Quarantäne und die (zumeist recht überflüssige) Unter­suchung auf Tuberkulose aufgehoben worden, so daß das dänische Rindvieh sofort nach den binnenlän­dischen Schlachthöfen weiterbefördert werden kann, das preußische Landwirtschaftliche Ministerium hat jetzt auch, wie wir mitteilen können, die Einfuhr von Schlachtrindern auf dem Landweg gestattet. Ebenso sind die Regierungspräsidenten angewiesen worden, bis auf weiteres holländisches Schlachtvieh einzulassen.

Berlin, 26. August. Vom Chef der Feldpost erfährt der Kriegsberichterstatter desBerk. Tagbl." folgendes: Im Hauptpostamt zu Lüttich liegen Hunderttausende von Postsachen und Briefen, die seit der Besitzergreifung durch Deutschland eingingen. Es hat sich herausgestellt. daß unzählige dieser Briefe narkotische Pulver enthalten, so daß der betreffende Offizier die Postverwaltung geschlossen hat. da der Aufenthalt in ihnen unmöglich wurde. Die Belgier haben Mittel gebraucht, die an Verwerflichkeit und Infamie durch nichts zu überbieten sind.

Berlin. 27. Aug. Wiener Blättern zufolge ist in den von österreichischen Truppen besetzten Ge­bieten von Russisch-Polen bereits österreichische Ver­waltung eingeführt. Sowohl in Post- wie im Bahn­verkehr sind bereits österreichische Beamte tätig. Die Geleise sind auf österreichische Spurweste eingerichtet, sodaß ein unmittelbarer Bahnverkehr über die Grenze möglich ist.

München. 25. Aug. Hier sind nach den M. N. N." die ersten von Bayern eroberten fran­zösischen Geschütze, 11 an der Zahl, eingetroffen und wurden vor der Feldherrnhalle aufgestellt. Dem König, der die Geschütze besichtigte und der am Dienstag seinen Namenstag feierte, wurde abends von der Menge eine Huldigung dargebracht, dabei hielt der König eine Ansprache, er führte aus, daß ihm eine große Freude an seinem Namenstage be­reitet worden sei durch das Geschenk, die Geschütze, die unsere wackeren Ulanen eroberten.Aber wir stünden erst am Anfang des Kriegs. Im Nordosten des Reiches, in Ostpreußen, stehe der Feind. Möchten dort unsere Waffen ebenso erfolgreich sein wie im Westen!"

München, 26. August. Von den in München eingetroffenen Schwerverwunderen wird erzählt, daß in einem Schützengraben 72 Franzosen gefunden wurden, die ein einziger Schrapnellschuß getötet hat.

Wien, 26. Aug. (W.T.B.) DieNeue Freie Presse" veröffentlicht eine von 21 in Wien lebenden Engländern Unterzeichnete Zuschrift, worin diese den österreichischen Behörden für die zuvorkommende Haltung danken und ihr lebhaftes Bedauern darüber ausdrücken, daß ihr Mutterland sich in den Krieg eingemischl hat. Ihre Sympathien seien auf Seilen Oesterreichs, und um diesen Sympathien Ausdruck zu verleihen, haben Sie eine Sammlung eingeleitet, deren 700 Kronen dem österreichischen Roten Kreuz übermittelt wurde.

Wien, 27. Aug. Die Stadt war gestern mit deutschen und österreichischen Fahnen förmlich bedeckt zur Feier der ersten großen Siege der Oester­reicher. Durch tollkühnes und tapferes Vorgehen gegen den Feind sollen sich besonders die ungarischen Honvedtruppen ausgezeichnet haben.

Haag. 26. Aug. DasEcho de Paris" schreibt über die Kämpfe an der Maas: Sonntag standen 400 000 Franzosen und 40 000 Engländer den Deut­schen gegenüber. Zuerst waren die englischen Truppen westlich der Maas Herren des Geländes. Dann ließen die deutschen Generale Sturm laufen, wo­rauf die Truppen der Verbündeten, zuerst die Afri­kaner. wichen.

Haag. 26. Aug. In den letzten Tagen sollen 12 000 deutsche Flüchtlinge aus Belgien, namentlich aus Antwerpen, nach Holland gekommen sein. Es sind darunter auch 500 deutsche Matrosen und Schiffs­offiziere, deren Schiffe in Antwerpen beschlagnahmt worden sind.

Genf, 25. Aug. Nach Mitteilungen aus Paris verbot der Kriegsminifter auf das strengste die Ver­abreichung von Liebesgaben an Kriegsgefangene, denen ohne Unterschied des Ranges nur das absolut zum Leben Notwendige zustehe.

Die Nachricht von dem großen deutschen Siege über die französische Armee in Lothringen ist auch in Konstantinopel in allen Bevölkerungskreisen mit großer Begeisterung ausgenommen worden. Gerüchtweise verlautet, daß Rußland und England übereingekommen seien, die Durchfahrt für die russische Schwarze^Meer-Flotte durch die Dardanellen nötigenfalls mit Gewalt von der Pforte zn erzwingen.

In London, wie auch in Paris, ist ein Garibaldinerkorps in der Bildung begriffen, das mit gegen die Deutschen kämpfen soll. Bis jetzt

haben sich in der englischen Hauptstadt zum Eintrittt in dieses Korps, welches den offiziellen Namen Fremdenlegion" führen soll, etwa 250 Mann, in der Mehrzahl Italiener, die übrigen Südslaven, gemeldet. Die neutrale italienische Regierung hat indessen ihre Botschaften in Paris und London angewiesen, den dortigen italienischen Staats­angehörigen. welche in das Garibaldinerkorps ein- treten, mitzuteilen, daß sie hierdurch aller ihrer Staatsbürgerrechte in Jtalieu verlustig gehen würden.

In Indien soll unter den dortigen Mohamme­danern in Hinblick auf die Teilnahme Englands an dem Weltkriege eine lebhafte englandfeindliche Be­wegung ausgebrochen sein.

Eine wohlverdiente Enttäuschung. Als die ersten Befürchtungen wegen einer eintretenden Zuspitzung der internationalen politischen Verhältnisse auftauchten, beeilten sich zahlreiche, darunter auch deutsche Kapitalisten, große Summen in der Schweiz zu deponieren, um vor allen drohenden Möglichkeiten ungünstiger Natur gesichert zu sein. Man machte auch die Wahrnehmung, daß die schweizerischen Banken Deutschland bereisen ließen, um für die Uebertragung von Bargeld und gleichzeitig zur An­knüpfung damit zusammenhängender Geschäfisbezieh- ungen Stimmung zu machen. Diejenigen, die aus übermäßiger Vorsicht und aus Mißtrauen so ver­fuhren. erleben jetzt eine starke und nicht unverdiente Enttäuschung, denn unter den Staaten, die ein Moratorium verfügten, stand die Schweiz in vorderster Reihe, während Deutschland, obwohl es im Mittel­punkt der kriegerischen Ereignisse steht, allein die Kraft besitzt, sich dieser Maßregel entschlagen zu können. Die Schweiz aber zahlt nun auf die depo­nierten Gelder unter der Wirkung der Moratoriums­bestimmungen nur 5°/o der eingezahlten Beträge aus; wer dagegen sein Geld unseren deutschen Instituten anvertraute, besitzt das freie Verfügungsrecht darüber.

Serbische Zwetschgen. Für zweieinhalb Millionen hat Deutschland im letzten Jahr von Ser­bien Zwetschgen in getrocknetem Zustand bezogen. Damit wird es Heuer gute Weile haben, denn Deutsch­land hat selbst gute Zwetschgenernte in Aussicht und dann: warum? Darum! Die Einfuhr aus Serbien ist überhaupt stetig zurückgegangen von 24,8 Millio­nen 1911 auf 10.5 Millionen Mk. 1913. Außer trockenen Zwetschgen haben wir noch für 300 000 Mk. Zweschgenmus von Serbien geholt; Kupfer für nahe­zu 2 Millionen, Eier und Federvieh für über 1.5 Millionen Mark. Weizen für 1,1 Millionen. Lamm- und Schaffelle für 1 Million und Schweineschmalz für nahezu 1 Million. Ausgeführt haben wir 1913 Dampflokomotiven, Laftmolorwagen und Schmiedeisen für 2,3 Millionen Mk.. Sprengpulver und Dynamit für eine halbe Million, für ebensoviel Sattlerwaren und Wollgarne. Rindshäute führt Deutschland nach Serbien aus um 1 Million Mk.. Kleiderstoffe aus Wollgewebe für 700 000 Mk.. Hafer und Weizen­mehl für je 600000 Mk. Weitere Ausfuhrartikel waren Eisenbahngüterwagen. Müllereimaschinen. Pack­papier, Schuhe. Oberleder und Sohlleder, Oefen, Röhren, Weichen, Koks, Arzneiwaren und Kupfer­draht. Die Ausfuhr bewegte sich seit 1910 immer um die 20. Million. Eln besonders handelskräf- tiges Land ist somit Serbien für das Deutsche Reich nicht.

Württemberg.

Stuttgart. 26. Aug. Die Königin hat dem Stuttgarter Hilfsausschuß die Summe von 2000 Mk. zugehen lassen mit der besonderen Bestimmung: Zur Beschaffung bezahlter Frauenarbeit.

Stuttgart. 26. Aug. Die von der Stadt­verwaltung seit Jahrzehnten veranstaltete Totenfeier auf dem Fangelsbachfriedhof wird auch Heuer am 1. Sept. abends 6 Uhr stattfinden.

Stuttgart, 26. Aug. Eine süddeutsche Nach­richtenstelle für die Neutralen soll in Stuttgart unter der Leitung des Privatdozenten Dr. Hans Hilde­brandt geschaffen werden. Die Nachrichtenstelle, die vom Generalkommando genehmigt worden ist, soll sich insbesondere mit der Nachrichtenvermittelung nach der Schweiz und nach Italien befassen' und mit den in Berlin, Frankfurt und Heidelberg gebildeten Aus­schüssen die neutralen Staaten schnell mit wahrheits­getreuen deutschen Nachrichten versorgen.

Stuttgart, 26. Aug. Der Polizeidirektor teilt mit: Am 24. ds. Mts. wurde bekannt gemacht, daß es untersagt ist, sich an den Aus- und Einladestellen für Verwundetentransporte aufzustellen. Dem Ver­bote wird nicht nachgekommen; namentlich beschwert sich die K. Bahnstation über ständige Umlagerung des Bahnbofeingangs an der Kronenstraße. Es wird nunmehr jedermann, der dem Verbot zuwiderhandelt,

festgenommen und in Pölizeigewahrsam gebracht (Art. 2. P.Str.G.B.) Ich bitte dringend. Kinder fernzuhalten.

Stuttgart. 26. Aug. Von einer erfreulichen Verdeutschung ist wieder zu berichten. Das bekannte Hotel Royal" wird von jetzt ab alsHotel Banzhaf" weitergeführt.

Heilbronn. 26. Aug. Gestern abend kamen, von einem größeren Eisenbahntransport, der weiter ging, abgesondert 25 Zivilgefangene aus Straß, bürg hier an; sie wurden im Anusgerichtgefängnis untergebracht. Es handelt sich um Leute teils guten und besseren Standes wie Priester. Anwälte. Fabri­kanten usw., die am Sonntag vor 3 Wochen wohl weil sie vorher wegen entsprechender Umtriebe bekannt und notiert waren festgenommen worden sind und sich seither in sogenannterSchutzhaft" befinden.

Oberndorf. Dem 8jährigen Sohn des Stadt- schultheißen Heckler wurde von einem gleichaltrigen Kameraden eine Auge mit einem Pfeil ausgeschosfen. Das Auge ist vollständig verloren.

Ell wangen. 26. Aug. Oberkanzlist Bücheler bei der hiesigen Staatsanwaltschaft, der im Jahre 1870 den Krieg gegen Frankerich als 17jähriger jüngster Soldat mitgeteill hat, hat sich dem Vater­land als Kriegsfreiwilliger zur Verfügung gestellt. Er wird als Feldwebelleutnant einem Landsturm- bataillon zugeteilt.

Freudenstadt, 26. Aug. Vom Oberamt wird demGrenzer" geschrieben: Bei der Gerichtsbehörde ist ein Bäckermeister des Bezirks zur Anzeige gebracht worden, weil an einem von ihm verkauften Zweipfundbrot 135 Gramm fehlten. Die Bezirks­angehörigen werden wiederholt gebeten, jeden Fall einer Uebervorteilung des Publikums beim Einkauf der Lebensmittel unverzüglich zur Kenntnis der Be­hörde zu bringen, damit sofort Abhilfe getroffen werden kann.

Freiwillige vor. In Weingarten und auch in anderen Garnisonen werden wieder Kriegs­freiwillige angenommen. Für Weingarten ist jedoch vor dem 11. September auf eine Einstellung nicht zu rechnen. Sofortige Meldung empfiehlt sich bei dem Ersatzbataillon Inf.-Regt. 180 m Tübingen; Ersatzbataillon des Reserve Jnf.-Regiment Nr. 119 Stuttgart (Eberhard - Ludwig > Gymnasium); Ersatz- Landwehr-Bataillon Jnf.-Regiment Nr. 123 in Ra­vensburg.

Bus StaSt, Bezirk unS Hingebung.

Neuenbürg. 27. Aug. Rascher als wir es in unserem Enztnl erwarten konnten, wurden wir mit dem ersten Transport von verwundeten Soldaten aus dem großen, schweren Krieg bedacht. Erst nach 2 Uhr nachmittags war es bekannt geworden, daß in kurzer Zeit ein Bahnzug mit verwundeten Kriegern hier etntreffe. Das hiesige Bezirkskomitee vom Roten Kreuz, worunter mehrere Damen und die Helferinnen, sowie eine Abteilung von Sanitätlern und des Schützen­vereins trafen in tunlichster Eile alle Vorbereitungen. Aber auch sonst viele Neugierige aus der Einwohner­schaft machten sich trotz des heftigen Regens, der bald nach 4 Uhr eingesetzt hatte, auf zum Bahnhof, wo sie in langer Kette an dem Bahnsteig-Geländer standen und warteten. Um 5 Uhr traf der erwartete Zug ein. In 16 Wagen befanden sich, auf Stroh ausgebreitet, im Ganzen 220 Verwundete; es waren, wie sie erzählten, meist dem zweiten bayrischen Armeekorps qngehörende Soldaten aus allen Landes­teilen Bayerns, die in den neuesten uns noch nicht näher bekannten Kämpfen am letzten Sonntag. Montag und teilweise noch am Dienstag in der Gegend zwischen Luneville und Nancy teilgenommen haben. Sie wurden nach dem blutigen Kampfe alle zunächst nach Dieuze in Lothringen und von da in langer Bahnfahrt nach Pforzheim verbracht. Von Pforzheim aus begleitete die dortige Sanitätskolonne unter ihrem Führer, Hrn. Heinen, den Zug. sorgte und half in Neuenbürg und Wildbad in sachkundiger Weise für die Verbringung in die zur Ueberführung in die Krankenhäuser bereit stehenden Wagen und Automobile. Auf dem hiesigen Bahnhof wurden den Verwundeten durch die hilfsbereiten Frauen und Jungfrauen allerhand Erfrischungen und Liebesgaben gereicht. Die Krieger erzählten von ihren schweren Kämpfen mit der an Zahl überlegenen feindlichen Artillerie. Von den 230 Verwundeten wurden 11 Schwerverwundete, etwa 25 weniger schwer und ebenso viele leicht Verwundete hier zunächst in dem geräumigen Güterschuppen geborgen und von da zum Bezirks­krankenhaus gebracht. Viele von ihnen haben ihre Verletzungen durch Schrapnellschüsse oder Splitter von solchen erlitten, die andern hatten meist Arm-, Schulter- und Beinschüsse, einzelne von ihnen auch