ist am württembergischen Hofe von heute an auf 3 Tage Hoftrauer angeordnet worden.

Stuttgart. 24. Okt. Nach einer Verfügung des K. Stellvertretenden Generalkommandos vom 20 . Oktober wird die Polizeistunde für sämtliche Gemeinden des Landes mit Ausnahme der Stadt­gemeinde Stuttgart vom 1 . November d. I. ab auf 11 Uhr nachts festgesetzt.

Stuttgart, 23. Okt. Die dem heutigen Staats­anzeiger beiliegende 44. württ. Verlustliste ver­zeichnet vom Brigade-Ersatz-Bataillon Nr. 51 365 Namen und zwar gefallen 3, schwer verwundet 8 , leicht verwundet 267, vermißt 79, erkrankt 8 . Vom Brigade-Ersatz-Bataillon Nr. 54 sind 3 Namen verzeichnet und zwar leicht verwundet 1 , vermißt 2 . Vom Landwehr-Infanterie-Regiment Nr. 120 sind 4 Namen verzeichnet (gefallen 1 , schwer verwundet 1 , leicht verwundet 2 . Vom Landwehr-Infanterie- Regiment Nr. 121 Stab ist ein schwer verwundeter Offizier verzeichnet. Vom Landwehr-Infanterie- Regiment Nr. 122 sind 2 Gefallene aufgeführt. Vom Landwehr-Infanterie-Regiment Nr. 123 sind 11 Namen verzeichnet und zwar gefallen 3, schwer verwundet 5. leicht verwundet 3. Vom Landwehr- Jnfanterie-Regiment Nr. 125 sind 13 Namen auf­geführt uud zwar gefallen 2, schwer verwundet 4, leicht verwundet 7. Vom Infanterie-Regiment Nr. 180, Tübingen-Gmünd, sind verzeichnet 646 Namen und zwar gefallen bezw. gestorben 102 , schwer verwundet 136, leicht verwundet 338, ver­mißt 68 , erkrankt 1 . verletzt 1 . Von der 2 . Land­wehr-Eskadron ist 1 schwer Verwundeter, von der

2 . Abteilung des Reserve - Feldartillerie - Regiments Nr. 29 sind 4 Namen (gefallen 1 , leicht verwundet 3) von der Reserve-Munitions-Kolonnen-Abteilung Nr. 26 ein leicht Verwundeter aufgeführt. Ins­gesamt umfaßt demnach die Liste 1051 Namen (gefallen bezw. gestorben 114, schwer verwundet 156; leicht verwundet 621, vermißt 149, erkrankt 9, ver­letzt 1 ). In der Gesamtzahl befinden sich 18 Offi­ziere und 3 Offiziersstellvertreter (gefallen 4, schwer verwundet 5, leicht verwundet 12).

Stuttgart, 24. Okt. Die amtliche 45. württ. Verlustliste verzeichnet vom Landwehr-Jnfanterie- Regt. No. 119 44 Namen und zwar gefallen bezw. gestorben 15, schwer verwundet 12, verwundet bezw. leicht verwundet 14, vermißt 3. Vom Landwehr- Jnf.-Regt. No. 122 sind es 4 Namen (gefallen 1 . schwer verwundet 2 , leicht verwundet 1 ), vom Jnf.- Regt. No. 124, Weingarten 66 Namen (gefallen bezw. gestorben 10 , schwer verwundet 12 , verwundet bezw. leicht verwundet 34, vermißt 10 ). Vom Land­wehr-Infanterie Regt. No. 125 sind 30 Namen auf­geführt (gefallen bezw. gestorben 10 , schwer verwundet

3. verwundet bezw. leicht verwundet 17), von der Kavallerie-Ecsatz-Abteilung 1 Gefallener und 1 ver­wundeter Vermißter. Vom Reserve-Feldartillerie- Regt. No. 26 weift die Liste 20 Namen auf (ge­fallen bezw. gestorben 5, schwer verwundet 4, ver­wundet bezw. leicht verwundet 11), vom Feldartillerie- Regt. No. 65, Ludwigsburg 163 Namen und zwar: gefallen bezw. gestorben 30, schwer verwundet 13, verwundet bezw. leicht verwundet 113, vermißt 6 , erkrank! 1. Von der 2. Ressrve-Pionier-Kompagnie sind verzeichnet 74 Namen und zwar: gefallen bezw. gestorben 16, schwer verwundet 16, verwundet 41,

vermißt 1 . Von der Train-Ersatz-Abteilung, Fuhr­parkkolonne. sind es 10 Namen (erkrankt 8 . verletzt 2 ). Die Liste enthält demnach insgesamt 413 Namen und zwar gefallen 88 , schwer verwundet 62. ver­wundet 231. vermißt 21, erkrankt 9, verletzt 2. In der Gesamtzahl sind 21 Offiziere. 2 Sanitätsoffiziere und 5 Offiziersstellvertreler (gefallen 10 . schwer ver­wundet 3, verwundet 15). Schließlich bringt die Liste noch Berichtigungen zu früheren Verlustlisten.

Stuttgart, 25. Okt. Der bereits im Früh­jahr 1905 in den Ruhestand getretene General­leutnant und Brigadekommandeur Karl von Reinhardt ist vor dem Feinde gefallen. Als Sohn des Ober­regierungsrats von Reinhardt im Jahre 1853 hier geboren, machte er den Feldzug 1870 im Grenadier- Regiment Nr. 123 mit und nahm besonders an den Schlachten bei Wörth, Sedan und Villiers und an der Belagerung von Paris teil. Im Jahre 1903 führte er die 54. Jnfanteriebrigade. Im Jahre 1905 wurde ihm mit dem Charakter als Generalleutnant der Abschied bewilligt. Gefallen sind ferner: Oberleutnant Karl Spieß, Drag.-Regt. 25 zu Ludwigsburg, Inh. des Eisernen Kreuzes, Sohn des Oberstleutnants von Spieß; Diplomingenieur Adolf Köstlin, Lt. d. Res. Pion.-Bat. 13, Inh. des Eisernen Kreuzes, Sohn des Dekans Dr. Köstlin in Backnung.

Stuttgart, 23. Okt. Ueber die Versendung der Liebesgaben erfahren wir vom Kriegsmini­sterium, daß in den letzten Wochen durch Automobil­kolonnen an die im Oberelsaß, in den Vogesen und in französisch Lothringen stehenden württembergischen Truppen der Linie, der Reserve und der Landwehr Liebesgaben gesandt wurden. Einschließlich der vom Roten Kreuz schon früher versandten Gaben haben mit ganz wenigen Ausnahmen nun sämtliche im Felde stehenden Truppen Gaben erhalten. In dieser Woche gehen unter militärischer Führung wiederholt große Sendungen ab an die Truppen der 27. Division; weitere Sendungen an diejenigen der 26. Division und die übrigen württembergischen Truppen sind in Vorbereitung. Es bleibt aber immer zu beachten, daß die Ausführung und die Reihenfolge der Sen­dungen bedingt ist von der Frage, inwieweit die Straßen augenblicklich für solche Transporte benütz­bar sind. Auch ist zu berücksichtigen, daß es sich nach Lage der Verhältnisse in den meisten Fällen um die Zurücklegung sehr großer Enfernungen han­delt. Es wird nun gebeten, Zigarren. Tabak, Kognak und Rum in kleinen starken Flaschen. Kakao. Schokolade, Hartwurst. Hosenträger mit Patenthosen­knöpfen, fertige Taschentücher, graue Halsbinden, Nähzeuge mit starkem Faden, Seife, Stearinlichter, Zunderfeuerzeuge, Ersatzbatterien für Taschenlampen, Bleistifte mit Schutzhülse, Briefpapier und Postkarten an die mit der Abnahmestelle des Roten Kreuzes verbundene militärische Sammelstelle im Kgl. Mar- stallgebäude in Stuttgart gelangen zu lassen, wo die Sendungen vereinigt mit den Gaben, die beim Roten Kreuz eingehcn, zusammengestellt werden.

Vom Heuberg, 25. Okt. In solcher Heftig­keit wie in den Nachmittags- und Abendstunden des Freitag ist der Kanonendonner von Westen her auf unseren Höhen bis jetzt noch nicht vernommen worden. Das unheimliche dumpfe Pochen zahlloser Geschütze drängte sich zeitweilig zu einem ununter­brochenen, langandauernden fernen hohlen Dröhnen ineinander, aus dem die bekannten vereinzelten Schläge mit schauriger Schwere wuchtig sich heraus­hoben. Man wird von diesem gewaltigen Gefchütz- feuer auf ein ausgedehntes mächtiges Kämpfen schließen.

Kriegssitzung der ReutlingerHandwerkskammer.

Am Dienstag den 13. ds. tagte im Kammer­gebäude zu Reutlingen die 32. Vollversammlung der Handwerkskammer des Schwarzwaldkreises unter dem Vorsitz von Schreinermeister Vollmer-Rotten­burg. Die Sitzung wurde eingeleitet durch eine patriotische Ansprache des Vorsitzenden, die mit einem Hoch auf Kaiser und König ausklang. Sodann ge­dachte der Vorsitzende in Ehren des für das Vater­land gefallenen Kammersekretärs Lehner-Heilbronn und der ausmarschierten Söhne von Kammermit­gliedern. Dem 2 . Vorsitzenden der Kammer Henne- Tübingen, der ebenfalls zur Fahne eingerückt ist, wurde glückliche Heimkehr gewünscht. Handwerks­kammersekretär Hermann erstattete hierauf den Ge­schäftsbericht für das letzte halbe Jahr. Die Frühjahrsgesellenprüfungen nahmen, von verschwin­denden Ausnahmen abgesehen, einen günstigen Verlauf. Mit Erfolg geprüft wurden von den ca. 500 Prüfungs­ausschüssen der Kammer und der Innungen insgesamt 1601 Lehrlinge (1913:1512), worunter 314Jnnungs-

lehrlinge, 295 Fabriklehrlinge und 23 weibliche Lehr­linge inbegriffen sind. Die Kosten sind durch die erhöhten Entschädigungen der Prüfungsvorsitzenden und Beisitzer um etwa 2000 gegen das Vorjahr höher geworden, so daß die Mehreinnahme durch Erhöhung der Prüfungsgebühr von 3 auf 5 -48 durch diese Mehrausgabe vollständig verschlungen wurde. Meisterprüfungen fanden im Berichtsjahr keine statt, die Abhaltung von solchen während dieses Winters erscheint angesichts des Krieges für nicht angebracht. Auf dem Gebiete der Reform des öffent­lichen Verdingungswesens kann über einen hocher­freulichen Fortschritt berichtet werden. Während die Submissionsreform in Land und Reich mehr oder weniger auf einem toten Punkt angelangt jst, war es in Reutlingen durch em verständnisvolles Zu- sammenwiiken von Stadtverwaltung und Geschäfts­stelle der Kammer möglich, eine Verdingungsordnung zu schaffen, die in so weitgehendem Maße den von der Kammer stets vertretenen Anschauungen entspricht, daß sie geeignet ist, als Vorbild für alle anderen Städte und Gemeinden, die eine Neuregelung her­beiführen. zu dienen. Der Geschäftsbericht fand allseitige Zustimmung. Mit dem Ausbruch des Weltkrieges war die Handwerkskammer vor ganz neue Aufgaben gestellt, es galt für die Gewerbe­förderung während des Krieges eine Reihe von Maßnahmen zu treffen, über welche Kammersekretär Hermann einen eingehenden Bericht erstattete. Der Geschäftsbetrieb der Handwerkskammer erlitt durch den Kriegsausbruch keinerlei Beeinträchtigung. Die Geschäftsstelle hat sich von Ausbruch des Krieges an die größte Mühe gegeben, den Handwerkern und den Zurückgebliebenen der ausmarschierten Handwerker mit Rat und Tat behilflich zu sein. Zunächst galt es dem immer stärker werdenden Mangel an Mehl in einer Reihe von Städten und Gemeinden des Kammer­bezirks zu begegnen und Mehl herbeizuschaffen, was durch Zusammenarbeiten mit den Genossenschaften und den Militärbehörden, wenn auch zu Wucher­preisen, gelang. Gegen die Preistreiberei der Groß­mühlen wandte sich eine dringende Eingabe der Kammer an die K. Zentralstelle für Gewerbe und Handel vom 10 . August ds. Js., in welcher an die K. W. Staatsregierung die Bitte gerichtet wird,' sie möge beim Bundesrat die möglichst sofortige Fest­setzung von Höchstpreisen für den Mehlgroßhandel beantragen.

Ein weiterer öffentlicher Aufruf in sämtlichen Tageszeitungen wendet sich an die gesamte Bürger­schaft mit der Bitte, den Handwerkern die Rech­nungen zu bezahlen. Gleichzeitig wurde bekannt gemacht, daß die Handwerkskammer eine Stelle zur Vermittlung außergerichtlicher Stundungen (freiwillige Moratorien) geschaffen habe. Außerdem beteiligte sich die Handwerkskammer an der Errichtung von sogen. Prüfungsstellen bei den K. Oberämtern, welche die Aufgabe haben, den Gerichten Zeugnisse über eingeklagte Schuldner, welche nicht bezahlen können, aber Stundung verdienen, auszustellen, sowie zwischen Gläubigern und Schuldnern zu vermitteln. Dem Schneider- und Sattlerhandwerk die Lieferung von Bekleidungs- und Ausrüstungsgegenständen zu ver­schaffen, bildet heute eine Hauptaufgabe der Hand­werkskammer. Durch das Entgegenkommen des Kaiserlichen Artilleriedepots in Ulm ist es möglich geworden, dem Sattlerhandwerk die Lieferung von 300 Pferdeausrüstungen zu vermitteln. Die Kammer richtet hiezu eine besondere Werkstätte ein. Nicht so entgegenkommend war das Bekleidungsamt in Ludwigsburg. Trotzdem das Verdingungsamt der Kammer zur Vermittlung der Schneiderarbeiten bereit und imstande war, konnte bis jetzt eine Lieferung nicht erlangt werden. Lebhaft mißbilligt wurde die Vergebung dieser Arbeiten an wenige Großfirmen, die die Handwerker nur ausnützen und sich einen mühelosen Gewinn ergattern. Es wird deshalb an das K. Württ. Kriegsministerium die Bitte gerichtet, den Schneiderinnungen des Kammer­bezirks durch Vermittlung der Kammer die Lieferung von Waffenröcken. Hosen und Mänteln baldmöglichst zu übertragen. Ebenso wird gebeten, auch sonstige für Militärlieferungen in Betracht kommende Hand­werkszweige insbesondere Schreiner und Schuhmacher zu berücksichtigen. Das Kreditbedürfnis wird seitens der 31 Kreditgenossenschaften des Kammer­bezirks, welche auf dem Grundsatz der Selbsthilfe fußen, zu mäßigem Zinsfuß (F/t5ffs Prozent) bis heute vollständig befriedigt. Die Kammer be­schloß deshalb von einer Zeichnung von Aktien zur Kriegskreditkaße Abstand zu nehmen. In der anschließenden nichtöffentlichen Sitzung wurde be­schlossen, die Vorarbeiten zum Kammerneubau wäh­rend des Krieges auszusetzen. Die Jahresrechnung pro 1913/14 wurde abgrnommen und dem Kassen-