von Mol. Viele Hunderte von belgischen Soldaten sind inVlissingen angekommen oder werden noch erwartet. Verschiedene Militärs haben erklärt, daß sie verpflichtet waren, über die holländische Grenze zu flüchten, falls sie von den Deutschen verfolgt würden, um lieber in Holland interniert zu werden, als kriegsgefangen nach Deutschland geführt zu werden.
Amsterdam. II.Okt. „Nieuwes van den Tag" meldet aus Ter ne uze: Die Belgier schätzen ihren Verlust an Kriegsgefangenen auf 20 000 Mann. — Die Zahl der Engländer, die die Grenze überschritten haben, wird auf 13 000 geschätzt.
Brüssel, 10. Okt. General v. Beseler. der Befehlshaber der Belagerungstruppen von Antwerpen, hat folgende Proklamation erlassen: Einwohner von Antwerpen I Das deutsche Heer besetzt Eure Stadt als Sieger. Keinem Eurer Mitbürger wird ein Leid geschehen und Euer Eigentum wird geschont werden, wenn Ihr Euch jeder Feindseligkeit enthaltet. Jede Widersetzlichkeit dagegen wird nach Kriegsrecht bestraft und kann die Zerstörung Eurer schönen Stadt zur Folge haben.
Brüssel, II.Okt. Sven Hedin ist in Antwerpen eingetroffen und bat seine Freude über die geringe Beschädigung der Stadt ausgesprochen.
Wien. 10. Okt. Die „Wien. Allg. Ztg." sagt: Die Einnahme Antwerpens ist militärisch und mora lisch nicht hoch genug anzuschlagen. Daß es den tapferen deutschen Truppen, die so lange im erbitterten Gefecht stehen, möglich war, innerhalb kürzester Frist die Hauptbefestigung Belgiens, die durch Natur und Kunst zu einem der stärksten modernen Bollwerke geworden war, trotz des zähesten Widerstandes der Besatzung, die fortwährend Sukkurs erhielt, zu besetzen, zeugt von der wachsenden Offen- fivkcaft, der ungebrochenen Ausdauer und dem hinreißenden Elan der deutschen Truppen. Zugleich aber beweist der Fall Antwerpens, daß jeder, der auf Frankreich oder England baut, ebenso verloren ist, wie jene, die sich auf Rußland verlassen. — Die „Reichspoft" schreibt: Die Besitznahme Antwerpens ist wohl, wenn vielleicht nicht der bedeutendste, sicher aber der sinnfälligste und überzeugendste aller bisherigen Erfolge der deutschen Waffen.
Wien, 10. Okt. (WB-) Die Meldung von dem Fall Antwerpens hat in ganz Oesterreich großen Jubel erregt. Die allgemeine Beflaggung wurde in Graz beim Eintreffen der Meldung vom Tode König Carols eingestellt.
Berlin, 10. Okt. Aus Greifswalde meldet der „Lokal-Anzeiger": Die rechts- und staatswissenschaftliche Fakultät der hiesigen Universität ernannte heute den Bezwinger Antwerpens, den General v. Beseler, einen Sohn Greifswaldes, zum Ehrendoktor.
Kopenhagen, 10. Okt. (GKG.) Das Blatt „Politiken" meldet von der französischen Schlachtlinie ein Vorrücken der Deutschen am linken französischen Flügel und eine ernste Bedrohung der französischen Gesamtlinie.
Basel, 10. Okt, (GKG.) Die Deutschen marschieren im Sundgau siegreich westwärts. Es wurden viele hundert Gefangene gemacht.
Berlin, 10. Okt. (WTB.) Einer römischen Meldung der „Nationalzeitung" zufolge, berichtet die „Daily Mail" aus Petersburg, daß die Deutschen in vier Hauptgruppen in das südwestliche Polen vorrücken. Drei Gruppen bewegen sich von Kalisch und Bendzin nach Warschau und Jwangorod; die vierte Gruppe rückt von Krakau längs der beiden Ufer der Weichsel vor.
Wien, 10. Okt. (WTB.) Der Kriegsberichterstatter der „Reichspost" meldet: Am Dienstag unternahmen die Russen einen heftigen Angriff auf einen Teil des äußeren Fortgürtels von Przsmysl. Die Verteidiger ließen den Feind auf 800 Meter herankommen und «öffneten erst dann ein starkes Geschütz- und Maschinengewehrfeuer. Die Wirkung dieses plötzlichen Feuers war entsetzlich. Es waren gegen 10 000 Russen zu diesem Angriff angesetzt worden und bis auf geringfügige Ueberreste blieben alle tot oder verwundet auf dem Platze liegen. Der russische Angriff war völlig in sich zusammengebrochen.
Petersburg, 10. Okt. (WB.) Der Zar ist vom Besuche des aktiven Heeres nach Zarskoje-Sselo zurückgekehrt. Während seines Aufenthalts auf dem Kriegsschauplatz nahm der Zar Berichte des Großen Generalstabs sowie der Armeeführer Ruffky und Jwanoff entgegen. Außerdem besuchte der Kaiser die Städte Rowno, Brest-Litowsk, Bjelostok, Wilna und die Festung Offowiec. So hat die mehrfach angekündigte Reise des Zaren ins Hauptquartier schon ihr Ende erreicht. Es scheint, daß er sich in
der Nähe deutscher Kanonen nicht recht wohl gefühlt hat und sein Aufenthalt in feinem wohlbewachten Schlosse dem im Felde vorzieht. Der Zweck war ja wohl auch nur, sich dem Volke zu zeigen und das ist geschehen.
Berlin, 10. Okt. (WTB). Der „Lokalanz." berichtet aus Kopenhagen, der „Daily Telegraph" meldet aus Petersburg: Die Beziehungen zwischen der Türkei und Rußland haben einen sehr ernsten Charakter angenommen. Aus Braila wird gemeldet, daß 16 russische Kriegsschiffe von Sulina in der Fahrtrichtung Bosporus gesichtet wurden.
Paris, 10. Okt. (WTB.) Die Agence Havas meldet aus Petersburg: Blättermeldungen zufolge hat Rußland die Forderung Persiens abgelehnt, die russischen Truppen zurückzuziehen und hat nochmals erklärt, daß es nicht beabsichtige, sich irgendwelches persisches Territorium anzueignen.
Konstantinopel, 10. Okt. (WTB.) Ein Telegramm der türkischen Blätter aus Wan meldet einen neuen Kampf zwischen Kurden und Russen bei Targeroar.
Stockholm, 10. Okt. (WTB.) Den Blättern wird aus New-Aork gemeldet: Fast die ganze Flotte der Vereinigten Staaten im Stillen Ozean ist nach den Philippinen abgegangen. Seit der Besetzung der Marschallinssln durch die Japaner fand ein sehr lebhafter Depeschenwechsel zwischen den Regierungen in Washington und Tokio statt.
Paris, 10. Okt. Der „Trmps" meldet, daß die Alterklasse 1914, die seit 4 Wochen ausgebildet werde, demnächst an die Front gehen werde.
Frankfurt a. M.. 11. Okt. Die „Franks. Ztg." meldet von der französischen Grenze: Der französische Ministerrat hat die Naturalisation des ehemaligen Bürgermeisters von Colmar, Blumental, beschlossen.
Bukarest. 10. Okt. (WTB.) König Karol von Rumänien ist heute früh gestorben. — König Karl I. ist 75 Jahre alt geworden. Am 29. Mai 1866 batte der damalige Hohenzollernprinz und Dragoner Rittmeister seinen Einzug in Bukarest gehalten und in fast 50 jähriger Regierungszeit Rumänien zu einem zivilisierten Staat gemacht. Der Tod des Königs, der schon länger leidend war, ist insofern von Bedeutung, als der Verstorbene mit aller Energie einen Anschluß seines Landes an den Dreiverband verhindert hatte. Doch ist sein Nachfolger und Neffe, Kronprinz Ferdinand von Rumänien und Prinz von Hohenzollern, ebenfalls deutschfreundlich und hat erst unlängst sich scharf gegen die Rusfenfreunde geäußert und erklärt, er werde nie den Thron besteigen, wenn die Russenfreunde den König Karl zum Rücktritt zwingen sollten. Der neue König ist 49 Jahre alt und seit 1893 mit einer Prinzessin von Sachsen-Koburg und Gotha verheiratet.
Karlsruhe, 10. Okt. Zu der Landtagsersatzwahl im Wahlkreise Karlsruhe-Ost für den auf dem Felde der Ehre gefallenen Dr. Frank haben Zentrum. Nationalliberale und Fortschrittler von der Aufstellung eigener Kandidaten abgesehen, so daß der sozialdemokratische Kandidat Dr. Marum mit 625 Stimmen kampflos gewählt wurde. Ungültig waren 7 Stimmen, die Zahl der Wähler betrug 7209.
Württemberg.
Stuttgart, 7. Okt. Die Versicherungsanstalt Württemberg gibt bekannt, daß während des Kriegs wegen Mangels an verfügbaren Mitteln keinerlei Darlehen, weder an Versicherte, noch an Baugenossenschaften, noch an Gemeinden und Amts- körperschaften abgegeben werden können. Wegen Kriegsausbruchs ist auch dir Einreichung von Heilverfahrensanträgen, insbesondere auch auf Zahnersatz, bis auf weiteres zu unterlassen. Aerztliche Gutachten, die für Heilverfahrensanträge eingehen, können nicht mehr honoriert werden.
Stuttgart, 9. Okt. In der Herrenkleiderfabrik von Rosenstern u. Kann, Königstraße 18b Hinterhaus. brach heute früh 3 Uhr in der Schneiderei, die sich im obersten Stockwerk befindet, auf bis jetzt unaufgeklärte Weise Feuer aus. Nach kurzer Zeit stand das gesamte Stockwerk in Hellen Flammen. Das Feuer ergriff einen Seitenflügel und bedrohte das Geschäftsgebäude einer Zeitung. Der Schaden dürfte sehr beträchtlich sein, da in dem Geschäftsgebäude große Posten fertiger Militärkleider und Militärstoffe lagerten.
Heilbronn, 8. Okt. Der 29 Jahre alte ledige Taglöhner Karl Schweikert von Vaihingen a. Enz, der schon wegen Sittlichkeitsverbrechen vorbestraft ist.
hat am 16. September in Vaihingen an einem 6jährigen Knaben, den er in einen Garten gelockt hatte, unzüchtige Handlungen verübt. Der „Schweinekerl" wurde diesmal von der hiesigen Strafkammer zu einer Zuchthausstrafe von 1 Jahr und 5jähriaem Ehrverlust verurteilt.
Stuttgart, 10. Okt. In der heute im Staats- anzeiger erscheinenden 35. württ. Verlustliste sind aus dem Bezirk Neuenbürg folgende Namen aufgeführt:
Infanterie-Regiment Nr. 125. Stuttgart
1. Kompanie:
Karl Oelschläger. Birkenfeld, gefallen,
Friedrich Lutz. Obernhausen. l. verw..
Gotthilf Oelichläger, Bieselsberg, l. verw..
Albert Seyfried, Calmbach, vermißt.
2. Kompanie:
Christian Hansslmann, Neusatz, l. verw..
Gottlieb Adam Loffenau, gefallen.
Ernst Holl, Pfinzweiler, vermißt,
Ernst Kusterer, Waldrennach, l. verw.,
Paul Großmann. Pfinzweiler, l. verw..
Gottlieb Dürr. Calmbach, vermißt.
3. Kompanie:
Julius Bürkle, Ottenhausen, verw-,
Friedrich Grimm, Loffenau, verw.,
Wilhelm Grenle, Moosbronn, verw.,
Friedrich Stall, Schwann, l. verw.,
Eugen Aichele, Bernbach. l. verw.,
Heinrich Kilgus. Loffenau, l. verw., j Otto Pfeiffer. Calmbach, verw.,
Emil Fix, Birkenfeld, vermißt,
Gustav Schraft, Rotensol, gefallen,
Eugen Berweck, Conweiler, gefallen.
4. Kompanie:
Leutn. d. Res. Volz, Gmünd (vrhr. Neuenbg.) gef., Karl Schönthaler. Ottenhausen, l. verw..
Gottlob Schönthaler, Feldrennach, verw.,
Ernst Schempf, Obernhausen, verw.,
Wilhelm Weissinger. Gaistal, verw.
5. Kompanie:
Leutn. d. R. Friedrich Offner. Wildbad, verw., Gottlob Knüller, Höfen, gefallen,
Friedrich Schmidt II. Neuenbürg, l. verw., Einj.-Freiw. Gefr. Emil Adam, Loffenau, verw., Friedrich Obrecht, Pfinzweiler, verw.,
Theodor Schumacher I, Zieflensberg, verw., Friedrich Volz. Calmbach, l. verw.,
„ Büchler, Schwann, vermißt,
„ Keppler, Langenbrand, verw.,
6. Kompanie:
Christian Günthner, Neusatz, l. verw.,
Wilhelm Stumpp, Birkenfeld, l. verw.,
Anton Schwarz, Schwarzenberg. I. verw.,
Paul Dietrich, Ne'uenbürg, vermißt,
7. Kompanie:
Karl Rapp. Conweiler, l. verw.,
Friedrich Mönch. Bieselsberg, verw..
Albert Duß. Conweiler, l. verw.
8. Kompanie:
Eugen Faas, Höfen, gefallen,
Gustav Burkhardt, Dennach, gefallen,
Karl Laxqang, Arnbach, gefallen,
Gustav Beck II, Pfinzweiler, verw.,
Friedrich Gall II, Dennach, vermißt,
Karl König. Dobel, verw.,
Hermann Streeb, Loffenau, verw..
Gotthilf Maulbetsch, Dobel, verw.,
Friedrich Rotfuß, Wildbad, verw.,
„ Kusterer, Birkenfeld, verw. Maschinen-Gewehr-Kompanie:
Gottlieb Baier, Oberlengenhardt, schw. verw., Richard Förftner, Kullenmühle, l. verw.,
Ernst Gottlob König, Arnbach, gefallen.
9. Kompanie:
Karl Luft, Loffenau, verw.,
Hermann Brachhold, Wildbad, verw.
10. Kompanie:
Johann Keppler, Enzklösterle, gefallen,
Ernst Schwemmls. Unterniebelsbach, verw.
Karl Burkhardt, Kapfenhardt, verw.,
Friedrich Mayer, Wildbad, verw.,
„ Scheerer, Waldrennach, verw.,
Ernst Oßmann, Birkrnfeld, vermißt,
Karl Pfrommer, Höfen, l. verw.,
Johann Schucker, Bieselsberg, l. verw.
11. Kompanie:
Karl Nittel. Arnbach, verw.,
Walther Kübler, Kriegsfreiw., Neuenbürg, verw., Emil Bauer. Neusatz, verw.,
Friedrich Stoll, Arnbach, verw.,