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Neuenbürg, Freitag den 28. August M4.

72. Jahrgang.

Der Krieg.

Die Niederkämpfung der restlichen Forts von Namur hat sich in kurzer Zeit vollzogen. Der Fall der Festung, die auch ein sehr wichtiger Eisenbahn­knotenpunkt ist. macht den Rücken unserer in Nord­frankreich eingedrungenen Truppen vom Feinde völlig frei. Dasselbe gilt bezüglich der von Luxemburg her ringedrungenen deutschen Truppen von Longwy. Auch diese Festung ist in erstaunlich kurzer Zeit ein­genommen worden. 1870 wurde sie in den letzten Tagen des November zerniert und vom 16. Januar 1871 an beschossen, hielt aber, durch ihre hohe Lage und starke Felsenbestigung begünstigt, bis 25. Januar aus. Nach dem Krieg ist Longwy von den Fran­zosen neu und noch stärker befestigt worden. Da­mals fielen 200 Geschütze und 4000 Mann Besatzung in deutsche Hände; diesmal wird die Beute noch größer sein. Longwy, eine Stadt von annähernd 8000 Einwohnern, ist Knotenpunkt der Oftbahn. Der von Verdun aus erfolgte Angriff auf den linken Flügel der Kronprinzen-Armee ist wohl als ein Entsatzversuch zu betrachten. Er wurde zurück- geschlagen; immerhin zeigt er. daß zwischen Verdun und Metz noch starke französische Kräfte stehen.

Berlin, 25. Aug. (G.K.G.) Seit Freitag abenddonnerten vor Namur die deutschen Ge­schütze". In 34 Tagen also ist die Festung so zusämmengefchosssn worden, daß 5 Forts samt der Stadt genommen werden konnten und der Fall der 4 übrigen bevorsteht. Welch furchtbare Wirkung muß ein Geschütz haben, mit dem solche. Leistungen zu vollbringen sind! Von diesem Geschütz sagte ein Reichstagsabg. und Berichterstatter der Budget­kommission zum Heeresetat: Die Ueberraschung. daß das deutsche Heer solche Mörser besitzt, ist im Ausland wie im Inland gleich groß, denn ihre Her­stellung und Beschaffung geschah mit völliger Geheim­haltung. so daß selbst im Reich nur wenige Kreise darüber unterrichtet waren. Als die Versuche ab­geschlossen waren und die Bestellung beginnen konnte, galt es. dies Wunderwerk deutscher Kriegstechnik ohne Aufsehen zu beschaffen. Es ging rasch an die Arbeit, eine große Anzahl von Geschützen sind bereits in der Front, andere in den Arsenalen. Vor sechs Wochen weilte ich als Mitglied der Rüstungs- kommission in einer Munitionsfabrik und konnte fest­stellen. daß jede beliebige Anzahl von Geschossen und Hülsen für diesen Mörser in kürzester Zeit her­gestellt werden kann, ganz abgesehen von den zahl­reichen Beständen. DieHamb. Nachr." schreiben: Der Generalstab hat einer Berliner Zeitung einige Photographien von den zusammengeschossenen Forts von Lüttich zur Verfügung gestellt und mit Grauen kann sich nun jeder überzeugen, daß die Meldung des Generalquartiermeisters bis aufs kleinste die Tatsachen richtig wiedergegeben hat: die Forts haben bis Besatzung einfach unter ihren Trümmern begraben. Die Betonbettungen sind vollständig zermalmt und Serniahlen. die Panzertürme liegen aus ihren Funda­menten geschleudert wie gesprungene Riesentöpfe am Boden, die Kuppeln sind geborsten und die einzelnen Platten zeigen Riffe und Sprünge. Das Geschütz, das diese Wunder der Zerstörung vollbracht hat, >st nach der gleichen Quelle ein 42em-Mörser. Das heißt also: der Durchmesser des Rohres beträgt nur 8 cm weniger als einen halben Meter. 1870 war. abgesehen von einzelnen Monstregeschützen der 21ew.Mörser das schwerste Geschütz. Das heutige beschütz würde also ein gerade doppelt so starkes Kaliber haben als sein Vorgänger, dem damals die Pariser Forts erlagen.

Berlin. 26. Aug. Aus dem Haag wird der "Bvssischen Zeitung" gemeldet: In Antwerpen macht sich bereits heftige Unzufriedenheit mit dem -»erhalten der Regierung bemerkbar, die durch ihre

doppelsinnigen Bekanntmachungen das Publikum so­lange in völliger Ungewißheit gelassen hat. Am Mittwoch nachmittag trafen in jämmerlichem Zustand die ersten flüchtigen Truppen vom Schlachtfelds ein. Die Schlacht bei Hannut und Löwen hatte drei Tage gedauert. Die Soldaten berichteten uns auf unsere Fragen: Unser Vormarsch ist dreimal abgeschlagen worden. Wir haben gekämpft wie die Löwen, aber wir konnten gegen die Uebermackt nicht an. Für jeden gefallenen Feind standen 10 neue auf. Und doch hätten wir ausgebalten, wenn unsere Leute nicht von dem grauenhaften Feuer der deutschen Maschinen­gewehre buchstäblich niedergemäht worden wären. Diese entsetzlichen Mordwerkzeuge speien alle Tod aus und mähen mit rasender Geschwindigkeit alles nieder. Da gibt es keinen Widerstand. Ferner be­klagten sich die Leute über den Mangel an Offizieren. Die Verzweiflung ist um so größer, als die Truppen sich von den Engländern und Franzosen betrogen glauben. Seit 14 Tagen, sagten sie, wurde uns beständig Hilfe versprochen und wenn es darauf ankam. standen wir allein und mußten uns totschießen lassen. Mit allem Eifer werden die Befestigungen von Antwerpen verstärkt. Inzwischen rücken die deutschen Truppen vor. Sie haben alle Verbindungen mit Antwerpen durchschnitten. Man glaubt, daß die ersten Vorpostengefechte unmittelbar bevorstehen. Deutsche Aeroplane überfliegen die Forts. Sie wurden beschossen, jedoch, soviel man sehen konnte, ohne Erfolg. Bei der Schlacht von Löwen sind, wie es scheint, die Franzosen uno Engländer zu spar ge­kommen. doch müssen auch sie am Streit teilgenommen haben, denn unter den Tausenden von Verwundeten, die nach Antwerpen gebracht werden, befinden sich auch Engländer und Franzosen. (W.T.B.)

Berlin, 26. August. (W.T.B) Der Kriegs­berichterstatter derB. Z. am Mittag" schreibt über den Kampf gegen die Franktireurs: Der Franktireurkrieg in Belgien ist die Schöpfung einer wohldurchdachien behördlichen Organisation. Ich habe selbst gesehen, wie man den Bürgermeister des von uns zerstörten Clermont einbrachte, wo die Weiber wie Bestien nachts über schlafende Verwundete herfielen und sie in nicht wiedsrzugebender Weise marterten, bis sie der Tod erlöste. Belgier haben mir erzählt, daß dieser Bürgermeister trotz des innigsten Abratens des Orlspfarrers die Bevölkerung zum Ueberfall auf die deutschen Soldaten aufgefordert und mit Waffen versehen habe. Es unterliegt keinem Zweifel, daß die Verteilung von Waffen und Munition an die Zivilbevölkerung systematisch durchgeführt worden ist. Die Wut der Bürger und die Wut gegen Deutschland wurde künstlich durch lügnerische Nach­richten aufgestachelt: die Russen seien schon über Breslau hinaus in Deutschland eingedrungen und im Anmarsch auf Berlin, die Engländer hätten den größten Teil der deutschen Flotte zerstört und landeten an der Ostseeküste, in Oberelsaß hätten die Fran­zosen unter der begeisterten Mithilfe der Elsässer einen großen Sieg errungen. Derartige behördlich verbreitete Gerüchte mußten das leicht erregbare belgische Volk aufreizen. In wenigen Tagen wähnte man mit Hilfe der Franzosen die Deutschen aus Belgien hinauszuyierfen. Um d.ie Ueberfälle zu be­endigen, gab es nur ein Mittel, nämlich mit un- nachsichtlicher Strenge einzugreifen und Beispiele aufzustellen, die durch ihren Schrecken für das ganze Land eine Warnung bilden. Die prompte Justiz und ebenso auch die der Provinz Lüttich auferlegte Kriegskontribution wirkten ausgezeichnet und ich glaube, daß. vereinzelte Fälle ausgenommen, der Franktireurkrieg zu Ende ist. In Namur wurden viele hundert Pakete Zigaretten beschlagnahmt, die zwischen dem Tabak Pulver enthielten, woran sich die Soldaten beim Rauchen die Augen verbrennen sollten. Unter den fortgeworfenen Ausrüstungsgegen­ständen sah ich einigemal Hosen und erfuhr, daß einzelne Soldaten im Tornister Zivilkleider mittragen.

um, wenn es schief geht, sich leicht in Zivilisten ver­wandeln zu können.

London, 27. Aug. Asquith gab im Unter­haus eine Meldung des Generals French bekannt über den Rückzug seiner Truppen an die Nordgrenze Belgiens. Seine Truppen hätten ohne Mißgeschick die neuen Stellungen erreicht. Mehr könne einstweilen nicht gesagt werden. Nach einer Meldung der Franks. Zeitung", werden die englischen Verluste auf 2000 Mann angegeben.

Kopenhagen. 27. August. Ueber Stockholm wird aus Paris gemeldet, daß zwilchen Generalis­simus Joffre und dem Kriegsminister tiefgehende Meinungsverschiedenheiten ausgebrochen seien. Der Kriegsminister habe in heftiger Sprache Joffre für den unnützen Vormarsch in Belgien verantwortlich gemacht. Man glaubt, daß Joffre abberufen und durch D'Amade oder Vallabreque ersetzt werden wird. Die Stimmung in Paris ist eine sehr gedrückte. Besonders tiefen Eindruck machte die Einnahme von Namur und die Schlappe der englischen Kavallerie bei Maubeuge.

Rom. 27. Aug. DieTribuna" veröffentlicht einen Bericht von soeben aus Deutschland eingetroffenen Italienern über die ersten Kriegswochen in Berlin. Der Bericht ist ganz erfüllt von Bewunderung über die patriotische Begeisterung der Bevölkerung, über die Ordnung und Präzision der Mobilmachung und Truppenbeförderung, sowie voller Anerkennung für die Behandlung, die in Deutschland den Fremden, seldst den Angehörigen feindlicher Staaten zuterl wurde.

Rom, 26. Aug. Der österreichische General- stabsches Freiherr Konrad von Hötzendorff dementiert in einem Telegramm an die österreichische Botschaft in Rom, daß Oesterreich Italien angreifen werde, um Rache für Italiens Neutralität zu nehmen. Das Gerücht sei böswillig von dritter Seite auf­gebracht worden.

Berlin, 26. Aug. WTB. DieNordd. Mg. Ztg." schreibt: Dem Auswärtigen Amt gingen seit einigen Tagen zahlreiche Anträge ans Beförderung von Briefen nach Orten des feindlichen Auslandes zu. Das Auswärtige Amt ist nicht in der Lage, einen solchen Verkehr zu vermitteln. Anträge dieser Art können daher nicht berücksichtigt werden.

Berlin, 26. Aug. WTB. Dem Großen Generalstab find^ zahlreiche Zuschriften zugegangen, deren Verfasser sich über die verspätete Zustellung von Feldpostfendungen an ihre im Felde stehenden Angehörigen oder von diesen nach der Heimat beklagen. Der Grund für diese verspätete Zustellung bestand in den einschränkenden Maßnahmen der obersten Heeresleitung, die im Interesse der Ver­schleierung unserer Absichten unbedingt geboten waren. Das siegreiche Vorgehen auf unserer'ganzen Front hat jetzt die Möglichkeit geschaffen, alle Beschrän­kungen fallen zu lassen. Die Feldpost wird von nun an mit der gleichen Regelmäßigkeit und Schnel­ligkeit arbeiten, die in früheren Feldzügen allgemeine Anerkennung gefunden hat. Der Generalquartier- meister, gez. v. Stein.

Berlin, 26. Aug. Zu dem französischen Ein­geständnis der Niederlagen sagt dieVoss. Ztg.": Die Franzosen haben die Niederlagen, die sie in den letzten Tagen erlitten haben, auf die. Dauer nicht verheimlichen können. Sie versuchen jetzt, sie minder schwer hinzustellen. Die in einer Mitteilung aus Paris vom 24. August erwähnten Ereignisse westlich der Maas sind bisher bei uns nicht bekannt geworden. Darnach sind die Franzosen westlich der Maas vorgedrungen, aber auch hier zurückgeschlagen worden. ^ Auf dem äußersten nördlichen Flügel soll die deutsche Kavallerie bereits die Gegend nördlich von Lille erreicht haben.

Berlin, 26. August. Bisher war die Einfuhr von Schlachlrindoish aus Dänemark nur auf dem Seeweg über die vorgesehenen Quarantäneanstalten gestaltet. Inzwischen ist nicht nur die zehntägige