gute Ernte haben zu verzeichnen Oft-, Westpreußen, Westfalen, Hessen-Nassau, Rheinprovinz, Königreich Sachsen, sowie fast ganz Süddeutschland. Hiernach bildet die diesjährige Kartoffelernte in ihrer Gesamt­heit eine Mittelernle, die eine sichere Unterlage für die Volksernährung während des Krieges bis zum nächsten Erntejahr gewährleistet.

Konstanz, 20. Okt. Bei einem Besuch, den Graf Zeppelin den Verwundeten im hiesigen Vereins­lazarett abstattete, gab der Graf den Verwundeten den scherzhaften Rat, möglichst rasch gesund zu werden, damit sie den in nicht allzu weiter Ferne in Aussicht stehenden Siegeseinzug der Truppen noch mitmachen könnten. Weiter gab er noch der Hoff­nung Ausdruck, daß er, wenn es einmal über den Kanal gegen England gehe, diese Fahrt noch uit- machen könne.

Württemberg.

Stuttgart. 19. Okt. Der König hat gestern nachmittag die Verwundeten in der Villa des Frhrn. Fritz von Gemmingen in der Mörickestraße unter Führung der Freifrau von Gemmingen und der Freiin Lili von Gaisberg. sodann die im Fürsorge­heim und in der Charlottenstraße untergebrachten Verwundeten unter Führung des Obermedizinalrats Dr. Camerer besucht. Den im katholischen Ge­sellenhaus (Reservelazarett 7) untergebrachten ver­wundeten und kranken Soldaten hat der König einen prächtigen Hirsch zugeschickt. Die Soldaten haben das Geschenk des Königs mit aufrichtigem Dank ent­gegengenommen.

Stuttgart, 20. Okt. Heute vor 25 Jahren ist auf unseren König Wilhelm II., damals Prinz Wilhelm von Württemberg, ein Attentat verübt worden, das erfreulicherweise erfolglos blieb. Prinz Wilhelm fuhr am 20. Oktober 1889 zum Sonnrags­gottesdienst von der Villa Mariawahl zur Kirche nach Ludwigsburg, als von einem gutgekleideten Mann ein Schuß auf ihn abgegeben wurde, der jedoch sein Ziel verfehlte. Der Prinz blieb unverletzt. Der Täter wurde nachher in der Person des Gotthard Martin Müller. Kaufmann aus Oellingen OA. Kirch- heim festgeftellt, bei dem öfters Spuren von Geistes­störung wahrgenommen wurden.

Stuttgart, 20. Okt. Der Vorstand der Be­triebsabteilung der Gensraldirekiion der Staatseisen- bahnen, Direktor v. Leo, hat in den letzten Tagen einen Ruf an die Spitze eines Verwaltungsrates der belgischen Bahnen erhalten, dem er mit allerhöchster Genehmigung Folge leisten wird.

Nach einer Zuschrift des Stellv. Generalkomman­dos des Gardekorps in Berlin hat dieses in der Möckernstraße 26/27 eine Paketsammelstelle ein­gerichtet. welche bis auf weiteres Pakete jeder Größe für Angehörige der Truppenteile des gesamten deut­schen Heeres annimmt und kostenlos dem in Frage kommenden Empfänger zusendet. Auf diese Ge­legenheit, an im Felde stehende Angehörige bei nicht württembergischen Truppenteilen Paketsendungen gelangen zu lassen, wird hingewiesen, da eine un­mittelbare Zusendung an diese Sammelstelle eine raschere Zustellung gewährleistet.

Stuttgart, 19. Okt. Die dem heutigen Staats­anzeiger beiliegende 41. württembergischeVerlust- liste verzeichnet vom Brigade Ersatz-Bataillon Nr. 51 4 Namen. Vom Infanterie-Regiment Nr. 124, Weingarten sind aufgeführt 905 Namen und zwar: gefallen bezw. gestorben 144, schwer verwundet 193, verwundet bezw. leicht verwundet 454, vermißt 105, verletzt 2, erkrankt 7. Vom Landwehr-Jnfanterie- Regiment Nr. 124 sind, verzeichnet 24 Namen und zwar: gefallen 1. schwer verwundet 4. Insgesamt verzeichnet demnach die Liste 934 Namen und zwar: gefallen bezw. gestorben 147, schwer verwundet 197, verwundet 473, vermißt 107, erkrankt oder verletzt 10.

Stuttgart, 19. Okt. Mit dem am Donners­tag den 15. Okt. zum Landwehrregiment Nr. 119 abgegangenen Transport halte das Ersatzbataillon Gelegenheit, die vom Roten Kreuz in überaus zahl­reicher Menge überwiesenen Liebesgaben und 930 Pakete dem Regiment zuzuführen. Das Bataillon macht darauf aufmerksam, daß voraussichtlich Ende dieser Woche ein weiterer Transport abgehen wird, dem wieder Sendungen an Angehörige des Land- wehr-Regimenes 119 auf sicherstem und schnellstem Wege nfftgegeben werden können. Auswärtige Pakete müssen doppelt verpackt, mit genauer Adresse des Empfängers auf der inneren Verpackung versehen, als Postpakete an das Ersatzbataillon des Landwehr- Infanterie Regiment 119, Stuttgart. Karlsgymna­sium, Tübingerstr. 38 eingesandt werden.

Stuttgart, 19. Okt. Die in der letzten Zeit vom Roten Kreuz veranstaltete Haussammlung von warmer Unterwäsche und Wollsachen für unsere Soldaten im Felde hat dank der hilfsbereiten und hilfsfreudigen Arbeit von ca. 100 jungen Damen zusammen mit nahezu 300 Mitgliedern Jungdeutsch­lands ein überaus erfreuliches Resultat gezeitigt. Die Sammlung brachte folgendes: 7538 Hemden, 3542 Beinkleider. 2580 Unterleibchen. 6871 Paar Socken. 235 Sweaters. 2400 Wolldecken. 960 Hosen­träger. 216 Halstücher, 100 Paar Handschuhe, 640 Leibbinden. 200 Schläuche, 190 Ohrenschützer. 120 Gamaschen, 350 Kniewärmer. 100 Brustwärmer, 1080 Pulswärmer, 850 Taschentücher, 126 Fuß­wärmer. 23 Pakete Tee, 7715 Zigaretten, 11755 Zigarren. 73 Pakete Kakao. 10 Pakete Streichhölzer, 137 Pakete Tabak, 15 Tabakspfeifen, 455 Stück Seife, 22 Pack Lichter. 30 Zahnbürsten und Kämme. 48 div. Toilettenartikel. 3 Kisten Würfelzucker. 12 Büchsen kondensierte Milch und über 100 Flaschen Weine und Liköre usw.

Eßlingen, 20. Okt. Dir Stadt Eßlingen darf sich mit ihren Söhnen, die sie im Felde stehen hat, wohl sehen lassen. Gestern hat Leutnant Eduard Zimmer das Eiserne Kreuz erhallen, das der Vater Professor Zimmer im Jahre 1870 und seine beiden Brüder erhallen haben. Der junge Held ist leider sehr schwer verwundet. sProfessor Zimmer war in den Jahren 1872/75 als Lehrer (Präzeptor) an der Lateinschule in Neuenbürg. D. Red.s

Heilbroyn, 20. Okt. Nahezu 5 Vierteljahre sind vergangen, seit Stadtpfleger Burger unsere Stadt unfreiwillig hat verlassen müssen; im August vorigen Jahres hat er sich nach Athen geflüchtet und im Oktober darauf ist seine Auslieferung erfolgt, die sich nun gerade 1 Jahr hinzog. Die meiste Zeit hat er in Brindisi in Untersuchungshaft zugebracht, die er jetzt hier fortzusetzen haben wird.

Marbach a. N., 19. Okt. Der im Felde ge­fallene Sluhlfabrikant Hermann Palmer von Stein­heim hat dem dortigen Turnverein für den Turn­halle-Bau die Summe von 5000 vermacht.

Münsingen, 20. Okt. Der vor einiger Zeit aus dem kiesigen Gefangenenlager entwichene Fran­zose wurde in der Nähe von Riedlingen auf­gegriffen und verhaftet- Er trug französische Uni­form und nicht, wie man angenommen hatte, deutsche Uniform.

Herbstnachrichten.

Cannstatt-Untertürkheim, 19. Okt. Lese in vollem Gang. Menge schlägt zurück. Vieles verstellt. Ein Kauf abgeschlossen zu 260 Mk. per Eimer.

Cannstatt. Stadt Cannstatt, 19. Okt. Die allgemeine Weinlese hat begonnen. Dank der guten Belaubung und dem allgemeinen gesunden Bestand der Reben und Trauben und der hier üblichen pünktlichen Auslese wird die Qualität des Erzeug­nisses eine recht gute. Einzelne Verkäufe am Stock per 3 Hektoliter 240, 260 und 270 Ober­

türkheim. Lese begonnen. Vieles verstellt/ Ein Kauf zu 300 ^ per 3 Hektoliter.

Heilbrann, 19. Okt. Der gesamte heurige Ertrag der 600 Hektar großen Weinbergmarkung ist Ef 4000 Hektoliter geschätzt und besteht vorwiegend aus Weiß-Rießling. Die Weingärtnergesellschaft beginnt mit der Anlieferung von Schwarz-Riesling am 20. ds. Mts., von Weiß-Gewächs am 22., die Lese von Trollinger und Weiß-Riesling wird noch hinausgeschoben. Die allgemeine Lese soll am 22 . beginnen.

Brackenheim, 19. Okt. Die Weinlese ist zum größten Teil beendigt. Bis auf wenige kleinere Reste alles verstellt. Preis meist 200 Mk., einzelne Posten darüber bis 210 Mk.

Schwaigern, 19. Okt. Käufe zu 200, 205, Weißriesling zu 210 Mk. für 3 Hektoliter.

Aus der Ortenau, 16. Okt. Verhältnismäßig gut ist der Herbst in Ortenberg ausgefallen; von 340 Morgen Rebgelände wurden 1200 Hektoliter Weiß- und Rotwein gewonnen. Mostgewicht 6570 Grad. Bezahlter Preis 48 Mk. per Hekto­liter. In Zell-Weierbach wurden aus 200 Morgen Weißwein 600 Hektoliter und aus 180 Morgen Rotwein 540 Hektoliter gewonnen. Im Glottertal fällt das Erträgnis in einzelnen Rebstücken sehr gut aus. Diejenigen, die den Reben eine sehr gute Pflege angedeihen ließen, werden auch dafür belohnt. Die Qualität fällt an diesen Stellen auch gut aus. Das Gewicht beträgt 8790 Grad.

Aus dem Markgräflerland, 16. Okt. In Neuenburg wurden von 22 Morgen Rebgelände

132 Hektoliter gewonnen; Mostgewicht 70 Grad ,

(nach Oechsle). Preis 60 Mk. das Hektoliter. Ja ,

Kleinkems war das Erträgnis aus 140 Morgen nur 210 Hektoliter. In Auggen bekam, wer gründlich mit Nikotin spritzte, noch ein kleines Herbstchen, alle anderen fast nichts. Der Preis des Neuen ist 8790 Mk. die Ohm. Qualität: mittelmäßig.

Durbach, 19. Okt. In unserem berühmten Weinort hat man allgemein mit der Weinlese be­gonnen. Die Menge ließ viel zu wünschen übrig, die Güte wird dagegen eher gelobt. Es wurden bereits mehrere Käufe zum Preise von 6070 Mk. für das Hektoliter abgeschlossen.

Straßburg, 18. Okt. Der Herbst ist hier überall zu Ende. Alles in allem ist kaum eine Drittelernte gemacht worden. Fast nichts geerntet hat man in den Berglagen, wo sonst die Qualitäts­weine reifen. Dort hat der Sauerwurm alles zu nichts gemacht. Die Ebenenlagen waren verhältnis­mäßig besser daran. Auch ist der Rotwein in Loth­ringen besser geraten, als die Weißweine des Elsasses.

An Käufern fehlt es überall sehr. Durchschnittlich werden 3238- Mk. bezahlt. In Reichenweier und Rappoltsweiler 4245 Mk. Durchschnittlich wird ein Mostgewicht von 6680 Grad festgestellt.

Kus StaSt, Bez irk und Umgebung.

Neuenbürg, 19. Okt. Ein Jahr ists her, seitdem wir das Fest der Jahrhundertfeier ge­halten, seitdem aus tausend Kehlen, einem Treuschwure gleich, die Lieder von der Wacht am Rhein und Deutschland über alles ertönten. Wir ahntens nicht, daß die Zeit so nahe sei, wo wiederum das deutsche Heer sich um seine Fahnen scharen müßte, um für das Vaterland, ja um die Existenz des ganzen deutschen Volkes zu kämpfen. ^ Was vor hundert Jahren die Väter erstritten, gleich teuer ists der heutigen Generation, auch sie setzt sich voll und ganz ein für Deutschlands Ehre. Damals galt es, das schmachvolle Joch des französischen Eroberers abzu­schütteln. jetzt stand eine Welt von Feinden an unfern Grenzen, Deutschland zu verderben. Es soll ihnen nicht gelingen. Vor Jahresfrist hat es aus den flammenden Worten der Begeisterung immer wieder herausgeklungen, daß die.Stunde der Gefahr jederzeit das deutsche Volk wie einen Mann wach­sam und bereit finden würde. Und unser deutsches Volk hat Wort gehalten schöne, unvergeßliche, herrliche Erfolge zeugen davon. Es wird, mehr wohl noch wie vor 100 Jahren, große, schwere Opfer kosten, bis der Mesenkamps beendet ist. viele Herzen werden bluten. Aber diese Opfer werden gebracht für das Vaterland, das große unschätz­bare Gut-, welches allen gemeinsam, an dem jeder Deutsche hängt mit allen Fasern seines Herzens.

Für dieses heilige Land werden auch heute die Völker­schlachten geschlagen, für seine Ehre und Erhaltung Leben und Gut geopfert. Lassen wir den Ernst der Zeit auf uns wirken es gibt so manches. Kleinliche, was abgetan sein sollte in den großen Tagen, die wir erleben. Lassen wir aber auch dank­bare Feststimmung zu ihrem Rechte kommen, wenn Siegesnachrichten einlaufen. - Es wollte beim Bekanntwerden vom Fall von Antwerpen scheinen, als erfassen wir nicht genug den Triumph, den hier deutsche Tapferkeit, deutsche Waffen errungen. Hüten wir uns vor einer gefährlichen Blasiertheit, die immer neue Siege erwartet und ungeduldig werden will, wenn ein Tag ohne besondere Nachricht verläuft.

Wenn aber die Meldungen von den großen Erfolgen kommen, dann könnte am schönsten die Freude und der Dank darüber zum Ausdruck gebracht werden, indem neue Gaben für die Fürsorge der Hinter­bliebenen und fürs Rote Kreuz gespendet werden.

Mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet wurde Leutnant Rösler. Sohn des Stadtpfarrers R. von Wildbad und Stabsarzt Dr. Baetzner, Professor der Chirurgie an der Universität in Berlin, der jüngere Bruder des Stadtschultheißen Baetzner von Wildbad. Es haben nun nicht weniger als 6 Wild­bader das Eiserne Kreuz erhalten. Ferner erhielt diese Auszeichnung Oberstabsarzt Professor Dr. Otto Loos von Neuenbürg, zurzeit Oberarzt des Feld­lazaretts III in Aubigny. Ihm wurde das Eiserne Kreuz von dem Generalarzt des 15. Armeekorps unter ehrender Anerkennung seiner Verdienste an die Brust geheftet.

Pforzheim, 20. Oktober. Hr. Bürgermeister Schnitze hier, der als Oberleutnant beim 109. bad. Landwehrregiment im Felde steht, wurde mit dem