auf Getreide aller Art, 14,6 aufFuttrrgewächse, 1,7 auf Reben und 1.6 auf Kartoffeln. Von Getreide wird in erster Reihe Weizen gebaut, auf

6.5 Millionen Hektar gewann man 114.5 Millionen Hektoliter Weizen. Die Produktion an Roggen ist viel geringer und brachte nur 17 Millionen Hekto­liter. Als Brotgetreide kommt in Frankreich Roggen kaum in Betracht. Auch Gerste wird nur im Norden gebaut und brachte etwa 13 Millionen Hekto­liter. Dagegen wird wieder viel Hafer gewonnen, über 90 Millionen Hektoliter. Mais baut man nur noch im Süden, Buchweizen in der Bretagne mit ihrer urfranzöfischen Bevölkerung. Das an Getreide fruchtbarste Departement ist das nördlichste, das an Belgien grenzende Departement Nord. Augenblicklich dürfte es mehr oder weniger von unseren Truppen besetzt sein oder bald besetzt werden. Kartoffeln werden überall, Zuckerrüben im Norden und in der Umgegend von Paris gebaut. Tabak kommt überall vor, Hanf im Westen und Flachs im Norden. Eine der wichtigsten Quellen des Wohl­standes war von Alters her der Weinbau. Aller­dings erlitt diese Kultur seit 1875 schwere Schädi­gung durch die Reblaus und andere Krankheiten, so daß binnen vier Jahren die Ernte von 78.2 auf

26.5 Millionen Hektoliter zurückging. Neuerdings ist der alte Stand aber wieder fast erreicht worden. Die Hälfte des mit Reben besetzten Landes fällt auf die Gegend um Bordeaux, daneben kommen noch Burgund und die augenblicklich von unseren Truppen besuchte Champagne in Betracht. Dagegen hat sich der Weinbau im Süden, was die Qualität anbetrifft, nicht mehr von der durch die Reblaus bedingten Verwüstung erholen können.

Obsteinfuhr aus der Schweiz. Die Obst­einfuhr aus der Schweiz unterliegt Heuer erheblichen Einschränkungen. Für größere Sendungen sind beim schweizerischen Landwirtschaftsdepartement Sonder­bewilligungen einzuholen, die in beschränktem Maße und unter Berücksichtigung des Obftertrages und der Obstverwertung im eigenen Lande erteilt werden. Händler, die bisher kein Obst ausgeführt haben, er­halten keine Ausfuhrbewilligungen; an andere Aus­führer werden Ausfuhrbewilligungen im Verhältnis zu ihrer Obstausfuhr von 19101912 erteilt. Aus­ländische Käufer erhalten Ausfuhrbewilligungen in der Regel nur durch Vermittlung der Geschäftsstelle des Verbandes schweizerischer Obsthandels- und Obst- verwertungsfirmen in Sursee oder von anderen gleichberechtigten Vereinigungen von Obstproduzenten bezw. durch ihre Lieferanten.

Württemberg.

Stuttgart. 2. Oktober. Wie die Süddeutsche Konservative Korrespondenz schreibt, wird, wie we­nigstens zur Zeit feststeht, keiner von den Ausschüssen einberufen werden, die in diesem Herbst die parla­mentarischen Arbeiten hätten beginnen sollen. Auch die wichtigste Vorlage, die der Wegordnung, werde noch längere Zeit auf ihre Erledigung harren müssen. Wahrscheinlich werde der Landtag erst im Februar einberufen und ein Notetat beraten werden.

Stuttgart, 3. Okt. Der Kaiser hat dem Oberst von Ebbinghaus. Kommandeur des 7. württ. Jnf.Regts. Nr. 125, der zur Zeit als Ver­wundeter hier weilt und für seine Tapferkeit bereits mit dem Eisernen Kreuz 2. Klasse ausgezeichnet wurde, nunmehr auch das Eiserne Kreuz 1. Klasse verliehen.

Stuttgart, 3. Okt. Freiherr von Hügel, charakterisierter General der Inf. z. D. früherer stellvertretender Kommandierender General des 13. Armeekorps, ist zum General der Infanterie befördert worden.

Stuttgart. 3. Okt. Zwei neue größere würt- tembergische Feldpostformationen sind in der letzten Zeit geschaffen worden: ein neues Feldpostamt unter Leitung von Postinspektor Kehm und eine Feldpost­abteilung unter Leitung von Oberpostsekretär Handel. Die beiden Formationen werden in den nächsten Tagen nach dem Kriegsschauplatz abgehen.

Stuttgart, 3. Okt. Die von der Militär-und Postoerwaltung zusammengesetzte Lastkraftwagen­kolonne, die jetzt und künftig dazu dienen soll, unseren Truppen in schnellster Weise die bei den immobilen Etappenkommandanturen Stuttgart und Ludwigsburg aufgelieferten Paketsendungen zu über­mitteln. ist heute früh unter militärischer und post- licher Begleitung erstmals an ihre Bestimmungsorte abgegangen.

Stuttgart, 4. Sept. (Bitte um Liebesgaben für das 7. Regiment.) Am Mittwoch dieser Woche geht ein Privatauto nach der Front ab mit der Be­

stimmung. Liebesgaben auch dem Infanterie-Regiment Nr. 125 zu überbringen. Die Gaben können noch bis Dienstag abend in der Rotebühlkaserne abgegeben werden.

Stuttgart, 3. Okt. Bei den Kämpfen auf dem äußersten rechten Flügel der deutschen Armee in Nordfrankreich ist auch Vizefrldwebel Haußmann, der Sohn von Konrad Haußmann. verwundet worden. Ec hat zuerst die Vogrsenkämpfe mitgemacht und liegt im Lazarett in Cambrais. Sein Vater ist ab­gereift, um ihn, wenn möglich, in ein deutsches Lazarett zu bringen.

Schorndorf, 3. Okt. Die hiesigen höheren Lehrer haben beschlossen, vom 1. Okt. ab in einen freiwilligen Gehaltsabzug zu Gunsten des Roten Kreuzes und der Kriegerfamilienfürsorge einzmvilligen. Es kommen 6 Lehrer in Betracht, die einen regel­mäßigen monatlichen Beitrag von 79 Mk. zeichnen.

Gmünd, 2. Okt. Auf dem für die deutschen Krieger bestimmten Hain des Friedhofs liegen nun friedlich neben einander ein Bayer, ein Schwabe und ein Sachse; letzterer ist gestern mit militärischen Ehren bestattet worden.

Stuttgart, 3. Okt. Der katholische Volksfchul- rekror Mayer in Stuttgart-Cannstatt schreibt als Redakteur desMagazin für Pädagogik" unterm 21. Sept. folgendes:Wenn ich bisher zu dem Wehe und den Verlusten, die der fürchterliche Krieg über unser deutsches Vaterland, besonders über unser 13. Armeekorps schon gebracht hat, mit Ausnahme der Bekanntgabe der Beteiligungs- und Verlustliste eigentlich schwieg, so hat das seinen guten Grund. Den ersten Mobilmachungstag erlebte ich in Wöris- hofen. Der Abschied einer meiner Söhne rief mich nach Hause. Dieser hat inzwischen die fünftägige Schlacht bei Longwy mitgemacht und liegt infolge eines Schrapnellschusfes im linken Oberschenkel ver­wundet in Frankfurt a. M.; der älteste ist im Feindesland. Uebermorgen folgt ihm mein dritter, in den nächsten Wochen folgen der 4. und 5., der 6. ist zur Artillerie ausgehoben und der siebente und letzte hat sich übermorgen bei der Musterung einzu­finden. Der Himmel hat also dasRote Kreuz" mitten in meine Familie hineingepflanzt. Wenn das Herz auch blutet, ich bin stolz darauf, einstweilen fünf meiner Söhne unter den Waffen zu wissen."

Von den Fildern, 3. Okt. DieWürtt. Ztg." schreibt: Unsere Hausfrauen, die sich gegenwärtig so gern mit dem Krieg und was daran hängt, be­schäftigen und ganz besonders ein scbarfes Auge auf Spionage" haben, kamen gestern abend plötzlich in nicht geringe Erregung. Als sie den Kaffee auf den Tisch stellten und er von der Familie gekostet wurde, machte ein allgemeinesSchnüffeln" am Tisch die Runde. Jedes hatte an dem Kaffee etwas auszusetzen, der eine behaupteteLysol", der andere Karbol" sei in ihm enthalten. Auch die Hausfrau mußte schließlich zugeben, daßirgend etwas" vor­gegangen sei. Allmählich wurde es auf den Straßen lebendig und man fragte einander, ob in anderen Häusern das Trinkwasser ebenso nach Karbol oder dergl. rieche. Tatsächlich war das Wasser durch irgendwelche Chemikalien verunreinigt und vollständig ungenießbar. Die sofort behördlicherseits angestellten Erkundigungen ergaben eine Verunreinigung der gesamten Filderwasferleitung. Das ganze Leitungs­netz hatte unter dieser Kalamität zu leiden. Daß natürlich bei einem Teil der Bevölkerung ob dieses Vorkommnisses nichts anderes der Grund sein konnte, alsabsichtliche Vergiftung", dafür bürgt schon die sofortige Kopflosigkeit eines Teils der Hausfrauen. Die Unruhe stieg noch mehr, als in den Gemeinden spät abends noch bekannt gemacht wurde, daß das Wasser aus der Leitung vorerst ungenießbar sei, ohne die Ursache der Verunreinigung zu erfahren. Erst heute früh entdeckte man den frechenSpionen", der ungefähr 15 Ortschaften das Leben nehmen wollte, in Gestalt einesMaschinenölers" des Wasser­werks Neckartailfingen, der andauernd das Trink- waffer der Filderbewohner statt die ihm obliegenden Teile der defekten Pumpmaschineschmierte". So wird wenigstens amtlich bekannt gegeben. Wie es aber möglich ist, daß eine solche Menge Oel in das Leitungsw'asfer gelangt, daß das ganze Netz in einem Umkreis von mehr denn 20 Kilometer verunreinigt und das Wasser gänzlich ungenießbar war, ist nicht leicht zu verstehen. Einer großen Anzahl von Leuten, die gestern abend Most machten, dürfte ihr Haus­trunk ungenießbar sein, so stark war die Verun­reinigung. Das Wasser roch nicht etwa nach Oel, sondern nach Lysol oder dergl. Die Leitung der Filderwasserversorgung ist bis auf weiteres gesperrt. Die Reservoire müssen ausgeleert und gereinigt und ebenso der ganze Leitungsstrang von dem verun­

reinigten Wasser entleert werden. Das Wasser wurde sofort chemisch untersucht und alsvollkommen M. frei" befunden, was den Hausfrauen wieder Rübe einflösen dürfte. ^

Eine Mahnung an die Jagdpächter spricht derStaats-Anzeiger" aus. indem er schreibt- Die Jagdinhaber und Jagdpächter scheinen vielfach Be- denken zu hegen, in der gegenwärtigen Kuegszeit der Jagd nachzugehen. Deramge Bedenken sind nicht begründet. Schon vom Standpunkt der Flesich- versorgung aus erscheint es als vaterländische Pflicht eines jeden Jägers, in der herannahenden Jagdzeit von seinem Jagdrecht möglichst Gebrauch zu machen Erwünscht wäre es auch, wenn die Jäger sich ent^ schließen würden, einen Teil ihrer Strecke an die Lazarette abzuführen oder sonst guten Zwecken dienst­bar zu machen. Insoweit der Pächter einer Ge- meindejagd oder dessen Teilhaber infolge Einberufung zuck Heere nicht in der Lage ist, sein Jagdrecht selbst auszutbsn, kann er dieses durch einen geeig­neten Stellvertreter ausüben lassen.

Stutlgarler Lebensversicherungsbank a. G. (alte Stuttgarter). Am 2. Oktober d. I. fand im Bankgebäude unter dem Vorsitz des stell­vertretenden Präsidenten des Aufsichtsrats, Kgl. Hof- Werkmeister A. Hangleiter, eine außerordentliche Generalversammlung statt. Nach eingehender Erläuterung durch den Vorstand der Bank. General­direktor Or. zur. Leibbrand, wurden alle von ihm beantragten und vom Aufsichtsrat gebilligten Aende- rungen der Satzung, der allgemeinen Versicherungs­bedingungen sowie der Bestimmungen für Versicherung gegen Kriegsgefahr ein stimmig beschlossen. Da­mit ist die allgemeine Uebernahme der Kriegsgefahr zur Annahme gelangt; ohne Antrag, ohne Erica- Prämie und ohne Karenzfrist gilt die Kriegsversiche- rung eingeschlossen für alle von der Bank übernom­menen und künftig zu übernehmenden Kapitaloersiche­rungen. Besondere Vereinbarungen sind nötig, soweit die Versicherungssummen Mk. 100000 überschreiten, und zulässig, wenn eine Versicherung erst nach Kriegs- ausbruch abgeschlossen werden soll.

Bus StaSt» Bezirk uns Umgebung.

* Neuenbürg. 3. Okt. Daß Neuenbürger alt werden können, dafür brachte diese Woche wieder einen sprechenden Erweis. Im Alter von 96ffs Jahren hat in Heidelberg, wo sie von Enkeltöchtern treu gepflegt wurde, eine Neuenbürgerin, Wilhelmine Elisabeth Bosch, geb. Olpp, Witwe des im I. 1889 hier ff Schneiders Jakob Friedrich Bosch, und Tochter des ff Bernhard Olpp, Wagner - Oberzunft­meisters, und der ff Christine Juliane, geb. Büxen­stein, am 30. v. M. ihren Lauf vollendet. Bor kurzem ist hier ein Sohn von ihr, -Sensrnschmied Friedrich Bosch, ihr im Tod vorausgegangen im Alter von 68*/s Jahren. Ein Hnkelsohn, Albert Bosch, steht zur Zeit draußen im Feld. Nahe an die Altersgrenze der Verstorbenen kamen aus den Jahren ff.: Friedrike Hagmayer, ledig, ff 1909, erreichte ein Alter von 93 I. 11 Monaten; Karl Bäsler, Sensenschmid. Witwer, wurde 90^2 Jahre alt; Johann Großmann. Hafnermeister (Nacht­wächter und Totengräber), fehlten noch 10 Tage zum 90. Geburtstag. Frau Katharine Ohngemach, geb. Reinhardt, starb 1910 im Alter von 89^2 Jahren. Was der Mensch selber dazu beitragen kann, ein hohes Alter zu erreichen und sich bis in die fort­geschrittenen Lebensjahre frisch und gesund zu er­halten, faßt der bekannte Dr. Chr. Wilh. Hufeland (ff 1836) in seinerMakrobiotik" zusammen in den Worten:Seelenruhe, Heiterkeit und Zufriedenheit sind die Grundlagen, wie alles Glückes, so auch der Gesundheit und eines langen Lebens" und begeisternd ruft er aus:Hoffnung und Glaube, ihr großen göttlichen Tugenden! Wer vermag ohne euch ein Leben zu durchwandeln, das voll von Trug und Täuschung ist? Ihr seid die einzigen Stützen des Wankenden, die größte Erquickung des müden Wan­derers! Am Schluß des Buches schreibt der er­fahrene Arzt und Lebenskünstler die Worte: So wahr bleibt es ewig, was unsere Alten in zwei goldenen Worten als den Inbegriff aller Lebens­regeln aussprachen: Bete und arbeite das Uebrige wird Gott machen. Denn was heißt das anderes, als daß der Friede Gottes im Herzen und nützliche Tätigkeit nach außen die einzig wahren Grundlagen alles Glückes, aller Gesundheit und alles langen Lebens sind!" (Wer sich für Hufelands Büchlein interessiert, sei darauf aufmerk­sam gemacht, daß es in erster Auflage 1796 er­schienen, jetzt aber in neuer Gestalt alsVolks­ausgabe" von Or. weck. H. Klencke bearbeitet und herausgegeben worden ist, im Verlag von PH. Reklam-Leipzig.)