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^ 14V.
Neuenbürg, Mittwoch den 2. September 1914.
ILl.
Der Krieg.
Berlin, 1. Sept. (WTB.) Der Kaiser hat den siegreichen Kämpfer im Osten. General von Hindenburg, zum Generalobersten ernannt, und das eiserne Kreuz erster Klasse verliehen.
Berlin, 1. Sept. (Priv.-Tel.) Der König von Bayern hat dem Kronprinzen Rupprecht das Großkreuz des militärischen Mar-Josephs-Ordens überbringen lassen und zwar dasselbe Stück, das der Urgroßvater des Kronprinzen, König Ludwig I., selbst als Kronprinz 1807 erhalten hat.
Berlin, 1. Sept. Als Freudenbotschaft zum Sedantage begrüßen die Berliner Blätter die neueste Mitteilung aus dem Großen Hauptquartier. Ein Geschenk, wie es würdiger und schöner nicht gedacht werden kann, ist dem deutschen Volke zum Jahrestage der Schlacht bei Sedan bescheert worden: Nachrichten von neuen Siegen im Westen. Nachrichten von der alle Erwartungen weit hinter sich lassenden Bedeutung des Erfolges im Osten. Da die Franzosen nicht mehr lügen konnten, daß sie selbst einen Spaziergang nach Berlin machen, wollen sie diesen Ruhm den Moskowitern überlassen. So rasch wie möglich sollten diese in der deutschen Hauptstadt sein. Nun sind die Gedanken verflogen, die Hoffnungen zertrümmert. Wir aber haben im Westen wir im Osten den Sieg an unsere Fahnen geheftet, weil wir nicht von einem Spaziergang nach Paris oder Petersburg geträumt und nicht in hoffärtiger Ueber- hebung unsere Feinde unterschätzt haben. Und so werden wir es weiter halten. — Unter der Ueber- schrift: „Das Gottesgericht" sagt die Voss. Zeitung: Fast vermag es der Geist nickt fassen, was zu gleicher Stunde dem deutschen Volke kund gegeben wurde über Sieg auf Sieg im Westen und im Osten. Es ist wie ein Gottesgericht, das über dir Gegner hereinbricht, über die freventlichen Urheber dieses furchtbaren Krieges.
Wien, 1. Sept. Die Meldungen der Kriegsberichterstatter der Blätter aus dem Kriegspreffe- quarlier stimmen darin überein, daß die österreichischungarische Offensive im Norden unter anhaltenden harten Kämpfen stetig fortschreitet. Sie ist nach vorwärts in die Breite bedeutend gewachsen. Die Hauptentscheidung an der Nordfront steht bevor. An der Ostfront ist die Lage stationär, jedoch günstig. Durch die Meldungen über die Gesamtlage der Millionenschlacht erscheint die Annahme begründet, daß eine ähnliche Taktik von den Führern der österreichisch-ungarischen Truppen verfolgt wird, wie sie von dem deutschen Generalstab gegenüber Frankreich angewandt wurde. Die östliche Armeegruppe behauptet sich infolge ihrer vorzüglichen Stellung fortgesetzt gegenüber einer großen feindlichen Ueber- macht. Hinsichtlich der bevorstehenden großen Entscheidung werden allgemein günstige Erwartungen gehegt. Die bisherigen Erfolge sind außer durch die vorzügliche Führung durch die unbeschreiblich todes- verachtende Haltung der österreichisch-ungarischen Offiziere und Mannschaften errungen worden. (WTB.)
Wien, 1. Sept.' Das „Neue Wiener Tagbl." führt aus, die in Deutschland herrschende Entrüstung über das Vorgehen des englischen Kreuzers „High Flyer" gegen den Schnelldampfer „Kaiser Wilhelm der Große" müsse von allen ehrlich Denkenden geteilt werden. Die Brutalität, die vor dem Heiligtum des Völkerrechts nicht Halt mache, drücke den Tätern ein unauslöschliches Brandmal auf. (WTB.)
Von halbamtlicher Berliner Seite wird den in manchen Bevölkerungskreisen Deutschlands noch immer herrschenden Besorgnissen wegen Vergiftung oder Verseuchung von Flüssen, Wasserleitungen und Brunnen durch feindliche Spione bestimmt entgegengetreten. Die Kundgebung weist darauf hin. daß alle bislang vorgekommenen angeblichen Fälle solcher Art ihre
harmlose Aufklärung gefunden hätten und versickert schließlich, es sei behördlicherseits eine ständige Beaufsichtigung der Wasserleitungen und Brunnen auf ihre gesundheitliche Beschaffenheit hin verfügt worden.
Eine königliche Verkündigung verbietet den in England wellenden Angehörigen feindlicher Staaten das Halten von Zeitungen in einer Sprache aus ihren Ländern, sowie die Verbreitung solcher Zeitungen überhaupt. Doch darf der englische Kriegsminister in der einen oder anderen Hinsicht Ausnahmen gestalten, für die er nach Belieben Bedingungen vorichreiben kann. Selbstverständlich bezweckt diese Anordnung nichts anderes, als das Verhindern von Bekanntwecden von Niederlagen der Streitkräfte der Entente und ihrer Verbündeten in England. Jndeß wird dies Verbot schwerlich viel helfen, in Kürze wird sich die Verkündigung der Wahrheit auch jenseits des Kanals nicht länger mehr verheimlichen lassen.
Berlin, 1. Sept. Der Bedarf an Kriegsfreiwilligen ist zur Zeit gedeckt. Das Kriegsministerium kann daher bis auf weiteres Kriegsfreiwillige an die Ersatztruppen nicht überweisen. Meldungen, sei es schriftlich beim Kriegsministerium oder mündlich bei den Heeres-Auskunftsftellen haben daher keine Aussicht auf Berücksichtigung. Sobald die Anwerbung der Freiwilligen wieder möglich ist, wird es wieder in den Tageszeitungen bekannt gemacht werden.
Berlin, 31. Aug. (Nicht amtl.) Die „Nordd. Allg. Ztg." schreibt: Nachdem die Eisenbahnen in weiterem Umfang für den allgemeinen Verkehr wieder frei geworden find, kann in Deutschland sich aufhaltenden Angehörigen der feindlichen Staaten das Verlassen des Reichsgebietes gestattet werden, soweit in ihrem Heimatlande den Deutschen gleichfalls die Erlaubnis zur Abreise erteilt wird.
London, 31. Aug. Die japanische Botschaft kündigt an, daß die Blockade der Küste von Kiautschou bereits am 27. August, 9 Uhr morgens, begonnen hat.
Berlin, 1. Sept. (Priv.-Tel.) In Paris sind gegenwärtig etwa 600 000 Arbeitslose.
Berlin, 31. Aug. (Priv.-Tel. GKG.) Im Münsterlager (Truppenübungsplatz) in der Provinz Hannover sind die ersten 1200 englischen Kriegsgefangenen eingetroffen. Die Engländer, die im Norden Frankreichs gegen deutsche Truppen kämpften, machen äußerlich einen vorteilhaften Eindruck, sind aber sehr niedergedrückt. Mit den kürzlich hier eingetroffenen 500 Zuaven befinden sich jetzt 25000 Kriegsgefangene allein in dem Münsterlager.
Berlin, 1. Sept. In einem Bericht der Times über die Kämpfe an der französisch-belgischen Grenze werden die englischen Verluste als ansehnlich bezeichnet. Viele Regimenter seien vernichtet und haben den größten Teil ihrer Offiziere verloren. Der Korrespondent der Times meint, der französische Generalstab habe die deutsche Truppenmacht unterschätzt.
Berlin, 1. Sept. General von Emmich hat den ihm vom König der Belgier persönlich verliehenen Orden zum Verkauf gestellt zum Besten der Opfer der Deutschenmorde in Belgien.
Antwerpen, 1. Sept. (WTB. Nicht amtlich.) Die Königin hat Antwerpen heute vormittag verlassen, um ihre Kinder nach London zu begleiten.
Hamburg, 1. Sept. In einem dem Hamburger Korrespondenten zur Verfügung gestellten Telegramm wird mitgeteilt, daß in Lagos die Faktoreien geschlossen sind und aller Handel aufgehört hat. und daß die deutschen Angestellten zwar kriegsgefangen, aber in den Faktoreien gelassen worden sind.
Bern, 1. Sept. Auf Grund von Blättermeldungen kann bestätigt werden, daß der französische Botschafter der Schweiz schon vor mehreren Monaten die Versorgung mit Getreide durch Frankreich für
den Kriegsfall angeboten habe. Dieses ganz unerwartet erfolgte Anerbieten ist ein Beweis dafür, daß Frankreich schon vor mehreren Monaten den Krieg plante. (Daher auch die Einberufung der zahlreichen Reserven zu ihren „Hebungen").
In der „Straßburger Neuen Zeitung" lesen wir: Wiederholt hatten wir Gelegenheit, nackzuweisen, wie falsch das Gerücht war, wonach Elsaß-Lothringer auf unser Militär geschossen hätten. Fast in allen Fällen ist bereits jetzt nachgewiesen, daß es sich entweder um vexkleidete Franzosen handelte, oder um lichtscheues Gesindel, das zusammen mit dem französischen Heere über die Grenze herübergekommen war und sich an den Kämpfen beteiligte, indem es auf unsere braven Truppen schoß. Die Elsaß- Lothringer haben es zur Genüge gezeigt, wie sie sich eins fühlen mit dem ganzen deutschen Volke. Wenn Ausnahmen vorgekommen sein sollten, dann wollen wir nicht verfehlen, daß es sich um verabscheuungswürdiges Gelichter handelt, wie es solches nicht allein im Elsaß, sondern leider in allen Ländern gibt. Das elsaß-lothringische Volk aber hat nichts gemein mit derartigen Leuten. Es gibt wenige, die nicht einen Bruder, Sohn, nahen Verwandten oder Freund im deutschen Heere stehen haben; und schon die Vernunft müßte da dagegen sprechen, daß irgendeiner die Waffe gegen einen seiner Lieben erheben würde. Man ist sich jetzt auch schon darüber einig, daß diese Beschießungen durch Zivilisten keineswegs den Landesbewohnern zur Last gelegt werden können, sondern daß man es in fast allen Fällen mit französischer Heimtücke zu tun hatte.
Eines der im belgischen Franktireurkrieg angewandten Kampfmittel war, wie ein Brief aus Belgien berichtet, daß die Dorfbewohner mit Bienen gefüllte Bienenkörbe aus den Fenstern auf die deutschen Truppen warfen.
Valonia in Südalbanien, 31. Aug. Zwischen den muselmanischen Aufständischen und der Bevölkerung von Valona ist ein Einvernehmen erzielt worden. Die rot-schwarze Fahne wird gehißt werden. Die Aufständischen werden heute als Freunde in die Stadt einziehen, nachdem die Absetzung des Fürsten und der Regierung anerkannt worden ist. Die Notabrln von Valona haben unter' großer Begeisterung von der Stadt Besitz ergriffen.
München, 31. Aug. (WTB.) König Ludwig hat an den Kronprinzen Rupprecht nachstehendes Telegramm gerichtet: Von St. Cajetan, wo wir soeben unseren Luitpold zur letzten Ruhe gebettet haben, eilen unsere Gedanken zu Dir. Gott erhalte Dir die Kraft und Stärke, in treuer, heldenhafter Pflichterfüllung vor dem Feind den schicksalsschweren Schlag zu überwinden und mit Deinen tapferen Truppen auf dem Wege des Sieges vorwärts zu schreiten.
Straßburg, 1. Sept. Der „Elsässer" veröffentlicht in Fettdruck folgende bischöfliche Erklärung: „Der frühere Redakteur Wetterle. der immer erklärt hat, daß er auf dem Boden der deutschen Verfassung stehe, als deutscher Bürger seine Pflicht loyal erfülle und der den Eid als Reichs- und Landtagsabgeordneter geleistet hat, soll, nach dem Bericht der „Kölnischen Volkszeitung" (Nr. 768 vom 21. Aug.), im „Echo de Paris" einen von ihm Unterzeichneten Artikel veröffentlicht haben, der mit seinen früheren Erklärungen und Eiden in offenbarem Widerspruch steht. Sobald wir die Tatsache authentisch festgestellt haben, werden wir uns veranlaßt sehen, gegen Wetterle mit kanonischen Strafen vorzugehen. Straßburg, 1. Sept. 1914. Adolf, Bischof von Straßburg".
Straßburg. 1. Sept. Ein Erlaß des stellvertretenden Generalkommandos des 15. Armeekorps besagt: Die weitere Abhaltung von Gottesdiensten mit französischer Predigt erscheint für die im deutschen Sprachgebiet liegenden Gemeinden ebenso überflüssig wie das deutsche Empfinden verletzend. Ich bestimme