verhält es sich mit den Molkereierzeugnissen, von den vor allen Dingen die so nahrhaften Käse gegen­wärtig recht nieder im Preise stehen, namentlich bei Bezügen von 9 Pfund ab und mehr. Auch sieht der Preis für Auslaßbutter (im Kleinverkauf in Stutt­gart 1.15 bis 1.25 das Pfund) sicherlich nicht nach böser Kriegszeit aus. Schließlich sei. wenn auch nicht ganz in das Gebiet der Landwirtschaft in engerem Sinne fallend, des billigen Obstes gedacht. Zwetschgen 48 ^ der Zentner, Pfirsiche 620 -!, so lautet augenblicklich der Bericht vom Stuttgarter Engrosmarkt, dazu kommt als wirkungsvolle Unter­stützung ein Abschlag des Zuckerpreises. Wenn auch andere Lebensmittel seit dem Kriegsausbruch im Preise gestiegen sind, so geht doch aus den bisher angeführten Beispielen hervor, daß man augenblick­lich nicht von teuren Zeiten reden kann. Es ist vielmehr dem, der sich den Verhältnissen richtig an­zupassen weiß, die Möglichkeit zu einer billigen Lebenshaltung gegeben. Auf die Dauer werden aber s diese niederen Preise sich nicht halten und es ist für § jede Hausfrau ratsam, den jetzigen günstigen Zeit- s punkt sich zunutze zu machen und für eine richtige S Ausstattung ihrer Vorratskammer Sorge zu tragen. Man schaffe sich möglichst einen Vorrat von Rauch- und Salzfleisch. Gekochte Zwetschgen und Zwetsch- genmus find nicht nur eine angenehme Zuspeise, sondern ein richtiges Nahrungsmittel, von dem man ausgiebige Vorräte sich beilegen sollte. Wenn jetzt die Hausfrauen auf die Schaffung derartiger Vor­räte ihr Augenmerk richten, so leisten sie damit der Allgemeinheit einen Dienst, denn sie sorgen einmal dafür, daß volkswirtschaftlich ungünstig wirkende Absatzschwierigkeiten überwunden werden und stärken überdies in richtiger überlegter Weise unsere Wider­standskraft gegen eine längere Dauer des Kriegs. Auch ein besonders starkes Heranziehen der genannten j Lebensmittel für den alsbaldigen Verbrauch wird z sich in ähnlichem Sinne geltend machen. Und schließ­lich kommt dabei die Haushaltungskassi noch ganz gut auf ihre Kosten.

Einkommensteuerermäßigung infolge des Kriegs. Der Staatsanzeiger weist darauf hin, daß von der württembergischen Steuerverwaltung der Krieg als außergewöhnlicher Unglückssall im Sinne des Art. 67 Abs. 1 des Einkommensteuergesetzes ohne Zweifel anerkannt werden wird. Eine nähere Be­kanntmachung hiergegen erschien bis jetzt nicht dring­lich, weil die Abrechnung über die Steuer in den Fällen des Art. 67 Abs. 1 nach den württ. Aus­führungsbestimmungen zu dem Einkommensteuergesetz erst am Schluß des Steuerjahres zu erfolgen hat.

Stuttgart, 24. Sept. Den Angehörigen der Gelben Ulanen" (Ulanen-Regiment König Karl 1. württ. Nr. 19) kann dasDeutsche Volksblatt" die erfreuliche Mitteilung machen, daß die Frau Herzogin Philipp von Württemberg sich gerne bereit erklärt hat, die Uebermittlung wollenen warmen Unterzeugs an die Mannschaften des genannten Regi­ments im Felde zugleich mit ihren eigenen Sendungen zu besorgen. Wer also einem Angehörigen der Gelben Ulanen" warme Unterkleider ins Feld schicken will, der darf das betreffende Paket bloß an die Adresse: K. und K. Hoheit Herzogin Philipp -von Württemberg. Prinzenbau. Stuttgart, senden mit ge­nauer Angabe der Adresse des im Feld stehenden Angehörigen dieses Regiments und alles weitere wird durch die Güte der Frau Herzogin, deren Gemahl Generaloberst derGelben Ulanen" ist, ohne weiteres besorgt werden.

Stuttgart, 25. Sept. Auch hier konnte gestern abend kurz nach Einbruch der Dunkelheit der Komet in der Nähe des Großen Bären beobachtet werden. Mit dem zunehmenden Nebel, der sich über die Stadt legte, wurde er immer undeutlicher; es ist aber an­zunehmen, daß der Komet in der nächsten Zeit an Helligkeit und Größe zunehmen wird.

Metzingen. 25. Sept. Interessenten diene es zur Mitteilung, daß der Komet zur Zeit mir bloßem Auge unterhalb der unteren Sterne des großen Bären (auch Wagen genannt) die ganze Nacht in nördlicher Richtung gut sichtbar ist. Er bildet mit den zwei Rädern des Wagens ein Dreieck.

Oberndorf, 23. Sept. Die Wafsenfabrik Mauser ist von neuem genötigt, ihre Werke durch einen Neubau zur oberen Fabrik, dessen Baukosten mit 70 000 lKi veranschlagt sind, zu vergrößern. Der Bau ist bereits in Angriff genommen worden.

Ludwigsburg, 23. Sept. Der im 70. Lebens­jahre stehende Oberst Oskar v. Goez hat seine Dienste als Kriegsfreiwilliger dem Vaterlande zur Verfügung gestellt. Er kommandiert als der älteste württembergische Offizier das Landsturmbataillon Ludwigsburg.

Künzelsau, 25. Sept. Für die Kriegs- > ! an leihe sind hier 300000 Mk. gezeichnet worden.

Freudenstadt, 24. Sept. Großes Leid ist über eine Familie in Dornstetten hereingebrochen.

! Vor wenigen Wochen starb der 17jährige Sohn der Witwe Jakob Schweikle an Blutvergiftung. Dieser Tage verunglückte der 19jährige Sohn Gottlob, der als Monteur beim Elektrizitätswerk Glatten an­gestellt war, in Rodt durch einen Sturz von der Leiter tödlich. Er wird neben seinem Bruder be­erdigt. Die beiden anderen Brüder stehen im Felde.

Vom Bodensee. 24. Sept. Ein verwundeter bayerischer Unteroffizier hat in Lindau folgendes ? erzählt:Im Elsaß war's. Nach einem heißen,

! schrecklich heißen Ringen. Die Unseren stürmten wie ^ die Teufel auf den Feind. Nichts hielt sie zurück. Der Sieg war unser. Aber furchtbar teuer erkauft. Rings lagen die Verwundeten. Auch ich darunter. Sie sehen, wie's mir ging. (Und er zeigte seinen schrecklich hergerichteten Arm.) Neben mir lag ein blutjunger Kamerad. Bleich wie der Tod.Kamerad!" rief er mir zu.hast du einen Streifen Papier und eine Feder zum Schreiben?" Leider hatte ich wohl mein Dienstbuch, aber der Bleistift war im Kampfe verloren gegangen. Der Schwerverwundete aber meinte lächelnd: 's macht nichts. Das Papier genügt." Und ergriff einen Strohhalm und tauchte diesen in fein eigen Blut, das aus seiner schrecklich aufgerissenen Seite sickerte. Und die letzten Abschiedsworte: Marie, Du Liebe. Gute! Noch ein Stündchen viel­leicht, und ich lebe nicht mehr. Aber sei versichert: Bis zum allerletzten Augenblick bin ich Dir treu geblieben. Dir und dem Vaterland. Behüt Dich ^ Gott! Grüß mir alle, alle, Geschwister, Vater, Mutter! Im Leben und Tod Dein Bräutigam." So schrieb der Held, und nach einem kleinen Viertel- stündchen war er Lot und still. Ich aber hatte ihm ! vorher versprechen müssen, seinen Abschiedsgruß der Braut zu Überbringer:. Nun muß und will ich es tun. Hier in der Nähe von Lindau muß sie wohnen. Ich will sie suchen und ihr vom Heldentod ihres Herzliebsten erzählen."

Aus einem württembergischen Feld­postbrief. Das Volks- und Anzeigeblatt Winnenden bringt von einem Stuttgarter Grenadier ausgezeichnete Erlebnisse bei Verdun zum Abdruck Wir entnehmen der Schlachtschilderung folgendes: Die Schlacht dauert

> nun ununterbrochen vier Tage. Ich glaube nicht, daß je einmal ein so erbitterter Kampf um die Existenz zweier Völker geführt wurde, wie dieser. Bisher halten uns die Franzosen überall nachgegeben und nun sind sie dank unserer tadellosen Heeres­leitung in die ihnen gelegte Falle geraten. Diese Falle wird ihnen zum Verhängnis werden. Sie versuchen daher auf unserer Seite mit aller Gewalt durchzubrechen und den eisernen Gürtel zu sprengen. Aber daß ihnen das nicht gelingen wird, dafür sind wir schon da. Nun donnern die Kanonen schon seit Sonntag morgen 7 Uhr an den ganzen Tag fort von früh morgens bis spät in die Nacht hinein. Nur in der Nacht schweigen die ehernen Schlünde, scheinbar um auszuruhen, um am Morgen beim ersten Dämmer­schein mit neuer Gewalt ihre Geschosse auszuspeien. Wir haben im Schützengraben die Nacht verbracht, dem Feind auf 600 Meter gegenüber, welcher auch gute Schützengräben angelegt hatte. Beim ersten Kanonenschuß reckten wir die Köpfe in die Höhe; das Geschoß fliegt über uns hinweg, um 100 Meter hinter uns mit donnerähnlichem Krach in ein Haber­feld einzuschlngen. Mit einem Schlag war wieder alles munter und die Knallerei der Infanterie geht weiter und die Sache wird wieder ungemütlicher.

j Die Jnfanteriegeschosse fürchten wir fast nicht mehr, s da die meisten über unsere Köpfe wegpfeifen. Das z Artilleriefeuer hat bei uns bis jetzt den größten i Schaden angerichtet, welches den ganzen Tag in ! unfern Reihen wütet. Die Schrapnells sind die ! gefährlichsten Geschosse durch ihre große Streuung. Die Granaten, die über einen hinwegfliegen, erzeugen

> ein Geräusch, wie wenn ein ganzer Schnellzug in ! der Luft über uns hinwegfahre, und erzeugen einen i ohrenbetäubenden Lärm. Nun ist die Schlacht wieder j im Gange und nur die Nacht kann dem Morden j wieder Einhalt tun. Noch einige Gefechtsmomente - will ich aufführen. Wir hatten am Sonntag eine

> Anhöhe besetzt, auf welcher man einen großen Teil ' des Vorgeländes überschauen konnte. Es wurde fort­während auf uns geschossen, konnten aber keinen Franzmann sehen, da alle hinter Garbenhaufen ver-

! steckt waren. Nur hie und da sah man hinter einer ^ Garbe ein Käppi sich herhorheben ein kurzer i Knall und es war wieder verschwunden. Natürlich § leuchteten wir auch hinüber und meistens hatte die ! Kugel das richtige Ziel auch gefunden. Da unser I

Zug am weitesten rechts lag. erhielten wir den ^ Auftrag, eine Straße, welche ungefähr 600 Meter an uns vorbeiführte, zu beobachten, auf welcher die und da ganze Kolonnen daherkamen. Wir ließen sie jedesmal ganz nahe an uns herankommen und rich. !

teten dann ein rasendes Feuer auf sie. Wir hatten !

ein nur zu gutes Ziel. Die Hälfte davon wälzte >

sich meistens auf dem Boden, während die andern davonliefen. Da auch noch ein Zug Maschinen- gewehre bei uns war, wurden sie nur so hingemäht.

Ich kann jetzt nicht mehr weiter berichten, da die Zeit im Kriege sehr kostbar ist. Bei uns kommen ^

die Franzosen nicht durch und wenn sie es noch !

einmal probieren sollten, werden sie sich noch einmal die Köpfe einrennen. Wir geben nicht nach und wenn alles draufgehen sollte und unser Wahl­spruch ist und bleibt:Immer feste drauf!" (GKA.)

Kus StaSt, BcZir-k uns Umgebung.

Eingesandt. Aufforderung zurSteuer- zahlung. Der als Friedenssteuer gedachte Wehr­beitrag ist nun zu einer Kriegssteuer geworden. Pflicht eines jeden guten Deutschen ist es, dem von Feinden bedrohten Vaterland mit dem Nötigsten, ! was zum Kciegführen gehört, dem Gelde, unter die ^ Arme zu greifen und es so in dem schweren Kampfe mit allen Mitteln zu unterstützen. An die zur Zahlung eines Wehrbeitrags, sowie von Kapital- und Ein­kommensteuer Verpflichteten ergeht daher die dringende Bitte und Mahnung, ihre Schuldigkeit in kürzester Frist und womöglich gleich im ganzen Betrag zu i entrichten. Es gilt dem teuren Vaterland und wir hoffen, es ist soviel patriotischer Sinn in der Be­völkerung, daß dieser Mahnruf an den Geldbeutel von vollem Erfolg begleitet ist.

Neuenbürg. 24. Sept. Den Paketen nach dem Ausland dürfen aus militärischen Gründen zur Zeit allgemein Briefe oder briefliche Mitteilungen nicht beigefügt werden. Nur die Beifügung einer offenen Rechnung ist zulässig, die keine anderen Angaben enthalten darf als solche, die das Wesen der Rechnung ausmachen.

Neuenbürg. 26. Sept. Dem heutigen Schweine­markt waren 52 Stück Milchschweine zugeführt. Für das Paar wurden 1416 bezahlt.

Neuenbürg. Einem uns freundl. überlassenen Briefe eines in New-Aork in kaufmänn. Stellung befindlichen Landmanns (H. M.) an seine Eltern hier entnehmen wir folgende bemerkenswerte Schil­derung:Die Kriegserklärung wurde hier Samstag,

1. August, nachts 11 Uhr bekannt durch Extraaus­gaben der verschiedenen Zeitungen. Die amerika­nischen Zeitungen wie ebenso die Amerikaner selbst waren sehr aufgebracht über den deutschen Kaiser und vollends noch als der Krieg mit England und Belgien bekannt wurde; sie nannten den Kaiser Marlorcl" (Kriegsführer, Friedenszerstörer). Die Zeitung brachten haarsträubende Märchen, z. B. am dritten Tag des Krieges brachte eine der größten Zeitungen hier auf der ersten Seite mit 10 cm großen Buchstaben den Satz: 20 000 6crmun8 bcnlcm bx kreuch. (zu deutsch: 20000 Deutsche von den Fran­zosen geschlagen) und fast jeden Tag wurde gemel­det, ein oder zwei Zeppeline oder Kriegsschiffe zer­stört, wenn es wahr wäre, so hätte Deutschland weder einen Zeppelin noch Kriegsschiffe mehr. Ein > anderes Märchen ist, der Kaiser habe 100 deutsche sozialdemokratische Reichstagsabgsordnete, darunter den Führer Liebknecht hinrichten lassen, weil sie sich weigerten, die Kriegsanleihe anzunehmen. So könnte ich noch Dutzende von sensationellen Nach­richten erzählen. Das Schlimmste trat ein, nachdem die Engländer das deutsche Kabel durchschnitten > hatten, so waren wir hier fast 3 Wochen lang ohne zuverlässige Nachrichten, da die anderen Depeschen alle über Paris und London kamen und naturgemäß für die Gegner Deutschlands zugestutzt sind. Ich habe mich am 3. August nachmittags beim deutschen Konsulat gemeldet und meine Adresse abgegeben, aber mir, sowie vielen Tausend Anderen wurde die traurige Botschaft, daß keine deutschen Schiffe hin­über fahren und die wenigen fremdländischen Schiffe keine deutschen Reservisten oder Freiwillige mit­nehmen würden. Die Stimmung der Deutschen ist hier sehr patriotisch und in Gegenden, wo Deutsche wohnen und deutsche Zeitungen gedruckt werden, hört man immer wieder deutsche Lieder re. Auch die Sammlungen für das Rote Kreuz werden sowohl von den Deutschen wie den Amerikanern unterstützt.

Letzte Woche fand eine große öffentliche, von ca. 4000 Deutschen besuchte Versammlung statt gegen die englische Zeitungshetzerei, ebenso gegen den Präsident ! Wilson. Die Deutschen wollen genau so behandelt