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162.
Reuenbürg, Samstag den 10. Oktober M4.
l2. Jahrgang.
Drr Krieg.
Den 9. Oktober 1914.
In seinen „Heroldsrufen" hat einst, in den heißen Sommertagrn vor Anbruch des siebziger Krieges. Emanuel Gerbe! gesungen.: „Wir träumen nicht von raschem Sieg — Von leickten Ruhmeszügen. — Ein Weltgericht ist dieser Krieg — Und stark der Geist der Lügen. — Doch der einst unsrer Väter Burg — Getrost, er führt auch uns hindurch ! — Vorwärts!" — Ja. es geht vorwärts, wenn es auch kein leichtes Siegen ist. Im Westen, wo die Franzosen nach ihren Niederlagen im August schließlich in dem verhältnismäßig schmalen Raum zwischen Paris und Verdun ihre Hauptmacht versammelt hatten, ist über ihren Versuchen, die eiserne deutsche Klammer zu locken, eine immer breitere Schlacht geworden und die fortgesetzten, aber immer vergeblichen Versuche des französischen linken Flügels, den deutschen rechten Flügel zu umgehen, haben schließlich zu einer Verbreiterung der Kampffront von den Vogesen und Ardennen im Osten bis ans Meer im Westen geführt. Engländer, Indier, afrikanische Hilfstruppen und wer weiß was sonst noch für kanadische und andere Hilfstruppen aus aller Welt rücken gegen die hier ganz auf sich .'allein angewiesenen deutschen Armeen an, aber sie komme« Nicht durch. Ihre anfänglichen Siegesbotschaften sind von Woche zu Woche und von Tag zu Tag kleinlauter geworden. Nicht einmal dir Belagerung Antwerpens konnten sie verhindern, das, so Gott will, M unseren Händen ist, bis diese Zeilen dem Leser zu Gesicht kommen. Dafür haben es die Engländer fertig gebracht, noch kurz vor dem Fall von Antwerpen den völkerrechtswidrigen Akt anzustiften, daß nicht weniger als 32 deutsche Handelsdampfer und mebrere andere große Seedampser im Hafen von Antwerpen in die Luft gesprengt wurden, nur deshalb, weil die Holländer es nicht erlaubten, daß die Flüchtlinge aus Antwerpen nach Englano transportiert werden sollen. Es ist ein fürchterliches Ringen, aber die deutsche Kraft, die physisch« wie die moralische, hält durch und erringt uns doch noch sicher den Sieg. — Wem es nicht schnell genug damit gehen sollte, der möge bedenken, daß auf beiden Kriegsschauplätzen sich je mindestens zwei Millionen Menschen gegrnüberftehen. Das ist noch niedrig geschätzt, denn wir allein haben demnächst so an die fünf Millionen Mann im Felde stehen. Mit solchen Truppenmafsen kann man, besonders auch im Hinblick auf die modernen Feuerwaffen und die fast unmenschliche Ausdehnung der Schlachtfelder auf Hunderte von Kilometern in der Breite, nicht mehr so rasche Schläge führen und jähe Entscheidungen erzwingen, wie 1866 und 1870 oder gar wie zu Napoleons I und Friedrichs des Großen Zeiten. — Auch in Tsingtau schlagen sich unsere blauen Jungen mit größter Bravheit gegen die englisch-japanische llebermacht. Wir wissen ja wohl, daß der Heldenmut der deutschen Besatzung auf die Dauer nicht standhaften kann und daß wir mit einem ehrenvollen Ende unserer armen Landsleute und der ihnen ritterlich zu Hilfe geeilten Besatzung des österreichungarischen Kreuzers „Kaiserin Elisabeth" schmerzlich verlieb nehmen müssen, aber der Krieg wird weder in Ostasien, noch in den afrikanischen Kolonien ausgetragen, wo uns überall Engländer, Japaner und Franzosen bedrängen, sondern auf den europäischen Kriegsschauplätzen. Unsere Kreuzer, die einstens zum Kiautschougeschwader gehörten, find ausgebrochen und fügen den Kauffahrteischiffen der Alliierten schweren Schaden zu. Außerdem fangt England die Behinderung seiner Zufuhren durch unsere Minensperre schon hart zu spüren an. — Die größte Gefahr droht diesen Krämerseelen nun aber zunächst >m Orient. Indien beginntZaufzustehen. Bereits heißt ks, daß England dorthin die Japaner zu Hilfe
gerufen habe. Afghanistan, das Tor Indiens von Nordasisn her, regt sich bedenklich gegen Briten und Russen; desgleichen Persien. Und gar in.Aegypten, dem Schlüssel des Suezkanals, der Hauptschlagader im englischen Kolonialkörper, gehen gefährliche Dinge vor. Kurz: Der Islam steht allmählich gegen seine alten Bedrücker in London und Petersburg auf. Die Alliierten, die so frevelhaft die Asiaten gegen uns aufriefen, kommen nachgerade in die gleiche Not wie Goethes Zauberlehrling, der da seufzte: „Herr, die Not ist groß. Die ich rief, die Geister, werd' ich nun nicht los."
Christiania, 9. Okt. (WTB). In einer Betrachtung der Lage ans dem westlichen Kriegsschauplatz führt der millärische Mitarbeiter der Zeitung „Astenposten", ein Generalstabsoffizier, aus: Wenn Antwerpen fällt, werden nicht allein 200000 Deutsche für Nordsrankreich frei, sondern auch bedeutende Massen schwerster Artillerie, was alles zusammen dann die Entscheidung bringen muß. Der Umstand, daß die Verbündeten auch Verstärkungen aus Indien erhalten haben, wiegt nicht so schwer, weil ihre Zahl, nickt groß sein kann. Falls es richtig ist, daß es Hindus sind, so erscheint es zweifelhaft, ob sie gleichwertig mit europäischen Truppen sind. Daß Joffres Armee aus Franzosen, Engländern, Negern und H indus zusammengesetzt ist. ist ein Schwächemoment gegenüber drr deutschen, auf gleichartiger Kraft aufqebauten Armee. Falls man sagen darf, daß die Wagschale des Sieges sich nach einer Serie neige, jo ist es die deutsche Seite.
Berlin, 8. Okt. Der „Lokalanz." gibt folgende' Mitteilung der „Rheinisch-Westfälischen Zeitung" in Essen wieder: Das englische Flugzeug, das die Bombe auf die neue Luftschiffhalle warf, ist bereits ! von weicher gesehen und beschossen worden. Die ^ Beschießung begann von der Hammerbrücke und von der Ballonhalle aus mit Schrapnell- und Gewehr- feurr. Der Flieger traf mit seinem Wurf die Halle ^ in der Milte des Daches. Dem Wurfe folgte eine ^ ungeheure Stichflamme und eine zehn Minuten lang andauernde Rauchsäule. Aeußerlich ist an der Halle ! nichts zu sehen; es handelt sich hier um die neue i Ballonhülle, und es wird angenommen, daß Verrat ^ vorliegt, da der Flieger gewußt haben muß, daß ! ein „Zeppelin" in der Halle seit 3 Tagen unter- i gebracht war. Nach glaubwürdigen Aussagen war ! der „Zeppelin" nickt mit Gas gefüllt. Das Gerippe j des Luftschiffes soll durch den Bombenwurf nicht ' gelitten haben, so daß der Ballon ungefähr in 14 l Tagen wieder gebrauchsfähig sein wird. !
Berlin, 9. Okt. Gestern abend spät erfuhr! der Berichterstatter des „Neuen Rotterdamschen! Courant" an der Grenze, daß die belgischen Soldaten i über die Grenze gesetzt waren und somit ihre ur- ! sprünglichen Stellungen aufgegeben hatten. Ferner ! verlautet, daß die belgische Armee, falls sie zum - Rückzug gezwungen würde, nicht in der Richtung . der holländischen Grenze, sondern nach Ostende < ziehen würden, um mit den Armeen der Verbündeten ! Fühlung zu erhalten. Die Ueberreste der belgischen ! Armeen würden fortan in den Reihen der Engländer ; und Franzosen kämpfen. Im Zusammenhang damit j werden neu einberufene junge belgische Rekruten in England ausgebildet werden. !
Frankfurt, 9. Okt. Aus Berichten englischer !
Blätter ergibt sich klar, daß vor allem die Eng- ; länder den Widerstand Antwerpens organisieren. i Der Oberbefehl ist in ihre Hände übergegangen. , Sie wissen, daß der Fall Antwerpens und ein ^ entscheidender Sieg über das belgisch-englische Heer ; zur Folge hat, daß große deutsche Truppenmassen j frei werden, was für die Verbündeten verhängnisvoll ! werden könnte. ^
Frankfurt a. M., 9. Okt. Der „Frankfurter '
Zeitung wird aus London gemeldet: „Daily Tele- ! graph" vernimmt aus Belgien, daß es den Deutschen '
am Mittwoch nach zahlreichen vergeblichen Versuchen geglückt ist. während des Nebels zwischen Schoonaerde und Enghenem bei Termonde über die Schelde zu kommen. Der Kampf dauert fort. Die Belgier setzten den Angriffen einen verzweifelten Widerstand entgegen. Doch gelang es den Deutschen, ihre Bewegung aus dem Südwesten fortzusetzen. Diese Nachricht ist von der größten Wichtigkeit, denn wenn es den Deutschen gelingt, von Termonde aus nach dem Norden vorzudringen, so bedeutet dies, daß den belgischen und englischen Truppen der Weg nach der Küste, wenn nicht abgeschnitten, so doch äußerst erschwert sei. — Das Amsterdamer „Handelsblaad" bemerkt hierzu: Nun rücken auch die Deutschen von Südwesten her gegen die Stadt vor, so daß die Aussicht für die Garnison und das vereinigte belgischenglische Heer, die Stadt noch verlassen zu können, sehr gering wird.
Das „Berliner Tageblatt" meldet aus Amsterdam: Die in Antwerpen eingerückten englischen Truppen werden auf 30 000 bis 40000 Mann geschätzt. Ihre Ankunft hat die Bewohner sehr beruhigt. Seit drei Tagen währte der ununterbrochene Durchzug englischer Truppen durch die Stadt. Der französische Konsul in Antwerpen ist mit dem Konsulatsarchiv nach Holland abgereift.
Berlin, 9. Okt. Aus Wien wird gemeldet: Es ist bezeichnend, daß auch die amtliche Petersburger Telegraphenagentur die großen Verluste Rußlands in der Lemberger Schlacht zuzibt. Es heißt in der Ausgabe vom 3. Sept.: Nach der Lemberger Schlacht gab es so große Massen russischer Verwundeter, daß alle öffentlichen Gebäude zu ihrer Aufnahme nicht genügten.
Wien, 9. Okt. (WTB.) Auf diplomatische Anfragen über die portugiesisch-englischen Verhandlungen erklärte, wie die „Reichspost" von diplomatischer Seite erfährt, die LiffaboNer Regierung, daß sie nicht daran denke, die Neutralität Portugals aufzugeben und daß England sie nicht ersucht habe, von der Neutralität abzugehen. Die portugiesische Regierung habe einen Kredit von 8 Millionen zu NüstungSzwecken gefordert.
Frankfurt a. M., 9. Okt. (WTB.) Die „Franks. Ztg." meldet aus Konstantinopel: Die Pforte gibt bekannt, daß sie die Hoheitszone in den territorialen Gewässern von drei auf sechs Seemeilen ausdehne. Die englische Gesandtschaft legte Verwahrung hiergegen ein.
Sofia, 9. Okt. Täglich treffen aus Serbien mazedonische Flüchtlinge und serbische Deserteure 'an der bulgarischen Grenze ein. Alle Berichte lauten einstimmig dahin, daß in der serbischen Armee Hungersnot herrsche.
Newyork, 18. Sept. Seit Beginn des europäischen Krieges hat die Einwanderung einen starken Rückgang gezeigt. Im Juni trafen noch 55000 Personen in den Zwischendecken der Dampfer ein, gegen 136 000 im Vorjahre, im Juli war die Zahl 49 000 (108 000) und im August fiel sie auf 28 000 (102000). Im laufenden Monat dürfte sie unter 5000 kommen.
Württemberg.
Stuttgart. 8. Okt. (Von der württembergischen Feldpost.) Die Verbindungen zwischen Stuttgart und unseren im Felde stehenden Truppen beginnen sich mehr und mehr zu verbessern. Die Verbesserung und Ausdehnung des Schnellzugsverkehrs macht sich auch hierin sehr stark bemerkbar, fast jeder Schnellzug bringt eine Masse Post vom Felde. Auch sonst kommt hin und wieder durch von der Front zurückkommende Autos ganz unvermutet Post. Zur Beschleunigung des abgehenden Postversandes wurden weitere Posträume im sogenannten „Olgabau" beigezogen, so daß die Post für das Heer wesentlich rascher verarbeitet und für den Versand bereitgestellt