Kämpfe auf beiden Seilen eintretenden Verluste schon mit den Mitteilungen über den Ausgang der Kämpfe einigermaßen zuverlässig bekannt zu geben. Die Verluste des Feindes an Toten und Verwundeten übersteigen jedermal die unfrigen.

Die an der holländischen Grenze abgefangenen Japaner, welche sich kurz vor dem japanischen Ultimatum an Deutschland in aller Stille aus dein Staube gemacht hatten, werden in den deutschen Truppenlagerplätzen als Kriegsgefangene bis zum Ende des Krieges mit Japan interniert. Es ist, so schreibt dieTägl. Rundschau", gelungen, an 600 Japaner festzunehmen, das sind fast alle an norddeutschen Hochschulen immatrikulierte japanische Studenten und die übrigen bei Kriegsausbruch in den norddeutschen Großstädten wohnenden Japaner. Als die deutschen Grenzbehörden zur Festnahme der Japaner schritten, waren diese völlig überrascht, da sie glaubten, mit ihren vorsorglich verbreiteten An­gaben über das Reiseziel die deutschen Behörden irregeführt zu haben und diese auf der Lauer an an der schweizerischen Grenze glaubten. Ein Teil der Japaner, die kurz vor dem Verschwinden aus ihren Quartieren noch größere Schulden bei ihren Lieferanten gemacht hatten, wurden wegen Verdachts des beabsichtigten Betrugs der Staatsanwaltschaft übergeben. Sämtliche im Besitz der Festgenommenen Vorgefundenen Gelder wurden ausnahmslos beschlag­nahmt, da die Japaner ohne Einhaltung einer Kündigungsfrist ihre Logisgeber verlassen hatten und jetzt die vollen Mietbeträge nachzahlen müssen.

Antwerpen, die Hauptstadt der gleichnamigen belgischen Provinz, zugleich Hauptfestung und be­deutendster Seehafen Belgiens, liegt am rechten Ufer der Schelde. An Stelle der alten Festungswälle umzieht ein einziger Wall niit breitem Wassergraben im Umfang von 18 Klm. das Weichbild der Stadt, mit beiden Enden auf die Schelde sich stützend. Vor diesen Umfassungslinien sind 185964 zwei Gürtel von detachierten Forts angelegt worden, deren innerer 4 Forts und 2 Lünetten, der äußere 12 Forts und

1 Lünette enthält. Unter Napoleon I., der den Hafen bedeutend erweiterte und Antwerpen zum ersten Wasfenplatz seines Reiches machen wollte, wurde die Stadt 1809 und 1814 von den Engländern vergeblich belagert. Die Beschießung von Antwerpen durch den holländischen General Chasse (21. Ok­tober 1830) sowie die spätere Belagerung durch die Franzosen (Ende 1832) richteten großen Schaden an.

Die Festung Belfort spielte im letzten deutsch-französischen Krieg eine große Rolle. Sie hielt sich sehr lange, und so kam GambeUa auf den Gedanken, durch einen Vorstoß nach Nordoften die Stadt zu entsetzen und die langgestreckten rückwärtigen Verbindungen der deutschen Truppen im Elsaß und in Baden abzuschneiden. M>t der Ausführung des Planes wurde Bourbaki beauftragt. Er begann die Operation am 5. Januar mit 140 000 Mann und 400 Geschützen, wurde aber von General von Werder in der Schlacht an der Lisaine (15. bis 17. Januar 1871) entscheidend geschlagen, worauf er sich mit dem Reste seines Heeres nach Beiancon und dann aus Schweizer Gebiet begab, wo die Entwaffnung erfolgte. Am 3. November 1870 hatte die Bela­gerung Belforts unter General von Treskow begonnen. Nach einem erfolglosen Sturm vom 26. auf den 27. Januar wurde indes ein Teck der Forts am 8. Februar genommen, worauf die Franzosen, die Nutz­losigkeit eines weiteren Widerstandes einsehend, die Stadt am 18 Februar übergaben.

Die Festung Verdun liegt tief im Maas­tale in einer breiten Niederung. Verdun, früher eine deutsche Reichsstadt, kam im Westfälischen Frieden zu Frankreich. Im deutsch-französischen Krieg kapitulierte die Festung am 8. Nov. 1870 nach zweimonatiger Belagerung. Damals wurden

2 Generale, 11 Stabsoffiziere und etwas über 4000 Mann Linientruppen zu Gefangenen gemacht. Erbeutet wurden 136 Geschütze schweren Kalibers, über 20000 Gewehre und große Vorräte an Tuch und Munition. Seit der Abtretung von Metz ist Verdun sür Frankreich als Kreuzungspunkt der Straßen und Eisenbahnen an der Ostgrenze durch 11 Forts zu einer der stärksten Festungen umgeschaffen worden.

Die Festung Maubeugeliegt im französischen Departemant Nord. Sie ist von sechs neueren Forts und mehreren Batterien umgeben. Die Stadt kam 1678 durch den Frieden von Nimwegen zu Frank­reich, wurde durch Vauban befestigt, aber im Julr 1814 von den Preußen erobert.

Rheims ist eine der g'ößten und stärksten Fest- stungen. die Frankreich besitzt. Seil 1872 ist es durch Anlage von 12 Forts auf den umliegenden

Anhöhen in eine Lagerfestung umgewandelt worden. Es liegt in der berühmten, von Weinbergen um­gebenen Ebene der Champagne, in deren Kreideboden die ungeheuren Keller der Rheimser Champagner- firmen gegraben sind. Die Stadt Rheims selbst zählt etwa 130000 Einwohner und hat als Krönungs­stadt der französischen Könige und weiterhin in der Geschichte eine große Rolle gespielt. Seine berühmte Kathedrale und andere Bauwerke legen Zeugnis von seiner großen Vergangenheit ab. Im deutsch franzö' fischen Krieg wurde Rheims als wichtiger Eisenbahn­knotenpunkt im September 1870 von den Deutschen besetzt. Damals war es, wie gesagt, noch nicht Festung.

Die Sozialdemokratie und der Krieg. Der Porsland der deutschen sozialdemokratischen Partei hat dem KoprnhanenerSozialdemokraten" zufolge dem römischen ParieiblattAvanti" eine Erklärung zugehen lassen, in der die wilden Gerüchte über Revolution in Deutschland, Kaiseraltentate. Gefangennahme und Erschießung hervorragender Parteiführer Lügen gestraft weiden.In diesem Verteidigungskrieg", so heißt es in der Widerlegung, gibt es in Deutschland keine Parteien, sondern nur den Gedanken, Deutschland zu schützen. Liebknecht, der erschossen sein soll, wartet auf seine Einberufung. Dr. Frank stebt schon längst vor dem Feind. Die sozialdemokratische Reichstagsfraktion schließt sich als Vertreterin des Arbeiterstandes der Verteidigungs­politik des Reiches an, und hat deshalb auch das Kriegsbudget bewilligt." Ebenso erfreulich ist ein Vorgang, der in folgendem Gedicht besungen wird:

. Zu Gelsenkirchen geschah es Im roten Westsalenland,

Da haben die Genossen Die rote Fahne verbrannt.

Sie litt dort auf dem Marktplatz Den lohenden Feuertod,

Hell flattert in den Lüften Die Fahne schwarz-weiß-rot.

Die Wacht am Rhein" schallt markig Aus deutscher Männerbrust:

Ein einig Volk von Brüdern"

Jetzt sind siezielbewußt".

Reimers-Ratzeburg.

Cockerill", derbelgische Krupp".

Nicht die schlechteste Kriegsbeute, die bei der Erstür­mung von Lüttich den deutschen Truppen in die Hände fiel, ist die berühmte Waffen- und Munitions-Fabrik von Cockerill in Seraing bei Lüttich, die vom deutschen Oberkommandanten sofort beschlagnahmt wurde. Wie ein Anschlag am Fabrikgebäude besagt, ist die Verwaltung der Fabrik in deutsche Hände übergegangen, während der Betrieb ohne Störung fortgesetzt wird. Die Arbeiter werden sich in Zukunft sogar besser stellen als vorher, da ihnen das preuß. Kriegsministerium eine Lohnerhöhung von 50°/o bewilligt hat.

Die genannte Waffen- und Munitions-Fabrik ist eine der ältesten industriellen Unternehmungen auf belgischem Boden. Sie wurde begründet von dem aus England stammenden Industriellen John Cockerill, der von 1790 bis 1840 lebte und diese großartigen Unternehmungen in Seraing mit der Gründung der Eisenindustrie begann. Seit dem Jahre 1840, dem Todesjahr des Begründers, ist Besitzerin der sehr ausgedehnten Fabrik-Anlagen eine Aktien-Gesellschaft, dieSociete Anonyme John Cockerill". Die Fabrikanlagen bedecken einen Flächen­raum von mehr als 100 Hektar, die Werkstätten und Bureaus davon allein 15 Hektar. Die Zahl der in dem Werke beschäftigten Arbeiter beträgt 9000, wozu noch 1000 auf der von Cockerill in Hoboken bei Antwerpen unterhaltenen großen Schiffswerft kommen. Nicht weniger als 350 Dampfmaschinen sind in Seraing im Betrieb. Frühen Ruhm erwarben sich die Cockerill-Werke dadurch, daß sie unter anderem im Jahre 1835 die erste auf dem Kontingent her­gestellte Eisenbahnlokomotive geliefert haben. Gegen­wärtig umfaßt das Unternehmen alle Zweige der Eisenindustrie: Kohlenbergwerke. Hochöfen, Eisen­gießereien. Gußstahlwerke, Maschinenbauwerkstätten und eine Geschühgießerei. Die Direktion des Unter­nehmens ist in dem ehemaligen Sommerpalast des Fürstbischofs von Lüttich, der noch aus dem 18. Jahrhundert stammt, untergebracht.

Eines der populärsten Erzeugnisse der Cockerill- Werke ist der Löwe auf dem Löwenhügel bei Water­loo. Dieser 60 Meter hohe Hügel, dieBütte du Lion", zu dem man auf 226 Stufen gelangt und der einen guten Ueberblick über das ganze Schlacht­feld von Belle-Alliance gewährt, wurde an der Stelle errichtet, wo in der Schlacht der Prinz von Oranien verwundet wurde. Der Hügel ist gekrönt

von einem Löwen, der von Cockerill aus eroberten Geschützen gegossen wurde. Sein Gewicht beträgt nicht weniger als 28 000 Kilogramm. Interessant ist, daß die Franzosen, als sie 1832 zur Belagerung von Antwerpen erschienen, dem Löwen von Waterloo einen Teil des Schweifes abschlugen. So wandelt sich die Geschichte. Auf den Gefilden, wo Franzosen in verzweifeltem Kampf den vereinigten Deutschen und Engländern gegenüberstanden, fechten heute Fran­zosen an der Seite der Engländer gegen die Deutschen. Cockerill hatte sich bei seiner Ankunft in Belgien übrigens nicht nur auf die Gründung einer Eisen­gießerei und Maschinenbauwerkstätle beschränkt. Auf ihn geht auch die berühmte Glasfabrik von Val.-St.-Lambert zurück, eine der größten auf dem Kontinent, die etwa 5000 Arbeiter beschäftigt und täglich nicht weniger als 200 000 Gläser an- fertigt. Die Glasfabrik, deren Fabrikate als sogen. Kristallglas" sich auch in Deutschland großer Be­liebtheit erfreuen, ist jetzt in einer allen Cisteicienser- Abtei unlergebracht.

Württemberg.

Stuttgart. 6. Septbr. (G K G.) Wie uns mitgeteilt wird, ist S. Ex; der stell». Kommandier. General des 13. (württ.) Armeekorps. Frhr. v. Hügel, General der Infanterie, in eine höhere Kommando­führerstell« außerhalb Württembergs versetzt worden. S. Erz. wird Stuttgart am 10 Srpl. verlassen.

Stuttgart, 5. Sept. (GKG.) Das stell­vertretende Generalkommando teilt mit: Leutnant der Reserve Matches hat in der vergangenen Nacht mit seinem Zuge eine feindliche Batterie vernichtet und sechs Geschütze, 13 Munitionswagen sowie viele Pferde erobert.

Stuttgart, 4. Sept. Die vom Staatsanzeiger heute veröffentlichte zehnte württ. Verlustliste verzeichnet 113 Namen und zwar vom Landwehr- Infanterieregiment Nr. 123 39 Namen. Vom In- fanlerieregiment Nr. 180 Tübingen-Gmünd sind ver­zeichnet 31 Namen und zwar vom Stab des II. Bataillons 1 Offizier (leicht verwundet), von der 5. Komp. 18 (sämtlich gefallen), von der 6. Komp. 12 («'fallen 10. leicht verwundet 1. erkrankt 1). Vom Landwehr-Infanterieregiment Nc. 180 Tübingen- Gmünd. 8. Komp, sind verzeichnet 10 Namen (ge­fallen 4, schwer verwundet 2, verwundet 4), vom Ulanenregiment Nr. 19 Ulm 30. Insgesamt sind es also Gefallene 40, Schweroerwundele 28. Leicht­verwundete 38, Vermißte 6, erkrankt 1. darunter Offiziere gefallen 1, schwer verwundet und gestorben 1. schwer verwundet 2. leicht verwundet 1. Außer­dem enthält die Verlustliste einige Berichtigungen zu Verlustliste 3 und 4 (Inf.-Regt. Nc. 121, Ludwigs­burg, Landwehr-Jnf.-Regt. Nr. 119 Stuttgart), wor- nach 14 Vermißte als verwundet, erkrankt oder wieder eingetroffen gemeldet werden. Die elfte württembergische Verlustliste bringt weitere Namen vom Infanterie-Regiment Nr. 180 Tübingen- Gmünd und zwar wieder vom Stab des II. Ba­taillons. von der 5., 6. und 8. Kompagnie, außerdem von der 7. Kompagnie und der Maschinengewehr­kompagnie. Insgesamt sind es von dem genannten Regiment weitere 146 Namen. Insgesamt sind es vom Infanterieregiment Nr. 180: 73 Gefallene, 45 schwer Verwundete, 28 leicht Verwundete. Unter der Gesamtzahl sind 8 Offiziere (ein Hauptmann und 7 Leutnants bezw. Reserveleutnanls). Weiterhin enthält diese Verlustliste Berichtigungen zu den Lifte» Nr. 3 und 5. Eine Anzahl Vermißter von den Landwehrinfanterieregimentern Nc. 121 und Nr. 123 haben sich zumeist als erkrankt herausgeftellt.

Stuttgart, 5. Sept. Mit Genehmigung des Königs ist vom Justizministerium in Aussicht ge­nommen, für solche Personen, die sich der Wehrpflicht­verletzung oder der unerlaubten Auswanderung schuldig gemacht haben und während des gegen- wärtgen Krieges sich zum Dienst im deutschen Heer oder in der kaiserlichen Marine stellen, in allen ge­eigneten Fällen den gnadenweisen Nachlaß der verwirkten Geld- oder Freiheitsstrafe sowie der Kosten zu beantragen.

Stuttgart, 6. Sept. Freifrau v. Molsberg hat den Erlös der von ihrem Mann, dem General­adjutanten Frh. v. Molsberg, herrührenden russischen Orden dem roten Kreuz zugewendet.

Stuttgart, 3. Sept. Im Alter von 75 Jahren ist Oberzugmeister a. D. Georg Zimmer von hier, der die Feldzüge von 1866 und 1870 mitgemacht und sich bei Villiers und Champigny, sowie vor Paris das Eiserne Kreuz 1. und 2. Klaffe geholt hatte, einem Schlaganfall erlegen.