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Neuenbürg, Samstag de» 3. Oktober M4.

72. Jahrgang.

Der Krieg.

Berlin. 2. Okt. (WTB.) DasBerl. Tag- blatl" meldet aus Amsterdam vom 2. Oktober: Nach einer hier vorliegenden Nachricht hat der kleine KreuzerKarlsruhe" im Atlantischen Ozean 7 englische Dampfer versenkt. DieKarls­ruhe" ist einer der neuesten und schnellsten unserer kleiney" Kreuzer. Das Schiff wurde erst 1912 in Dienst gestellt, ist 139 Meter lang, hat eine Wasser­verdrängung von 4900 Tonnen und eine Geschwindig­keit von 27 bis 29 Knoten, mit der es so ziemlich allen englischen Schiffen überlegen ist. Der Kreuzer ist mit zwölf 10,5 Zentimeter-Geschützen. 2 Maschinen­gewehren und 2 Torpedo - Lanzierrohren bewaffnet.

Berlin, 2. Okt. Wie ich erfahre, ist bei unseren Truppen an her Westfront trotz der gewaltigen An­strengungen und Entbehrungen, die der lange Kampf mit sich bringt, der Gesundheitszustand gut. Die Truppen schlagen sich vorzüglich und machen den besten Eindruck. Auch hinter der Front herrscht volle Ordnung. Die Stimmung ist weiter zuver­sichtlich, und man sieht dem Ausgang der schweben­den Kämpfe mit guter Hoffnung entgegen.

Stockholm, 2. Okt. Hier eingetroffene Nach­richten besagen, daß die Deutschen Verstärkung an die Front gebracht haben, so daß es möglich war. die bisher in erster Linie stehenden Truppen zurückzuziehen. (GKG)

Kopenhagen, 2. Okt. (WTB.) National- tidende" veröffentlicht folgende Aeußerungen des Staatssekretärs des deutschen Auswärtigen Amtes, Staatsminister v. Jagow, die eine Antwort auf das jüngst veröffentlichte Interview mit dem eng­lischen Unterstaatssekretär Acland darstellen: Unier- ftaatssekretär Acland behauptet, das Eingreifen Englands in den Krieg sei darauf zurückzuführen, daß Deutschland die Neutralität Belgiens verletzt habe. Ich kann nicht annehmen, daß diesem hohen Beamten des Foreign Office unbekannt sein sein sollte, daß Sir E. Grer> in seiner Rede im englischen Unterhaus am 3. August erklärt hat. er habe dem französischen Botschafter bereits am Nach­mittag des vorhergehenden Tages, also am 2. August, die vollste Unterstützung der englischen Flotte für den Fall zugesichert, daß die deutsche Flotte gegen die französische Küste oder die französische Schiffahrt vorgehe. Erst in der Nacht vom 3. auf den 4. August aber erfolgte die Verletzung der belgischen Neutralität durch deutsche Truppen. Ebensowenig kann der Unterstaatssekretär vergessen haben, daß Sir E. Grey in seiner Unterredung mit dem Fürsten Lichnowsky am 1. August es ausdrücklich abgelehnt hat. Deutschland die Neutralität Englands für den Fall zuzusichern, daß Deutschland die Neutralität Belgiens respektiere. Es handelt sich daher um einen, nicht einmal besonders geschickten erneuten Versuch, die Welt übhr die Motive irre zu führen, die der englischen Beteiligung am Kriege zu Grunde liegen. Die Haltung Englands ist lediglich durch den rücksichtslosen englischen Eigennutz bestimmt worden, der überhaupt für den ganzen furchtbaren Krieg verantwortlich ist. Wenn heute auf den Schlachtfeldern des Kontinents die Söhne Deutsch­lands, Oesterreichs, Frankreichs und Rußlands für das Vaterland verbluten müssen, so trifft die mora­lische Verantwortung dafür mit in erster Linie die englische Politik, die unter der Formel der Erhaltung des europäischen Gleichgewichts andauernd die chau­vinistischen Strömungen in Frankreich und Rußland gegen Deutschland ermutigt nnd damit einen Zustand der Spannung auf dem Kontinent hervorrief, der sich im gegenwärtigen Krieg entladen hat. Von leher ist es die englische Politik gewesen, die Völker des Kontinents gegeneinander aufzureizen, um selbst ungestört die Welt beherrschen zu können.

Konstantinopel, 1. Okt. Ein hiesiges Blatt bringt die Meldung des offiziösen afghanischen Or­gans Aradjulch Baraeghan wieder, wonach der Emir von Afghanistan eine Streitmacht von etwa 400000 Mann regulärer Truppen unter dem Ober­befehl seines Bruders Nasr Ullah Khan mit dem Aufträge gesandt habe, die Stadt Peschawar, den Schlüssel Indiens, zu besetzen. Eine andere, aus 300 000 Mann bestehende afghanische Streit­macht, unter dem Befehl des Thronfolgers, marschiere gegen Rußland. (Die Zahlen dürften dabei nach orientalischer Gewohnheit wohl zu hoch angesetzt sein).

Aus London ist bekannt geworden, daß ein Drittel der englischen Offiziere von den in Frank­reich operierenden englischen Truppen gefallen ist, und daß sich deshalb im englischen Heere ein großer Mangel an Offizieren bemerkbar macht. Die eng­lische Heeresleitung ist dadurch, wie englische Zei­tungen hervorheben, in eine große Verlegenheit gebracht worden, denn, wenn die in Frankreich gefallenen englischen Offiziere durch Offiziere der noch in England liegenden Truppen ersetzt werden, so kann das englische Heer so viel Jnstruktions- offiziere verlieren, daß sein Gefechtswert wesentlich vermindert wird. Es sei daher besser, den Fran­zosen nur 8 Divisionen mit vollem Offiziersbeftande zu Hilfe zu senden als größere Heeresmassen ohne genügende Anzahl tüchtiger Offiziere. Die Ir­länder in Nordamerika haben offen für Deutschland Partei ergriffen und in einer großen in New Aork abgehaltenen Versammlung deutsche und irische Fahnen gehißt. Das angesehendste irische Blatt Irish World" schreibt, daß Iren, wenn sie so pflichtvergessen wären, für England gegen Deutsck- land zu kämpfen, aufhören würden, Iren zu sein. Da die Engländer vorgeben, im Kriege gegen Deutsch­land für die Erhaltung der nationalen Freiheiten in Europa zu kämpfen, so haben sie jetzt für ihre elende Heuchelei von den von ihnen seit tausend Jahren unterdrückien Iren die richtige Antwort erhalten.

In russischen Kreisen macht sich gegen Eng­land ein gewisses Mißtrauen geltend, denn russische Blätter wagen es, zu schreiben, daß der Wunsch Englands, den Krieg möglichst lange Zeit auszu­dehnen, eine englische Hinterlist enthalten könne, denn durch die lange Dauer des Krieges würden Ruß­land und Frankreich sehr geschwächt werden. Man scheint danach in Petersburg den Argwohn zu hegen, daß es England in der Hauptsache in diesem Welt­kriege auf eine Schwächung der europäischen Groß­mächte abgesehen hat, damit dann England allein die Weltherrschaft an sich reißen und die Friedens­bedingungen für Europa diktieren könne. Merk­würdigerweise stimmt dazu eine Kundgebung der sehr angesehenen englischen ZeitungWestminster Ga­zette", welche Fühlung mit der englischen Regierung haben soll. In dieser Kundgebung wird gesagt, daß England gar nicht die Absicht habe, Deutschland zu vernichten, denn jeder Friede, welcher den künftigen Anlaß zu neuen Kriegen in sich trage, verfehle seinen Zweck. Deshalb sei England zu einer Verständigung bereit, wenn Deutschland leben und leben lasse. Leider ist Deutschland nicht in der Lage, solche Kundgebungen Englands als unverdächtig anzu­nehmen.

In einem über Genf bekannt gewordenen Briefe eines in Paris lebenden angesehenen Bulgaren werden die Zustände in Frankreich als sehr schlecht ge­schildert. In Frankreich und zumal in Paris mache sich eine tiefe Enttäuschung und Furcht vor den Deutschen bemerkbar. Allerdings stützten die Franzosen ihre Hoffnungen noch auf Rußland und England, aber wenn es in Frankreich erst richtig bekannt werde, daß Rußland und England nicht imstande seien, den Franzosen eine wirkliche Hilfe zu bringen, so werde der Umschlag der Stimmung in Frankreich ein furchtbarer sein.

Genf, 2. Okt. Aus Petersburg wird fran­zösischen Blättern gemeldet, daß Rumänien, welches die Absicht kundgegeben hatte, seine Neutralität auf­zugeben. dafür so sonderbare Ansprüche stellte, daß darüber in den diplomatischen Kreisen Rußlands höchste Verwunderung und Staunen herrscht.

Wien, 2. Okt. Die Oesterreicher nahmen bei Baza 440 Serben gefangen. Die serbische Haupt­macht ist jetzt im Rückzug, unsere Truppen ver­folgen sie.

Wien. 2. Okt. Aus Cattaro wird gemeldet, daß die französische Flotte neuerdings wieder die Forts von Cattaro beschießt.

Saloniki, 2. Oktober. (WTB.) Nachdem die Serben auch das der Firma Herzog in Gewgheli gehörige große Tabakmagazin mit Verwundeten be­legt haben, befördern sie nun dichtgefüllte Veuvundelen- züge nach Monastir.

Köln, 1. Okt. Der Geh. Kommerzienrat Theodor Guilleaume hat der Stadt Köln 500000 ^ für Zwecke der vereinigten Vereine des Roten Kreuzes überwiesen.

Straßburg, 1. Okt. Der hiesige Gemeinderat hat 20 000 ^ für die notleidenden Landesteile in Elsaß-Lothringen und 10000 für die in Ost­preußen bewilligt.

Berlin, 1. Okt. (WTB.) Das Erscheinen desVorwärts" ist vom Oberkommando in den Marken gestern wieder gestattet worden, nachdem die Reichstagsabgeordneten Haase, Königsberg und Fischer, Berlin, auf das Begehren eingegangen sind, daß in Zukunft, entsprechend der bei Kriegsausbruch hervorgetretenen Einmütigkeit des deutschen Volkes, das Thema Klaffeukampf und Klassenhaß imVor­wärts" nicht mehr berührt wird.

Konstanz, 2. Okt. Ebenso rasch wie Hellmuth Hirth und zugleich mit ihm ist der bekannte Flieger Ernst Schlegel aus Konstanz zum Leutnant be­fördert worden. Schlegel war nie Soldat, trat aber bei Kriegsausbruch in die Dienste der Heeresver­waltung, wurde mit der Ojfiziersnniform, ohne Offiziersabzeichen, eingekleidet und bereits nach drei Wochen zum Leutnant befördert. Auch das Eiserne Kreuz hat er erhalten. Ernst Schlegel gewann seiner­zeit den 60000 -/L-Preis der Nationalflugspende.

Württemberg.

Bekanntmachung des stell». General­kommandos. Gegen die Veröffentlichung des Ortes, an dem ein Heeresangehöriger gefallen ist, in den Todesanzeigen der Zeitungen besteh^! keine Bedenken, sofern die amtlichen Verlustlisten den betreffenden Ort bereits genannt haben.

Stuttgart, 1. Okt. Eine Bekanntmachung des stellvertretenden Generalkommandos besagt: Die vom Roten Kreuz eingerichteten Sammelstellen im Königsbau und im Marstallgebäude in Stuttgart sind zugleich militärische Sammelstellen für die im Felde stehenden Truppen und für die militärischen Reservelazarette. Die dort eingelieferten Liebesgaben stehen zur Verfügung der Militärverwaltung und werden durch militärisch organisierte Kraftwagen­kolonnen oder durch die Etappenbehörden den Truppen zugeführt werden. Nur durch Zusammenfassung der Sammlung und durch die Versendung der Liebesgaben seitens der Militärverwaltung läßt es sich erreichen, alle im Felde stehenden Truppen gleichmäßig und zur richtigen Zeit mit Gaben zu versehen. Es wird daher gebeten, die Sammlungen für einzelne Truppenteile, wie sie von Städten und Privatpersonen in letzter Zeit vielfach vorgenommen wurden, zu unterlassen und diese Gaben den Stutt­garter Sammelstellen znzuführen. Die Vorräte der. letzteren bedürfen dringend der Ergänzung, nachdem mit Ausnahme einiger weniger Truppen, denen in allernächster Zeit Liebesgaben zugeführt