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Reuen bürg, Mittwoch den 21. Oktober 1914.
72. Jahrgang.
Der Krieg.
General v. der Goltz soll nach einer Meldung der „Voss. Zig." versucht haben, zur Steuer der Not in Brüssel in den Niederlanden Lebensmittel aufzukaufen. Der Versuch blieb aber erfolglos, da die holländische Regierung die Ausfuhr von Lebensmitteln untersagte. Wenn dis Belgische Regierung jetzt Not leidet, so ist dies die Schuld Englands und Frankreichs, die schon vor mehreren Wochen eine Anfrage Hollands, ob sie die Versorgung Belgiens mit Lebensmitteln gestatteten, dahin beantworteten, daß die mit der Neutralität Hollands vereinbar sei. Die Beute von Antwerpen — die übrigens in der amtlichen Liste nicht vollständig angegeben ist, da z. B. auch eine Million Sack Kaffee erbeutet sein soll — wird natürlich in erster Linie unfern militärischen Zwecken nutzbar gemacht werden.
Berlin, 20. Oktober. (WTB.) Der deutsche Gouverneur von Antwerpen, Frhr. von Huene, spricht, indem er kund gibt, daß er den Kriegsoberbefehl in Antwerpen habe, die Hoffnung aus. daß die Einwohner der Stadt sich nicht zu Feindseligkeiten, welcher Art sie auch immer seien. Hinreißen lassen werden. Sollte sein Vertrauen, das er der Bevölkerung entgegenbringe, getäuscht werden, so werde er nicht zögern, die allerernstesten Kriegsmittel anzuwenden.
Berlin. SO. Oktbr. (WTB.) Der „Berliner Lokalanzeiger" meldet aus Bern: Ein schweizerischer Sanitätsoffizier veröffentlicht im Berner „Bund" einen Bericht über einen Besuch bei französischen Verwundeten in Pontarlier. Alle diese erklärten, daß die Deutschen ausgezeichnet schießen und die Offiziers- Verluste der Franzosen entsetzlich seien. Nur ein einziger Verwundeter habe den Wunsch geäußert, wieder zur Front zurückzukehren.
Christiania, 19. Okt. (WTB.) Niels Kjaer, Norwegens erfolgreichster Dramatiker und Essayist, schließt seinen Artikel in „Tidens Tegn": Frankreich und England können sich nicht mit dem Gedanken abfinden, daß die milddenkende verträumte Jugend der deutschen Vergangenheit nun von der robusten, harten deutschen Männlichkeit der Gegenwart abgelöst worden ist. Der energische Selbsterhaltungstrieb dieses gesunden Volkes wird als gefährlicher, ja beinahe verbrecherischer Militarismus dargestellt von denjenigen Nationen, die allein durch kriegerische Gewalt sich den größten Teil der bewohnbaren Erde angeeignet haben. Die Entwickelungslinie Deutschlands, das in seiner Jugend die Welt durch seine Gedanken erobert hat, geht ungebrochen und rein bis auf das Deutschland von 1870 und von heute. Bismarck und Kant waren deutsche Denker und Wilhelm II. ist ihr größter Schüler.
Zürich, 18. Okt. WTB. Die „Neue Züricher Zeitung" bespricht in ihrem Leitartikel Englands Aussichten für eine Niederzwingung der deutschen Flotte in sehr pessimistischem Sinne. Ausgezeichnete geographische Bedingungen für das Nordseegeschwader, die fast undenkbare Erzwingung eines Eingangs in die Ostsee und die Furcht vor der unheimlichen Tätigkeit der Tauch- und Torpedoboote machen es den englischen Admiralen unmöglich, die deutsche Flotte zum Kampf zu zwingen. Eine Ausschiffung von Landungstruppen an der deutschen Nordseeküste, die bei der geringen Wassertiefe ausgebootet werden müßten, erschein ebenso undurchführbar, wie eine Besetzung von Amsterdam. Mithin sind die Aussichten für England sehr gering. Dazu kommt noch die Ueberlegenheit der deutschen Mantelringgeschütze, die 220 Schüsse abgeben können, während die englischen Drahtrohrgeschütze bereits nach 60 Schüssen Ausbrennungen erleiden und somit ihren Wert infolge eingebüßter Treffsicherheit verlieren. Der englischen Industrie war die Herstellung der
Mantelringgeschütze nicht möglich, weil sie außer Stande war, genügend große Stahlblöcke in der erforderlichen Güte herzustellen. Also auch hierin zeigt sich Deutschlands unbedingte Ueberlegenheit, wodurch die zur See an sich ungleiche Partie ebenfalls zu seinen Gunsten beeinflußt wird.
Berlin, 20. Okt. (WTB.) Rektor und Senat der am 18. Oktober ohne besondere Feier eröffneten Universität Frankfurt a. M. erhielten aus dem Großen Hauptquartier ein Telegramm des Kaisers, in dem es nach dem „Berliner Lokalanzeiger" heißt: Gern hätte ich an dem heutigen bedeutungsvollen Gedenktag die hochherzige Stiftung Frankfurts und seiner opferwilligen Bürgerschaft persönlich eingeweiht. Die notwendige Verteidigung des Vaterlandes gegen ruchlose Angriffe unserer Feinde hat mir dringendere Pflichten auferlegt. Möge die neue Pflanzstätte deutscher Bildung und Wissenschaft aus der ernsten Zeit ihrer Begründung heraus sich zu kräftiger Blüte in glücklicheren Tagen entwickeln! Möge die getreue Arbeit der Lehrer und der Fleiß der zu ihren Füßen sitzenden deutschen Jugend allezeit getragen sein von dem Geist einmütiger Liebe zum Vaterland, die jetzt unser deutsches Volk so stark und unbesiegbar macht!
Berlin, 20. Okt. (WTB.) Im Bundesrat sollen die Erörterungen über die Einführung von Höchstpreisen für Brotgetreide und Mehl abgeschlossen sein. — Die polnische Landtagsfraktion hält übermorgen eine Sitzung ab, worin sie Entschließungen fassen will, die der Regierung überreicht werden sollen.
Berlin, 20. Okt. Der Kaiser hat dem Wunsche Ausdruck gegeben, daß während der Kriegsdauer die evangelischen Kirchen in Berlin und anderen größeren Städten auch außerhalb des Gottesdienstes offen gehalten werden, damit das Publikum darin seine Andacht verrichten kann. Der Wunsch des Kaisers ist durch den preuß. Oberkirchenrat an die Konsistorien weitergegeben worden.
Berlin, 20. Okt. (WTB.) Wie wir vernehmen, sind bei dem Untergang des englischen Unterseebootes deutscherseits keine Verluste zu beklagen.
Berlin, 20. Oktbr. (WTB.) Nach einer im Neichsgesetzblatt veröffentlichten Verordnung des Stellvertreters des Reichskanzlers wurden die Vorschriften der Verordnung, betr. Zahlungsverbot gegen England im Wege der Vergeltung auf Frankreich und die französischen Kolonien und auswärtigen Besitzungen für anwendbar erklärt.
Wien, 19. Okt. (WTB.) Die Reichspost gibt die Eindrücke eines aus Deutschland Kommenden wieder. Es heißt darin: In Deutschland ist jeder Mensch von dem endgültigen Sieg der Zentralmächte überzeugt. Weil die Deutschen diesen Krieg als Kreuzzug empfinden, halten sie sich für unüberwindbar. Daher ihre Kraft, ihr Mut und Opfersinn. Dabei bewahrten sich die führenden Kreise eine höchst bewundernswerte Sachlichkeit und Ruhe. Alle Hochachtung vor der Kriegskunst des deutschen Generalstabs und vor seinen Erfolgen! Noch erhabener ist die deutsche Seelenzucht und Religiosität, die Gott gibt, was Gottes ist, wie der deutsche Kaiser bei jeder Gelegenheit hervorhebt. Hierin liegt der Hauptquell der Kraft und des Opfersinns der deutschen Krieger.
Berlin, 20. Oktbr. (WTB.) Das „Berliner Tageblatt" meldet aus München: Das amerikanische Aufklärungskomitee München verbreitet eine bemerkenswerte Kundgebung gegen England. Sie ist gegen die anglo - amerikanischen Zeitungen in Nordamerika bestimmt. In ihr wird England allein für diesen großen Krieg verantwortlich gemacht. Mit tiefer Entrüstung weift das Komitee die in anglo-amerikanischen Zeitungen erscheinenden Berichte zurück und brandmarkt sie als Entstellungen von Tatsachen und offene Unwahrheiten. Schließlich ruft es alle amerikanischen Bürger zu einem Protest
auf gegen die durch England herbeigeführte Teilnahme der Japaner an diesem europäischen Kriege.
Berlin, 20. Okt. Aus Mailand meldet der „Lokalanzeiger": Wie aus Marseille gemeldet wird, sind gestern 18 englische Dampfer mit neuen indischen Truppen gelandet, deren Zahl 30000 betragen soll. Es dürfte sich bei dieser neuen Landung um solche indischen Truppenteile handeln, die England aus Egypten, wo sie nicht zuverlässig genug erschienen, zurückzieht, um sie durch englische Truppen zu ersetzen.
Mailand, 20. Okt. (WTB.) „Corriere della Sera" meldet nach einer Depesche des „Lokalanz." aus London: Nach dem Berichte des Generals French an den Kriegsminister betragen die Verluste des englischen Heeres während der Kämpfe an der Aisne vom 12. Sept. bis zum 8 Okt. an Toten, Verwundeten und Vermißten 561 Offiziere 12 980 Soldaten.
Petersburg, 20. Okt. Kaiser Nikolaus hat Befehl gegeben, daß den deutschen und österreichischen Staatsangehörigen die ihnen ehrenhalber verliehenen Titel Kommerzialrat und Jndustrialrat entzogen werden. (Das wären ja keine unersetzlichen Werte.)
Paris. 18. Okt. (WTB.) Wie „Libre Parole" meldet, hat Br Land den Staatsanwalt Lescouve beauftragt, einen eingehenden Bericht über die Schäden auszuarbeiten, welche am letzten Sonntag durch deutsche Bomben in Paris angerichtet worden sind.
Gegen die sinnlose Versendung von Ansichtskarten an unsere Truppen'im Felde wendet sich in der Zeitschrift „Das neue Deutschland" der Straßburger Philosophieprofessor von der Pfordten, da er t hierin eine Benachteiligung der wirklich wichtigen und eiligen Feldpostsendungen erblickt. Er gebraucht kräftige, aber wahrlich wohl angebrachte Worte, wenn er dazu schreibt: „Der Hauptübelstand ist das ganz sinnlose und massenhafte Schmieren von Ansichtskarten aller Art, mit den wertlosesten Notizen darauf, Stammtischgrüßen, gleichgültigen Bemerkungen usw. Für die Behörden wäre die Einschränkung der Portofreiheit dringend zu erwägen und noch wäre es dazu nicht zu spät. Unsere Soldaten im Feld können keine Marken kaufen; wer aber dummes Zeug ins Feld schreiben will, der soll es und kann es zahlen. Die Portofreiheit könnte auf die amtlich vorgedruckten und übersichtlichen Karten beschränkt werden, kostet das andere alles Geld, so wird sich mancher eher besinnen, der Post ihre Zeit mit Geschmacklosigkeiten und Unfug zu stehlen. Es ist heute wahrlich eine große Zeit für Deutschland; seien wir auch in dieser gar nicht unwichtigen Sache energisch und zielbewußt, daß man sich nicht der Albernheit und des Leichtsinns vieler zu schämen braucht."
Die diesjährige Kartoffelernte im Deutschen Reich. Der Deutsche Landwirtschaftsrat gibt folgende Schätzung der Kartoffelernte im Reich bekannt: Auf Grund der amtlichen Hektarschätzung in Preußen, Mecklenburg-Schwerin und Königreich Sachsen, nach den Saatenftandsziffern der übrigen Bundesstaaten und unter Berücksichtigung, daß ein Teil der Kartoffelernte in Ostpreußen und Oberrlsaß infolge der kriegerischen Ereignisse nicht geborgen werden kann, ist die gesamte Kartoffelernte im Deutschen Reich auf 47 Millionen Tonnen zu schätzen; dies sind über 2 Millionen Tonnen mehr als der 10 jährige Durchschnittsertrag von 1904/13 mit 44,8 Millionen Tonnen. In den letzten 5 Jahren betrug die deutsche Kartoffelernte 1909 46,7 Mill. Tonnen, 1910 43,5 Millionen Tonnen, 1911 nur 34.4 Millionen Tonnen, 1912 50,2 Millionen Tonnen und 1913 54 Millionen Tonnen. Die vorläufige Ernte war die größte, die jemals auf deutschem Kulturboden gewachsen ist. Besonders ungünstig ist die Ernte in diesem Jahr ausgefallen in Brandenburg, Posen und Mecklenburg, eine befriedigende bis