Petersburg, 20. Sept. Der Zar hat dem Könige der Belgier und dem Kronprinzen von Ser­bien den höchsten militärischen Orden der russischen Krone, den St. Georgsorden. verliehen.

Tokio, 19. Sept. (WTB.) Die Regierung hat die deutschen ZeitungenJapan Herold" und Deutsche Japan Post" aufgehoben. Der Heraus­geber Ostwald muß Japan binnen einer Woche verlassen.

Amsterdam, 19. Sept. (Nicht amtlich). Der Rotterdamsche Courant meldet ohne Quellenangabe, in Gibraltar verlaute, daß die Marokkaner sich ent­lang der ganzen Küste zu rühren beginnen. Nach demselben Bericht verließen Tausende Tanger und Umgebung und setzten nach Algeciras über aus Furcht vor einem marokkanischen Aufstand.

Pest, 18. Sept. Die Stadt Arad hat ein­stimmig mit großer Begeisterung beschlossen, einen der schönsten Plätze der Stadt Kaiser-Wilhelms- Platz zu benennen. Die Stadtverwaltung Preß- burg hat beschlossen, den Hauptplatz Franz-Josefs­platz und den Marktplatz Kaiser-Wilhelms­platz zu nennen.

Berlin, 19. Sepi. Reichstaqsabgeordneter Bassermann, der im Felde als Rittmeister der Landwehr steht, wurde laut Meldungen verschiedener Blätter aus Mannheim wegen seines tapferen Ver­haltens zum Major befördert und außerdem mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet.

Düsseldorf, 19. Sept. Der durch seine Kriegs­romane bekannte Dichter Dr. Waller Bloem, der als Hauptmann im Felde weilt, ist am Oberschenkel und Arm leicht verwundet worden und in Düsseldorf eingetroffen.

St. Ingbert, 20. Sept. In geradezu vor­bildlicher Weise hat unsere kleine Nachbargemeinde Scheidt die Mahnung befolgt, in der jetz'gen Zeit das Gold nach der Reichsbank zu bringen. Der dortige evangelische Pfarrer ging von Haus zu Haus und gab den Leuten die nötige Aufklärung, wobei es ihm gelang. 11000 Mk. gegen Austausch von Papiergeld einzusammeln.

Was brauchen unsere Truppen? Der stellvertretende Mililärinspekteur der freiwilligen Krankenpflege. Fürst v. Hatzfeld!, Herzog zu Trachen- berg. veröffentlicht folgende Bekanntmachung: Augen­blicklich sind bei unseren kämpfenden Truppen folgende Gegenstände besonders und dringend erwünscht: Wollene Strümpfe, wollene Hemden, wollene Unter­jacken, wollene llnterbeinkleider, wollene Leibbinden, Leinwand (zur Fußbekleidung), Hosenträger, Taschen- tücher. Ferner: Zigarren. Zigaretten, Tabak (Pfeifen), guter Rotwein, Konserven, Schokolade. Kakao. Tee, Kaffee. Bonbons, Bouillonkapseln, Suppenwürfeln, Gemüsekonserven, Dauerwurst, geräucherte Fleisch­waren, Trockenmilch, kondensierte Milch, Lebkuchen. Ich bitte um schnelle und reichliche Gaben an die bekanntgegebenen Sammelstellen des Roten Kreuzes und der Ritterorden. Von diesen werden sie unver­züglich an die Abnahmestellen bei den stellvertreten­den Generalkommandos, von dort aus den Truppen zugeführt werden.

Berlin, 18. Sept. (WTB). Der Deutsch- Amerikanische Wirtschaftsverband hat in einem Telegramm an den Reichskanzler den Wunsch der deutschen Export-Industrie zum Ausdruck ge­bracht, den uns aufgezwungenen Krieg durchzuführen bis zur endgültigen Niederringung der Gegner, da nur so die Gewähr für einen dauernden Frieden und die WiederaufnchturW des deutschen Wirtschafts­lebens geschaffen werden kann. Der Reichskanzler hat darauf erwidert:Der zähe nationale Wille, den mir die Kundgebung des Deutsch-Amerikanischen Wirtschaftsverbands bestätigt, ist die Gesinnung, welche das Schicksal von allen Teilen unsres Volkes fordert. Jetzt ist kein Raum mehr für den Streit der Parteien; alle Unterschiede des Besitzes und der Bildung müssen im Volke ebenso schweigen wie sie draußen vor dem Donner der Schlachten verstummen. Die Leistungen unserer Armee berechtigen uns zu einem stolzen Vertrauen, dem Selbstüberhebung fremd bleiben muß. Nur so kann das deutsche Volk der ungeheuren Aufgabe gerecht werden, vor die es ge­stellt ist, und in unerschütterlicher Einigkeit stärker, größer aus diesem Kampfe hervorgehen."

Eine deutscheKriegsmarke. Ein glücklicher Gedanke von seltener Volkstümlichkeit ist es, daß der Verein für das Deutschtum im Ausland eine Deutsche Kriegsmarke Herstellen läßt, die schon in allernächster Zeit in Millionen von Stücken ver­breitet werden soll. Es handelt sich um eine künst­lerische Marks nach Art der Wohlfahrtszeichen und der von den nationalen Schutzvereinen, insbesondere

dem genannten Verein selbst, herausgegebenr Wehr- schatzmarken, die eine Selbstbrfteuerung für vater­ländische Zwecke darstellen. Franz Staffen hat dem Verein für diese Kriegsmarke bereits einen prächtigen Entwurf von packender Kraft gewidmet. Der Erlös der Marke ist für die Hinterbliebenen unserer Krieger bestimmt. Bei der Geringfügigkeit der Herstellungs­kosten wird der Verkaufspreis von 5 für das Stück erhebliche Summen für diesen edlen vater­ländischen Zweck ergeben, wenn der schöne Gedanke mit derselben Begeisterung und Opferfreudigst vom deutschen Volk ausgenommen wird, aus der er ge­boren ward. Der Verkauf wird über das ganze Reich hin in umfassendster Weise organisiert werden. Schon jetzt werden alle deutschen Vereine sowie die Geschäftsinhaber, zumal Buch- und Papierhündler, Zigarrenhändler, Apotheker und Drogenhändler, die den Vertrieb der Markenbogen im Dienste des Vaterlandes übernehmen wollen, gebeten, sich bei der Vsrtriebsabteilung des Vereins für das Deutschtum im Ausland, Berlin 'lV 62. Kurfürstenstraße 105. vormerken zu lassen. Kein Felöpostbrief, keine Sol- datenkarte sollte ohne die Kriegsmarke des deutschen Volkes zu unseren tapferen Heeren hinausgehen.

Belgien ist das ergiebigste Land Europas. Im Jahre 1912 gab das Hektar in Belgien 26 Doppelzentner Weizen, den höchsten Ertrag auf dem Kontinent. Dann folgte Irland mit 25.6 Doppelzentner und dann die Niederlande mit 24.6 Doppelzentner. An vierter Stelle steht Deutschland mit 23,6 Doppelzentner. Auch dis Roggenernre war in Belgien mit 20.6 Doppelzentner die beste. Das deutsche Roggevhektar folgt mit 19,1 Doppelzentner. Weitaus an erster Stelle stehen Belgien und die Niederlande bezüglich der Gerstenernle mit 27.1 bezw. 26,7 Doppelzentner. Deutschland brachte nur 22,2 Doppelzentner. Bei der Haberernle steht die Schweiz mit 23,1 Doppel­zentner obenan, dann kommt Irland mit 22,6 Dop­pelzentner, dann Deutschland mit 21,9 und Belgien mit 19 4 Doppelzentner. Eine ausgezeichnete, andere Länder an Ertraa stark überwiegende Ernte hatte Belgien in Kartoffeln. Das Hektar brachte 211 Doppelzentner, während an zweiter Stelle die Niederlande nur mit 174.4 Doppelzentner steht. England und Irland mit 164,4 und 161,2 Doppel­zentner den vierten und fünften Platz einnehmen und Deutschland mit 158,6 Doppelzentner erst an sechster Stelle steht. Belgien hat auch einen schönen Viehstand und die belgischen Pferde sind gesucht. Bei der Zählung 1912 wurden 262 709 Pferds, 1 830 747 Stück Rindvieh, worunter 933 928 Kühe und 1348 514 Schweine gezählt. Stark vertreten ist die Baumwollindustrie. Am 1. März 1914 wurden 1 518 134 Spindeln gezählt. Der Verbrauch an Baumwolle betrug 1912/13 257 378 Ballen. An Rübenzucker wurden gewonnen 263 740 Tonnen. Groß sind auch dis belgischen Steinkohlenlager. Im Jahre 1912 wurden 22 972 000 Tonnen gewonnen im Werte von nahezu 305 Millionen Mark. An Eisenerzen wurden 1912 167 4000 metrische Tonnen, an Blende und Galmei 1200, an Roheisen 2 300 000, an Zink 200100, an Blei 57100 Tonnen gewonnen. 1658 Postanstalten. 233 086 Kilometer Fernsprech- leitungen. 1650 Telegraphenanstalten mit 43 547 Kilometer Leitungslänge, 6 Unterseekabel mit 190 Kilometer Länge. 1 Telefunkenstation, System Marconi, 8660 Kilometer Schiencnstrang, auf 100 Quadratkilometer 29 3 Kilometer Bahngeleise, eine Handelsmarine von 105 Dampf- und Segel­schiffen mit 181 637 Registertonns netto dienen dem Verkehr. All die Zahlen bestimmen Belgien als einen vorzüglichen Agrar- und guten Industriestaat mit viel Reichtum.

Berlin, 19. Sept. Der gestrige Sturm, der von starken Regengüssen begleitet war, hat in Berlin und Umgebung großen Schaden angerichtet. Dicke Aeste wurden von den Bäumen gerissen. Verschie­dentlich wurden auch ganze Bäume entwurzelt. Auch Fernsprechleitungen wurden öfter so stark beschädigt, daß größere Störungen im Verkehr nach auswäris einiraten. Im Grunewald stürzte infolge des Sturms der Dachdecker Klepsch, der drei Söhne im Felde stehen hat, vom Dach eines Hauses ab und war sofort tot.

Hamburg. 18. Sept. Infolge des herrschen­den Südweftsturms sind die Keller voll Wasser gelaufen. Bei Moorburg erfolgte ein Deichbruch. Das Vieh konnte von den Weiden noch nicht in Sicherheit gebracht werden. Ein Dienstknecht ist er­trunken.

Budapest, 19. Sept. (WTB.) Heute nach­mittag geriet die Elisabethendampfmühle in Brand. Feuerwehr und Militär haben energische Maßnahmen

ergriffen, um den Brand zu lokalisieren und M löschen, durch den die umliegenden Holzmagazine bedroht sind. Das Feuer entstand infolge des Heißwerdens einer Walze. Der Schaden ist sehr bedeutend. Unter anderem sind 450 000 Säcke und 24 Waggons Mehl verbrannt.

Württemberg.

Stuttgart, 20 . Sept. Der Kommandierende General des 13. Armeekorps. General der Infanterie v. Fab eck. sowie der Chef des Generalstabs. Oberst­leutnant v. Loßberg, sind mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet worden.

Stuttgart, 19. Sept. Hauvtmann Hcllmut Jäckh im Reserve-Feldartillerie-Regiment Nr. 26 (wirst im Feldariillerie-Regiment Nr. 13 in Ulm) teilt lt. Staatsanzeiger auf einer am 9. September bei St. D. geschriebenen Karte Verwandten in Korn- westheim mit, daß er mit seiner Batterie 20 Tage ununterbrochen im Artilleriefeuer gestanden ist. wobei leider viele tapfere brave Leute gefallen sind. Ihm selbst wurde für das Anshalten das Eiserne Kreuz verliehen.

Stuttgart, 18. Sept. Gestern abend wurde telephonisch dem Staatsanzeiger mitgeteilt und heute früh wurde ihm von vertrauenswürdiger Seite be­stätigt. in Degerloch habe ein pensionierter Geistlicher, der. wie es scheint, aushilfsweise eine Krirgsbslstunde gehalten hat. dabei mitgeteilt, bei Paris seien 30000 Deutsche in Gefangenschaft geraten. Es kamen dann von verschiedenen Seiten weiters telephonische Anfragen an das Blatt. Die Gerüchte vergrößerten sich alsbald auf 50000 Gefangene, auch Herzog Albrecht von Württemberg sollte in Gefangenschaft geraten sein. Für alle diese Gerüchte, schreibt der Staatsanzeiaer, lag nicht der geringste Anhaltspunkt vor, sie müssen völlig aus der Luft gegriffen sein. Unverantwortlich wäre es. wenn wirklich ein Geist­licher bei gottesdienstlichem Anlaß, ohne sich vorher zu vergewissern, durch W.-llergabs haltloser Gerüchte die große Beunruhigung, die tatsächlich entstanden zu sein scheint, unter die Bevölkerung getragen haben sollte.

Stuttgart, 19. Sept. Das evangelische Kon­sistorium hak. nachdem es im Staatsanzeiger von dem dort über eine Knegsbetstunde in Degerloch Berichteten Kenntnis erhalten hatte, alsbald, wie der Staatsanzsiger schreibt, an Ort und Stelle Nachfrage angeftellt und dem Betreffenden pen­sionierten Geistlichen, der die ihm vo:ge!ommene Entgleisung nachträglich lebhaft bedauert, das Er­forderliche bemerken lassen. Es handelt sich hier bekanntlich um das verbreitete falsche Gerücht. Herzog Albrecht sei mit 30000 Mann gefangen genommen worden.

Stuttgart. 19. Sept. (Fahrpreisermäßigung für Angehörige von Verwundeten.) In den nächsten Tagen tritt im Gesamtgebiet der deutschen Staats­bahnen eine für die Angehörigen non Verwundeten sehr willkommene Fahrpreisermäßigung in Kraft. Den Angehörigen derjenigen kranken oder verwun­deten deutschen Krieqer, die sich innerhalb Deutsch­lands in ärztlicher Pflege befinden, wird bei Bahn­fahrten zum Besuche dieser Krieger Fahrpreis­ermäßigung derart gewährt, daß in der 2., 3. und 4. Kl. nur die Hälfte der gewöhnlichen Sätze zu bezahlen ist, wozu bei Schnellzügen der tarifmäßige Zuschlag tritt; die Vergünstigung gilt aber nur im Verkehr mit Stationen, die mehr als 50 Kilometer vom Ausgangspunkt der Reise entfernt sind. Als Angehörige" gelten die Eitern, Kinder, Geschwister, die Ehefrau und Verlobte des verwundeten oder kranken Kriegers, wer die Fahrpreisermäßigung in Anspruch nehmen will, muß sich von der zuständigen Ortspolizeibehörde einen Ausweis ausftellen lassen, bei dessen Vorlegung am Schalter der Abfahrts­starion er die Fahrkarte ausgehändigt erhält.

Horb. Der Gefreite Hermann Kemmler von Pfullingen, 2. Komp., Landsturmbataillon Horb, zur Zeit beim Tunnelwachkommando Mühlen, hatte einen aufgegriffenen Franzosen, der eine deutsche Uniform und zwar die eines Musketiers der 7. Komp. Jnf.-Rgt. 130 trug, von Mühlen an das Bezirks­kommando Horb einzuliefern. In des Franzosen Besitz befanden sich an Geld 6.80 Mk. und Ausweis­papiere aus dem K. Landesgefängnis Rottenburg. Nach seiner Angabe will er die Papiere bekommen und die Uniform mit einem deutschen Soldaten in der Gefechtslinie gewechselt haben, was aber aus­geschlossen ist, weil es keine feldgraue ist. Der Franzose hat dem ihn transportierenden Gefreiten auf dem Wege von Mühlen nach Horb Schwierig­keiten bereitet, indem er sich weigerte, weiterzugehen, er hatte es nämlich darauf abgesehen, noch bis Nacht