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159.

Neuenbürg, Montag den 5. Oktober 1914.

72. Jahrgang.

Der Krieg.

Auch in der letzten Woche stand das deutsche Volk und sein Verbündeter unter dem Eindruck der großen Spannung über den ferneren Verlauf der Dinge auf den Kriegsschauplätzen, wo um das Dasein und die Zukunft der größten Kulturvölker in schwerem Kampf gerungen wird. Die großen Entscheidungen stehen in diesem gewaltigen Ringen noch aus, aber neue Hoffnungsstrahlen erglänzten doch auch für uns. Die wiederholten Angriffe der Gegner auf den rechten deutschen Flügel auf dem westlichen Kriegsschauplätze sind unter sehr schweren Verlusten der Feinde zurückgewiesen worden, ebenso konnten in den Vogesen neue Angriffe des Feindes zurückgeworfen werden. Und die Belagerung Ant­werpens durch die Deutschen machte bereits derartige Fortschritte, daß mehrere Forts dieser Festung von der schweren deutschen Artillerie zerstört werden konnten. Es kommt dazu, daß englische und fran­zösische Berichte über die großen Kämpfe an der Aisne die Mißerfolge der französischen und englischen Waffen zugeben und die Linien der Deutschen als undurchdringlich befestigt erklären. Es ist auch bekannt geworden, daß die Verluste der Franzosen und Engländer ganz außerordentlich groß sind, wird doch in einem französischen Zeitungsartikel der Ge­samtverlust der Franzosen in dem Kriege schon auf über 300 000 Mann angegeben und daran die Folgerung geknüpft, daß gegenüber solchen Verlusten Frankreich unmöglich den Krieg noch lange Zeit fortführen könne, wenn es sich nicht vollständig ruinieren wolle.

Berlin. 4. Okt. Zu der neuesten Mitteilung des Großen Generalftabs, soweit sie den Fall der Forts bei Antwerpen betrifft, schreibt der Berliner Lokalanznger": Die in der Meldung des Hauptquartiers genannten südöstlichen Forts liegen außerhalb des Ueberschwemmungsgebiets und erlauben daher auch den Angriff auf die Stadt. Unter diesen Umständen würde es der Besatzung der Festung nicht zu verargen sein, wenn sie den weiteren Kampf als nutzlos aufgeben würde, da sie gesehen hat, daß wenige Schüsse des 42 Zentimeter-Mörsers genügen, die starken modernen Forts zu brechen. Der guten Nachricht aus Belgien folgt auch die noch erfreu­lichere Nachricht aus Russisch-Polen. Die große Zahl der unverwundeten Gefangenen zeigt deutlich genug, wie gründlich die Niederlage war. Unsere Grenztruppen werden sicherlich auf einen weiteren Angriff aus dem Inneren Polens gefaßt sein müssen, wenn nicht ein Sieg in Galizien die Aufmerksamkeit der Russen auf ein anderes Kriegstheater ablenkt.

Berlin, 3. Okt. Der bisherige General- c>uartierm eist e r von Stein hat seinen Nach­folger gefunden. Es ist der Generalmajor von Voigts-Rhetz, der nunmehr zum Generalquartier­meister ernannt worden ist. Seit Kriegsbeginn war Generalmajor von Voigts-Rhetz Chef des Stabs des Generalquartiermeisters. Sein Nachfolger ist der bayerische Generalmajor Zöllner.

Berlin, 3. Okt. Aus Rotterdam wird dem Lokal-Anzeiger" gemeldet: Das Luftschiff traf nachts um halb 4 Uhr ein, während die Kanonen der bel­gischen Forts das Feuer der deutschen Artillerie er­widerten. Der Zeppelin wurde von belgischen Schein­werfern beleuchtet und konnte von mehreren Punkten der Stadt sehr gut beobachtet werden. Er passierte über Randt und wurde dann vom Fort in Wyneghem sehr heftig beschossen. Das Luftschiff warf inzwischen Bomben in der Nähe des Forts Brechern. Aus Brüssel wird gemeldet, daß die Deutschen dort "eue Luftschiffhallen errichteten und die be­stehende Halle auf dem Etterbeeckplatz verlängerten.

London. 3. Okt. (W.-B.)ExchangeTelegraf" meldet aus dem Haag: Als die ersten Granaten in

Antwerpen einfielen, brach eine Panik in deri Stadt aus. Da zeigte sich der König auf dem! Balkon des Schlosses, ermahnte das Volk, die Ruhe zu bewahren und seinem Beispiel zu folgen, zu warten, was da kommen werde.

Christi ania, 4. Okt. (WTB.) Ein aus Bel­gien heimgekehrter Norweger berichtet in der Annonce Tidende" in Bergen über den Eindruck, den die deutschen 42 Zentimetermörser machen. Er habe in einer Stadt nahe Antwerpen gewohnt, die von den Deutschen besetzt war. Unter der deutschen Artillerie, die gegen Antwerpen aufgestellt war, ! befanden sich auf den Höhen mehrere 42-Zentimeter- f mörser. Es war verboten, näher als bis auf ein s Kilometer Entfernung heranzutreten. Die ganze s Stadt bebte, wenn die Mörser ihre mächtigen Ge- . schosse in Abständen von einer halben Stunde ab- ! feuerten. Es war wie der Ausbruch eines s Vulkans. s

; London, 4. Okt. (WTB.)Daily Mail" !

! vom 30. September schreibt: Die Belgier waren heute nachmittag gezwungen, die schöne Notredame- j kirche in Thermonde zu beschießen. i

Paris, 4. Okt. (WTB.) Die amtliche Mit- ! ^ teilung von gestern abend lautet: Es ist keine Einzel- s

- heit zu melden. Der Eindruck ist im allgemeinen

günstig. ?

London. 4. Okt. (WTB.)Manchester Guar- i dian" bemerkt beiläufig, daß das Hce" der Vcrbün- s

- deten in Nordfrankreich englische Schiffskanonen mit !

i sich führt. !

l London. 4. Oklbr. (WTB.) DieTimes" s

! meldet aus Marseille: An der Beförderung der in- s j dischen Truppen haben 20 Dampfer teilgenommen, i

! Wien. 3. Okt. (WTB. Nicht amtlich). Die! ! Neue Freie Presse meldet aus Pest: Der Adjutant ! ! des komm. Generals der gegen die in Uszok ein- ! j gefallenen Russen entsandten Truppen teilte einem j Zeitungsberichterstatter mit, daß die Russen über j > Uszok hinaus zurückgetrieben worden seien. Der j j Kampf wurde gestern beendet. Die Russen dürften! j Iffs Brigaden stark gewesen sein. Sie verfügten s ! über 16 Geschütze. Die Verluste der Russen s sind sehr schwer.

Berlin. 3. Okt. DieVossische Zeitung" be- s richtet aus Rom: Der österreichisch-ungarische Bot- ? schafter gibt bekannt: Nach den letzten amtlichen Mitteilungen betragen die Verluste des russischen Heeres auf den verschiedenen Kriegsschauplätzen 250000 Gefangene und etwa 1100 Kanonen. Wenn ! man dazu etwa die gleiche Anzahl Toter und Ver- i wundetrr rechnet, so belaufen sich die russischen Ver­luste auf eher mehr als eine halbe Million. Wenn auch die Verluste an Mannschaften leicht durch die j unerschöpflichen Reserven des Kaiserreichs aufgefüllt werden können, so muß doch der Verlust eines Viertels des gesamten Artillerieparks als fast uner- ! setzlicher Schaden betrachtet werden.

Rom, 3. Okt. (WTB.) DemBerliner Tage­blatt" wird von hier gedrahtet: Nach Londoner Meldungen stößt die Organisation eines neuen Heeres auf ungeheure Schwierigkeiten. Es fehlt vor allen Dingen an artilleristischen Waffen,' sowie an Ausrüstungs-Gegenständen. Die angeworbenen Truppen lagern vorläufig in Parks unter Zelten. DieAgenzia Stefani" bringt Londoner amtliche Meldungen über die riesigen Schwierigkeiten, die Großbrittanien finde, um das von Lord Kitchener angekündigte Millionenheer einzukleiden und auszu- rüsten. In den Magazinen ist noch nicht einmal der kleinste Teil der nötigen Bestände vorhanden. So gut wie alles fehlt: Gewehre. Kanonen, Ma- ! schinengewehre, Uniformen und Winterwäsche. Na- s mentlich erregt der Mangel schwerer Feldartillerie j Besorgnis, weil deren Herstellung sehr langsam vor

- sich geht. Die Werften arbeiten fieberhaft, da der

Wachdienst der Flotten namentlich zu Sturmzeiten viele Schiffe seeuntüchtig macht.

Rom, 3. Okt. (Priv.-Tel.) Aus Nisch kommt die wichtige Nachricht, daß die Serben und Mon­tenegriner ihre Stellungen auf den Romaniahöhen, die Sarajewo von Nordosten beherrschen, haben räumen müssen, da sie gegen die schwere österreichisch­ungarische Artillerie nicht zu halten waren.

Konstantinopel, 3. Okt. Alle Versuche der Ententemächte, die Türkei zur Oeffnung der Dar­danellen zu bewegen, sind gescheitert.

Konstantinopel, 2. Okt. (W.-B.)Jkdam" schreibt: England trete durch die Absetzung der ägyptischen Regierung Verträge mit Füßen und begehe einen Akt der Willkür, da Aegypten nickt englischer Besitz sei.Tanin" veröffentlicht ein Gespräch eines ägyptischen Studenten in Lyon, aus dem bervorgeht, daß die Franzosen bei den Algeriern die Nachricht verbreiten, der Kalif habe den Krieg gegen Deutschland anbefohlen, um auf diese Weise dis Algerier von ihrer Pflicht, gegen die Deutschen zu marschieren, zu überzeugen.

Straßburg, 2. Okt. (WTB.) Das Kriegs­gericht Neu-Breisach erläßt eine Beschlagnahmever- sügung über das Vermögen des Fabrikanten Johann Häffele, bisher in Gebweiler wohnhaft, zur Zeit ohne bekannten Wohn- und Aufenthaltsort. Es ist gegen ihn eine Untersuchung wegen Landesverrats im Ganae. Häffele ist.hinreichend verdächtig, sich dieses Verbrechens dadurch schuldig gemacht zu haben, daß er französischen Truppen in Gebweiler als Führer gedient und ihnen auf dem Postamt daselbst die Telephonapparate und Leitungen zum Zwecke der Zerstörung gezeigt hat. Wie dieStraßb. Post" aus Basel berichtet, wurde der 53 Jahre alte Agent Adolf Reißer aus Sennheim (Oberelsaß) in der Berufungsinstanz vom Schweizer Gericht zu drei Jahren Zuchthaus verurteilt, weil man in seinem Besitz eine Bombe gefunden hatte. Er wollte damit im Interesse Frankreichs die Waldshuter Eisenbahn­brücke in die Luft sprengen. In der Hauptverhand- lung wurde bekannt, daß ein noch unbekannter Täter anfangs September einen Anschlag auf die Schwarz­waldbahn bei der Station Ortenberg verübt hat.

Das Eiserne Kreuz. Bis jetzt sind über 38000 Eiserne Kreuze verliehen worden. Gegründet in den Befreiungskriegen wurde das Eiserne Kreuz wieder im deutsch-französischen Feldzug 1870/71 er­neuert und damals an 48574 Kombattanten aus­geteilt. Das Eiserne Kreuz hat drei Grade: das Großkreuz, das am schwarz-weißen Bande um den Hals getragen wird, das Eiserne Kreuz 1. Klasse, das ohne Band auf der Brust angeheftet und das Eiserne Kreuz 2. Klasse, das am schwarz-weißen Band im Knopfloch des Waffenrockes getragen wird. Wer das Eiserne Kreuz 1. Masse erhalten foll, muß zuvor in den Besitz des Eisernen Kreuzes 2. Klasse gekommen sein. An Heerführer und für ganz be­sonders ausgezeichnete Leistungen vor dem Feind kann das Eiserne Kreuz 2. und 1. Klasse zugleich verliehen werden. In den Befreiungskriegen wurden 16103 Personen des Soldatenstandes durch das Eiserne Kreuz ausgezeichnet. _

Die Quelle des französischen Reichstums.

Die Landwirtschaft spielt in Frankreich eine große Rolle. Es gibt wenig Länder von so großer natürlicher Fruchtbarkeit wie der größte Teil von Frankreich. Mit Stolz spricht der Fran­zose von seinemschönen", d. h. eben fruchtbaren Vaterland und wenn man ihm den gewaltigen wirt­schaftlichen Aufschwung Deutschlands schilderte, so tröstete er sich mit der Fruchtbarkeit seiner Scholle, die der immer gleichmäßigen, kaum wachsenden Be­völkerung immer Brot geben würde. Ganz Frank­reich ist 53 Millionen Hektar groß, davon sind 32.3 Millionen Hektar unter Kultur und zwar fallen 13,5