revolutionären Bewegung anschlossen. Der Polizeimeister, der Gendarmeriechef und der Polizeikom- missar wurden bei dem Sturm auf das Gefängnis getötet.
Wien. 39. August. Gegenüber den Angaben Asqailhs wegen der Verletzung der belgischen Neutralität durch Deutschland wird von hiesigen Blättern festgrstellt, daß man längst von einer Abmachung Belgiens mit den Westmächten Kenntnis erhalten habe, die diesen gestalten sollte, die belgische Grenze zum Zweck von Kriegsoperationen zu überschreiten.
Wien. 29. August. Das Kriegspressequartier meldet amtlich: Die sert dem 26. August wogende große Schlacht dauert fort. Die Lage unserer Truppen ist günstig.
Kopenhagen, ZO. August. (WTB.) Pariser Blättermeldungen, die über Rom kommen, besagen, General Jo ff re habe seinen Abschied als Oberkommandierender verlangt und als Grund das schlechte Zusammenarbeiten unter den Generalen angegeben.
Rotterdam. 28. August. In der jetzt von unseren Truppen vollständig eroberten Festung Namur befanden sich nach dem Rotterdam'schen Kurier auch eine Legion Eingeborener Kongo-Soldaten.
Stockholm, 29. August. Hier aus Antwerpen eingetroffrne Meldungen besagen, daß dort die Bevölkerung der Verzweiflung nahe ist. Man ist endlich darauf gekommen, daß die belgische Regierung die Oeffentlichkeit durch falsche Meldungen getäuscht hat. Die Bevölkerung befindet sich in einer bedenk- -lich aufrührerischen Stimmung und man befürchtet, daß es, ehe noch das Schicksal der Stadt entschieden ist, zu einem Aufstand kommen wird.
Berlin, 29. Aug. (WTB) Daß es innerhalb weniger Tage den deutschen Truppen gelungen ist, das Sperrfort Mononviller einzunehmen, veranlaßt die „Voss. Zeitung" zu sagen: Die großartige lieber - legenheit der deutschen schweren Artillerie und der Belagerungsgeschütze hat sich von neuem bewährt.
Berlin, 29. Aug. General Ludendorff, dem der Kaiser bekanntlich, wie dem General der Infanterie v. Emmich, den Orden paar la merito verliehen hat, ist inzwischen vom Kaiser im Hauptquartier empfangen worden. Der Kaiser umarmte den tapferen General und hing ihm mit eigener Hand den Orden um.
Berlin, 29. August. (WTB.) Zu den Nachrichten aus Odessa, wonach diese Stadt von der eigenen russischen Marine anstatt einer feindlichen - Flotte bombardiert wird, sagen die „Beil. Neuesten Nachrichten": Es liegt ein grimmiger Humor in diesem selbstbereiteten, wohlverdienten Schicksalsschlage unserer östlichen Feinde.
Berlin, 29. Aug. (Priv.-Tel.) Der deutsche Sieg über die Engländer bei St. Quentin hat gestern in Berlin eine außerordentliche Freude verursacht. Sie übertrisft noch die bei der Verkündung der Siege der Franzosen. Besonders in den Arbeitervierteln im Norden und Osten drängt das Publikum mn die Anschlagsäulen und brach in laute Freuderufe und zugleich in Verwünschungen der Engländer aus, denen inan die Hiebe noch weit mehr zu gönnen scheint, als den Franzosen. Jedermann war besonders freudig bewegt.
Wiesbaden, 28. Aug. (Priv.-Tel. GKG.) Der italienische Dampfer „Rer Vittorio", der am 4. Aug. von Rio de Janeiro nach Genua abging, ist nach einem durch Mithilfe eines italienischen Passagiers eingelausenen Privatbrief mit hundert deutschen Reservisten an Bord vom englischen Kreuzer „Cromwell" vier Tagereisen vor Gibraltar ^ am 14. Aug. gekapert worden. Die hundert Deut- ! schen wurden als Kriegsgefangene nach Gibraltar gebracht.
Straßburg, 30. Aug. Aus Mülhausen wird der „Straßb. Neuen Zeitung" unter dem 28. ds. l berichtet, über den zurückgeschlagencn Vorstoß der - Franzosen auf das Elsaß werde nachträglich bekannt, ? daß die Franzosen, die Mülhausen 18 Stunden lang ! besetzt hielten, eine ganze Wagenladung französischer ^ Gesetzbücher mitgebracht halten, sowie eine weitere: Bagage mit französischen Schulbüchern und Atlanten. ! In diesen war Elsaß-Lothringen als ein Teil der - französischen Republik eingedruckt. Im Rathaus zu ; Mülhausen war bereits ein französisches Aus- hebungsbmeau eingerichtet und französische Wappen waren an den Kassenschränken angebracht worden.
S raßburg, 29. Aug Nach den bisherigen Ermittelungen sind über 100 beamtete Personen von den Franzoffn aus Elsaß Lothringen weggeschasft . worden. Unter ihnen befindet sich auch der Bürger- ! Meister Coßmann von Mülhausen; auch die Familien >
der in den Vogesenwäldern wohnenden Förster sind nach Frankreich gebracht worden. Ueber das Schicksal dieser Personen herrscht volkommene Ungewißheit.
München. 29. Aug. Kronprinz Rupprecht ha! anläßlich des Hinscheidens seines Sohnes, des Erbprinzen Luitpold, an den König ein Telegramm gerichtet, das mit den Worten schließt: „Die Pflicht heißt jetzt handeln, nicht trauern". (W T.B)
Mannheim, 27. Aug. Die Badische Anilin- und Sodafabrik in Ludwigshafen hat dem bayerischen Ministerpräsidenten 100 000 Mk. zur Kriegsfürsorge überwiesen.
Graf Zeppelin hat. wie dem „Berl. Lokal - Anz." gemetdet wird, bei einem Besuche am Samstag in Berlin einigen Anfragen gegenüber geäußert, über die Fahrten seiner Luftschiffe werde aus guten Gründen nichts gemeldet, die Luftschiffe seien aber alle Tage unterwegs. Das bei Lüttich beteiligt gewesene Luftschiff sei stark beschossen worden und dennoch heil zmückgekehrt. Auf dir Frage, ob auch nach London geflogen werde, meinte Graf Zeppelin lachend: „Kommt alles noch, nur Geduld, kommt alles noch!"
Die Londoner „Times" vom 16. Aug., also das führende britische Blatt, beschäftigt sich mit dem Kriege und spricht die folgenden Worte bntischer Weisheit und Bescheidenheit: „Deutschland wird kämpfen, bis es völlig am Ende seiner Kraft ist, und wir werden dasselbe tun. Der Friede darf nicht unterzeichnet werden, falls wir es nicht sind, die ihn diktieren. Selbst wenn unsere Verbündeten vernichtet sein sollten, müssen wir den Krieg fortsetzen, bis Deutschland am Boden liegt. Wir müssen für einen sehr langen Krieg vorbereitet sein, und es ist möglich, daß die neue Armee von 100 000 Mann nicht die einzige wäre, die wir bilden müßten, bevor das Ende des Krieges erreicht wird". — (Jedes Wort einer ernsthaften Kritik an diesen schrecken- erregenden Drohungen würde diese um die Wirkung der unausbleiblichen Heiterkeit bringen.)
Württemberg.
Stuttgart, 29. Aug. Der Ortsausschuß der Deutschen Partei Groß Stuttgart hat gestern abend beschlossen, für die Unterstützung der Familien ausgerückter Wehrleute und Gefallener in Stadt und ^ Land 1000 ^ zu stiften, von denen 500 dem - städt. Hilfsausschuß und 500 dem Roten Kreuz z zur Verfügung gestellt werden sollen. Die national- liberale Frauengruppe hat dem Roten Kreuz eben- > falls 100 Mk. bewilligt. — Der Verein Württ. Staatsforftbeamten hat für das Rots Kreuz als erste Rate 400 Mk. gespendet.
Stutigart, 29. Aug. Vielfach bestehen Zweifel darüber, ob und wie weit die Knegsdienstzeil auf die noch abzuleistende Militärpflicht angerechnel wird, eine Frage, die für die erst jetzt Gestellungspflichtigen und namentlich für die Kriegsfreiwilligen von Bedeutung ist, von denen ein großer Teil die Einjährigen-Berechtigung hat. Dazu ist zunächst zu bemerken, daß eine Anrechnung des Kriegsdienstes unter allen Umständen statrfindet. Sogar die Dienst- ! zeit, die vor dem Beginn des 18. Lebensjahres, also ! vor dem Beginn der Wehrpflicht, fällt, gilt im Krieg f als Dienstzeit. Für jeden Teilnehmer an einem f Krieg wird zu der wirklichen Dauer der Dienstzeit ^ ein Jahr hinzugerechnet. Der Kaiser bestimmt, was j als Kriegsteilnahme anzusehen ist und unter welchen ! Voraussetzungen bei Kriegen von längerer Dauer ! mehrere Kriegsjahre anzurechnen sind.
! Stuttgart, 28 Aug. Beamte und Unter- ! beamte im Bereich des K. Oberhofinarschallamts haben eine Kriegssteuer unter sich ausgeschrieben; sie wird durch freiwilligen Gehaltsabzug in den Monaten September. Oktober und November erhoben und an die Zsntralleitung für Wohltätigkeit abgeführt. (Zur kräftigsten Nachahmung empfohlen).
Stuttgart, 29. Aug. Ein verwundeter bayerischer Krieger hat aus Dankbarkeit für die sorgsame Pflege, die er in einem Vereinslazarett hier gefunden hat, dem Roten Kreuz einen Geldbetrag übersandt mit der Bitte, denselben für solche Kameraden zu verwenden, welche schwerer zu leiden haben wie er. — Der Gesangverein „Loreley" hat durch seinen Kassier, Herrn Stöckle, dem Noten Kreuz aus der Vereinskaffe den Betrag von 25 Mk. überweisen lassen. Möge dieser Vorgang bei anderen Vereinen Nachahmung finden.
Stuttgart, 29. Aug. Es hat sich erneut das dringende Bedürfnis herausgestellt, besonders an Hand von Nachrichten aus dem Felde, unsere Soldaten mit den so beliebten und praktischen leinenen
i Fußlappen zu versorgen, weshalb die Liebesgaben. Abteilung des Roten Kreuzes aufs neue die herzliche Bitte ergehen läßt, ihr recht viel gut erhaltenes gewaschenes Leinen für den genannten Zweck zugehen zu lassen und zwar nach dem Königsbau. Eingang Schloßstraße. ^
Stuttgart, 28. August. (Die drei jüngsten Krieger.) Vor einigen Tagen ging die Nachricht durch die Blätter, daß der jüngste Krieger des deutschen Heeres der 15 jährige Wagnerlehrling Joseph Merti aus Wehingen sei. Gestern nach, mittag stellte sich der Redaktion des „N. Tagbl." ein ebenfalls 15^ jähriger, prächtiger, junger Marsjünger vor. der merkwürdigerweise einen seinem Wehinger Kameraden sehr ähnlichen Namen trägt. Es war der Sohn des Kaufmanns Friedrich Merk aus der Eberhardsstraße, dem die Uniform des deutschen Vaterlands Verteidigers vorzüglich zu Gesicht steht, und aus dessen jugendhellen Augen die Begeisterung für die gewaltige vaterländische Sache hoffnungsfreudig blitzt. Mögen die beiden, zufälligerweise an demselben Tage geborenen jungen Krieger ruhm- gekrönt und lorbeergeschmückt aus dem Feldzug heimkehren, voller erhebender, so reifender wie beglückender Erinnerungen. — Kurz vor Schluß der Redaktion erfährt das Blatt, daß die beiden einen noch jüngeren Kameraden besitzen in dem Kriegsfreiwilligen Max Maurer, Sohn des Besitzers des Gasthofes (früher sagte man „Hotel") zum „Posthörnle" an der Frirdrichstraße. Er wurde gestern mittag beim 7. Regiment eingestellt, ist 15 Jahre 2 Monate alt, mißt 1,80 Meter und hat ein Gewicht von 140 Pfund.
Bietigheim. 29. Aug. Die Ernte ist wie selten gut eingebracht worden. Alle Fruchtarten haben reich ausgegeben und am Einheimsen beteiligten sich viele Einwohner, die sonst in den Fabriken beschäftigt sind. Mit dem Obst steht es ebenfalls gut; besonders Aepfel gibt es mehr, als im Frühjahr erwartet worden ist.
Ebersbach. 29. Aug. Als gestern nachmittag ein Zug mit verwundeten Bayern hier durchfuhr, warf ein Verwundeter eine Postkarte heraus, die an einen Blumenstrauß geheftet war. Die Postkarte lautet: An die liebe Bevölkerung von Württemberg! Den 27. August 1914. Hiermit drücke ich im Namen vieler Verwundeter von bayerischen Soldaten vollste Anerkennung und herzlichen Dank für die liebevolle Verpflegung und Opferwilligkeit aus. Es wird Euch zum Segen gereichen. Dank und Grüße im Namen vieler. G. Lutz, Res. Unteroffizier 8. Komp. 10. bayr. Inf.-Regiment. — Wer fürs Rote Kreuz gibt, darf solchen Dank auf sich beziehen.
Hohenheim, 30. Aug. Die Instrumente der hiesigen Erdbebenwarte haben heule mittag ein mäßig starkes Nahbeben ausgezeichnet. Der erste Einschlag erfolgte um 12 Uhr 22 Min. 51 Sek. Der Herd liegt in einer Entfernung von etwa 170 Kilometer.
Stuttgart, 29. Aug. Der Markt belebt sich noch immer nicht. Die Zufuhr ist reichlich und gut, aber die Käufer beschränken sich aufs Notwendigste. Die Preise gehen für die meisten Obstarien zurück.
Kus StaSt» Bezirk unS Umgebung.
Wir erhalten folgende Bekanntmachung des stellvertretenden Generalkommandos: Das stellvertr. Generalkommando hat Veranlassung, darauf aufmerksam zu machen, daß die Verbreitung privater Mitteilungen über kriegerische Ereignisse und andere damit im Zusammenhang stehende Begebenheiten vor der offiziellen Bekanntgabe nicht im Interesse der Allgemeinheit liegt, hiefür vielmehr deren amtliche Bestätigung seitens des Wolfs. Tel.-Büros bezw. des K. Kriegsministeriums oder des K. stellvertretenden Generalkommandos stets abzuwarten ist. V. s. d. st. G.K. gez. v. Stroebel, Oberst und Chef des Stabes.
Neuenbürg. Von einem befreundeten Landsmann erhalten wir in einem Feldpostbrief eine hübsche Postkarte mit der Ansicht des stolzen Schiffes, auf dem dienen zu dürfen, der junge Arzt mit besonderer Freude kundgibt, da er u. a. schreibt:
.Dieser „Kleine Kreuzer", der vor einigen
Tagen allein im Gefecht mit einer erdrückenden feindlichen Uebermacht gestanden (gegen 2 Kreuzer und 10 Torpedoboote) durch mutigen Angriff diese in die Flucht geschlagen und 2 Torpedoboote erledigt hat. Der Geist, der die Besatzung während des Gefechtes beseelte, war ein geradezu mustergültiger, die Feigheit des Feindes unglaublich. Die Marine wird, wenn ihre Zeit gekommen sein wird, sich ihrer Schwester, der Armee, ebenbürtig an die Seite stellen können. „Also Heldenmut zu Wasser und zu Landl"