ist zu vermuten, daß er das letztere tut. Damit ist das Ende einer äußerst gefährlichen Schar gekommen, die ein Seitenstück zum Schillschen Korps im Frei­heitskriege bildete. An ihrer Spitze stand früher der Bürgermeister von Lanaken, ein junger Graf, der mit Freiwilligen fortdauernd auf Automobilen herumfuhr, Deutsche abschoß, die Eisenbahnverbind­ungen störte und manchen anderen Schaden anrichtele.

Die Schiffahrt auf dem Rhein-Rhone- Kanal zwischen Straßburg und Mülhausen sowie auf dem Rhein-Marne-Kanal von Straßburg bis Gondrerange und darüber hinaus über den Saar­kohlenkanal bis Saarbrücken ist wieder freigegeben.

Aulwerpe«.

Ueber die Stimmung in Antwerpen schrieb der Vertreter des AmsterdamerAlgemeen Handelsblad" aus Antwerpen u. a. folgendes:Die Angst ist in noch größerem Maße als früher zurückgekehrt. Die reichen Antwerpener Bürger haben sich bisher in Sicherheit gefühlt. Der König und die Königin waren in ihrer Mitte, die Minister und die Würden­träger hatten Brüssel verlassen, um in Antwerpen zu leben. Die Stadt fühlte sich als Zuflucht des Landes. Aber da fiel Mecheln, da wurde Lier beschossen, da fielen die deutschen Schrapnells in Boom, und man mußte einsehen. daß es ernst wird. Die Flüchtlinge kamen in großen Trupps nach Ant­werpen. Dann kam der Bericht, daß die Foris des äußeren Gürtels, Waelhem, St. Katherine Wavre durch die deutsche Artillerie beschossen werden. Wir wußten bald, daß diese Forts sich nicht mehr unter dem schrecklichen Feuer der deutschen Belagerungs­geschütze halten konnten. Der Schreck stieg mit jeder Minute. Was war los, was im Gange? Sollte Antwerpen erstürmt werden? Die Militärautos jagten wild durch die Stadt, wild und kopflos . . . Die Panik war nun da . . . Man flüchtete von allen Seiten. An der Anlegestelle der Schnell» dampfer nach Rotterdam wurde um jeden Platz heftig gekämpft. Einige bezahlten fabelhafte Summen, um nach Vlissingen zu kommen. Und zum Ueberfluß erfuhr man, daß die Regierung sich vorbereite, nach Ostende zu übersiedeln und daß die Militärhospitäler geräumt werden. Die Panik stieg bis zum Delirium. Läden und Häuser wurden geschlossen, Verwaltungen und Konsulate wurden bestürmt, um Pässe zu er­halten . . . Nun verbreiteten die Zeitungen plötzlich andere Gerüchte. 100 000 Deutsche in Frankreich gefangen .... Antwerpen soll innerhalb 24 Stun­den befreit werden .... Die Deutschen sind 10 Kilometer zurückgegangen .... Die Engländer seien unterwegs. Aber man glaubte es nicht mehr und die Panik blieb weiter bestehen." Antwerpens Schicksal ist besiegelt. Sein Fall bildet nach so vielen glänzenden Erfolgen der Deutschen auf bel­gischem Boden den wuchtigen Schlußpunkt, mit dem Deutschland Belgien die letzte Klarheit darüber gegeben hat. wie töricht es war, sich von England und Frankreich gegen Deutschland verhetzen zu lassen.

Berlin. 15. Okt. (WTB.) In Düsseldorf bewilligten die Stadtverordneten für den Neubau einer Königlichen Kunstakademie 2 Millionen Mark. Mit den Arbeiten für das Hauptgebäude soll bereits in der nächsten Zeit begonnen werden.

Württemberg.

Stuttgart, 15. Okt. Nach einer Mitteilung des Kriegsminifteriums ist heute eine große Sendung von Liebesgaben und warmer Unterkleidung, zu der die Königin einen reichen Anteil gespendet hat, mittels militärischer Kraftwagenkolonne zu den in französisch Lothringen stehenden württembergischen Landwehrregimentern usw. übergefühlt worden.

Stuttgart, 14. Okt. Der Ortsausschuß der Nationalliberalen Partei Groß-Stuttgart hat gestern abend einstimmig beschlossen, an die Regierung die Bitte zu richten, die Bürgerausschußwahlen zu vertagen.

Stuttgart, 12. Okt. In dankenswerter Weise haben die evangelischen und katholischen Oberschulbehörden bereits vor mehreren Wochen die ihnen unterstellten Bezirksschulämter auf die Notwendigkeit der Erweiterung des Handarbeits­unterrichts in den Volksschulen zum Zwecke einer planmäßigen Unterstützung des Roten Kreuzes hingewiesen. Ein Erlaß macht darauf aufmerksam, daß Strickarbeiten für das Heer besondes erwünscht sind. In den obersten Klassen könnte es sich auch um Anfertigung von Leibwäsche und vornehmlich von Bettwäsche handeln, doch sollen solche Arbeiten nicht in Angriff genommen werden, ohne daß Ver­handlungen mit dem nächstgelegenen Lazarett oder

mit der nächsten Vertretung des Roten Kreuzes stattgefunden haben und ganz bestimmte Aufträge und Weisungen über den genauen Bedarf, die Masse, die Machart und den Stoff eingeholt worden sind. Der Erlaß zählt dann im einzelnen die für das Stricken in Betracht kommenden Gegenstände auf wie Socken, Handschuhe. Kniewärmer, Halsbinden und Leibbinden und fügt eine von fachkundiger Hand ausgearbeitete genaue Anleitung zur Herstellung der Gegenstände bei. Man wird überall im Volk diese Anregung unserer Oberschulbehörden mit dankbarer Freude begrüßen, umsomehr, als die Anforderungen an diese Gegenstände von Tag zu Tag in steigendem Maße an das Rote Kreuz herantreten. Das Ein­treten kalter Witterung macht es zur dringenden Pflicht, unseren braven Truppen draußen im Felde ihr an Entbehrungen und Strapazen mancherlei Art so reiches Dasein zu erleichtern und damit eine vaterländische Pflicht im wahrsten Sinn des Wortes zu erfüllen.

Stuttgart, 14. Okt. Aus der amtlichen Ver­lustliste Nr. 36 ist zu ersehen, daß das 3. Bataillon des Landwehr-Inf.-Regiments 120 am 27. Sept. bei Allarmont, das Landwehr-Jnf-Regiment 121 vom 25.-27. Sept. bei Münster i. Elf., das Land- wehr-Jnf.-Regimenl 122 am 25. und 26. Sept. bei Parroy gekämpft hat. Das Drag.-Regiment Nr. 26 hatte vom 11.22. Sept. bei Arras, Ham. Ver- pillers, das Ulanen-Regiment Nr. 19 vom 8. bis 18. Sept. bei Ferme Lamermond. die 1. Landwehr- Eskadron am 25. Sept. bei Leimbach, die 3. Land­wehr-Eskadron am 23. und 2.4. Sept. bei Mont- faucon gekämpft. Das Feldartillerie-Regiment Nr. 13 hat ihren Geschützdonner am 16. Sept. bei Eclisfontaine, am 11. und 23. September bei Char- penlry, am 28. Sept. bei Binarville; das Feld- artillerie-Regiment Nr. 49 am 22. Sept. bei Eglis- fontaine, Charpentry, Chaudron, am 23. Sept. und am 24. Sept. bei Varennes ertönen lassen. Das Pionier-Bataillon Nr. 13 hatte am 29- August, 4.. 8. und 10. Sept., sowie 4. Okt. heiße Kämpfe zu bestehen.

Stuttgart. 15. Oktbr. Die dem heutigen Staatsanzeiger" beiliegende 39. württ. Verlust­liste verzeichnet vom Grenadier-Regiment Nr. 123, Ulm, 631 Namen und zwar: Gefallen bezw. gestorben 83, schwer verwundet 191, verwundet bezw. leicht verwundet 283, vermißt 74. Von den zum Etappen-Kraftwagenpark Nr. 7 kommandierten württ. Mannschaften sind aufgeführt vier Namen (gefallen 1, schwer verwundet 1. leicht verwundet 2). Die Liste enthält demnach insgesamt 635 Namen und zwar: Gefallen bezw. gestorben 84. schwer verwundet 192, verwundet bezw. leicht verwundet 285, vermißt 74. Den Schluß der Liste bilden Berichtigungen zu früheren Verlustlisten.

Stuttgart, 15. Okt. Die württembergischen Generäle von Knoerzer, von Ferling und von Oßwald wurden vom König von Bayern durch die Verleihung des Militärverdienstordens 2. Klasse mit Stern und Schwertern ausgezeichnet.

Ulm, 14. Okt. Zur Verleihung des Eisernen Kreuzes 1. Klasse an den Abteilungskommandeur Winterfeldt wird dem Ulmer Tagblatt geschrieben: Es ist dies die Anerkennung für die Tätigkeit der 2. Abteilung Feldartillerie-Regiments No. 49 beim Uebergang des 13. Armeekorps über die Maas. 75 Stunden hat dort die Abteilung ununterbrochen im heftigsten Feuer der von den Franzosen aus Verdun herangeführten schweren Geschütze gestanden. Sie hat trotzdem ihre Aufgabe, den Franzosen bei Dun den Weg zu verlegen, gelöst und alle Angriffe abgewiesen, sodaß der Maasübergang des Armee­korps ungestört von statten ging. Weiterhin hat die Abteilung unter sehr schwierigen Verhältnissen der 11. Reserve-Division bei Romagne Hilfe gebracht und den übermächtigen Angriff der französischen In­fanterie gegen unsere schwächere Reserve-Division zum Scheitern gebracht. Endlich hat die Abteilung hervorragenden Anteil an den Kämpfen um Verdun gehabt. Die mustergültige Tätigkeit aller Angehö­rigen der 2. Abteilung findet ihre Anerkennung in der dem Kommandeur verliehenen Auszeichnung.

Mün singen, 14. Okt. Ein Sohn des ver­storbenen volksparteilichen Landtagsabg. Reihling in Bernloch. Walter Reihling, Gefreiter der Reserve im Grenadier-Regiment Nr. 123, ist nach einer schweren Verwundung in Frankreich gestorben. Ein zweiter Sohn Reihlings liegt verwundet in Hohenheim, ein dritter Sohn und der Schwiegersohn befinden sich im Felde.

Stuttgart, 10. Okibr. Der König hat dem Postsekretär Lutz bei dem hiesigen Bahnpostamt für die mit eigener Lebensgefahr ausgeführte Rettung eines Menschenlebens die Rettungsmedaille verliehen.

Wieder ein neuer Fahrplan. Kaum hat man sich an die Fahrplanänderungen, die zum 1. Oktober eintraten, gewöhnt, so verlautet, daß späte­stens zum 1. November abermals ein neuer Fahr­plan in Kraft treten werde, der alsdann den Winter über beibehalten werden soll. Wie es heißt, wird dieser Fahrplan eine wesentliche Verbesserung auf- weisen und dem Fahrplan aus dem letzten Winter einigermaßen nahekommen. Unter anderem wird er Tagesschnellzüge zwischen Karlsruhe, Stuttgart, Friedrichshafen und Innsbruck und Nachtschnellzüge von Triest über Salzburg nach Stuttgart und Karls­ruhe, sowie je eine Nachtverbindung Wien-München- Stuttgart Karlsruhe enthalten.

Tübingen, 14. Okt. 10 Autos mit Liebes­gaben für unser Landsturmbataillon sind gestern nachmittag gegen 1 Uhr unter Führung von E. Riß nach Belgien abgegangen. König Ferdinand von Rumänien ist ein alter Tübinger Student. Er hörte im Wintersemester 1877/78 an der Universität haupt­sächlich Kameral- und Rechtswissenschaft und war alsPrinz Ferdinand von Hohenzollern" in die Matrikel eingetragen. Ec wohnte bei Werkmeister Wägenbauer.

Plochingen, 14. Okt. Zur Zeit passiert ein Militärzug um den anderen unseren Bahnhof. Die Soldaten, die sämtliche froher Stimmung sind, werden von Damen vom Roten Kreuz mit vielen Liebes­gaben bedacht. In den letzten zwei Tagen sind von der Feldküche auf dem Bahnhof ungefähr 8000 Mann gespeist worden.

Leonberg, 13. Okt. Wie dieGlems- und Würmgauztg." hört, soll sich z. Zt. auch noch eine Tochter des hier wohnhaften Briesträgers Mochel in französischer Gefangenschaft befinden. Nach kurzen Mitteilungen von ihr müsse sie streng arbeiten und bekomme wenig zu essen; außerdem befinden sich noch sehr viele Landsleute in der gleichen Lage. Wie rücksichtslos die Herrschaft des Mädchens (eine Offiziersfamilie) war, illustrier! sich von selbst, denn nach mehrjähriger Dienstzeit bei einem Offizier wäre es diesem gewiß möglich gewesen, das Mädchen bei Zeiten über die Grenze zu schicken.

Laupheim. 14 Okt. Der Oberarzt der Reserve Dr. Bullinger von hier beging am Westrands des Argonnenwaldes seine durch den Ausbruch des Krieges unterbliebene Hochzeitsfeier im Kreise seiner Kameraden am 6. Okt. allerdings ohne die Braut. Als Tafel, die mit Getränken, Blumen und genieß­baren Dingen aller Art bestanden war, diente ein Operationstisch. Unter dem Donner der Kanonen, von denen die großen Mörser das Wort führten und die Haubitzen den Ton angaben, wurde ein der Feier angemessener Prolog gesprochen.

Göppingen, 12. Sept. Wie rauh der Krieg in das Menschenschicksal eingreift, beweist eine Karte, die ein in A. bedienstetes Dienstmädchen erhielt. Man liest auf ihr.Liebe Anna! Heute ist der Tag, wo du wieder ein Jahr älter wirst, und es vereinigen sich sehr viele Glückwünsche um Dich. Auch sind wir heute 2 Jahre verlobt". Hier bricht der Text des Kriegers ab. und mit anderer Schrift ist darunter folgendes geschrieben:Sehr geehrtes Fräulein I Ich bin ein Kamerad von Ihrem Bräu­tigam: Vorhin noch schrieb er diese Karte. Leider muß ich Ihnen mitteilen, daß er vor einer halben Stunde den Heldentod fürs Vaterland gestorben ist. Ulrich". So ist der Geburtstagsglückwunsch gleich­zeitig zum letzten Gruß an die Braut geworden.

Herrenberg, 14. Okt. Während der Mann im Felde steht und sich dort durch hervorragende Tapferkeit das Eiserne Kreuz errungen hat. hat seine Frau in der Gemeinde Neusten drei Kindern und zwar zwei Mädchen und einem Knaben das Leben geschenkt. Die Mutter wurde vom König mit einem reichen Geschenk bedacht.

Stuttgart, 14. Okt. Nach der Schätzung wird der Ertrag des Weines auf Groß-Stuttgarter Mar­kung insgesamt 3536 Hektoliter ergeben. Mit der Weinlese wird am nächsten Montag für Groß- Stuttgart allgemein begonnen werden, für Cannstatt und Untertürkheim bereits an diesem Freitag. Man erwartet bei der noch in letzter Zeit eingetretenen günstigen Witterung einen guten Wein.

Stuttgart. 15. Okt. Auf dem Kartoffel­großmarkt auf dem Leonhardsplatz ging es heute etwas erregt zu. Die Hausfrauen bildeten Gruppen und besprachen den hohen Kartoffelpreis. Die Stadt solle einschreiten nnd einen Höchstpreis für Kartoffeln festsetzen, hieß es allgemein. Der Preis betrug 4,404,70 <^! per Zentner bei einer Zufuhr von 400 Zentnern.