Der Frechheit der Engländer wäre dieser Völker- rechtsbruch und Gewaltstreich schon zuzutrauen. Ob die Scheldearme tief genug sind, um großen englischen Kriegsschiffen die Einfahrt zu ermöglichen, muß aller­dings auch noch bezweifelt werden. Mit der Grobe- rung Antwerpens würde ganz Belgien in die deutschen Hände gelangen, denn Antwerpen ist noch die einzige Festung, von der aus die Belgier energischen Wider­stand leisten. Es muß erwähnt werden, daß Ant­werpen durch den genialen Feftungserbauer General Brialmont erbaut worden ist und als eine der stärksten Festungen der Welt angesehen werden muß. Ant­werpen hat wie Paris drei Befestigungsgürtel. Den Befestigungsgürtel der Stadt Antwerpen, die zweite ältere Fortslinie, welche aus 12 Forts besteht, und die äußere neuere große Fortslinie, die 34 Forts zählt und die in einem weiten Umkreise um Ant­werpen liegen. Zum Glück für die deutschen Waffen tragen aber unsere schweren Belagerungsgeschütze so weit, daß sie noch hinter Mecheln ausgestellt werden können und von dort die Forts der Verteidigungs­linie von Antwerpen treffen können. Sollten noch die um den Vorort Boom liegenden Forts der eisernen Linie von den schweren deutschen Geschützen zerstört oder zur Uebergabe gezwungen werden, so könnte möglicherweise Antwerpen erobert werden, ohne daß die übrigen Forts genommen zu werden brauchen, da sich ja dann das Feuer der schweren deutschen Artillerie auf Antwerpen selbst richten und die Stadt zur Uebergabe zwingen könnte. Es würde sich da derselbe Fall in größerem Stile wiederholen, wie es bei der Eroberung von Lüttich geschah. Da sich in Antwerpen noch ein großer Teil der belgischen Feld­armee befindet, und von Antwerpen aus die belgischen Truppen Ausfälle und Angriffe auf die deutschen Linien und Verbindungen in Belgien machen können, muß Antwerpen von Deutschland genommen werden. Wenn Antwerpen gefallen ist, kann auch Deutschland einen großen Teil seiner jetzt noch in Belgien be­findlichen Feldtruppen herausziehen und nach Frank­reich senden, denn zur Besetzung Belgiens würde dann eine größere Anzahl deutscher Landsturm­bataillone genügen. Die Eroberung Antwerpens durch die deutschen Truppen hat auch eine große Bedeutung für unsere Abrechnung mit England, denn

wir müssen den Herren Engländern von der belgischen Küste aus näher auf den Leib rücken, und um dort ganz freie Hand zu bekommen, muß Antwerpen fallen.

Der Feind, der uns zuvörderst interessiert, ist und bleibt doch England. Dies beweisen sogar die englischen Zeitungen. Die ganze öffentliche Meinung Englands ist darüber empört, daß die englische Flotte so wenig leistet, und der englische Marineminister Churchill wird heftig angegriffen. Churchill sucht nun die Engländer mit dem Hinweise zu trösten, daß die deutsche Flotte wie eine Ratte im Loche stecke und demnächst aus diesem Loche ausgegraben werde. Englische Marinefachmänner haben aber darauf geantwortet, daß das deutsche Rattenloch durch schwere Geschütze. Seeminen und Unterseeboote verteidigt werde, womit wohl der Marineminifter Churchill nicht gerechnet habe. Das Ausgraben könne daher zu einem großen Wagnisse für die englische Flotte werden. Englische Zeitungen und naive Engländer fragen auch den englischen Marineminifter, ob er ferner noch dulden wolle, daß deutsche Unterseeboote ausfliegen und englische Kriegs­schiffe in die Luft sprengen. Man sollte es nicht für möglich halten, daß von einem so nüchtern denkenden Volke wie die Engländer derartige alberne Fragen an den englischen Marineminister gerichtet werden. Es geht daraus aber hervor, daß die Engländer an Größenwahnsinn leiden und sich nur allein für berechtigt halten, fremde Schiffe zu ver­nichten. denn sonst würde man nicht solchen Blödsinn in englischen Zeitungen lesen. Die englische Ad­miralität mußte auch bekannt geben, daß der gefürch­tete deutsche KreuzerEmden" im Indischen Ozean schon wieder 4 englische Schiffe vernichtet und ein englisches Kohlenschiff weggenommen hat. Insgesamt hat der deutsche KreuzerEmden" nun schon 11 englische Handelsschiffe vernichtet, und die englischen Zeitungen sprechen bereits von einer schweren Ge­fährdung des englischen Seehandels durch die deut­schen Kriegsschiffe. Es sei daher die notwendigste Aufgabe der englischen Kriegsschiffe, die deutschen Kriegsschiffe im Atlantischen Ozean und im Indischen Ozean schleunigst wegzunehmen. Ferner jammern die englischen Kaufleute darüber, daß in etwa

> 200 gekaperten oder in neutralen Häfen liegenden ^ deutschen Schiffen sich Ladungen für englische Kauf, i Heute befänden und die englischen Kaufleute warteten ! vergeblich auf das Eintreffen ihrer Waren. Ferner könne die Highlandlinie aus Furcht vor den deutschen Kriegsschiffen nicht mehr verkehren und es würde dadurch wöchentlich die Einfuhr von 6 Millionen Pfund gefrorenem Fleische aus Argentinien nach England fortfallen. Aehnliches befürchte man für die Einfuhr aus Australien. Aus solchen Klagen der Engländer geht hervor, daß England unter dem Kriege fast noch mehr leidet, wie Deutschland, und diese englischen Krämerseelen wollten Deutschland vernichten und vor allen Dingen aushungern.

Stuttgart. 4. Okt. Das Kriegsministerium teilt mit: Nach der Wehrvorlage 1913 sollte mit dem 1. Oktober das württembergische Fußartillerie- ^ Bataillon Nr. 13 in Ulm wieder errichtet werden, nachdem es seit 1893 auf das preußische Kontingent ! übergegangen war. Infolge des Kriegsausbruchs .

! mußte die Maßnahme verschoben werden. Die für z « das Bataillon bereits ausgehobenen württembergische» Rekruten sind dieser Tage eingerückt. Sie werden I nach erfolgter Einkleidung nach Straßburg i. E. be- > fördert und zunächst bei einem dortigen Fußartillerie. Bataillon ausgebildet, um den Stamm für das später aufzustellende Ulmer Bataillon zu bilden.

Leist« Nachrichten u« TclcgmML-5.

Den 6. Oktober 1914, mittags.

Stuttgart, 6. Okt. Die 34. preußische Verlustliste enthält u. a. vom

Brigade-Ersatz-Bataillon Nr. 12, Neu Rupin 2. Kompanie:

Reservist Hugo Schönthaler, Grüfenhausen, verw.

Infanterie-Regiment Nr. 111, Rastatt 1. Kompanie:

Reservist Gustav Müller, Birkenfeld, vermißt.

12. Kompanie:

Reservist Christian Walter. Dobel, verw.

Druck und Verlag der C. Meeh'schen Buchdruckerei des Enztälers. Verantwortlicher Redakteur C. Meeh in Neuenbürg.