daher, daß innerhalb des mir unterstellten Korpsbezirks französische Predigten nur in den Gemeinden gehalten werden dürfen, welche als zum französischen Sprachgebiet zählend anerkannt worden sind.
Kolmar. 1. Sept. WTB. Durch kriegsgerichtliches Urteil vom 28. August 1914 ist der Sieinhauer Alexander Keufling in Lobelbach wegen Landesverrats zum Tode verurteilt worden. Das Urteil wurde am 28. August 1914 durch Erschießen vollstreckt. Der Verurteilte hat einem französischen Posten die Pfadfinder als Personen verraten, welche der Landesverteidigung Dienste geleistet haben. Er hat dadurch den Posten zum Schießen auf einen Knaben veranlaßt. Len derselbe für einen Pfadfinder hielt. Der Knabe wurde durch zwei Schüsse schwer verwundet. — Der Maler Jean Jacques Waltz. genannt „Hansi". der Rechtsanwalt Albert Helmer, der Zahnarzt Karl Huck, alle drei aus Kolmar. die sich bei den französischen Truppen befinden, werden für Landesverräter erklärt. Wer ihnen Aufenthalt gewährt, oder ihren Aufenthalt verheimlicht, wild nach Kriegsgebrauch erschossen. Der Oberkommandant: von Mellenthin. Oberstleutnant z. D.
Düsseldorf, 1. Sept. Ein Oberpostinspektor und 20 Postbeamte sind von hier nach Lüttich abgegangen, wo die deutsche Post eingerichtet wird.
Karlsruhe, 31. Aug. Auf einen Aufruf hin haben sich die Beamten der Reichs-, Staats- und Gemeindebehörden in Karlsruhe in großer Zahl bereit erklärt, sich an ihren Gehältern monatliche Abzüge zugunsten des Roten Kreuzes machen zu lassen. Die Höhe der dadurch dem Roten Kreuz zugewiesenen Summe beträgt jetzt schon monatlich 10 000 Mark.
Mannheim. 31. Aug. Der Stadtrat hat sich in seiner letzten Sitzung mit der Frage beschäftigt, ob das Hof- und Nationaltheater seine Tätigkeit wieder ausnehmen soll oder nicht. Nach eingehender Besprechung wurde hie Wiedereröffnung des hiesigen Theaters für Mitte September vorgesehen. Es wurde dabei u. a. in Rücksicht gezogen, daß das Theater hier Hunderten von Menschen Brot gibt und über eine Million Mark an Gehältern und Löhnen jährlich bezahlt. Mit den mehr als 4000 Mk. jährlich beziehenden Mitgliedern des Hoflhealers wurde eine Ermäßigung des Gehaltes auf die Dauer des Kriegszustandes vereinbart.
Heidelberg, 31. Aug. Ein „deutsches" Mädchen. Zu einer großen Menschenansammlung kam es hier, weil ein Mädchen einem verwundeten Franzosen Blumen, Schokolade und Kußhände zuwarf. Den einschreitenden Schutzleuten gelang es nicht die Schneegans vor den Angriffen des mit Recht empörten Publikums zu schützen. Es mußte schließlich auch Militär aufgeboten werden, um die Ordnung wieder herzustellen.
Für 120 Millionen Mark Darlehenskassen- scheine im Umlauf. Der Mangel an Zahlungsmitteln in kleinen Beträgen ist durch die Ausgabe der Darlehenskassenscheine im Wert von 5 Mk. er- heblich vermindert worden. Gegenwärtig hat die Reichsbank für rund 120 Millionen Mark Darlehenskassenscheine ausgegeben. Inzwischen ist auch der Mangel ack Silbergeld, besonders in den Großstädten etwas zurückgrgangen. Es hat dies vor allem seinen Grund in der andauernden Ausprägung von Silbermünzen in allen deutschen Münzstätten. Gegenwärtig werden nur Einmarkstücke und Halbemarkstücke geprägt» um der besonders starken Nachfrage nach kleinen Zahlungsmitteln zu genügen. Beim Ausbruch des Kriegs verfügte die Reichsbank über Zahlungsmittel und zwar Noten und Hartgeld zusammen im Betrag von 7 Milliarden Mark. Dieser außerordentlich hohe Betrag hätte unzweifelhaft ausgereicht, um jeden Bedarf an Umlaufsmitteln zu decken, wenn nickt die zwecklose Ansammlung von Hartgeld in weit höherem Umfang stattgefunden hätte, als man anzunehmen berechtigt war.
Württemberg.
Stuttgart, 31. Aug. Zum 2. Stadtpfarrer an der Kreuzkirche ist Pfarrer Jlg in Unterreichenbach OA. Calw, ernannt worden. Seine Einführung wird am Sonntag, 11. Okt. stattfinden.
Stuttgart, 31. Aug. Der König hat bestimmt, daß die Angehörigen des Württ. Kontingents die ihnen von deutschen Bundesfürsten verliehenen Kriegsauszeichnungen sogleich anlegen dürfen. Vorschläge auf Verleihung des Eisernen Kreuzes sind vom mobilen Generalkommando 13. (K. W.) A. K. unmittelbar an das Militärkabinett des Kaisers im Großen Hauptquartier zu richten. Nach einer Vereinbarung des Kriegsministeriums mit dem Militär
kabinett werden solche Vorschläge auch von dem Korps, denen württ. Truppen unterstellt sind, unmittelbar dort vorgelegt.
Stuttgart, 31. Aug. Die heute vom Staatsanzeiger veröffentlichte siebte Württ. Verlustliste verzeichnet 140 Namen und zwar außer einem Namen vom Landwehrinfanterieregiment Nr. 121 die Mehrzahl vom Infanterieregiment Nr. 126. Insgesamt sind es hiernach 123 Namen vom Jns.-Regt. Nr. 126; davon gefallen 31, schwer verwundet 40, leicht verwundet 28, erkrankt 1, vermißt 23. Ferner enthält die Liste 8 Namen von den ersten 3 Eskadronen des Dragonerregiments Nr. 26, nämlich gefallen 1, schwer verwundet 2, leicht verwundet 2 vermißt 3; ebenfalls 8 Namen vom Feldartillerieregiment Nr. 65,
1., 2. und 3. Batterie sowie leichte Munitionskolonne, sämtlich leicht verwundet. Insgesamt sind es somit 32 Gefallene, 42 schwer Verwundete, 39 leicht Verwundete, 1 Erkrankter, 26 Vermißte.
Stuttgart, 1. Sept. Die 8. württ. Verlustliste enthält 239 Namen vom Jofanierie Regi» ent Nr. 121 aus Ludwig-burg Insgesamt find gefallen
48.. schwer verwundet tW, leicht verwandet 99. vermißt 26 Offiziere sind in der Liste 12 verzeichnet, davon gefallen 3. schwer verwundet 6. leicht verwundet 3.
Nun wir die Verlustlisten leien, erleben wir das Gegenteil des Dickterworts „Namen, nichts als Namen". Jeder Name ist irgend jemand der teuerste und sie alle sind uns allen teuer. Wir grüßen sie mit tiefem, ehrfürchtigem Dank, die gefallenen Bnider, die ihr Abschied-wort mit dem Heldentod eingelöst - haben „wir lassen sie nicht herein"; wir grüßen die schmerzensreichen Verwundeten, die wohl geborgenen und die auf karge Feindespfl-ge angewiesenen. Mit und in den Namen, die !o schnell gelesen sind, er- ! leben wir still die Geschichte derer noch einmal durch, die sie getragen. Dunkle Punkte in dem oder jenem Bild sind nun verklärt durch Treue bis in den Tod; aus des zukunftsreichen Frübvollendeten Stirne leuchtet ! das Siegel der Bewährung. Und wir ahnen im ! tiefsten Herzen: es sind nicht die Namen Vergangener, ihre Geschichte hat erst begonnen. Es ist ein Ewiger, z der sie „mit Namen kennt" und ihnen einen „neuen ! Namen" gibt. In der Aufwühlung aller unserer ! verborgensten Gefühle und letzten Gedanken wird s uns das Unsichtbare aufs neue groß und gewiß in s dieser großen, ungewissen Zeit: „das Irdische ver- schwindet und das Ewige gehl auf." Nicht in weicher, z haltloser Empfindung, in der wieoergewonnenen Zuversicht unseres Christenglaubens sagen wirr- Auf Wiedersehen! Prof. O. Häring-Tübingen. (S. M.)
Stuttgart, 29. Aug. In unmenschlicher Weise versetzte ein Reservist, ein früherer Soldat 2. Klasse, mehrere Familien in der Kelter, Vaihinger- und Möhringerstraße in Schrecken und Trauer. In voller Uniform machte er in verschiedenen Häusern, aus denen Leute im Felde stehen, die Meldung, daß dieser und jener gefallen sei. In den betreffenden Häusern verursachte diese Meldung großen Schrecken und aus den Straßen bildeten sich zahlreiche Gruppen. Das Benehmen des Soldaten wurde der Polizei verdächtig, die ihn nach kurzer Gegenwehr zur Polizei- station brachte. Inzwischen ist der Soldat von der Militärbehörde verhaftet und in Gewahrsam gebracht worden.
Stuttgart, 31. Aug. Von der Frechheit eines gefangenen Franzosen wird erzählt, die sich dieser Tage auf der Verpstegungsstation Untertürkheim zutrug: Ein Soldat von unserer Begleitmannschaft j hatte als Liebesgabe einige Zigarren erhallen, die ihm der erwähnte französische Gefangene einfach aus der Hand riß. Wenn dies, so meinte der Gewährsmann, ein gefangener deutscher Soldat in Frankreich sich leisten würde, so würde er ohne Zweifel in Stücke gerissen werden. Nebenbei sei noch bemerkt, daß auf der erwähnten Verpflegungsstation beobachtet werden konnte, wie rin dort stationierter Unteroffizier gelegentlich gefangenen Franzosen Pseffermünzpastillen u. dergl. zusteckte. Dieser Mann scheint an der bei uns so weit verbreiteten Humanitätsduselei zu kranken. Gewiß, wir wollen als Kulturvolk handeln, die Wunden von Feinden nach bestem Können heilen und gefangene Feinde gerecht, aber streng behandeln. Also fort mit aller übel angebrachten Humanitätsduselei zu einer Zeit, wo wir rings umgeben sind l von Feinden, die mit den denkbar gemeinsten Mitteln - alles, was deutsch ist, zu vernichten suchen.
Vaihingen, 30. Aug. Wie die „Landpost" berichtet, hat sich in Illingen ein schreckliches Un- ! glück ereignet. Am letzten Mittwoch verunglückte ! bei der Bedienung einer Dreschmaschine der ver- s heiratete Maschinist I. Vogt aus Calw. Er geriet ! in die Maschine mit beiden Armen, wodurch diese '
derart verstümmelt wurden, daß sie im Bezirks« krankenhaus in Vaihingen abgenommen werden mußten.
Leonberg. 31. Aug. Steinhauermeister und Bauunternehmer Gottl. Mörk hat seinen Werkstahl weggelegr und ist als Wehrmann ausgezogen. Sein Firmenschild in der Bahnhofstraßr ziert nunmehr die Aufschrift:
„Du sollst den Stahl in Feindesberzen tauchen.
Frisch auf, frisch aus. die Flammenzeichen rauchen,
Die Saat ist reif,
Ihr Schnitter zaudert nicht!"
Es sind das Worte von Th. Körner, die so recht der Stimmung entsprechen, welche oie Tausende von Landwehr- und Landsturmmännec beseelen, die seit vier Wochen unsere Siavt (Bezirkskommando für 4 Oberämler) in ein kleines Heerlager verwandelt haben.
Kus Staöt» Bez irk unS Umgebung.
8' Neuenbürg. 2. Sept. (Zur Sedanfeier.) Fast von Tag zu Tag verkündig! uns der General- quarlienneister der deutschen Armee in lakonischer Kürze die herrlichen Siege unserer braven Truppen über unsere Feinde rn Ost und West und heiße Dankgebete preisen die göttliche Führung in diesem schrecklichsten, aber gerechtesten aller Kriege. Noch stehen wir inmitten des Kampfes und es ist nicht abzusehen, wie lange noch das blutige Ringen seine Opser fordert. Und doch liest man schon heute auf aller Antlitz dir frohe Zuversicht auf einen glücklichen Ausgong dieses furchtbaren Gerichts. Aber auch Trauer erlaßt uns um die Vielen aus unserem Volke, von denen der Krieg das Höchste, das Leben für das Vaterland fordert. Ja tiefe Trauer ist es. die sich in unsere Siegesfreude mischt und die auch das Gedenken an die ruhmreichen Taten unserer Veteranen von 1870/71 umdüstert, darum wollen wir heute am Gedenktags von Sedan in Demui uns beugen und wollen unsere Festesfreude zurückdrängen bis zu dem Tage, da unsere Truppen als Sieger in die heimatlichen Gefilde zmückkehren, umjubel! von der allezeit frohen Jugend, bewundert und geachtet von dem reiferen Alter. So soll auch diesmal auf besonderen Wunsch unserer Veteranen eine allgemeine Feier des heutigen Gedenktages unterbleiben, wenn sich auch heute abend in ihrem Lokal ein Kreis von Freunden um die Veteranen scharen wird.
? Pforzheim, 1. Sept. Oberbürgermeister Ferd. Habermehl konnte heute sein 25jähriges Amtsjubiläum als Oberbürgermeister der Stadt Pforzheim begehen. Afft Rücksicht auf die so ernste Kriegszeit wurde von einer öffentlichen Feier, wie sie ursprünglich geplant war, abgesehen. In der heutigen Sitzung des Stadtrats, dessen Beratungszimmer mit Blumen reich geschmückt war, hielten der älteste Stadtrat C. Weltmann und der Obmann des geschäftsleitenden Vorstandes Ansprachen, in denen siedentüchtigenVerwaltungsbeamienu.liebenswürdigen Mitbürger feierten und Stadtrat Roller trug ein selbstverfaßtes Gedicht vor. Der Gefeierte erwiderte daraus in längeren Ausführungen, in welchen er von den deutschen Siegen für die Zukunft der Stadt nur Gutes erwartete. _
Zum Sedanstage!
ep. Sedan — was war uns Deutschen dieses Wort geworden. Den Jüngeren ein historisches Datum, um das sich woht die Erinnerung an eine gewaltige Waffentut, das Gedenken an eine neu ge« schaffene deutsche Einheit rankte, aber dies alles oft bloß noch künstlich durch überkommene Feiern und Reden gestützt. Den Aelteren aber, den Mitkämpfern und Mitzeugen jenes 1. und 2. September 1870, der Anlaß zu immer stärker werdender Wehmut mit jedem neuen Sedanstage. Wie wenn man in ein langsam, aber stetig weiter verglimmendes Abendrot blickt, schön, aber ohne Kraft und Wärme.
Und nun, am heurigen Sedanstage. — ist's nicht, als wäre ein lichter Blitz durch alle Hüllen und Nebel der letzten Jahrzehnte gefahren? Welch eine Wendung durch Gottes Fügung! Der Geist der Väter neu erwacht, ihr Mut ins Riesenhafte gewachsen, abermals und unzerreißbar zusammengeschweißt das Band zwischen allen Stämmen nicht nur, nein, allen Ständen, Parteien und Kreisen: Ein Gott, Ein Kaiser, Ein Reich, Ein Gedanke: siegen oder sterben für des Vaterlandes Macht und Ehre!
Sedanstag 1914 — seit 44 Jahren kein Tag hellschimmernder im Glanze nationaler Kraft und Größe! Und doch schon fast überstrahlt von den Geschehnissen der Gegenwart I Die Weltgeschichte hat noch kein Schlachtfeld in gleicher Riesenausdehnung