GKG. Daily Telegraph meldet vom 10. Sept. von Peking: Gewaltige Regengüsse und gesprengte Brücken verhindern den Vormarsch der Japaner auf Tsingtau. Ihre Vorhut mit Artillerie ist nach Lung-Koep umgekehrt. Eine Anzahl Chinesen, die trotz des Verbots den Grenzlinien nahe kamen, wurden durch deutsche Landminen getötet.
Berlin, 14. Sept. Wie aus Babenhausen gemeldet wird, hat der Erbgraf Fugger-Babenhausen, Sohn des Standesherrn Fugger-Babenhausen, der beim Regiment Garde du Corps steht, bei einem Patrouillenritt mit zwanzig Mann eine ganze englische Schwadron gefangen genommen.
Berlin. 13. Septbc. (Amtl. WTB.) Nach Vereinbarung zwischen den beteiligten Postbehörden gelten die in Deutschland und Oesterreich. Ungarn für die Feldpostkarten und die Feldpostbriefe bestehenden Portofreiheiten auch im Verkehr zwischen den beiden Ländern einschließlich der okkupierten Gebiete.
Köln, 15. Sept. Auch die Arbeitgeberverbände, namentlich die des Westens beteiligen sich stark an den Kriegsanleihen, so z. B. ein Verband mit l'/s Millionen Mark.
Berlin, 12. Sept. (WTB. Amtl.) Vor einigen Tagen brachten wir aus Ostende die Nachricht, daß dort ein deutscher Reichsangehöriger erschossen worden sei. Wie wir von zuverlässiger Seile erfahren, handelt es sich um einen hochangesehenen deutschen Kaufmann, der bei Ausbruch des Kriegs zu geschäftlichen Zwecken in Belgien weilte. Spionagedienste hat er niemals geleistet.
London, 12. Sept. (WTB.) Die Schiffahrtsgesellschaft South Eastern und Chatham teilt mit, daß es notwendig geworden ist, den Dampferdienst zwischen Folkestone und Ostende ohne Verzug zu unterbrechen. Der Dienst zwischen Folkestone und Boulogne dauert an. (Ostende ist also wohl in deutschen Händen.)
Esseg, 14. Sept. (WTB. Nicht amtlich.) Die slavische Presse bringt folgende Mitteilung aus Ruma vom 9. Sept.: Die serbischen Truppen überschritten gestern mittag in Stärke einer Division die Save und drangen in unser Gebiet ein. Die österreichischungarischen Truppen waren sofort zur Stelle und nahmen den Kamps mit dem Feind auf.
Unsere Verluste. Es gehen unglaubliche Ziffern über unsere Verluste durch das Volk. Letzthin erzählte einer, der es „aus dem Kriegsministerium"' erfahren hat, daß in den Vogesen über 10 000 gefallen seien, ohne die Verwundeten und Vermißten. Einem andern hat „ein hoher Offizier" mitgeteilt, daß die Schlacht bei Longwy über 16 000 Mann gekostet habe. So geht es fort. Daß an solchen Uebertreibungen nicht allein die menschliche Sucht, sich wichtig zu machen, schuld ist, sondern auch das spärlich-langsame Erscheinen der Verlustlisten, muß zugegeben werden. Die Unsicherheit, die trübe Sorge, die umherschleicht unter den Zurückgebliebenen, ist fast ein noch größerer Faktor der Aufbauschung, als die Wichtigtuerei der Wirtshausstrategen. Geht man diesen Zahlen nach, so findet man erfreulicherweise, daß ganz gewaltig ge — schwindelt wurde. Die Kämpfe bringen solche Verluste, Gott sei Dank, überhaupt nicht. Wenn wir auch diesmal viel mehr Soldaten im Ausmarsch haben als 1870, wenn auch die Mordinstrumente viel raffinierter konstruiert sind als damals, wenn auch zum Land- und Seekrieg noch die Luftbomben gekommen sind, es sind auch die Schützungen und Deckungen raffinierter geworden, der Soldat ist zur Vorsicht im Felde mehr ausgebildet worden als 1870 und Nahkämpfe sind nicht so häufig, da Franzos und Engländer bald lange Beine machen. Die Verluste werden deshalb auch nicht wesentlich höher werden, als im letzten Krieg mit Frankreich. In der blutigsten Schlacht bei Gravelotte fielen nicht ganz 4500 Mann, bei Wörth etwas über 1600 und bei Vionvillr nahezu 3300. Die Verwundetenzahlen werden wohl etwas höher werden, denn die Maschinengewehre mähen schrecklich. Da war die französische Milrailleuse das reine Kinderspielzeug gegen dieses moderne Massenmordinstrument. Der „Schwabenspiegel" hat zum Sedanstag einen interessanten Aufsatz von einem Statistiker gebracht, der in seinem Endresultat feststellt, daß 1870 auf 1000 Soldaten an gefallenen oder gestorbenen (namentlich durch Typhus) im Durchschnitt 45,89 kamen. Mit anderen Worten, von 22 Soldaten, die nach Frankreich gingen, kamen 21 wieder und nur 1 war gefallen oder gestorben. Der Aufsatz ist überschrieben: „Ein Trostwort für Mütter, Frauen und Bräute unserer Krieger".
Die Gefangenenziffrrn geben dem Volk zu denken und zu reden. Was kostet nur der Unterhalt so vieler Tausender Nichtstuer? Wieviel Mannschaften werden dem Feldheer durch die Bewachung dieser Schmarotzer am deutschen Volksvermögen entzogen? Wieviel Nahrungsmittel werden den eigenen Volksgenossen durch diese Fremden weggezogen? So und ähnlich kann man tagtäglich Aeußerungen hören. Und doch ist dagegen nicht viel zu machen. So lang es Kriege gibt, wird es auch Gefangene geben. Je wehr Feinde vom Kampf ausgeschalten werden, um so leichtere Fortschritte können die Eigenen machen. Wir dürften jetzt bald 300 000 gefangene Belgier. Franzosen. Engländer und Russen haben. Der Ostmarkengeneral hat mit vollen Scheffeln di§ Zahlen aufgeschöpft und Maubeuge hat kürzlich auch einen hübschen Posten dazu gezählt. Doch bleiben diese Ziffern von 40 000 Maubeugeanern und 100 000 Russen bis jetzt weit zurück hinter den Gefangenen- ziffern von 1870. Damals hatten wir nahezu 500000 Gefangene am Ende des Krieges in Deutschland zu ernähren und zu bewachen. Bei Sedan wurden z. B. 25000 Mann während der Schlacht gefangen genommen, durch dir Kapitulierung wurden 85000 Mann übergeben, bei Metz wurden 173 000 Franzosen kliegsgesangen. Das waren durch 2 Schlachten und Kapitulationen allein weit über eine Viertel Million. Dabei waren diese Schlachten bekanntlich am 2. September und die Metzer Kapitulation am 27. Oktober, also in der ersten Hälfte des Krieges. Diese enorme Zahl mußte bis nach dem Friedensschluß. der am 2. März erfolgte, im Siegeslande bewacht und ernährt werden. Wenn es allerdings so weiter geht, wie es in den masurischen Sümpfen angefangen hat, dann können die Gefangenen für das Deutsche Reich eine Landplage werden, die schlimmer ist als Heuschrecken und Hagelschlag.
Württemberg.
Stuttgart, 14. Sept. Die Veranlagung zum Wehrbeitrag in Württemberg ist nunmehr im wesentlichen beendigt. Das gesamte Aufkommen an Wehrbeitrag in Württemberg beträgt nach dem Staatsanzeiger nach den Wehrbeitragsliften rund 33 Millionen Mark. Es besteht Anlaß, darauf hinzuweisen, daß freiwillige Mehrbeträge noch immer von allen Kameralämtern und dem Hauptsteueramt Stuttgart entgegengenommen werden. Eine nähere Darstellung des Wehrbeitragsergebnisses in Württemberg wird demnächst gegeben werden.
Stuttgart, 14. Sept. Laut den 15 württem- belgischen Verlustlisten hat unser Armeekorps folgende Verluste: Tot: 41 Offiziere und 632 Mann, verwundet: 86 Offiziere und 1978 Mann, vermißt: 6 Offiziere und 573 Mann, erkrankt: 26 Mann, also insgesamt 3342 Mann.
Stuttgart. 15. Sept. Die dem „Staatsanz" heute beiliegende 17. württemb. Verlustliste verzeichnet ausschließlich Namen des Reserve-Infanterie Regiments Nr. 120 (1. bis 12. Kompanie) und zwar 395. Gefallene sind es 66, Verwundete 292, Vermißte 37. Unter der Gesamtzahl sind 21 Offiziere und 1 Offizierstellvrrtreter (gefallen 6, verwundet 16).
Stuttgart, 14. Sept. Prof. Leinhaas, Rittmeister a. D. in Berlin, hat mit einem Begleitschreiben an die Redaktion des „Ermstalboten" seinen englischen Viktoriaorden, das Kommandeurkreuz des russischen Stanislausordens sowie die ihm von der französischen Regierung verliehenen goldenen Palmen der Akademie zur weiteren Verwendung für das Rote Kreuz übersandt. — Luftschiffkapitän Lau vom Luftschiffbau Zeppelin in Friedrichshafen hat die ihm vom russischen Kaiser verliehene große goldene Verdienstmedaille dem Roten Kreuz übergeben.
Schnellzugsverkehr. Von Montag den 14. September ab werden die auf der Strecke Stuttgart- Karlsruhe verkehrenden Schnellzüge Nr. 200/201 bis und ab Straßburg über Röschwoog geführt: Stuttgart ab 9.00 vorm., Mühlacker 10.05 vorm., Pforzheim an 10.19 vorm., Karlsruhe an 10.55 vorm., ab 11.15 vorm., Rastatt an 11.37 vorm., Straßburg an 12.32 nachm. — Straßburg ab 8.35 abends, Rastatt ab 9.29, Karlsruhe ab 10.13, Pforzheim ab 10.56, Mühlacker ab 11.19, Stuttgart an 12.20 vorm. — Von Dienstag den 15. September ab kommt ein neues Schnellzugspaar zwischen Stuttgart und Frirdrichshafen zur Ausführung: Stuttgart ab 8.00 vorm., Ulm ab 9 55, Friedrichshafen-Hafen ab 11.30 vorm., Anschluß nach Rorschach, St. Gallen. Chur, dem Engadin und nach Zürich. — Zürich ab 2.55.nachm., Friedrichshafen ab 5.36, Ulm ab 7.25,
! StutWüst an 9.20 Uhr nachm.
Mergentheim, 14. Sept. Von der Kommandantur der Festung Longwy (Kommandant Major und Bataillonskommandeur Sauter) ist an das hiesige Stadtschultheißenamt die Mitteilung ergangen, daß am 9. d. Mts. über die Sammelstatiyn Mannheim ein Wagen mit 2 erbeuteten französischen Feldgeschützen nach Mergentheim abgegangen ist. Das eine der Geschütze ist für die Kaserne in Mergentheim, das andere für die Kaserne in Heilbronn bestimmt.
Heilbronn, 14. Sept. Fabrikant Adolf Hahn hat zum Andenken an seinen im Felde gefallenen Sohn dem Oberbürgermeister 5000 Mk. mit der Bitte übergeben, dieses Geld für die Ausmarschierten und für ihre Angehörigen zu verwenden. Die hiesigen Firmen Münzing u. Co., Emil Seelig A.-G. und Krämer u. Flammer haben für den gleichen Zweck je 3000 Mk. gestiftet. Die Frauen einer Straße haben sich zusammengetan und an einem Sonntag hundert Kuchen für die Verwundeten in den Lazaretten gebacken.
Sigmaringen. 15. Sept. In Tübingen verschied der praktische Arzt Sanitätsrat Dr. Volkwein. E: hatte sich bei der Sektion eines Kriegers anscheinend geschnitten. Es trat Blutvergiftung ein. an deren Folgen der allgemein beliebte und hochgeschätzte Arzt gestorben ist.
Metzingen, 15. Sept. (Ein leuchtendes Beispiel.) Zwei Brüder, Inhaber verschiedener hiesiger Betriebe, der eine als Landsturm-, der andere als Landwehrwann, stehen in der Ausübung ihrer Kriegsdienstpflicht bei derselben Batterie (Haubitzen) nun seit ungefähr drei Wochen. Eines Tages überbringt der Jünger« als stellvertretender Batterieschreiber dem älteren Bruder ein dienstliches Schreiben mit der Mitteilung, daß er auf fünf Wochen in die Heimat beurlaubt sei. Ein kurzes Ueberlegen — auf der einen Seite Weib und Kinder, das Geschäft, das so schwer seines Hauptes entbehren kann, auf der anderen Seite aber — der bleibende Bruder, die Kameraden alle, das Vaterland in Not und Gesahr und der Entschluß ist gefaßt: „Ich bleibe". Ehre solchen Männern und nochmals Ehre. Beide Brüder gehören einem hiesigen Hause an, das fünf männliche Glieder im Felde und ein weibliches Glied im Samariterdienst hat.
Oberjettingen. Der Sohn des Gemeindepflegers Köhler, zuletzt in Tuttlingen als Unterlehrer angestellt, ist auf dem Felde der Ehren geblieben. Der letzte Brief von ihm an seine betagten Eltern ist ein Dokument von solch vaterländischer Gesinnung und atmet solch tiefen sittlichen Ernst, daß er verdient, weiteren Kreisen zugänglich gemacht zu werden: Liebe Ellern und Geschwister! Ich weiß nicht, bringe ich den heutigen Tag ganz herum. Ich liege nämlich schon über 8 Tage hier an meinen Verwundungen nieder und sehe nicht aus noch ein. Sollte ich in den nächsten Tagen sterben müssen, so danke ich Euch für alles, was Ihr mir bis jetzt in meinem Leben getan habt. Doch für den König zu sterben, will auch etwas heißen. Euch allen wünsche ich Glück, daß Ihr Eure alten Tage in froher Zufriedenheit genießen könnt. Vergeht nicht, daß es im Leben auch Augenblicke gibt, die unabänderlich find. Vielleicht habe ich zu schwarz gesehen und grüße euch herzlichst. Euer dankbarer Sohn. — Ein Volk, dessen Kämpfer von solchem Pflichtbewußtsein und solcher Pflichterfüllung beseelt sind, kann und darf nicht untergehen und mit Vertrauen sehen wir der Zukunft entgegen.
Stuttgart. 15. Sept. (Mostobstmarkt.) Dem heutigen Mostobstmarkt auf dem Wilhelmsplatz waren über 1000 Zentner zugeführt. Preis 4.60 bis 5.20 Mk. pro Zentner. Das Obst fand willige Abnehmer.
(Landesproduktrnbörse Stuttgart). Bericht vom 14. Sept. Die Stimmung auf dem Getreideurarkte hat sich in der abgelaufenen Berichtswoche wesentlich fester gestaltet, da die Landzufuhren infolge dringender Feldarbeiten schwächer waren und der Bedarf stärker einsetzte; wozu noch kommt, daß auch die Druschresultate, namentlich in Weizen, vielfach nicht befriedigen. Aus Anlaß des heute stattgehabten Saatfruchtmarktes war die Börse stark besucht, es war lebhaftes Geschäft sowohl in Saatgut als auch in inländischem Weizen und Hafer. In Gerste ist noch wenig Handel, da noch nicht viel Material vorhanden ist und außerdem die Bierbrauer Zurückhaltung beobachten. Im Hinblick auf die erhöhten Weizenpreise mußten auch die Mehlnolieruugen wieder etwas erhöht werden. — Mehlpreise per 100 Kilogramm inkl. Sack Mehl Nr. 0: 40.— -4t bis 41.— Nr. 0/1: 39.- F bis 40.— Nr. 1: 38.— -kt bis 39.— -4t, Nr. 2: 37.— bis 38.— ^t. Nr. 3: 36.— ^t bis 37.- Nr. 4: 32.50 bis 33 50 Kleie 11.50 bis 12.— (ohne Sack netto Kasse.)