waren ihnen abgeschnitten, und man hatte sie durch Einführen von Sägemehl in den Mund und die Nase erstickt. Die Richtigkeit des darüber auf- genommenen Befundes wurde von zwei französischen Geistlichen bestätigt. Orchies wurde dem Erd­boden gleichgemacht.

Berlin, 30. Okt. (WTB. Amtlich.) Vom Montag den 5. bis einschließlich Sonntag den 11. Oktober werden versuchsweise Feldpostsendungen im Gewicht über 250 bis 500 Gramm gegen eine Gebühr von 20 ^ angenommen. Die Gebühr für Feldpostsendungen im Gewicht über 50 bis 250 Gramm wird gleichzeitig dauernd auf 10 ^ herab­gesetzt.

Einem Feldpostbrief von der Marne ent nehmen dieHamb. Nachr." nachstehende Schilder­ung: Etwas sehr hübsches passierte jüngst in unserer unmittelbaren Nähe. Es war dunkel geworden und die Franzosen hatten uns bereits mit ihremAbend­segen" beehrt. So nennen wir nämlich ihre Ge­wohnheit, das Gefecht ungefähr um 6 Uhr abzu­brechen, nachdem sie uns mit einem Hagel von etwa 500 schweren Granaten bedacht haben, der sich überall hin richtet, wo sie uns vermuten. Eine Kompanie war im Begriff, an der Feldkücke zur Mahlzeit an­zutreten, als plötzlich über dem feindlichen Schützen­graben eine Gestalt erschien und mit einem weißen Tuch winkte. Es war ein französischer Haupt­mann, der sich langsam näherte. An einen Offizier, der ihm entgegenging, richtete er in gebrochenem Deutsch die Frage:Haben Sie genug Essen, um auch meinen Leuten etwas zu geben?" Auf die Gegenfrage, wie viele Leute er hätte, erwiderte er: Ungefähr hundert." Nun wurde ihm bedeutet, seine

Mannschaften herbeizuholen, und das tat er denn auch gleich. Sie legten, der Rest einer Kompanie, die Gewehre fort, und nahmen an dem Essen der deutschen Kameraden an der Feldküche teil. Der Hauptmann entschuldigte sich damit, daß sie seit vier Tagen nichts im Leibe haben und daß unter solchen Umständen jedes weitere Kämpfen unmöglich sei. Später erzählte er den deutschen Offizieren, seine Soldaten, die schon einmal im Gefecht gegen die Deutschen gestanden haben, seien nicht wieder aus den Schützengräben zum Angriff vorwärts zu bringen gewesen. _

Stuttgart, 30. Sept. Ein schönes Beispiel dankbarer Anerkennung der heimatlichen Hilfeleistung für die Truppen im Felde durch das Rote Kreuz bietet ein ungenannter Angehöriger der ersten Batterie des Feldartillerie-Regts. Nr. 65, der vom Kriegsschauplatz mit der Feldpost dem Württemberg. Landesverein die schöne Summe von 300 Mk. über­sendet. Dem unbekannten Spender gebührt der herzlichste Dank für diese opferwillige Betätigung seines freundlichen Gedenkens der Arbeit am Liebes- werke in der Heimat.

Heilbronn. 30. Sept. Der in den fünfziger Jahren stehende Garnisons- und erster Stadlpfarrer an der Friedenskirche, Weitbrecht, wurde heule nachmittag am Grabe eines Soldaten vom Schlage getroffen und war sofort tot. Der Verstorbene war als Kanzelredner sehr beliebt. Große Verdienste hat er sich namentlich in der Arbeitersücsorge und als Vorsitzender des Württembergischen Landes­vereins der evangelischen Arbeitervereine eiworben.

? Neunbürg, 1. Okt. Beinahe Hütten wir gestern auf unserer Enztalbahn ein größeres Unglück zu verzeichnen gehabt. Der gestern Nacht kurz vor 11 Uhr talabwärts fahrende Güterzug^ hatte aus einem seiner letzten Wagen einen dem Hofspediteur Rettenmaier in Wiesbaden gehörenden leeren Möbel­wagen geladen. Sei es nun, daß der Wagen zu sehr auf der Seite stand oder durch irgend einen Umstand die Unterschlagung los wurde, der Möbel­wagen stieß eben mit seinem oberen Teil an den ersten schrägen Bug an der Eisenbahnbrücke beim hiesigen Elektrizitätswerk an. Der nahezu 3 m lange, aus schweren Winkeleisen bestehende Bug wurde nebst noch vier anderen gleich starken glatt abgeschlagen. Der Möbelwagen selbst wurde natürlich durch das öftere Anprallen einmal links, das andere mal rechts, total zertrümmert. Mehrere Teile davon fielen in die Enz, der größere Teil jedoch auf die nahe der Brücke stehende Telegraphenstange, die auch glatt abbrach und sämtliche Telephon- und Telegraphenleitungen mit sich riß. Der Eisenbahn­wagen selbst sprang anscheinend mit seiner Hinteren Achse aus dem Gleis und lief bis zum Uebergang beim Palmenhof nebenher, was die zahlreichen abgebrochenen Schraubenköpfe und Laschen entlang des Geleises beweisen. Der Schlußbremser des Güterzuges mag nicht wenig erschrocken sein, ebenso wie die Bewohner der äußeren Wildbader Straße. Doch glaubte niemand an ein größeres Unglück, da der Zug weiter fuhr und bei Nacht nicht viel zu sehen war. Zur Zeit ist eine größere Anzahl Bahn­arbeiter damit beschäftigt, die Trümmer zu beseitigen und das Gleis wieder in Stand zu setzen. Da die Telephon- und Telegraphenanlage zerstört ist, haben die Bahnzüge mit äußerster Vorsicht zu fahren.

Druck und Verlag der C. Meeh'schen Buchdruckerei des Enztiilers. Verantwortlicher Redakteur C. Me eh in Neuenbürg.