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werden kann. Mit dem in nächster Zeit, 19.26. Oktober, zugelassenen 5 Kilometer-Paketversand dürfte eine weitere Verbesserung des Feldpostdienstes zu erwarten sein.

Stuttgart, 8- Okt. Dieser Tage ist eine zweite Kolonne württ. Eisenbahner nach Belgien und Frankreich abgereist, um in den von den Deutschen besetzten Gebieten den Dienst im Betrieb der Eisen­bahnen zu übernehmen. Es war ein kleinerer Trupp, der diesmal ausgezogen ist, etwa 50 Schaffner und Bremser. Alle waren mit Karabinern und Gewehren ausgerüstet.

Stuttgart, 9. Okt. Nach den neuen Fabr- plänen, die noch im Laufe dieses Monats in Kraft treten, wird Stuttgart erstmals wieder eine direkte Verbindung von Berlin über die kürzeste Strecke ErfurtWürzburg erhalten (Berlin ab 8 18 Uhr Vormittags.)

.Geislingen, 9. Okt. In den letzten beiden Tagen sind wieder ungefähr 400 leicht verwundete Krieger mit den fahrplanmäßigen Zügen hier durch­gefahren, um in ihre Garnisonen zurückzukehren oder die Militärlazarette aufzusuchen.

Rotten bürg, 8. Okt. Wie dieRottbg. Ztg." hört, erfreute sich der in den Kämpfen bei Verdun gefallene Unteroffizier Beut er von hier bei seinen Kameraden großer Beliebtheit, da er für die ihm Untergebenen, denen er alle durch die Umstände möglichen Erleichterungen oft auf Kosten der eigenen Bequemlichkeit verfchaffte. Einer feiner Mitkämpfer versicherte, daß er z. B. für seine ermüdete Korporalschaft in eigener Person zum Kar­toffelgraben ging. Von echt soldatischem Geist aber zeugt die Art und Weise, wie er sich' denSchub zur Front erzwang". Ein Augenzeuge berichtet darüber: Im Kasernenhof in U. standen die Mann­schaften des Landwehr-Jnfanterie-Rsgiments Nr. 125 marschbereit zur Ausreise ins Feindesland. Unter den zur Verfügung stehenden Unteroffizieren sollten einige weilüberzählig" bis zum nächsten Truppen­transport Zurückbleiben. Auch unfern Beuter traf dies Los. Sichtlich enttäuscht und verstimmt trat er zuruck und verschwand im Gebäude. Die Mann­schaften rückten auf den Bahnhof ab. Als aber der Zug abfahren sollte, eilte unser Landsmann Beuter atemlos daher, feldmarschmäßig ausgerüstet, in der Uniform eines Gemeinen und sprang in einen Wagen. Wie er nachher erzählte, hatte er in der Mann- schaftsstube flink die Tressen abgetrennt, um wenigstens als gewöhnlicher Soldat dem Drange seines Soldaten­herzens folgen zu können. Von den Vorgesetzten wurde diese gewiß seltene Aeußerung von Insu­bordination allergnädigst verziehen und derBlind­gänger" nach Ankunft im Feindesland wieder mit den Tressen ausgezeichnet.

Kus Staöt» Bez irk u nS Umgebung.

Neuenbürg, 9. Okt. (Postalisches.) Vom 12. Oktober an wird der Postschalter beim Postamt Neuenbürg offen gehalten:

Werktags von 912 Uhr vorm.,

36 nachm.,

Sonntags 1112 mittags.

Von demselben Tage an fällt die Briefkastenleerung um 6 */4 Uhr morgens weg. Die Briefkasten in der Stadt werden also bis auf weiteres nur noch um 12ffi Uhr mittags und um 7 ff- Uhr abends geleert werden.

Wildbad, 9. Okt. In der Zeit vom Sonntag bis Mittwoch hielt sich hier und in verschiedenen Wirtschaften im oberen Tal ein unbekannter Mann auf. der sich durch seine Uniform (Dragoner-Regt. Nr. 25) und besonders durch schwindelhaftes Ge­bühren in den Wirtschaften bemerkbar machte. Als ihn der Landjäger von Enzklöfterle am Mittwoch vormittag in der Wirtschaft in Nonnenmiß ange- troffrn hatte, krachte in kurzer Entfernung ein Schuß, den der Unbekannte auf sich abgab, und der ihn tödlich getroffen hatte. Der Mann hatte eine Kriegs­beorderung mit dem Namen Nikolaus Zahnsr von Magoldingen (Preußen); der Geldbeutel enthält noch etwa 16 Mk. in bar. Dieser Fall muß erst durch die gerichtliche Untersuchung Aufklärung finden.

Gräfenhausen, 8. Okt. Im Gasthaus zum Waldhorn" wurde dieser Tage wieder ein Dieb­stahl verübt. Dem Täter fiel jedoch diesmal nur ein kleiner Geldbetrag in die Hände.

Pforzheim, 8. Okt. Mit dem Eisernen Kreuz wurden wieder mehrere Krieger aus unserer Stadt ausgezeichnet. Rechtsanwalt E. Gräßle, Res.Off., Hauptlehrer Späth, Vizefeldwebel, ferner Jndendanturrat Linnebach und Fußartillerist Probst. Fast jede Woche gehen hier mit Liebesgaben

schwer beladene Autos in das Feld. Bürgermeister Dr. Schweickert und Bürgermeister Schultze von hier stehen ebenfalls im Feld. Letzterem ist eine beson­dere Auszeichnung für Tapferkeit und Umsicht ver­liehen worden; er erhielt vom Großherzog den Zähringer Löwenorden mit Schwertern. Den Anlaß gab das schwere Gefecht von Tagesdorf im Ober­elsaß am 25. August. Es gelang damals Schultze als Oberleutnant seine Kompanie, die den ganzen Tag im Feuer gewesen war und in Gefahr stand, abgeschnitten und gefangen zu werden, noch spät abends aus der Umklammerung zu befreien.

Nagold, 9. Okt. Als Leiter der in der Stadt neu zu gründenden Jugendwehr wurde Oberamts­richter Ulshöfer und als sein Stellvertreter Feuer­wehrkommandant Gabel aufgestelll. Auch das Semi­nar hat ein Zusammengehen mit der Jugendwehr der Stadt in Aussicht gestellt.

Neuenbürg, 10. Okt. Dem heutigen Schweine­markt waren 56 Stück Milchschweine zugeführt. Für das Paar wurden 816 bezahlt. Handel flau.

Sonntagsgedanken (11. Oktober).

Bürgschaft des Siegs.

ep. Wir können nur auf das zählen, was wir selbst leisten in sittlichem Wollen. Daß wir hier nicht zu leicht befunden werden, darauf Lerubt unsre Hoffnung. Vertrauen auf die Zukunft haben wir und dürfen wir nur haben im Sinne des Dichters: Mut und Treue sonder Fehle,

Einfalt, die von Herzen klingt, und den tiefen Zug der Seele, dis nach ihrem Gotte ringt.

Wahrst du die, wohlan so wage jeden Kampf voll Siegeslust, denn du trägst zukünft'ger Tage frohe Botschaft in der Brust.

Der bekannte Historiker Dietrich Schäfer in seiner 1910 erschienenenDeutschen Geschichte".

-r- *

Unsere Sorge ist, daß wir auf dem rechten Wege sind, indem wir unsre Kraft durch unsres Volkes Gebete stärken. Wir sind nicht verantwortlich für die Weltregierung, aber für unsre deutsche Pflicht­erfüllung. Diese Pflichterfüllung erfordert den Aufblick zu dem. von dem alle Pflichten kommen. Unsere Entwicklung hat uns mit Notwendigkeit in diesen Krieg hineingefübrt. Jetzt wo er da ist. ist er eine Last, die wir alle mit Hand und Herz zu tragen haben. Friedrich Naumann.

* 4-

Die Feinde sind nur besiegbar durch hohe Ge­sinnung. E. M. Arndt.

Deutsches Lied

in der französischen Dorfkirche.

Vom Divisionsfeldgeistlichen G.

(GKG.) 6p. Mit gemischten Gefühlen ritten wir in das Dorf hinein; lieblich liegts zwar eingebettet in die kleine Talmulde, und freundlich schaut der kleine Kirchturm draus hervor. Die Einwohner sind zumeist noch da. Aber arm ist das Nest und klein und von französischer und. deutscher Einquartierung schon tüchtig mitgenommen. Und nun wird das Dörflein wieder vollgepfropft mit dem Stab, mit Artillerie, Infanterie und Sanitätsmannschaften. Das Pfarrhaus, in dem wir untergebracht sind, ist lotter- leer; es muß erst mit Heu und Stroh eingerichtet werden. Aber nun, nun ist mir und vielen anderen das arme G. ein lieber Ort geworden, an den wir stets mit Freuden denken werden. Das hat unser deutsches Kirchenlied fertig gebracht, das deutsche Lied in der französischen Dorfkirche. Ach, die arme Kirche. Obwohl offenbar schon lange kein Pfarrer im Dorfs war, hatten die Leute ihr hübsches Kirch­lein sauber und weihevoll erhalten. Auch der Krieg hatte ihm kein Leid getan, keine Fensterscheibe war zerbrochen. Jetzt aber wars nicht anders gegangen; ein Proviantamt hatte seinen Einzug in der Kirche gehalten. Die Kirchenstühle mußten zur Seite rücken, um den Haber- und Zwiebacksäcken Platz zu machen. Auf dem Weg zum Geschäftszimmer war mir diese wehmütige Veränderung entgegengetreten. Als ich aber ins Quartier zurückkehren wollte, da mußte ich aufhorchen. Was war denn das? Wie Orgelklang und Liedersang tönte es von der Kirche herüber. Schnell trete ich ein. Da stehen die preußischen Landwehrleute im Kirchlein und singen aus Herzens­lust. Am Harmonium sitzt ein Unteroffizier. Soeben stimmt er eine neue Weise an.Wer nur den lie­ben Gott läßt walten und hoffet auf ihn allezeit, den wird er wunderbar erhalten in aller Not und Traurigkeit", so klingts aus den Herzen der Krieger,

die Not und Tod geschaut, und zuversichtlich tönts weiter aus starker Männerbrust:Wer Gott, dem Allerhöchsten, traut, der hat auf keinen Sand gebaut." So singen wir das Lied vom Gottvertrauen von der ersten bis zur letzten Strophe. Wie der letzte Ton verklungen, da ruft ein württembergischer Artillerie­offizier (er hat das Wurster'sche Kriegsgebetbüchlein in der Hand:Hier ist der Herr Divisionspfarrer." Der steht schon auf den Stufen zum Chor.Die auf den Herrn harren, kriegen neue Kraft, daß sie wandeln und nicht müde werden." Gottes Wort in Luthers Sprache hier in der römisch-französischen Kirche; verwundert horchen die Dorfbewohner auf; mit ihren französichen Soldaten hatten sie solches nicht erlaubt. Immer mehr deutsche Krieger, Schwa­ben und Preußen durcheinander, drängen sich herein in das Kirchlein.Neue Kraft", das können sie brauchen nach den gewaltigen Anstrengungen der letzten Woche für die Kämpfe, die ihnen bevorstehen. Auf den Höhen um das Dorf donnern die Kanonen, sie stören nicht unsere Andacht. Nach der kurzen Ansprache des Feldpredrgers beten wir miteinander. Dann noch ein Lied.Harre meine Seele" wollen die Soldaten singen. Dann neigen sie alle zum Segen das Haupt.

Das war mein schönster Feldgottesdienst" sagt der Herr von der Artillerie. Und die Mannschaft selbst hat ihn anberaumt", erwidert ihm der Pfarrer. Drauf kommt der Regimentskommandeur und spricht: Wenn ich das nur früher gewußt hätte." Und dann tritt ein Landwehrmann zu mir mit der Bitte: Herr Divisionspfarrer, ich und noch viele sind zu spät gekommen, könnten Sie uns nicht noch eine Abendandacht halten?" Mit lausend Freuden. Auf ff-7 Uhr wird der zweite Gottesdienst angesetzt. Aber auch in der Zwischenzeit ertönt ein Lied ums andere. Ein Organist löst den anderen ab, und am kräftigsten erklingt das alte Trutzlied: ^.Em feste Burg ist unser Gott, eine gute Wehr uns Waffen".

Zur festgesetzten Stunde füllt sich die Kirche wieder. Ihre Offiziere an der Spitze treten die Landwehrleute ein. Artilleristen. Aerztr, Herren vom Divisionsstab kommen. Viele stehen noch vor der Türe und finden keinen Platz mehr. Ein junger Studiosus der Theologie setzt sich ans Harmonium. Gewaltig -braust's durch das Kirchlein:Ist Gott für mich, so trete gleich alles wider mich". Dann lauschen sie alle dem Gotteswort, das von dem Mann im grauen Feldrock schlicht verkündigt wird, und mancher wischt in seinem bärtigen Antlitz herum. Inzwischen ift's Nacht geworden. Auf der Frei­treppe des Hauses steht der edle Mann, unter dessen Befehl in den letzten Wochen viele Tausende gekämpft haben, und. wills Gott, noch weiter kämpfen werden. Er zeigt seinen Offizieren den Sternenhimmel, der in wunderbarer Pracht über dem Tal erstrahlt. Dann spricht er leise, doch so, daß der Pfarrer es hören kann: Mach End, o Herr, mach Ende an aller unsrer Not." Wir Habens schon mit manchem Ver­wundeten gebetet, und die Gesunden könnens auf den Marsch und fürs Gefecht nicht minder brauchen: Stärk unsre Füß und Hände, und laß bis in den Tod uns allzeit deiner Pflege und Treu befohlen sein, so gehen unsre Wege gewiß zum Himmel ein".

Vermischres»

6p. Die Friedenspfeife in Kriegszeiten. Einen Musterbrief auch für solche, dir nicht im Feld stehen weil er zeigt, wie Kleinlichkeiten in großer Zeit behandelt werden sollen, brachte dieser Tage die Feldpost aus St. Quentin. Der Kaufmann Walter Sch., der ihn schrieb, hatte vor Kriegsaus­bruch die Beleidigungsklage gegen einen Direktor angestrengt; die Sache sollte eben schöffengerichtlich verhandelt werden; da lief kurz vor dem Termin in der Gerichtsschreiberei der Feldbrief ein, der folgender­maßen lautete:In der Privatklagesache Sch. wider W. ziehe ich hiemii die Klage zurück. Ich tue dies nicht etwa, weil ich die Verhandlung zu scheuen hätte, sondern weil ich der Ansicht bin, daß in der gegenwärtigen schweren Zeit aller Hader und Miß­gunst beigelegt sein muß. Wenn ich hier im Felde täglich und stündlich dem Tod ins Auge sehen muß, so ist es geradezu lächerlich, wenn ich wegen eines Geschwätzes, welches man alten Weibern in Wasch­küchen und Gemüseläden überlassen soll, noch meine Ehre verteidigen sollte. Augenblicklich habe ich andere, höhere Dinge zu verteidigen. Ich verzeihe meinem ehemaligen Freunde, daß er mich durch jene Worte gekränkt hat, und hoffe, daß sie ihm inzwischen selbst leid geworden sind. Ich bitte aber, diesen Brief m der Verhandlung zu verlesen, da ich hoffe, daß W. sein Unrecht einsirht und sich entschuldigen wird. Hochachtungsvoll Walter Sch." Auf diesen Brief