große Zahl der Vermißten in der 5. und 6. Kompanie (60 und 68). Das III. Bataillon des Grenadier Regiments Nr. 123 in Ulm hat vom 29. bis 30. August bei Montmedy, Doulcon und Dun, sowie am 6. September bei Triancourt und Vaube- court gekämpft. Am 23 und 25 Sept. hat das Landwehr-Jnfanterie-Regiment Nr. 125 bei Avo- court, sowie am 27. September bei Cierees an den Schlachten teilgenommen. Vom Jnfanierie-Regiment Nr. 126 in Straßburg hat das I. Bataillon vom 16. bis 18. Sept. bei Chevreur, das II. Bataillon am 7. Sept. bei Le Chipal und das Hl. Bataillon am 13. Sept. bei Löwen im Kampfe gelegen. Das Ulanen-Regiment Nr. 20 in Ludwigsburg hat am 16. und 20. September bei Montblainville und am 2. September bei Varrennes gefachten.
Stuttgart. 6 Okt. Fürs Vaterland sind gestorben: am 10. Sept. Karl Kißling. Leutnant im Jnf.-Regt. Nr. 120. 19 Jahre alt. — Br. Schwarz, Freiwilliger Balaillonsarzt im 17. Re- serve-Jnf.-Regt., Sohn des Reallehrecs Sckwarz in Tübingen, bei der Beschießung eines Feldlazaretts durch dis Franzosen am 22. Sept., seinem 30. Geburtstage von einem Granatsplitter tödlich getroffen. Er wurde noch kurz vor seinem Tode mit dem Eisernen Kreuze ausgezeichnet. — Leutnant der Landw. Otto Prem im Jnf.-Regt. Nr. 125. 35 Jahre alt. Sohn des K. Musikdirektors Prem in Wildbad Stuttgart. — Am 21. Sept. Friedrich Strölin. Beamter der Württembergischen Feuerversicherung A. G. — Am 28 Sept. Eugen Dorn, Leutnant im Jnf.-Regt. Nr. 121, 21 Jahre alt, Sohn des Dr. Dorn in Backnang.
Stuttgart, 3. Okt. (Unbestellbare Feldpostsendungen.) Nach § 34 der Feldpost-Dienstordnung dürfen Feldpostsendungen, die an einen Truppenteil rc. abgegeben worden sind, und dem Empfänger aus irgenv einem Grunde nicht zugeftellt werden können — sei es. weil der Empfänger sich bei dem Truppenteil rc nicht mehr befindet oder weil er abkommandiert, verwundet, vermiß: oder tot ist — unter keinen Umständen bei dem Truppenteil zurückgebalten werden; sie sind vielmehr unverzögert an die FeldpostLnftalt zurückzugeben. Der Absender einer Feldpostsendung ist aber befugt, durch einen entsprechenden Vermerk in der Aufschrift der Sendung zu bestimmen, daß sie im Falle der Unbestellbarkeit zur Verfügung des Truppenteils stehen soll (z. B. „Wenn unbestellbar, zur freien Verfügung des Truppenteils").
Stuttgart, 5. Okt. Auf Anfragen wegen der Auskunftsstellen über Kriegsgefangene teilt der Staatsanzeiger mit. daß eine solche Auskunftsstelle in Genf besteht. Adresse: Oowitä international cle la Oroix ron§e, XZonee äe prisonniers äe Zuerre, denöve. Die Briefe müssen offen aufgeliefert werden.
Dank für Liebesgaben. Den im Felde befindlichen Behörden und Truppenteilen des XIII. (K. Württ,) Armeekorps sind Liebesgaben in außerordentlich reichem Umfang zugegangen. Es drängt mich, den freundlichen Spendern den wärmsten Dank der in heißem Ringen stehenden und den größten Anstrengungen ausgesetzten Offiziere pp. und Mannschaften zum Ausdruck zu bringen und zu betonen, daß durch diese Gaben unseren tapferen Truppen große Annehmlichkeiten und viele schöne Stunden geschaffen wurden. Diese Zeichen treuen Gedenkens und menschenfreundlicher Fürsorge aus der Heimat werden in der jetzigen Zeit aufs dankbarste von allen geschätzt! Im Namen der Angehörigen des XIII. (K. Württ.) Armeekorps: Der kommandierende General: v. Fabeck, General der Infanterie.
Ulm, 5. Oktbr. Im Einvernehmen mit dem Gouvernement erläßt der Oberbürgermeister an die Bürgerschaft einen Aufruf, ein Kriegsbrot, zu dessen Herstellung neben Weizenmehl ein Roggenmehlzusatz verwendet wird, zu genießen. Die Bäcker seien veranlaßt, in Bälde dieses Kriegsbrot herzustellen, das in runden Laibchen zu 5 und 10 Pfg. das Stück verkauft werden soll.
Waldsee, 6. Okt. Von der 3. Komp, des Infanterie-Regiments Nr. 121 ist bei Stadtschultheiß Lang folgendes Schreiben eingelaufen: „Tapfer kämpfend für sein Vaterland wurde ihr Sohn am 10. September in der großen Nachtschlacht der Armee des Kronprinzen bei Verdun in der Nähe von C... schwer verwundet und ist auch nach Mitteilung des Diedenhofener Lazaretts verstorben. Ihr Sohn ist nun der 20. Offizier des Regiments, der den Sol- datentod starb. Wir werden ihn. solange wir leben, nicht vergessen. In Anerkennung seiner Tapferkeit war er bereits zur Auszeichnung durch das Eiserne Kreuz vorgeschlagen. Lang fiel als der 8. Offizier
derselben Kompagnie. Wir haben täglich Kämpfe, die viel Blut kosten."
Schwabenstreiche. Der Leutnanr d. L. im Landwehr-Jnfanterie-Regiment Nr. 122 Josef Bihlmaier hat am 23. Septbr. im Walde bei Monacomt am Rhein-Marnekanal mit 12 Mann eine französische Kavalleriepatroillr von ungefähr 40 Mann bis auf 50 Meter angeschlichen und fast völlig vernichtet. Das Eiserne Kreuz war ihre Belohnung. — Des weiteren hat ein Leutnant vom Infanterie-Regiment Nr. 121 am 17. Septbr. zwei französische Feldbatterien mit 15 gefüll'en Munitionswagen und nahezu 5000 Franken erobert. — Dem Gefreiten Joief Rimmele. Sohn des Landwirts und Gemeinderats I. Rimmele in Altehausen, wurde bei der Schlacht von Plee am 21. Sept für seinen Mut und seine Tapferkeit das Eiserne Kreuz verliehen. Zwei Kesckutz- wurden von überlegenem feindlichem Artilleriefeuer anaeschossen und mußten zurückgelassen werden. Auf Befehl des Hauptmanns mußten die Geschütze, die samt der Besvannnng zurückgeblieben waren, gerettet werden. Rimmele meldete sich freiwillig dazu. Die erschossenen Pferde mußten erst im Kugelregen aus der Bespannung herausgezogen werden und dann wurde mit 2 und 3 Pferden der Rückweg angctreien. Der junge Held wurde mit großem Jubel von Offizieren und Mannschaften beglückwünscht. Auf Befehl des Hauptmanns mußte auch dieser „lobenswerte Schwabenstreich" nach Hause gemeldet werden.
Bietigheim. 3 Okt. Der Ertrag der Obsternte ist hier ein über Erwarten guter. Der Preis für den Zentner gebrochene Aepfel ist 8 -/A. für Mostäpfel 5 „/kl 50 für Mostbirnen 4 ^ 50 Das Zubereiten von Dörrobst aus Zwetschgen, Aepfel und Birnen ist dieses Jahr besonders stark betrieben worden.'— Auch die Kartoffelernte fällt gut aus. Die Preise gehen von 3 ^ bis zu 3 ^ 50 für den Zentner.
(LandeSproduktenbörse Ttuttgartt. Bericht vom 5. Okt. Aus dem Getreidemarkte sind in der abgelaufenen Woche keine wesentlichen Veränderungen zu verzeichnen; die Landzufuhren waren wiederum schwach, aus diesem Grunde konnten sich die Preise halten. Die Käufer wollen abwarten, wie die von der Regierung in Aussicht genommenen Maßregeln über die Preisbestimmung wirken. Die rückgängigen amerikanischen Weizennotierungen kommen gegenwärtig nicht für uns in Betracht. Unsere heutige Börse war gnt besucht; in inländischer Ware wurde ziemlich umgesetzt. — Mehl- vreise per :00 Kilogramm inkl. Sack Mehl Nr. 0: 4i.— bis 42.— Nr. 0/1: 40.— bis 41.- Nr. 1: 89.- ^4 bis 40.— Nr. 2: 88 — ^ bis 89 —
Nr. 3: 37.— bis 38.— Nr. 4: 33.50 bis 34 50
Kleie 13.— ^ bis 14.— (ohne Sack netto Kasse.)
Kus StaSt» Bezink unS Umgebung.
*§* Neuenbürg, 6. Okt. Wie schon im letzten Blatt mitgeteilt wurde, ging am letzten Samstag das Liebesgaben-Auto nach dem Elsaß ab. Alles lag noch in tiefem Dunkel, als der festlich geschmückte Wagen um 5 Uhr die Stadt verließ, um in rascher Fahrt über Dobel—Herrenalb—Gernsbach—Baden die Rheinebene zu erreichen. Ueber Lichtenau führte der Weg dem Rhein entgegen. Vor Kehl bemerkten wir die ersten Anzeichen des Krieges. Die Dörfer waren voll von Landwehr- und Ländsturmleuten, der Besatzung der hier angelegten Befestigungen.. Lange Kolonnen bärtiger Krieger marschierten in fröhlicher Stimmung an uns vorüber, das militärische Bild wurde immer lebendiger. Nach mehrmaligem Vorzeigen des Ausweises gings über den Rhein und um 9 Uhr war Straßburg erreicht. Ohne Aufenthalt fuhren wir weiter, Schlettstadt zu, zur Rechten die prächtige Vogesenkette. Stolz grüßte unseres Kaisers Feste, die Hohkönigsburg, ein rechtes Sinnbild der ungebeugten Kraft des deutschen Heeres. In Ostheim bei Colmar wurde ein längerer Aufenthalt gemacht zur Ausbesserung eines Defekts am Wagen. Wir erfuhren hier, daß unser Reiseziel ganz nahe an der feindlichen Stellung liege und daß es dort „nit ug'fährlig" sei. Ueber Colmar—Isen- Heim—Rufach kamen wir gegen 3 Uhr in die Nähe von S. und wurden von der Wache, die zum Regiment 119 gehörte, angehalten; doch ließ man uns gerne durchfahren, als wir den Zweck unserer Reise angaben. Vom Krieg war auch hier zunächst wenig zu sehen, weithin weideten Viehherden, erst kurz vor S. lagen längs der Straße geknickte Bäume, alte Schützengräben und Artilleriedeckungen zogen sich durch die verödeten Felder, z. T. von den Franzosen musterhaft angelegt, aber schon im August ohne Kampf verlassen. Am Eingang des Dorfes bestieg eine Wache den Wagen und geleitete uns zum Regiment; gleich strömten die Soldaten herbei und hörten mit großer Freude, daß das Neuenbürger Oberamt ihnen einen ganzen Wagen voll Liebesgaben schicke. „Ha, des laß i mer g'falle, lauter Liebes
gaben von Neuenbürg", so schwirrte es durcheinander und jeder wollte etwas vom Schwabenland hören. Da wir erfuhren, daß das Bataillon des Herrn Oberstleutnant Göz im nächsten Dorf liege, gaben wir hier nur einen Teil der Gaben ab und ließen uns versichern, daß zuerst die Angehörigen des hiesigen Oberamts bedacht würden. Um dann noch zeitig zum 4. Bataillon nach N.A. zu kommen, verließen wir S. nach einstündigem Aufenthalt. Der direkte Weg durfte nicht befahren werden, es war zu gefährlich wegen der Nähe der Franzosen; so mußten wir über R. und Schw. fahren, 2 Dörfer, die schwer gelitten haben. Viele Dächer sind geradezu durchsiebt, an manchen Häusern ist kein Fenster mehr ganz geblieben, oft stehen nur noch 4 schwarze Mauern. Was müssen die Einwohner hier doch ausgestanden haben! Auf den Feldern lagen die schönsten Obst- büume reihenweise am Boden, die Franzosen hatten sie niedergelegt, um den Vormarsch der Deutschen zu erschweren. Um 5 Uhr hielten wir in N.A. vor dem Geschäftszimmer des Bataillons, dem früheren Schulhaus. Auch hier wieder große Freude über die Gaben, besonders die warmen Unterkleider waren willkommen; aber auch die Brotsäcke und was wir sonst vom Inhalt der Päckchen verrieten, erweckte überall gute Aussichten auf den kommenden Sonntagmorgen. Bald kam Herr Oberstleutnant Göz aus feinem Quartier und hieß uns schon von ferne willkommen, als er den ihm wohlbekannten roten Wagen sah. Rasch wurde alles ins Geschäftszimmer ausgeladen, wir konnten dafür Feldpostpakete in Empfang nehmen zu rascherer Beförderung nach der Heimat. Herr Oberstleutnant Göz hatte die Freundlichkeit, uns im Dorf umherzuführen und uns die Stellung von Freund und Feind zu erklären. Wir beobachteten einen feindlichen Fesselballon, der eben aufstieg und sahen den Kirchturm des nächsten vom Feind besetzten Dorfes. N.A. wurde schon zweimal beschossen, viele Häuser sind schwer beschädigt, einige ganz zerstört. Rings um die hochgelegene Kirche zieht sich der Friedhof, darauf ruhen deutsche und französische Krieger aus den Kämpfen der letzten Wochen. Die Soldaten hatten die Kränze und Guirlanden von unserem Wagen auf die Gräber gebracht, so bekamen auch die Toten einen sinnigen Gruß von daheim. Unser aufmerksamer Führer ließ es sich nicht nehmen, uns im Pfarrhause eine kleine Erfrischung zu bieten, die uns der würdige Pfarrherr in der langen Sutane selbst kredenzte. Leider durften wir nicht, wie wir gewünscht hätten, die Nacht im Dorf N.A. verbringen, mußten vielmehr außerhalb Schußweite unsere Herberge suchen. So mußten wir vom 4. Bataillon Abschied nehmen. Herr Oberstleutnant Göz gab uns an alle Spender der reichen Gaben feinen herzlichsten Dank mit und trug besonders an die Neuenbürger Bekannten Grüße auf. Zum Andenken durften wir erbeutete Uniformstücke und Waffen mitnehmen. Der Abschied war kurz, aber bewegt.^— Nach einstündiger Fahrt erreichten wir Mühlhausen und fanden in der Kommandantur gute Aufnahme, die namentlich auch unserem Kraftwagen Sicherheit bot. Am frischen Sonntagmorgen verließen wir Mülhauftn, um nach S. zum Regiment zurückzukehren und etwaige Post noch mitzunehmen. Der Weg führte über das Schlachtfeld vom 9./10. August. In der Nähe von Jllzach liegen die Gräber der Kämpfer jener Tage. Zwei lange Hügel, mit Blumen bepflanzt, bezeichnen links der Straße die Ruhestätte der Tapferen. Auf dem einen Hügel steht ein schwarzes Holzkreuz mit der Aufschrift: „Hier ruheü im Frieden 159 deutsche Krieger, 9. Aug. 1914", auf dem andern ein Kreuz für 110 Franzosen, mit blauweiß-roter Schleife umwunden; wenige Schritte davon liegen etwa 12 Offiziere beider Nationen, die Namen sind auf Kreuze, teilweise auch nur auf Latten mit Blaustift angeschrieben. So ruhen die Helden der ersten Schlacht im gewaltigen Völkerringen.
Unter dem ergreifenden Eindruck des stillen Ortes, wo Freund und Feind im Tode vereinigt sind, fuhren wir auf schmaler Straße durch verödete Felder; schwarze Brandstellen auf den Aeckern zeigten, wo die Soldaten sich ums Biwackfeuer gelagert hatten. Das nächste Dorf war Burzweiler; hier wurden die 119er am 15. August bei nächtlichem Durchmarsch aus den Häusern beschossen. Sie haben sich bitter dafür gerächt: in der ganzen Straße steht kein unversehrtes Haus mehr, ausgebrannte Mauern geben jetzt noch Kunde von der Schreckensnacht, und wo das Feuer nicht gewütet hat, find die Mauern vom dichten Kugelregen gezeichnet. Frauen, die aus einem der Häuser kamen, erzählten von den bangen Stunden, die sie damals im Keller verbrachten, während draußen ein un-